Voodoo jenseits der Suggestion? Ein Experiment.

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sheckley666
Stammgast
#1 erstellt: 01. Jun 2009, 08:23
Einleitung:
Sind Voodoo-Effekte ausschließlich durch Suggestion zu erklären, oder gibt es noch mehr?
Ist ein bestandener Blindtest wirklich der Beweis für einen Voodoo-Effekt?

Ich meine: Nein.

Zur Verdeutlichung schlage ich ein Experiment vor. Keine Sorge, liebe Techniker: Ich schlage euch jetzt nicht vor, doch einfach mal unvoreingenommen selbst zu hören. Das Experiment braucht keine Ohren, sondern nur Augen, eine Hand - und eine Reihe von normalen Spielwürfeln.

Die zu testende Hypothese ist, dass bereits eine Zufallskomponente in der Klang-Zufriedenheit genügt, um bei der typischen Vorgehensweise des "Man muss alles selbst ausprobieren"-Gerätetesters die Existenz von Voodoo-Effekten vorzutäuschen.

Um die Hypothese zu testen, simulieren wir die aktuelle Klangzufriedenheit durch ein Würfelergebnis. Das sind die genauen

Regeln:

  1. Wir teilen die Würfel in drei Haufen. Ein Haufen ist unser Besitz, er besteht zu Beginn aus einem Würfel. Der zweite Haufen steht für all die Geräte bei Händlern oder Internet-Auktionshäusern. Er enthält zu Beginn alle Würfel außer unserem eigenen. Der dritte Haufen enthält die getesteten und ausrangierten Geräte. Er ist zu Beginn leer.
  2. Wir nehmen unseren Würfel und werfen ihn.
  3. Ist das Ergebnis größer als zwei, sind wir mit dem Klang unserer Anlage zufrieden. Wir warten fünf Sekunden, und gehen dann zurück zu Schritt 2.
  4. Ist das Ergebnis eins oder zwei, sind wir unzufrieden. Wir leihen uns einen anderen Würfel, und werfen ihn.
  5. Wenn des Ergebnis besser ist, als beim letzten Wurf mit unserem eigenen Würfel, dann kaufen wir den neuen Würfel, und verkaufen unseren alten (Er wandert auf den dritten Haufen der abgelegten Geräte) Wir haben einen nachvollziehbaren Schritt nach vorne gemacht.
  6. Wenn das Ergebnis schlechter ist, als beim letzten Wurf mit unserem eigenen Würfel, dann war der neue noch nicht eingespielt, und wir werfen ihn nochmals. Ist das Ergebnis jetzt besser, geht es wie bei Schritt 5 weiter. Ist es wieder schlechter, bringt das neue Gerät nicht den erhofften Klangzuwachs, und wandert ins Off. Ist es jetzt gleich wie beim letzten Wurf unseres alten Gerätes, gehen wir zu Schritt 7.
  7. Ist das Ergebnis des neuen Würfels genau wie das letzte des alten, sind wir gezwungen, einen stressfreien Langzeittest durchzuführen, um die subtilen Unterschiede herauszuarbeiten. Wir würfeln jetzt den alten und neuen immer gleichzeitig, bis sie unterschiedliche Werte zeigen. Wir behalten den besseren, und schicken den schlechteren in die Wüste.
  8. Solange es noch Würfel gibt, die nicht getestet worden sind, gehen wir zurück zu Schritt 1. Ansonsten sind wir angekommen.


Ergebnis:
Ich habe es ehrlich gesagt nicht selber ausprobiert, aber es würde mich sehr wundern, wenn die Vorgehensweise nicht zuverlässig zu einer Serie von Schritten hin zur Highendigkeit führen würde, mit gelegentlichen Fehlschlägen, die das Ganze umso authentischer erscheinen lassen.

