Wer repariert "WEGA ADC 2 Acoustic Dimension Compiler"

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packetbyter
Schaut ab und zu mal vorbei
#1 erstellt: 27. Jan 2014, 12:20
Hallo,

mein liebgewonnener ADC2 von WEGA spielt nicht mehr einwandfrei. Der rechte Kanal kratzt, knallt und scheppert.
Ich hatte den ADC2 vor zwei Monaten bei A.M.E in Muenchen abgegeben in der Hoffnung diesen repariert zu bekommen. Aber der Techniker scheint wohl mit dem Geraet ueberfordert zu sein. Er meinte der Schaden sei im Delay-Teil und zu diesem haette er keinen Schaltplan.

Kann mir jemand eine Werkstatt empfehlen, die meinen ADC2 wiederbeleben kann? Verzugsweise in Muenchen oder Umgebung. Versand waere aber auch moeglich.

Gruss
Markus

ct,
bukongahelas
Inventar
#2 erstellt: 28. Jan 2014, 01:08
Erstmal Schalter und Potis sanieren , Kontaktprobleme ausschließen.
Anleitungen zuhauf hier im Forum.
Dieses Delay funktioniert nach dem Eimerketten Bucket Brigade Device (BBD) Analogverfahren.
Das Audiosignal wird durch eine Kette von Kondensatoren durchgereicht und bei jedem C minimal verzögert.
Der "DurchreichTakt" ist einstellbar und ergibt die Delay Zeit.
Wenns am Delay Teil liegt müßte der Fehler in Schalterstellung ChannelMode Mono beide Kanäle betreffen ,
weil sie ja Mono hintereinandergeschaltet werden.
Exclusive der bereits sanierten Schalter und Potis kann eine Signalstörung an defekten Transistoren oder gealterten Elkos liegen.
Entweder man saniert komplett durch, mit Glück ist der Fehler dann erschlagen oder
man verfolgt mit Oszilloskop und möglichst auch Schaltplan die Audiosignale vom Eingang zum Ausgang bis zu
der Stelle, wo die Kanäle Abweichungen zeigen. In dieser Stufe liegt dann der Fehler.
Ohne Doku und Oszi empfehle ist die mach-alles-neu-Fehler-Ausschluß-Metode.
Reparatur+Vollsanierung in einem Gang , keine Meßgeräte und Doku nötig , aber zeitaufwändig.
bukongahelas
packetbyter
Schaut ab und zu mal vorbei
#3 erstellt: 12. Jul 2014, 17:06
Ja, ich weiss. Ich hab mir etwas Zeit gelassen. Aber lieber spaeter wie nie.

Wie vorgeschlagen habe ich alle Schalter und Potis geprueft und diejenigen die es noetig hatten auch gereinigt. Kontaktprobleme konnte ich keine ausmachen. Danke fuer den Begriff "Bucket Brigade Device/Eimerkettenspeicher". So habe ich einiges finden koennen um mich einzulesen und das Prinzip der Schaltung zu verstehen. Wie sich herausgestellt hat sind beide Kanaele defekt. Im linken Kanal konnte ich einen defekten RC1458NB ausmachen. Diesen Kanal habe ich durch eine Leihgabe aus einem zweiten ADC-2 wieder zum laufen gebracht und konnte den Signalweg verfolgen und mit dem rechten Kanal vergleichen.

WEGA ADC-2 PCB linker Kanal

Im linken Kanal ist/war IC11 defekt. Lustiger Weise habe ich im rechten Kanal ebenfalls an Pin 7 von IC11 kein Signal. Durch Tausch mit einem definitiv funktionierenden OpAmp bringe ich den rechten Kanal jedoch nicht zum laufen. Und hier an dieser Stelle fehlt bei mir das noetige Wissen. Entweder habe ich im dritten Lehrjahr, als wir OpAmps durch genommen haben, nicht richtig aufgepasst oder das ungenutzte Wissen hat sich nach zwanzig Jahren verfluechtigt. Ich kann an Pin 7 das Ausgangssignal messen aber keine Eingangssignale. Wenn ich in den tiefsten MilliVolt bereich hinabsteige kann ich Rauschen sehen aber das sieht nicht mal entfernt einem moeglichen Eingangssignal aehnlich. Frage also: Was mache ich beim messen an Pin 5 und 6 falsch?

Im oberen Bild habe ich die OpAmps durch nummeriert und beschrieben. Die folgenden Links verweisen auf Screenshots des Oszi mit den Ausgangssignalen der jeweiligen OpAmps. Auf CH2 habe ich direkt das Signal vom Signalgenerator.

