Wega 3300-3 ein Kanal sehr leise

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mmaassen1507
Neuling
#1 erstellt: 17. Feb 2021, 18:58
Hallo Zusammen,
An meiner Wega 3300 (ich glaube -3) mit Dual 1218 ist der rechte Kanal nur noch sehr leise zu hören.
Ich habe die Ausgänge getauscht und den Vorverstärker am Eingang der Endstufe kurzgeschlossen, ohne Erfolg. Der Fehler müsste in der Endstufe liegen. Ich habe mir einen Schaltplan herunterladen können, aber mit einer älteren Revision. Meine Anlage hat einen zusätzlichen Transistor auf dem Kühlelement, wohl zur Temperaturkompensation? Außerdem ist meine Eingangsspannung nicht 50V, sondern etwa 58V.
Am Transistor T3/T4 liegt auch eine zwar r/l gleiche, aber um 10V höhere Spannung an Basis und Emitter.
An den Transistoren konnte ich keine Unterschiede >3.5% herausmessen, außer am Hauptpfad T15/T16 mit 7.3% r/l.
Gibt es einen Standardfehler oder weiß jemand Rat?
Oder hat jemand einen Schaltplan der neueren Revision?
Es handelt sich um ein Schmuckstück, seit 51 Jahren in Familienbesitz
Lg, MeinhardWega 3300
oldiefan1
Inventar
#2 erstellt: 17. Feb 2021, 19:44
Hallo Meinhard,

Service Manual (für die erste Serie, noch ohne Ruhestromtransistor auf dem Kühlkörper)
https://freeservicem...anual/Wega/3300HIFI/

Für Deine Version 3300-3 (1973) könnte das Service Manual vom Wega Studio 3214 ungefähr passen (nur Endstufe!):
http://www.hifi-archiv.info/Wega/3214s/
Die Ruhestromeinstellung und Stabilisierung erfolgt bei über den zusätzlichen Transistor T9 (T10) auf dem Kühlkörper statt über Doppeldioden D1-D2.

- Ist der rechte Kanal bei allen Programmquellen leiser oder nur bei Phono oder nur bei UKW stereo oder nur bei TB?
- 10% höhere Spannung ist heute normal, da auch die Netzspannung von 220V auf 240V hochgegangen ist.

"Der Fehler müsste in der Endstufe liegen"...Das ist nach Deiner Beschreibung aber noch nicht sicher.

Gruß
Reinhard


[Beitrag von oldiefan1 am 17. Feb 2021, 20:21 bearbeitet]
mmaassen1507
Neuling
#3 erstellt: 17. Feb 2021, 20:34
Hallo Reinhard,
Vielen Dank für die schnelle Antwort!
Ich glaube, die Endstufe entspricht eher meinem Verstärker, ich werde das morgen prüfen.
Der Kanal ist unabhängig vom Eingangssignal leise.
Ich habe das Eingangssignal von der Reglerplatine an der Endstufe kurzgeschlossen.
Damit sollte der Vorverstärker, die Eingänge etc. ausgeschlossen sein?
Lg, Meinhard
oldiefan1
Inventar
#4 erstellt: 18. Feb 2021, 04:02
Wenn Du das Eingangssignal von der Vorstufe am Endstufeneingang kurzgeschlossen hast, hast Du doch gar kein Signal am Endstufeneingang und so folglich auch nicht am Endstufenausgang. Wenn Du ohne Eingangssignal am Endstufeneingang nichts am Endstufenausgang herausbekommst, kannst Du doch daraus nicht schliessen, dass die Endstufe defekt sein muss.

Auch kannst Du daraus nicht ableiten, dass die Vorstufe in Ordnung ist, denn bei Deinem Vorgehen hörst oder misst Du ja gar nichts.
Verstehe Deine Schlussfolgerung/Logik nicht, wie Du so die Endstufe als defekt (bzw. die Vorstufe als in Ordnung) identifizieren willst.

Im Gegenteil...
Du müsstest das Signal direkt am rechten und dann zum Vergleich am linken Endstufeneingang einspeisen (nicht den Eingang der Endstufe kurzschliessen). Erst wenn Du dann kein/oder zu schwaches Signal am rechten Endstufenausgang hast, aber am linken in der Vergleichsmessung ein normal lautes, kannst Du daraus schliessen, dass die rechte Endstufe defekt ist.