Anmerkungen:

  • Man kann die Regeln natürlich vereinfachen - aber dann hätte mir das Schreiben nicht soviel Spaß gemacht.
  • Suggestion spielt keine Rolle. Es sei denn, wir nehmen an, unsere Erwartungshaltung würde die Würfel telekinetisch beeinflussen.
  • Das Experiment sagt nichts über die tatsächliche Existenz von Voodoo-Effekten aus, noch über den Einfluss der Suggestion. Es demonstriert lediglich eine weitere Ursache für "Voodoo"-Glaube.
  • Natürlich wächst die Zufriedenheit im langfristigen Mittel gar nicht, wenn die Würfel nicht gezinkt waren. Es scheint jedoch nicht der üblichen Vorgehensweise des "naiven Selbsttesters" zu entsprechen, seine Zufriedenheit sauber zu dokumentieren und Vergleiche zwischen früher und jetzt anzustellen - außer in seiner Erinnerung. Und in dieser Erinnerung bleiben vorwiegend die Veränderungen haften, die er bei den jeweiligen Tauschaktionen erlebt hat. Die werden dann unbedarft aufsummiert, und so glaubt er, einen langen, mühsamen Weg hin zu immer besserem Klang beschritten zu haben.


Literatur:
Regression zur Mitte

Diskussion:
Ihr seid dran

Grüße, Frank
Avila
Inventar
#2 erstellt: 09. Jun 2009, 12:43

sheckley666 schrieb:


Anmerkungen:
[list]
  • Man kann die Regeln natürlich vereinfachen -


  • Auf gar keinen Fall. Ich schlage vor, einen Würfel pro Anlagenkomponente zu verwenden. Selbstverständlich benötigt man auch Würfel verschiedener Materialzusammensetzung. Eingangs Holzwürfel, über Kupfer-, Silber- etc.- kontinuierlich in der Güte ansteigend, bis hin zu Goldwürfeln in der Königsklasse. Wirft man eine "Strasse", so ist man auf dem richtigen Weg. Wirft man ein Goldwürfel-"Kniffel", so ist man angekommen. Man braucht natürlich vielviel mehr und vielviel grössere Würfelhaufen, und natürlich stellt meine raffiniert verfeinerte Testanordnung auch intellektuell noch ganzargdoll höhere Anforderungen an alle in jedweder Form am Test beteiligten Personen, aber jeder, in dessen Wertesystem Klang-Zufriedenheit auf zumindest einem der drei bis vier obersten Plätze rangiert, wird mir wohl darin zustimmen, dass Regelvereinfachungen hier völlig kontraproduktiv wären.


    sheckley666 schrieb:

    Ergebnis:
    Ich habe es ehrlich gesagt nicht selber ausprobiert,


    Ich auch nicht. Das muss ich aber auch nicht, denn ich bin davon überzeugt, dass die von mir verfeinerte Vorgehensweise zuverlässig entweder zum Alkoholismus oder aber zu einer Serie von Schritten hin zur Highendigkeit führen würde, mit gelegentlichen Fehlschlägen, die das Ganze umso authentischer erscheinen lassen.
    Avila
    Inventar
    #3 erstellt: 10. Jun 2009, 10:52
    In diesem Zusammenhang wohl ebenfalls recht nützlich: Der vierdimensionale Würfel.
    Der vierdimensionale Würfel (auch Hyperwürfel, Hyperkubus oder Achtzell genannt) entsteht als überdeckungsgebilde, wenn ein gewöhnlicher dreidimensionaler Würfel der Kantenlänge a in einer vierten Dimension senkrecht zum gesamten dreidimensionalen Raum um die Länge a bewegt wird. Die Anfangslage kann man sich als Grundfläche und die Endlage als Deckfläche vorstellen. Der Hyperwürfel wird von insgesamt acht gewöhnlichen dreidimensionalen Würfeln begrenzt, die sozusagen seine 'Seitenflächen' oder seinen Rand bilden.



    http://www.imn.htwk-...r/?p=spiel&q=wuerfel
    sheckley666
    Stammgast
    #4 erstellt: 12. Jun 2009, 16:24
    Avila, du betonst den spielerischen Charakter dieses Experiments. Tatsächlich habe ich kurz überlegt, den Regelsatz als Spiel vorzustellen, hatte dann aber doch Zweifel, ob dieses Spiel zu einer ernsthaften Konkurrenz für Mensch Ärgere Dich Nicht werden könnte. Diese Zweifel habe ich immer noch, trotz deiner fantasievollen Add-Ons.

    Grüße, Frank
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