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Lenco R50 Reparatur Dokumentation+A -A |
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Autor |
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Altgerätesamler
Inventar |
#1 erstellt: 01. Apr 2016, 20:40 | |
Hallo zusammen. Da sich hier viele Leute aufhalten, die einen defekten Verstärker haben, möchte ich hier einmal eine Reparatur eines Lenco R50 Stereo Reveivers dokumentieren, bei welchem der rechte Endstufen-Kanal defekt ist. Zu begin erstmal ein Bild vom Gerät. Das Gerät wurde 1979 gebaut und hat für diese Zeit übliche Werte. Ausgangsleistung 2*40 Watt an 8Ohm bzw. 2*80 Watt an 4 Ohm. AM und FM Tuner sind im Gerät integriert. Ebenfalls verfügt das Gerät über einen Phono-Vorverstärker und einen Aux-Eingang. Der Receiver wurde als defekt, für wenig Geld aus der Bucht ersteigert. Soviel erstmal zum Gerät. Nachdem abschrauben der Abdeckung bot sich mir folgendes Bild: Wir sehen auf der rechten Seite div. geplatze Transistoren und viel schmutz. Da muss ein hoher Strom geflossen sein, bevor sich die Transistoren verabschiedet haben. Das Gerät scheint allgemein nicht fachgerecht gelagert worden zu sein. An div. Stellen hat sich rost gebildet. Bevor ich mich nun der Reparatur der Endstufe gewidmet habe, wurde die Platine aus dem Gehäuse entfernt. Hierzu mussten zuerst div. Leitungen von der Platine getrennt werden. Hier möchte ich gleich noch anmerken, dass man normalerweise zuerst die Siebkondensatoren entladen muss, bevor man am Gerät anfängt zu werken! Dies war hier aber nicht nötig, da die Kondensatoren bereits entladen waren. Anschliessend wurde die Platine in einem Wasserbad mit milder Seifenlösung eingetaucht und mit einem feinen Pinsel die Schmutzpartikel von der Platine entfernt. Ja ihr habt richtig gelesen. Die Platine wurde im Wasser gereinigt. Um die Platine zu trocknen, wurde mit dem Haarföhn nachgeholfen. Hier ist aber anzumerken, dass der Luftstrom nicht zu heiss sein darf. Nach der Reinigung sah die Platine so aus: Nebst den defekten Transistoren sind auch abgebrannte Widerstände und ein abgebrantes Trimmer-Poti zu sehen, welches für die Ruhestromeinstellung verantwortlich wäre. Nun konnten die Ausmessarbeiten der Bauteile beginnen. Hier ein paar Tipps: Transistoren ausmessen: Hierbei wird das Messgerät auf Dioden-Test gestellt und die Basis-Emitter Strecke und die Basis-Kollektor Strecke ausgemessen. Zeigt das Messgerät Werte um 0 an, ist der Transistor mit sicherheit defekt. Bei der Messung müssen benachbarte Bauteile aber auch in betracht gezogen werden, da diese das Messergebnis verfälschen können. Bei unsicherheit am besten den Transistor im ausgebauten zustand durchmessen. Widerstände ausmessen: Auch hier ist anzumerken, dass benachbarte Bauteile das Messergebnis beeinflussen können. Bei abweichenden Werten den Widerstand im ausgebauten zustand nochmals nachmessen. Nachdem die defekten Bauteile lokalisiert wurden, mussten diese natürlich ersetzt werden. Bei den Transistoren ist es meisten so, dass die Original-Transistoren nicht mehr beschaffbar sind, hierbei muss zwangsweise auf Ersatztypen zurückgegrifen werden. Über Ersatztypen gibt onkel Googel gerne auskunft. Folgende Bauteile mussten ausgetauscht werden: - PNP Powertransistor - beide Treibertransistoren - sämtliche Transistoren im Spannungsverstärker. - Transitor für die Ruhestromregelung - div. Widerstände - Trimmerpoti für Ruhestromregelung. Nachdem diese Bauteile ausgetauscht worden sind, habe ich die Platine wider ins Gerät gepflanzt und die abgetrennten Leitungen wider an die Platine angeschlossen. Bevor wir jetzt das Gerät ans Stromnetz anschliessen, möchte ich euch ein paar wichtige Tipps nicht vorenthalten. Grundsätzlich müssen wir nach einer