Kalottenlautsprecher zentrieren

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ehemals_Mwf
Inventar
#1 erstellt: 29. Jan 2022, 18:39
Der ringförmige Luftspalt bei Kalottenlautsprechern hat typisch eine Weite von nur 0.6 - 0.7 mm.
Darin müssen 1 - 2 Lagen Spulendraht plus Träger so plaziert werden, dass rundum innen und außen noch ca. 0.1 mm Freiraum zur störgeräuschfreien Bewegung frei bleiben.
Meist sind es Unfälle (harter Stoss /Fall oder Lösen der falschen Schrauben beim Ausbau ...) welche eine unsaubere Wiedergabe zur Folge haben
(berüchtigter Test: hart gespielte Klaviertöne ).

Eine Selbst-Zentrierung war bei älteren Kalottenlautsprechern (vor Mitte der 80er) noch nicht gegeben, die dafür notwendige Fertigungspräzision gab es noch nicht bzw. war zu teuer.
Auch neuere Systeme mit Zentrierhilfen haben manchmal noch etwas Spiel zum Nach-Zentrieren.

Daher hier eine Anleitung zum Zentrieren von klassischen Kalottenlautsprechern, Schritt für Schritt .


1. Vorbereitungen:
-- Werkzeug:
Hand-Schraubendreher, Verstärker (linear eingestellt), Sinuston ab Generator oder On line-Quelle,
ggfs. Multimeter für Spannungs- (V-AC) und Widerstands-Messung (R-DC)

-- Ist die Schwingspule + Träger (Alu, Kapton oder Hartpapier) unbeschädigt und perfekt rund ?
(falls nicht, ist das gesamte Vorhaben wahrscheinlich zum Scheitern verurteilt )

-- Ist der Luftspalt perfekt rund ? -- von oben begucken, Stecknadel o.ä. im Spalt einmal rum fahren, es sollte keine Engstellen geben (wenn doch, wirds schwierig)

-- Ferrofluid im Luftspalt war damals noch nicht üblich, falls doch:
https://speakerrepai...d-in-hochtoener/c-36
https://www.neef.de/lautsprecherreparatur-hochtoener/

2. Magnetsystem und Schwingteil (= Kalotte mit Spule in einer Montageplatte) frei auf einer Montagefläche plazieren,
ggfs. Unterlage z.B. aus Filz

3. Luftspalt sauber ausblasen (ggfs. Druckluft)

4. Kontaktflächen säubern, Dichtringe auf Unebenheiten prüfen, ggfs. auf Montageplatte festkleben;
falls vorgesehen /vorhanden Schaumstoff- oder Filzstückchen auf den Polkern kleben

5. Schwingteil aufsetzen, in Luftspalt einsenken

6. alle Befestigungsschrauben lose einsetzen, nur 1 davon minimal handfest anziehen

7. elektrische Verbindung zum Verstärker herstellen, keine Frequenzweiche zwischengeschaltet,
zuerst vorsichtshalber einen Tieftöner anschließen zum Justieren von Pegel und Frequenz sowie einer weitgehend sauberen Wiedergabe (Referenz)

8. Pegel zunächst nicht zu hoch wählen
1 - 2 V~ für Hochtöner, 2 - 3 V~ für Mitteltöner, bei hochohmigen Systemen (6 - 8 Ohm) etwas mehr

9. Sinuston knapp unter der erwarteten Resonanzfrequenz des Kalottensystems, z.B.:
300 - 400 Hz für 50 - 70 mm-Kalotten,
500 - 700 Hz für 37 mm,
600 - 900 Hz für 30 mm,
800 Hz - 1kHz für 25 mm,
1 - 1.5 kHz für 19 mm,
1.5 - 2 kHz für 16 mm und kleiner

10. der wiedergegebene Ton wird zunächst unsauber surren,
jetzt das Störgeräusch durch leichtes Drehen der Montageplatte (innerhalb des Spiels der Montage-Bohrungen) versuchen zu minimieren,

11. wenn nicht oder wenig Erfolg:
vorsichtig die 1 schon vor-angezogene Schraube lösen sodass die Platte in alle Richtungen verschiebbbar wird.
In irgendeiner Position muss das Surren geringer werden, der Ton sauberer.
Diesen Zustand durch erneutes Anziehen einer der Schrauben versuchen zu fixieren

12. bei weiterer Erfolglosigkeit:
die Montageplatte nochmal komplett lösen und um 90 bzw. 120° (3-Loch-Befestigung) gedreht aufsetzen, wieder nur 1 Schraube minimal anziehen und Prozedur wiederholen

13. Schritt für Schritt nun nacheinander eine zweite und zuletzt alle Schrauben anziehen, dabei immer durch leichtes Drehen der Platte versuchen den Ton sauber zu halten bzw. zu verbessern, ggfs. Schrauben wieder lösen und Vorgang wiederholen

14. erst zum Schluss alle Schrauben richtig fest anziehen,

15. zur Kontrolle Sinuston in der Frequenz verändern, auch andere Töne müssen Nebengeräusch-arm wiedergegeben werden.,
Tiefe Töne werden zunehmend leiser, Töne oberhalb der Resonanzfrequenz jedoch sehr viel lauter wiedergegeben,
wg. Belastung der Ohren (Nahfeld !) hier nur kurz testen , insbesondere wenn der Pegel testweise noch etwas erhöht wird.


------------------------
Bitte um Korrekturen oder Ergänzungen,

Michael


[Beitrag von ehemals_Mwf am 02. Feb 2022, 01:10 bearbeitet]
not0815
Inventar
#2 erstellt: 11. Aug 2022, 23:09
Ergänzend sei darauf hingewiesen. dass auch der Impedanzverlauf bei der Zentrierung sehr aufschlussreich ist, Details siehe hier
ehemals_Mwf
Inventar
#3 erstellt: 21. Aug 2022, 14:34

not0815 (Beitrag #2) schrieb:
... siehe hier

Danke für deinen link zu ergänzenden Infos.

Sie zeigen wie präzise und erhellend genaue Messungen der Impedanz von LS sind.
Indem der LS selbst als Messaufnehmer genutzt wird, gibt er Infos über sein Innerstes preis.

------------------------
Zum Zustand von HTs mit Ferrofluid-Füllung wäre eine eigene Messserie interessant ...
Compu-Doc
Inventar
#4 erstellt: 30. Okt 2022, 10:36
Klasse thread, über den ich erst heue morgen ge...stolpert bin.

Hier habe ich zwar aktuell keine neuzujustierende HT-Kalotten, aber das ja manchmal schneller als man denkt.
luciano63
Neuling
#5 erstellt: 06. Nov 2022, 10:12
test
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