Gergiev, Valéry: russischer Pultstar

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BirgitS
Ist häufiger hier

#1 erstellt: 16. Okt 2005, 10:15

Hallo liebe Klassik-Freunde,

durch Jeremias kam ich wieder auf den russischen Dirigenten Valéry Gergiev. (Danke für die Beurteilung der Berlioz-CD, sie ist für den nächsten Einkauf notiert.)

Geboren am 2. Mai 1953 in Moskau begann er zunächst mit dem Klavierspiel, wechselte aber bald zur Orchesterleitung und gewann 1975 den dortigen Dirigenten-Wettbewerb. Von da ab ging es steil bergauf mit seiner Karriere: Leitung des Armenischen Staatsorchesters, dann Chefdirigent der Kirov Oper (später umbenannt in Mariinsky Theater), kurz darauf Gastdirigent des London Symphony Orchestra usw. Es folgten Auftritte in den USA, London, Finnland, Deutschland etc. Ab Januar 2007 wird Gergiev neuer Chefdirigent des London Symphony Orchestra.
Ein sehr aktiver und umtriebiger Dirigent, der sich vor allem mit seinen vitalen Interpretationen des russischen und spätromantischen Opern- und Konzertrepertoires einen Namen machte. Soweit ein paar Auszüge aus seinem beeindruckenden Werdegang.

Mit Begeisterung habe ich ihn vor einigen Wochen im TV u.a. Rachmaninovs „Toteninsel“ dirigieren sehen. Ein echtes Erlebnis, selten habe ich einen so charismatischen und sich am Pult verausgabenden Dirigenten gesehen, der im Interview außerdem noch so sympathisch wirkt.

Auf CD finden sich in meiner Sammlung:

Erstens ein Überblick über sein Schaffen, eine CD mit verschiedenen russischen Stücken, „White Nights“, benannt nach dem gleichnamigen St. Petersburger Festival, das er mit aus der Taufe hob: (Die CD ist aber nur zum groben Kennen lernen gut, weil sie eben Stückwerk enthält.)

Dann die Repin-Aufnahme u.a. des Tchaikovsky-Violinkonzertes, die mir viel besser gefällt als die mit dem London SO unter Krivine:

Und seit kurzem der „Feuervogel“, den ich in dieser kraftstrotzenden Interpretation einfach umwerfend finde:

Wie ist Eure Einstellung zu diesem Dirigenten? Welche Aufnahmen könnt Ihr empfehlen?

Viele Grüße, Birgit

Castello_Vecchio
Neuling

#2 erstellt: 17. Okt 2005, 01:53

Hallo Birgit,

Gergiev "begleitet" Lang Lang bei dessen Interpretation des 2. Klavierkonzerts von Rachmaninoff, und die kommt ja ganz gut weg. Jedenfalls hat Gergiev vielleicht dafür gesorgt, dass diese Interpretation "russisch" geblieben ist.

Castello

BirgitS
Ist häufiger hier

#3 erstellt: 17. Okt 2005, 11:41

Castello_Vecchio schrieb:

Gergiev "begleitet" Lang Lang bei dessen Interpretation des 2. Klavierkonzerts von Rachmaninoff, und die kommt ja ganz gut weg. Jedenfalls hat Gergiev vielleicht dafür gesorgt, dass diese Interpretation "russisch" geblieben ist.

Hallo,

ja, ich kenne die Aufnahme. Wenn statt Lang Lang ein anderer Pianist gespielt hätte, wäre wohl etwas draus geworden.

Weil ich aber das 2. Klavierkonzert gut kenne und auch sehr liebe, ziehe ich hier andere Aufnahmen deutlich vor (S. Richter, Zimerman, Weissenberg, Kapell, Cliburn, Rachmaninov – ungefähr in der Reihenfolge).

Viele Grüße, Birgit

antiphysis
Stammgast

#4 erstellt: 27. Okt 2005, 22:01

Mit Gergiev gibt es bei jpc für 6,99 eine DVD mit Strawinskys Feuervogel in atemberaubender Interpretation. Selten habe ich die Wiener Philharmoniker in einem solchen Furor erlebt.

Grüße

BirgitS
Ist häufiger hier

#5 erstellt: 29. Okt 2005, 17:54

antiphysis schrieb:

Mit Gergiev gibt es bei jpc für 6,99 eine DVD mit Strawinskys Feuervogel in atemberaubender Interpretation. Selten habe ich die Wiener Philharmoniker in einem solchen Furor erlebt.

Hallo antiphysis, hallo zusammen,

vielen Dank für den Hinweis. Ich habe die DVD heute gekauft und angeschaut – sie ist in der Tat sehr sehens- und hörenswert!

Eine tolle „Klassische“ voller Leichtigkeit und Lebendigkeit, ein für mich gewöhnungsbedürftiges, aber interessantes Schnittke-Konzert und ein schöner „Feuervogel“ (der mir mit dem Kirov-Orchester aber deutlich besser gefällt). Ingesamt - für mich persönlich auch wegen des anschließenden interessanten Interviews - wirklich klasse.

Gruß, Birgit

Tantris
Hat sich gelöscht

#6 erstellt: 31. Okt 2005, 19:07

Hallo,

um noch einmal Gergievs Schaffen als Operndirigent zu würdigen, eine sehr typische und sehr empfehlenswerte Aufnahme:

Eine in jeder Beziehung bemerkenswerte Aufnahme, die allerdings nicht traditionell rüberkommt wie viele aus der Sowietzeit. Gergievs Dirigat balanciert die Extreme dieses Werkes sehr gut aus und reißt wirklich mit. Interessant auch die Tatsache, daß mit Andrej Tarkovsky ein Filmregisseur (bekannt durch "Solaris") die Regie führte.

Gruß, T.

pt_concours
Stammgast

#7 erstellt: 20. Okt 2008, 22:03

Hallo,

Im aktuellen "ZEIT-Dossier" findet sich in einem Artikel über den Kaukasus-Krieg des Autors Jonathan Littell folgender Abschnitt:

"...Der Clou dieser Magical Mystery Tour ist das klassische Konzert mit dem Orchester des Mariinsky-Theaters aus Sankt-Petersburg unter Valery Gergiev vor den Ruinen des örtlichen Parlaments. Seit Jahren hatten die Georgier versucht, Gergiev, einen Nordosseten und dicken Freund Putins, für ein Versöhnungskonzert einzuladen. In Tschinwali leitet er, umgeben von einer Kinderschar, sein vom russischen Fernsehen live übertragenes Konzert mit einer Ansprache auf russisch und englisch ein. Er spricht über den 'Genozid', der von den Georgiern verübt worden sei und vergleicht sie mit den Attentätern des 11. September. Und obwohl selbst die ossetische Stellen nur noch von 133 Ziviltoten sprach, hält er sich lieber an die anfängliche Version mit den 2000 Toten."
Später wird auch noch das programm genannt: TSCHAIKOWSKYs 5. - zweiter Satz und ein Ausschnitt aus SCHOSTAKOWITSCHs 7.

Zitat aus _"http://www.perlentaucher.de/magazinrundschau/2008-10-07.html"_, auch abgedruckt in Le Monde, der gesamte Text erscheint demnächst als Buch ("Georgisches Reisetagebuch")

Werten will ich dass jetzt eigentlich gar nicht, auch ist da mein Wissen über dieses Thema zu gering, aber so etwas gehört wohl auch zur Person Gergiev....

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