Reparatur immer davon ausgehen, dass wir nicht alle defekten Bauteile gefunden haben. Somit laufen unsere ausgetauschten Bauteile gefahr, wieder in rauch aufzugehen. Das möchten wir natürlich möglichst verhindern. Dafür gibt es aber einen einfach Trick namens Strombegrenzung. Wir Schalten eine 100 Watt Glühbirne in Reihe zum Receiver. Sie begrenzt den Strom, welches das Gerät aufnehmen kann und verhindert somit, dass sich unsere Bauteile glelich wieder in rauch auflösen. Im normalfall wird die Glühbirne im Einschaltmoment kurz hell aufleuchten und anschliessend schwach weiterleuchten. Ist dies der Fall, können wir das Gerät eingeschalten lassen und ein paar Messungen durchführen. Bevor das Gerät eingeschaltet wird, ist es ebenfalls wichtig, die Ruhestrompotis so einzustellen, dass kein oder nur ein kleiner Ruhestrom fliessen kann. In meinem Fall war alles i.O und ich konnte mit den Messungen fortfahren. Als erstes wurde der Gleichspannungsoffset am Lautsprecherausgang gemessen. Dieser gibt relativ schnell auskunft über den Zustand der Endstufe. Dieser sollte im normalfall im kleinen zweistelligen milli-Volt bereich liegen. Liegt er höher, ist noch ein defekt in der Endstufe vorhanden. In meinem fall 28mV. Also i.O. Anschliessend muss der Ruhestrom eingestellt werden. Bei meinem Gerät müsste er bei 30mA pro Endstufentransistor liegen. Um den Ruhestrom messen zu können, müsste man jetzt theoretisch die Schaltung auftrennen und ein Messgerät dazwischenschalten. Das ist natürlich viel zu aufwendig. Um den Ruhestrom trotzdem messen und einstellen zu können, gibt es aber einen einfachen Trick, denn in Serie zum Transistor (am Emitter) liegt der sogenannte Emitterwiderstand. Es handelt sich hierbei meistens um einen Keramikwiderstand (2 Watt oder mehr) und er liegt im mOhm bereich. In meinem Fall ist es ein 0.33Ohm 5W Widerstand pro Endstufentreansistor. Wie wir wissen, entsprechen die Teilströme in einer Serieschaltung dem Gesamtstrom. In unserem fall sollte er 30mA betragen. Möchten wir nun den Ruhestrom messen, können wir dies über den Spannungsabfall des Emitterwiderstandes tun. Der sollte nach dem URI Gesetzt nähmlich folgendes betragen. U = I * R.............0.030A*0.33Ohm = 0.0099V = 9.9mV. Wir müssen also den Ruhestrom so einstellen, dass über dem Emitterwiderstand eine Spannung von 9.9mV DC abfällt. Haben wir dies erledigt, warten wir ca. 10 Minuten und widerholen die Messung und justieren wenn nötig noch einmal nach. Nachdem dies auch erledigt war, habe ich am Eingang einen 1kHz Sinus eingespiesen und mit dem Oszilloskop geprüft, ob der Sinus auch schön am Ausgang ankommt. Wie auf dem Bild zu sehen ist, ist alles i.O Somit konnte ich mit einem Kopfhörer den ersten Hörversuch starten. Beide Kanäle gaben die Musik verzerrungsfrei auf den Kopfhörer ab, daher ging ich auch gleich zum Lasttest mit den Lautsprechern über. Fazit. Gerät läuft einwandfrei. Jetzt könnte man natürlich noch div. Revidierungsarbeiten am Gerät durchführen. Das könnte z.B. folgendes sein: - austausch der Siebkondensatoren. (Bei den Siebkondensatoren darf man beim austausch auch einen Typ mit leicht höherer Kapazität einbauen) - austausch der Kondensatoren im Signalweg. (Die Elkos bzw. Kondensatoren verlieren in laufe der Zeit ihre Kapazität. Beim Austausch umbedingt die selbe Kapazität verwenden. Sie düfen aber gerne eine höhere Spannungsfestigkeit aufweisen. - Umrüstung der Hintergrundbeleuchtung auf LED. usw. Das ist aber jedem selber überlassen. Hoffe ich konnte euch einen kleinen Einblich ins Verstärker-Reparaturverfahren geben. Für Fragen und Anregungen stehe ich zu Verfügung. Gruss Manuel [Beitrag von Altgerätesamler am 01. Apr 2016, 20:43 bearbeitet] |
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