Eingang (<-In) ins Delay Modul
IC1 MC1458CP1 Pin 7
IC3 RC1458NB Pin 7
IC4 MC4558CP Pin 7
IC5 MC4558CP Pin 7
IC9 MC1458CP1 Pin 7
IC10 MC4558CP Pin 7
IC11 RC1458NB Pin 7
IC13 MC1458CP1 Pin 7
Ausgang (Out->)

Wie gesagt/geschrieben. Die Screenshots sind vom linken funktionierenden Kanal. Beim rechten Kanal habe ich auf Pin 7 von IC11 kein Ausgangssignal und somit an IC13 ebenfalls nichts mehr. Alle Spannungen um IC11 habe ich mit dem linken Kanal verglichen und kann keine Fehlerursache ausmachen. Das messen der Eingangssignale in die OpAmps bereitet mir Kopfschmerzen.

Gruss
Markus
packetbyter
Schaut ab und zu mal vorbei
#4 erstellt: 12. Jul 2014, 17:11
Ach ja, ganz vergessen zu fragen. Das Erwerben eines RC1458NB ist mittlerweile so ne Sache. Was fuer ein OpAmp kann als Ersatz dienen?

Und dann habe ich noch ein Frage. Wo liegt eigentlich der Unterschied zwischen RC1458 und MC1458?
Ich habe mir die Datenblaetter zu beiden angesehen aber ich kann auf den ersten und zweiten Blick keinen Unterschied erkennen? Was uebersehe ich da?

Gruss
Markus
fmmech_24
Stammgast
#5 erstellt: 12. Jul 2014, 21:42
..der Hersteller?

RC = Raytheon; MC = Motorola

..lt. dieser CrossRef. http://www.allxref.com/
Bertl100
Inventar
#6 erstellt: 14. Jul 2014, 18:31
Hallo zusammen,

Eingangssignal bei diesen OP Schaltungen kann man nicht vernünftig messen.
Du solltest erst mal folgendes nachmessen (Multimeter, ohne Signal):

Haben alle OPs beide Betriebsspannungen +Ub und -Ub?
Sind die Differenzspannungen der Eingänge (+ und - zueinander messen) 0V?
Misst einen der Eingänge jetzt gegen Masse, dann muß diese Spannung ganz grob bei der Mitte der beiden Betriebsspannungen liegen.
Wo liegt die Spannung des Ausgangs? Auch diese muß ungefähr in der Mitte liegen.

Gruß
Bernhard
audiophilanthrop
Inventar
#7 erstellt: 14. Jul 2014, 21:52
Noch zu dieser Frage:

packetbyter (Beitrag #4) schrieb:
Ach ja, ganz vergessen zu fragen. Das Erwerben eines RC1458NB ist mittlerweile so ne Sache. Was fuer ein OpAmp kann als Ersatz dienen?

Die Frage ist, ob man ernsthaft noch das Äquivalent eines Doppel-µA741 einsetzen mag oder doch nach etwas besserem Ausschau hält. Dieser Typ hat zum Glück eine heute noch übliche Standardbelegung für Doppel-OPs. Selbst wenn das Platinenlayout nicht das gelbe vom Ei ist (und es sieht nicht so aus, als würde es vor Bypasskondensatoren strotzen), so müßten sich doch wenigstens geringfügig modernere (schnellere) Typen verwenden lassen - ich denke da so in Richtung NJM4558D, NE/SA4558, RC4558.
Just for fun könnte man auch mal NJM4556 reintun, wobei die natürlich schon deutlich stromhungriger sind (8 mA vs. 3,3 mA, bzw. 2,5-4 mA bei den modernen 4558ern) und en masse das Netzteil möglicherweise überfordern. Haben aber für OP-Verhältnisse Strom ohne Ende und sind noch ziemlich pflegeleicht. Als Ausgangstreiber oder so sicher nicht schlecht. Die können etwa 2,5-3 Veff an 600 Ohm, ohne daß sich die Ausgangsstufe überhaupt aus dem A-Betrieb hinausbequemen müßte. Gut, das kann ein 5532er auch, aber der ist schon wieder anspruchsvoller.

Mit anderen Typen (höherer Biasstrom, noch schneller, FET-Eingang) wäre ich erst einmal vorsichtig und würde im Zweifelsfall zuerst die Schaltung rauszeichnen. Man will ja auch nichts verschlimmbessern oder gar einen Oszillator bauen. Die IC-Sockel würden das Ausprobieren natürlich leicht machen, aber ein Oszi nebst Tastkopf (am besten ein 10:1 wg. kapazitiver Last) sollte man für sowas schon haben.

Der Sinn der originalen Mischbestückung ist mir nicht ganz klar, aber wenn ich so die historischen Datenblätter durchwühle, dann würde ich sagen: MC1458 ist der Standardtyp, RC1458 die Variante davon mit mehr "Dampf" (ich gehe mal davon aus, daß von 3,3 mA statt 2,3 mA auch in der Ausgangsstufe was hängenbleibt), MC4558 und RC4558 sind dann jeweils deutlich schneller und vermutlich auch entsprechend verzerrungsärmer, wobei die Slew-Rate des MC deutlich höher ist als die des RC und der Ib geringer (bei hochohmiger Beschaltung und höheren Signalpegeln wäre also der MC besser, sonst der RC etwas verzerrungsärmer).

