Ozawa, Seiji

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vanrolf
Inventar

#1 erstellt: 02. Nov 2005, 01:54

Er zählt seit Jahrzehnten zu den Großbuchstaben im internationalen Klassik-Alphabet: der am 1. September 1935 in Shenyang/VR China geborene Dirigent Seiji Ozawa, der meines Wissens mongolischer Abstammung ist und in diesem Jahr seinen 70. Geburtstag feiern konnte.

Ozawas Zusammenarbeit mit zahlreichen, weltbekannten Orchestern, sein Einsatz für moderne, zeitgenössische Musik (und ebensolche Komponisten), sowie nicht zuletzt seine auf über 400 CDs erschienenen Einspielungen, die sich auf zahlreiche Labels verteilen, haben ihm eine Fülle höchster Ehrungen eingebracht.

In den 60er Jahren assistierte er einst Herbert von Karajan und Leonard Bernstein, später wurde er Musikdirektor der Toronto Symphony (1965), der San Francisco Symphony (1969) und 1973 des Boston Symphony Orchestras, eine Position, die er bis heute innehat. Eine derart lang andauernde Zusammenarbeit mit einem Orchester kann gegenwärtig weltweit nur Ozawa vorweisen. Unter ihm erschlossen sich dem BSO auch die Werke der Moderne.

Seit 2002 ist Ozawa zudem Musikdirektor der Wiener Staatsoper. Ebenfalls in diesem Jahr war er Mitbegründer des Saito Kinen Orchestras in Japan, mit dem er u.a. vielbeachtet Bruckner und Mahler aufgenommen hat (das Saito Kinen-Festival hat Ozawa 1992 ebenfalls mit-initiiert, es ist benannt nach seinem Lehrer Hideo Saito, der westliche Musik und Spieltechnik in Japan bekannt machte). In diesen Tagen wird eine neue SACD mit bekannten Werken Béla Bartóks erscheinen:

Mich interessiert Eure Meinung zum Dirigenten Seiji Ozawa und natürlich zu den von ihm dirigierten Aufnahmen. Gibt es da unverzichtbares? Wie gefällt Euch überhaupt sein Dirigat und wie würdet Ihr es beschreiben?

Ich freue mich auf Eure Beiträge!

Gruß Rolf.

Hüb'
Moderator

#2 erstellt: 02. Nov 2005, 09:07

Hallo Rolf!

Ja, Ozawa ist ein Dirigent, der in diesem Forum selten bis gar nicht thematisiert wird. Woran das liegen könnte ist eine gute Frage.
Für mich ist Ozawa ein hervorragender Dirigent impressionistischer Musik. Vor allem sein Ravel mit den Bostonern gefällt mir ausgezeichnet.
Die Ravel-Aufnahmen sind derzeit leider nur auszugsweise auf CD verfügbar. Für den LP-Sammler sind sie regelmäßig als Schnäppchen via eBay zu haben. Unbedingte Empfehlung!

Gleiches gilt für seinen Prokofieff (die Symphonien, die Romeo und Julia Ballettmusik).

Auch seine Strawinsky-Aufnahmen sind sehr gelungen. Unter anderem diese preisgünstige Kopplung der Werke für Klavier und Orchester:

Im klassisch-romantischen Repertoire scheint Ozawa - zumindest aufnahmeseitig - nicht sooo stark vertreten zu sein.
Hier lauten meine Empfehlungen auf die Tschaikowsky-Ballette sowie auf Rimsky-Korsakows Sheherazade.

Ganz besonders begeistern kann ich mich für seine Respighi-Aufnahmen:

Alle seine Bostoner-Einspielungen sind übrigens auch klangtechnisch exzellent gelungen!

Hier noch der informative Wikipedia-Eintrag:

http://de.wikipedia.org/wiki/Seiji_Ozawa

Vielleicht kann jemand zu Ozawas Mahler ein Statement abgeben?

Lieben Gruß

Frank

vanrolf
Inventar

#3 erstellt: 02. Nov 2005, 11:36

Hüb' schrieb:

Vielleicht kann jemand zu Ozawas Mahler ein Statement abgeben?

Natürlich, das habe ich völlig vergessen, weil es für mich der Anlass zu diesem thread war:

Gustav Mahler - Symphonie No.1 "Titan", BSO / Seiji Ozawa

Ich kenne nur diese Mahler-Aufnahme von Ozawa (DG). Unter dem etwa Halbdutzend Versionen des "Titanen", die mir bekannt sind, gefällt sie mir am besten. Sie ist klanglich äußerst durchsichtig, um nicht zu sagen "Kristallklar", trotzdem nicht die Spur steril, wirklich ein Genuss, und z.Zt. preiswert zu bekommen (war übrigens ein Tip eines Mit-Forianers, danke Janis!).
Meine erste Begegnung mit Ozawa war eine "Romeo und Julia"-Suite, die ich auf einer Deutsche-Grammophon-LP meiner Eltern im Jahr 1973 hörte. Ozawa dirigierte dabei das San Francisco Symphony Orchestra. Diese Aufnahme gehörte immer zu meinen all-time-favourites, der Klang wirkte damals schon so rein, daß ich dabei zeitweise an Science-Fiction-Filme denken mußte. Ob das interpretatorisch angemessen ist, möchte ich nicht beurteilen, extrem gefallen hat es mir aber schon.

Gruß Rolf

[Beitrag von vanrolf am 02. Nov 2005, 11:38 bearbeitet]

op111
Moderator

#4 erstellt: 02. Nov 2005, 11:58

Rolf und Frank haben ja schon einige der besten Ozawa-Aufnahmen aufgeführt.
Mein Ozawa-Favorit befindet sich auf dieser Doppel-CD
Leos Janacek: Sinfonietta für Orchester op. 60 mit dem Chicago Symphony Orchestra, was insbesondere die Chicagoer Blechbläser hier leisteten, verweist die schon legendäre Wiener Mackerras-Aufnahme (Decca) auf den 2. Platz.

Orchesterwerke von
Igor Strawinsky Der Feuervogel
Leos Janacek: Sinfonietta für Orchester op. 60
Bela Bartok Konzert für Orchester Sz 116
Witold Lutoslawski Konzert für Orchester

Orchestre de Paris, Chicago Symphony O. u.a.
Seiji Ozawa
EMI - Forte 2 CDs

Mit vielen der Beethoven-Brahms-Mahler-Aufnahmen Ozawas konnte ich mich bisher nicht so recht anfreunden.

Die 1. Mahler mit dem Boston Symphony O. enthält noch als Besonderheit den später (m.E. zu Recht) getilgten
2. Satz "Blumine - Andante allegretto"

Gruß
Franz

[Beitrag von op111 am 02. Nov 2005, 12:09 bearbeitet]

Hüb'
Moderator

#5 erstellt: 02. Nov 2005, 12:01

Meine Unterstützung zur Sinfonietta-Empfehlung! Die hatte ich vergessen.
Liegt wohl daran, dass meine persönliche Referenz nach wie vor Ancerl ist.

Schönen Gruß

Hüb'

op111
Moderator

#6 erstellt: 02. Nov 2005, 12:28

Noch ein Höhepunkt aus Ozawas Jugend, die erste Stereo-Aufnahme dieses Werks:

Olivier Messiaen
Turangalila Symphony

Toronto Symphony Orchestra
Seiji Ozawa
RCA