Wie/wo hast Du die Ausgänge "getauscht"?
Die Vorstufenausgänge an den Endstufeneingängen vertauscht oder die Lautsprecher an den Endstufenausgängen vertauscht?

Wenn Du die Vorstufenausgänge an den Endstufeneingängen vertauscht hast und der Fehler ist danach auf der rechten Seite geblieben (wo er vorher auch war), ja, dann kannst Du schliessen, dass der Defekt in der rechten Endstufe ist. Wenn er nach dem Vertauschen aber nach links gewandert ist, ist der Defekt in der Vorstufe.

Was hast Du wie gemacht?

Gruß
Reinhard


[Beitrag von oldiefan1 am 18. Feb 2021, 04:29 bearbeitet]
mmaassen1507
Neuling
#5 erstellt: 18. Feb 2021, 11:12
Hallo Reinhard,
Tut mir leid, wenn ich mich unklar ausgedrückt habe.

Das Eingangssignal kommt ja vom Lautstärkeregler mit einem gelben und einem roten Draht an der Endstufe am Widerstand R133/233 an.
Die Eingänge habe ich mit einer Drahtbrücke verbunden, sodass beide Endstufen das gleiche, gemischte Signal bekommen.
Der rechte Kanal bleibt aber trotzdem leise.
Somit kann man wohl den Lautstärkeregler oder den Balanceregler und den Vorverstärker ausschließen?

Dann habe ich die Ausgänge rechts und links hinter R132/232 vertauscht und der Fehler wanderte von rechts nach links.
Damit müsste der Lautsprecherstecker, das Kabel und der Lautsprecher ausgeschlossen sein?

Der Fehler müsste deshalb zwischen R133 (Eingang Endverstärker) und R132 (Ausgang) liegen, so wie ich das sehe.

Die Spannungen auf der Endverstärker Platine habe ich alle geprüft und rechts/links verglichen, ohne Auffälligkeiten, wie oben beschrieben.
Könnte ein Kondensator oder eine Diode die Ursache sein und wie könnte ich das überprüfen?

Lg, Meinhard
mmaassen1507
Neuling
#6 erstellt: 18. Feb 2021, 17:39
Vielen Dank!

Ich habe den Schaltplan überprüft.
Der Schaltplan der Endstufe der Wega 3214 s entspricht genau dem meiner Wega 3300-3.
Die Revisionsnummern sind allerdings etwas unterschiedlich.
Wega 3300: 05 02 C 52a-58
Wega 3214s: 05 50 C 81-89
Die Sollwerte der Spannungen und die Lage der Bauteile ist aber exakt gleich.
Das hilft sehr!

Da alle Spannungen ok sind würde ich die Elkos tauschen?
Die vorhandenen haben 3x 2000 µF/50 und 1x 5500 µF/60 und sind 7-8cm hoch mit 3-4cm Durchmesser.
Neue scheinen viel kleiner zu sein bei gleicher Leistung?

Woher bekomme ich am besten HiFi taugliche, gute Qualität und worauf muss ich beim bestellen achten?
Lieber etwas höhere Werte oder vorhandene genau ersetzen?

Danke für die Hilfe
oldiefan1
Inventar
#7 erstellt: 18. Feb 2021, 20:09
Hallo Meinhard,

Danke für die nun bessere Beschreibung dessen, was Du gemacht hast und wie Du daraus geschlossen hast, dass die rechte Endstufe defekt ist. Es ist immer wichtig, sich exakt auszudrücken und genau mitzuteilen was/wie gemessen ooder gemacht wurde.

Du hast die beiden Endstufeneingänge also nicht kurzgeschlossen. Einen "Eingang kurzschliessen" meint, dass man den "heissen (signalführenden) Leiter" mit Masse verbindet. Du hast die beiden Eingänge also nicht kurzgeschlossen, Du hast die beiden Endstufeneingänge miteinander verbunden.

Soweit ist das jetzt nachvollziehbar, dass die rechte Endstufe einen Defekt haben sollte.

Dass Du aber jetzt die grossen Elkos tauschen willst, zeigt, dass Du jetzt total hilflos und planlos agierst. Lass das sein und finde stattdessen durch logisches Überlegen und konsequentes Messen den Fehler. DAFÜR hast Du doch den Schaltplan! Wofür denn sonst?