Der heute noch erhältliche RC4558 von TI braucht übrigens nur noch 2,5 mA, hat also wahrscheinlich nicht mehr viel mit dem Raytheon von anno dazumal zu tun. Interessanter sind da NJM4558 (3,5 mA, sehr wenig Ib) und NE/SA4558 (4 mA, nur durchschnittlicher Ib, offenbar nur Restbestände). Reichelt hat auch noch µPC4558C von NEC, auch nicht mehr ganz taufrisch (3 mA, geringer Ib).

Ich hätte mir im Leben nicht träumen lassen, daß es so viele 4558er-Varianten gab/gibt. Wieder was gelernt.


[Beitrag von audiophilanthrop am 14. Jul 2014, 21:58 bearbeitet]
packetbyter
Schaut ab und zu mal vorbei
#8 erstellt: 15. Jul 2014, 18:21

audiophilanthrop (Beitrag #7) schrieb:

Die Frage ist, ob man ernsthaft noch das Äquivalent eines Doppel-µA741 einsetzen mag oder doch nach etwas besserem Ausschau hält. Dieser Typ hat zum Glück eine heute noch übliche Standardbelegung für Doppel-OPs. Selbst wenn das Platinenlayout nicht das gelbe vom Ei ist (und es sieht nicht so aus, als würde es vor Bypasskondensatoren strotzen), so müßten sich doch wenigstens geringfügig modernere (schnellere) Typen verwenden lassen - ich denke da so in Richtung NJM4558D, NE/SA4558, RC4558.

Wie sich nun gezeigt hat sind auch ein paar MC4558CP defekt. Ein CA3080E (IC12) hat sich ebenfalls als defekt erwiesen. Fuer diesen habe ich bereits bei Reichelt Ersatz gefunden. Ich werde jetzt erst mal stur alle MC/RC1458 und MC4558 gegen neue MC4558CN tauschen.
Ich nehme an, dass ich auch NE5532 oder OPA2227 haette nehmen koennen?!


audiophilanthrop (Beitrag #7) schrieb:

Der Sinn der originalen Mischbestückung ist mir nicht ganz klar, aber wenn ich so die historischen Datenblätter durchwühle, dann würde ich sagen: MC1458 ist der Standardtyp, RC1458 die Variante davon mit mehr "Dampf" (ich gehe mal davon aus, daß von 3,3 mA statt 2,3 mA auch in der Ausgangsstufe was hängenbleibt), MC4558 und RC4558 sind dann jeweils deutlich schneller und vermutlich auch entsprechend verzerrungsärmer, wobei die Slew-Rate des MC deutlich höher ist als die des RC und der Ib geringer (bei hochohmiger Beschaltung und höheren Signalpegeln wäre also der MC besser, sonst der RC etwas verzerrungsärmer).

Ich habe mich ebenfalls gefragt warum drei verschiede OpAmps auf dem Speiseplan stehen und bin der Meinung gewesen, dass Herstellungs/Beschaffungs-Kosten der Grund waren.


audiophilanthrop (Beitrag #7) schrieb:

Ich hätte mir im Leben nicht träumen lassen, daß es so viele 4558er-Varianten gab/gibt. Wieder was gelernt.


Auf jeden Fall moechte ich mich schon mal fuer die ausfuehrliche Erklaerung bedanken. Ich habe einiges dazu lernen koennen.

Gruss
Markus
packetbyter
Schaut ab und zu mal vorbei
#9 erstellt: 15. Jul 2014, 18:25

Bertl100 (Beitrag #6) schrieb:

Eingangssignal bei diesen OP Schaltungen kann man nicht vernünftig messen.

Und ich dachte ich stelle mich einfach nur doof an.-)


Bertl100 (Beitrag #6) schrieb:

Haben alle OPs beide Betriebsspannungen +Ub und -Ub?
Sind die Differenzspannungen der Eingänge (+ und - zueinander messen) 0V?
Misst einen der Eingänge jetzt gegen Masse, dann muß diese Spannung ganz grob bei der Mitte der beiden Betriebsspannungen liegen.
Wo liegt die Spannung des Ausgangs? Auch diese muß ungefähr in der Mitte liegen.

Ja, das passt alles soweit.

Gruss
Markus
packetbyter
Schaut ab und zu mal vorbei
#10 erstellt: 15. Jul 2014, 19:36
Alle OpAmps getauscht und siehe da. Beide Kanaele laufen. Nur mit einem kleinen Unterschied.

Linker Kanal


Rechter Kanal


Nach den Kondensatoren auf'm Weg zur Endstufe siehts so aus.

Linker Kanal


Rechter Kanal


Gruss
Markus
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