Do it yourself: Dramatische Qualitätssteigerung von DVB-C mit einfachen Bordmitteln

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fraster
Inventar
#1 erstellt: 05. Jul 2007, 18:50
Hallo, liebe freiwilligen und unfreiwilligen Kabel-Kunden ! Ich habe in der Vergangenheit viel in diesem Forum gelernt und möchte mal wieder etwas an euch zurückgeben.

Es geht um die einfache und kostengünstige Verbesserung eures analogen und digitalen Kabelempfangs (DVB-C) im Do-it-yourself-Verfahren. Ich bin kein Elektotechniker, sondern eher Laie, was das Thema Hausverkabelung anbelangt, aber ich habe in den letzten Tagen sehr viel gelernt und erfahren, dass mit relativ wenig Geld- und Zeitaufwand sich mein digitaler Kabelempfang dramatisch verbessert hat.

Ich bin seit einem jahr Ish-Kabelkunde und bin damals direkt auf DVB-C umgestiegen. Als Receiver habe ich den wie ich finde sehr guten Receiver Technisat Digital PR-K im Einsatz. In den letzten Wochen fiel mir auf, dass sich die Empfangsqualität bei manchen Sendern verschlechtert hat, teilweise gab es sogar diverse Bild- und Tonaussetzer. Insgesamt war ich mit der artefaktbehafteten Empfangsqualität nicht so zufrieden, weswegen ich beschloss, etwas zu unternehmen.


Nachfolgend möchte ich euch Schritt für Schritt erklären, was ich im Einzelnen unternommen habe, um diesen Missstand zu beheben.

Zu meiner Ausgangssituation: Ich bin Mieter in einem 3-Parteienhaus aus den 40er Jahren und wohne im ersten Stock. Die Hauptantennendose liegt in der Ecke des Wohnzimmers (also direkt in der Nähe meines TV), von dort aus wird das Antennensignal an zwei weitere Dosen weitergegeben (Wandverkabelung), zuerst an eine auf der anderen Wohnzimmerseite und zum Schluss an eine im Esszimmer nebenan. Schlaf- und Kinderzimmer/Büro wurden unlogischerweise ausgespart, aber wofür gibt es inzwischen DVB-T?

Etwas besonders verhält sich jedoch meine eigene Antennenverkabelung: Das TV-Antennkabel kommt aus der Wanddose in die Brennenstuhl Überspannungsschutz-Netzleiste, von dort aus geht ein zweites Antennenkabel in den Technisat und von dort ein drittes in den Panasonic Plasma. Hinzu kommt noch, dass in der Verbindung Netzleiste zum Technisat zusätzlich ein Mantelstromfilter eingesetzt wird, um massebedingte Brummprobleme zu unterbinden.

Die Signalanzeige meines DVB-C-Receivers zeigte bei den Sendern mit der besten Empfangsqualität eine Signalstärke von 50% und eine Qualität von 100%. Bei den Privaten waren es nur noch 45% und 50%, und bei den digitalen ARD-Sendern gings teilweise runter auf 25% und 10%, was natürlich zu Daueraussetzern führte, sprich: Diese Sender waren schlichtweg nicht empfangbar, und das obwohl ich als Kabelkunde ja dafür bezahle. Alle Antennenkabel waren in Ordnung und saßen fest in ihren Buchsen.

Ich rief also vor ein paar Tagen bei der Störungsstelle von Ish an, um einen Techniker kommen zu lassen. Man bestätigte mir, dass dieser Service kostenlos sei, egal wie die Sache ausgehe. Nur einen Tag später erschien wie vereinbart ein Techniker von "Westkabel", der zunächst einmal den Mantelstromfilter abzog und eine Direktverbindung zum Receiver herstellte. Und siehe da: Die Signalstärke stieg immerhin um 5%. Soviel Verlust hätte ich nicht erwartet, aber es sollte nur die Spitze des Eisbergs sein. Denn wenn der Empfang eh schon grenzwertig ist, liefern Überspannungsschutz/HF- und Mantelstromfilter den Rest zum teilweisen Signalzusammenbruch. Die Antennenkabel als solche ergaben hingegen gute Messwerte.