Der grosse 5500µF Ladeelko ist zur Glättung der Versorgungsspannung beider Endstufen. Den kannst Du von vornherein ausschliessen, da er auch für den linken Kanal zuständig ist - der linke Kanal funktioniert ja einwandfrei, ohne Brummen. Also ist der 5500 µF Ladeelko in Ordnung. Überhaupt sind Elkos umso weniger von Alterung und Ausfall betroffen, je grösser ihr Volumen und ihre Oberfläche ist, weil sie bei grosser Oberfläche die Wärme besser abgeben können. Deshalb ist es auch weniger wahrscheinlich, dass der grosse Ausgangs-Koppelelko (2000 µF) den Defekt verursacht, als kleine Elkos. Wenn man also Elkos ersetzt, sollte man zunächst an die kleinen denken, in diesem Fall am ehesten an C111, den 10 µF/50V Koppelelko direkt am Eingang der rechten Endstufe - besonders, wenn es ein Tantalkondensator ist, der gerne einen Feinschluss entwickelt.

Endstufe

Endstufen Leiterplatte


Bei stromlosem Gerät miss bitte den Widerstandswert der grossen Widerstände
R129 und R130 sowie
R127 und R128 und
R136 und R137.

Du schreibst "alle Spannungen gemessen und alle sind in Ordnung".
Diese Angabe reicht mir so nicht, weil es zu oft vorkommt, dass gerade die entscheidenden Spannungen nicht gemessen wurden. Bitte genauer: Welche Spannungen hast Du wo an der rechten Endstufe gemessen and welche Werte hast Du gemessen? Am besten schreibst Du beim abgebildeten Schaltplan Deine Messwerte neben die im Plan angegebenen Spannungen.

Soweit im ersten Schritt.
Berichte erstmal bis hier, dann sehen wir weiter.

Gruß
Reinhard


[Beitrag von oldiefan1 am 18. Feb 2021, 20:30 bearbeitet]
mmaassen1507
Neuling
#8 erstellt: 18. Feb 2021, 20:59
Hallo Reinhard,
du hast recht, ich weiß nicht richtig weiter!

ich gehe gleich morgen ans Werk.

Anbei die Spannungswerte an den Transistoren, die ich gemessen habe:

Spannungen
oldiefan1
Inventar
#9 erstellt: 18. Feb 2021, 22:05
Hallo Meinhard,

Deine Spannungsmessungen sind sehr vorbildlich gemacht.

Tatsächlich sprechen die von Dir gemessenen Spannungen gegen einen Halbleiterdefekt und gegen defekte Widerstände.

Mir ist allerdings aufgefallen, dass die Messwerte der Versorgungsspannung des rechten Endstufenkanals nicht konsistent waren. Da diese Spannung (nach Schaltplan: +57 V) bei beiden Endstufen an derselben Versorgungsleitung liegen, müssen sie zwangsläufig sowohl beim linken wie auch beim rechten Kanal gleich messen. Und sie können auch nicht an T15 und T19 voneinander abweichen! Nach Einschalten wird es eine gewisse Zeit brauchen, bis die Spannung konstant ist, nicht mehr driftet.

Die Versorgungsspannung des rechten Kanals misst aber nicht stabil. Einmal +58,1V (T15), ein anderes mal +57,40V (T19), dann wieder +57,60V (T16) und 57,30V (T20). Die Messwertschwankung im Bereich 57,6 / 57,3 V könnte im Rahmen sein. Aber der einmal gemessene Wert von 58,1 V im rechten Kanal ist eine auffällige Abweichung, der Du nachgehen solltest. Messung am besten wiederholen. Wenn Instabilität der Spannung bestätigt, wären die Lötstellen/Anschlüsse der Kollektoren und Emitter von T15, T19, T17 und T21 sehr genau auf Haarrisse in den Lötstellen, Leiterbahnen oder andere Kontaktprobleme zu überprüfen.

Als nächstes den Lautsprecher-Umschalter auf Kontaktprobleme im Signalweg vom Endstufenausgang ("-"-Pol von C116 bis zur Lautsprecherbuchse des rechten Kanals) überprüfen. Ausserdem die Durchgängigkeit der Masseverbindung des "kalten" Pols an der LS-Buchse überprüfen.

Da beide Lautsprecher-Buchsen des rechten und linken Kanals umgeschaltet werden können, kann bei falscher Stellung des Lautsprecher-Umschalters bzw. bei der Benutzung der falschen Lautsprecherbuchse der betreffende Lautsprecher ohne Signal bleiben. Dann hast Du genau das beobachtete Symptom, dass ein Kanal still ist, obwohl ein Lautsprecher angeschlossen ist. Also auf korrekte Schalterstellung und Anschluss an die richtige Ausgangsbuchse achten. Alternativ beide Kanäle mit Kopfhörer an der Kopfhörerbuchse abhören, dann ist der Lautsprecherschalter nicht im Signalweg.

Lötseite der rechten Endstufe mit Lupe auf defekte Lötstellen und Haarrisse überprüfen.

Sind diese Dinge überprüft, kann an die Erneuerung von Elkos in der rechten Endstufe gedacht werden.
Polaritätsrichtig ersetzen:
C111 (10µF/50V)
C110 (47 µF/50V)
C114 (22µF/50V)
C113 (220µV/35V)
C116 (2200µF/63V oder 2200µF/50V)

Neue Elkos sind in den Aussenabmessungen etwas kleiner, das ist der technische Fortschritt. Spannungswerte kann/sollte man etwas grösser wählen (niemals kleiner). Die Kapazitäten sollten den originalen entsprechen. Ausnahmen: 2000 µF gibt es nicht mehr, dafür nimmt man heute 2200µF. 250µF gibt es auch nicht mehr, dafür nimmt man 220µF. Die heute verfügbaren, hier zu verwendenden Werte habe ich aufgelistet.

Gruß
Reinhard


[Beitrag von oldiefan1 am 18. Feb 2021, 22:26 bearbeitet]
mmaassen1507
Neuling
#10 erstellt: 19. Feb 2021, 19:45
Hallo Reinhard,
Vielen Dank für all deine Hilfe!

Die Spannungen waren zu verschiedenen Zeiten gemessen worden.
Ich habe die Einspeisung noch einmal an verschiedenen Stellen mit einheitlich 57,9V gemessen.
Außerdem habe ich die großen Widerstände gemessen.
Die 100 und 56 Ohm sind Spot on, die vier 0,15 Ohm Widerstände messe ich einheitlich mit 0,30 Ohm?
Vielleicht liegt das an der Revision oder an meinem Messgerät, sind aber alle genau gleich.

Den Lautsprecher Wahlschalter habe ich nicht. Mein LS Signal geht von C116 zur Kopfhörerbuchse an einen Schalter, der die LS beim einstecken des Kopfhörers ausschaltet und zurück an die LS Buchse. Habe alles geprüft, Durchgang und Zustand.

Dann habe ich noch einmal die Eingänge überbrückt, alles vergebens.
Außerdem ist mir mein C101 suspekt, auch wenn er nichts mit dem Kanal zu tun haben kann.
Ich füge mal ein Foto bei. C101

Wenn ich die Kondensatoren bestelle, gibt es Qualitätsunterschiede?
Vielleicht eine gute Marke, den Mercedes der Kondensatoren?
Ich würde dann alle tauschen wollen 5r und 5l, damit die Endstufen gleich bleiben.
Ist das eine gute Idee?

Noch eine kleine Episode. Am Gehäuse klebt ein Sticker Wega 3300-1, aber die Endstufe ist definitiv nicht gemäß dem alten Schaltplan. Eventuell wurde sie in grauer Vorzeit mal erneuert, aber meine Eltern erinnern sich nicht oder wissen es auch nicht.

Lg, Meinhard
oldiefan1
Inventar
#11 erstellt: 19. Feb 2021, 22:44
Hallo Meinhard,

C101 suspekt? Nein mehr als das! In DEM Zustand ist er total hinüber. Aus dem Überdruckventil ist ja schon ne Menge Elektrolyt geqollen und als pulverige Masse festgetrocknet. Klar muss der dann ersetzt werden!

Nimm als Ersatz 6800 µF/63V oder 10000 µF/63V.
10000µF ist der Maximalwert, den Du verwenden darfst, 63V die Minimalspannungsfestigkeit.

Es gibt hier keine wesentlichen qualitativen Unterschiede bei guten Marken von vertrauenswürdigen Lieferanten (Vorsicht bei Taiwan, China, Hong Kong), allenfalls Abzocker, die das glauben machen wollen und mehr als 20 € verlangen für einen Kondensator mit golden aussehender Beschriftung, der eigentlich nur weniger als 10 € kosten darf und nicht besser ist als der für 5 €. Nur keine alte Lagerware (NOS) kaufen! Viel wichtiger hier ist die Einbaufähigkeit, da der grosse Pinabstand (Rastermass) des Originalkondensators heute nicht mehr erhältlich ist. Deshalb nimmst Du am besten einen mit radialen (nicht axialen) Drahtanschlüssen (aber nicht 10mm Rastermass snap-in, auch kein Schraubanschluss oder mit Lötfahnen), da nur Drahtanschluss diesbezüglich unkritisch ist. Die sind aber mit den hier erforderlichen Werten schwer aufzutreiben. Bei allen anderen Bauformen ist eine Änderung an der Leiterplatte nötig.

Ich habe nur bei kt-electronic einen passenden mit Drahtanschluss gefunden: ebay Angebots-Nr.: 372854128302
Dort auswählen: 63V und 10000µF


Bei allen anderen Elkos empfehle ich Panasonic (Liste mit Reichelt Bestellnummern ergänzt). Damit habe ich nie Probleme gehabt (Markenware).

C111 (10µF/50V) Reichelt: RAD FC 10/50
C110 (47 µF/50V) Reichelt: RAD FC 47/50
C114 (22µF/50V) Reichelt: RAD FC 22/50
C113 (220µV/35V) Reichelt: RAD FC 220/35
C116 (2200µF/63V) Reichelt: M-A 2,2M 63

Die Tantalkondensatoren werden so durch Al-Elektrolytkondensatoren mit ausreichend niedrigem ESR für NF ersetzt. Das ist so gewollt (Betriebssicherheit) und im NF-Verstärker voll in Ordnung (nur für HF-Schaltungsbereiche wäre es aber nicht in Ordnung. Bei HF sollte ein Tantal wieder durch Tantal ersetzt werden.

0,3 Ohm gemessen für die Emitterwiderstände ist in Ordnung. Der Fehler von 0,15 Ohm kommt durch Kontakt-Übergangswiderstand der Prüfspitzen und Nullpunktabweichung des Messgeräts.

Grundsätzlich ist es keine gute Idee, wenn Du als weniger Erfahrener in einem Zug alle Elektrolytkondensatoren im Verstärkerteil tauschen willst. Das Radioteil solltest Du gar nicht anrühren. So eine Tausch-Orgie führt bei nicht-Profis gerne zu weiteren Fehlern, die Du dann praktisch schwer/nicht mehr lokalisieren und beheben kannst, weil Du praktisch "überall" dran warst. Ansonsten ist Erneuerung der Al-Elektrolytkondensatoren und Tantalkondensatoren bei diesem über 50 Jahre alten Gerät durchaus sinnvoll.

Geh so vor:
Erst muss der Fehler im rechten Kanal vollständig behoben sein, bevor Du irgendetwas in einem anderen Bereich des Geräts machst.
Erst danach kannst Du auch die Elkos und Tantalkondensatoren im anderen Kanal ersetzen, aber nur nacheinander mit zwischenzeitlicher Erfolgskontrolle. Wenn Du einen Fehler machst, kannst Du ihn dann noch lokalisieren. Tauschst Duaber alles in einem Zug und nichts geht hinterher mehr, kannst Du den schönen Wega vermutlich auf den Müll kippen! Per Ferndiagnose ist Dir jedenfalls dann nicht mehr zu helfen.

Mit Sicherheit wurde die Endstufe früher ausgetauscht. Zischen dem 3300-1 und dem 3300-3 liegen mehrere Jahre. Die Urversion 3300 hatte noch keinen Kopfhörerausgang, der kam offenbar mit dem 3300-1. Gut, dass Du schon festgestellt hast, dass über den KH-Buchsenkontakt Verbindung zur Lautsprecherbuchse des rechten Kanals besteht. Dieser Kontakt in der KH-Buchse könnte nämlich auch den rechten Kanal verstummen lassen, wenn er nicht mehr zuverlässig schliesst.

Ok, nach allem hast Du nun Grund zum Erneuern der Elkos in der rechten Endstufe - das wolltest Du ja von Beginn an. Trotzdem war es gut und richtig, erst alle anderen naheliegenden Möglichkeiten auszuschliessen.

Gruß
Reinhard


[Beitrag von oldiefan1 am 19. Feb 2021, 23:22 bearbeitet]
mmaassen1507
Neuling
#12 erstellt: 20. Feb 2021, 15:09
Hallo Reinhard,
Ohne deine Informationen und Hilfe wäre ich nicht so weit gekommen.
Ich bin Maschinenbau Ingenieur und habe vor vielen Jahren als Autoelektriker gearbeitet.
Ich kann so einiges reparieren, aber ich glaube hier bin ich am Ende meiner Möglichkeiten!
Zum üben ist der Würfel zu schade

Ich wohne im Raum Köln und werde versuchen, hier in der Gegend jemanden zu finden, der mir gegen eine angemessene Bezahlung die Platine repariert.
Vielleicht hast du ja Interesse oder weißt jemanden?
Wird wahrscheinlich nicht einfach, heutzutage wird ja nur noch ausgetauscht.

Die Bauteile könnte ich ja schon einmal bestellen?
Ich möchte die Anlage gerne behalten, sie sieht wunderschön aus und klingt auch gut, wenn es denn klingt.
Außerdem haben wir früher damit immer Mittwochs vom Telefon zum Mikrofon gehört.

Du schreibst immer sehr spät Abends, habe schon überlegt, ob du wohl nachts arbeitest ?
Viele Grüße und tausend Dank erstmal,

Ich halte dich in jedem Fall auf dem Laufenden,
Meinhard
oldiefan1
Inventar
#13 erstellt: 20. Feb 2021, 19:04
Hallo Meinhard,

ich habe Dir eine Email geschickt.

Gruß
Reinhard
oldiefan1
Inventar
#14 erstellt: 21. Mrz 2021, 04:15
Was war das Wehwehchen?

Die Eingangskoppelelkos C111 (und auch C211 im linken Kanal) waren defekt, knochentrocken. Statt Kapazität von 10 µF nur noch 1 nF und der andere nur 4nF.

Verbaut waren an dieser Stelle Elkos von WIMA, offenbar weil sie damals besonders gut waren. Die Gummidichtungen in den Alubechern waren über 5 Jahrzehnte undicht geworden, Elektrolyt war ausgetreten und festgetrocknet, was man aber erst nach dem Ausbau dieser beiden an deren Unterseite und auf der Platine als gelbbraune Krümel sehen konnte.

Defekte Koppelelkos  WEGA 3300 Endstufen

Jetzt spielt die Wega (HiFi Bar) wieder in altem Glanz kraftvoll und bei beiden Kanälen gleichlaut auf!

Einer DER Designklassiker (Verner Panton) von 1971, ist selten, besonders in auch noch äusserlich kratzerfreiem Zustand, wie bei diesem von Meinhard.


Gruß
Reinhard
mmaassen1507
Neuling
#15 erstellt: 21. Mrz 2021, 11:00
Also liebe Forumsmitglieder,
abschließend zu diesem Thread muss ich sagen, ich bin vom Fachwissen und der Kompetenz meines Helfers sehr beeindruckt!
Aber viel mehr hat mich der freundliche Umgang und die selbstlose Hilfe von Reinhard getroffen.
Es ist in keineswegs selbstverständlich, Stunden in die Analyse und Reparatur eines 50 Jahre alten Geräts zu stecken und es mit viel Liebe wieder in den Zustand von 1971 zu bringen, auch wenn es ein Designklassiker wie dieser ist.
Ganz herzlichen Dank dafür!

Meinhard
(over and out)
Poetry2me
Inventar
#16 erstellt: 21. Mrz 2021, 12:07
Schöner Reparatur-Thread mit guter Bebilderung

So machen Klassiker Spaß.

- Johannes
oldiefan1
Inventar
#17 erstellt: 22. Mrz 2021, 19:40
Stichwort "Bebilderung": Ein Foto der "corpi delicti" hat ja noch gefehlt!

Hier nachgeholt:

Die defekten Eingangskoppelelkos (Soll: 10 µF) an den beiden Endstufeneingängen:

SAM_2743

Und nochmal aus der Abfalltüte geholt und nochmal fürs Foto gemessen:
795 pF (vorher ca. 1 nF) und 5,1 nF (vorher ca. 4 nF). Beide zusätzlich auch noch mit heftigem Isolationsfehler, wie man am angezeigten Parallelwiderstand sieht, der bei einem gesunden Elko >100 MOhm sein muss. Beim Bewegen des Lautstärkestellers hat es deshalb auch heftig gekracht (Gleichstrom auf dem Poti).

SAM_2752 SAM_2753


Gruß
Reinhard


[Beitrag von oldiefan1 am 22. Mrz 2021, 19:43 bearbeitet]
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