Die nächste Maßnahme war der testweise Tausch der Antennendose gegen eine mit geringerer Dämpfung. Die Ursprungsdose hat wohl eine recht hohe (ca. 12 oder 14 dB), weshalb das Antennensignal relativ stark abgeschwächt wird. Der Techniker hatte leider nur eine ältere Dose dabei (die die Sonderkanäle S2 und S3 nicht durchließ), weshalb RTL & Co. schwarz blieben. Dafür hatte diese Dose nur noch eine Dämpfung von 8 dB. Auf den anderen Kanälen zeigte sich dadurch eine weitere Signal-Verbesserung um gut 5%. Da es nur ein Test war, baute der Techniker aber meine alte Dose wieder ein.

Jetzt auf in den Keller zum Kabelverstärker. Dieser arbeitete bereits am Maximalanschlag und war laut Techniker eher unterdimensioniert und zum Teil defekt. Der Austausch gegen ein aktuelles Gerät erfolgte binnen 5 Minuten und war zu meiner Überraschung kostenlos. Ansonsten hätte der neue Verstärker aber nur rund 100 EUR gekostet. Obwohl ich nur Mieter bin, habe ich einfach entschieden, den Verstärker austauschen zu lassen, weil mein Vermieter da ziemlich locker ist. Ansonsten reicht ein kurzer Anruf, denn welcher Vermieter würde nicht einer kostenlosen Verbesserung des Kabelempfangs für alle Mietparteien zustimmen?

So sieht der alte Signalverstärker aus:


Und so der neue:


Die anschließende Messung in der Wohnung ergab einen weiteren Anstieg der Signalstärke um rund 10%. Das Bild war bereits sehr gut und störungsfrei geworden, aber nachdem der Techniker erklärte, dass der Austausch der alten Wanddose nun nur noch marginale Verbesserungen bringen würde, wollte ich es nochmal wissen.

Dazu habe ich für 13 EUR eine neue Dose gekauft, deren Bezeichnung mir der Techniker zuvor genannt hatte. Es handelt sich um die Astro GUT 123, eine Durchgangsdose mit nur 8 dB Dämpfung und den auf den TV-Bereich ausgekoppelten Sonderkanälen (wichtig!).

Der Einbau ist kinderleicht (siehe Foto von der alten Wanddose):

Man benötigt jeweils einen kleinen Flach- und einen Kreuzschraubendreher.

1. Entfernung der Abdeckung durch Herausdrehen der mittleren Schraube (A)

2. Lösen der Haltekrampen im Gemäuer durch Losdrehen der äußeren Schrauben (B)

3. Jetzt kann man die Dose aus der Wand nehmen

4. Ein- und Ausgangs-Schrauben (C) sowie Klemmschraube (D) lösen, schon kann man die beiden Kabel aus der Wand aus der Dose entfernen. Achtung! hierbei auf den Ein- und Ausgang (Pfeilmarkierung Eingang E) achten. Vertauscht man die Kabel, merkt man unter Umständen selbst nichts davon, aber alle Nachbarn über einem hat plötzlich keinen oder nur noch einen sehr schlechten Kabelempfang!

5. Mit der neuen Dose alles wieder umgekehrt verschrauben, Antennenkabel für Radio und TV anstöpseln (F, G) fertig.



Nachdem ich heute also noch die neue Antennendose eingebaut hatte, hats mich fast vom Hocker gerissen! So ein glasklares Bild habe ich bislang noch nicht gesehen! Die besten Sender haben nun nach einer letztmaligen Steigerung von 5-10% Signalstärke 75%, Qualität 100%, und die Privaten liegen so bei Signalstärke 80%, Qualität 60-65%. Alles was nun verloren geht, lässt sich auf die Hausverkabelung in den Wänden zurückführen, und da will man ja nicht unbedingt ran.

Inzwischen habe ich sogar den Mantelstromfilter wieder integriert, was lustigerweise keine weitere Signalverschlechterung mit sich bringt, da nun endlich das ursprüngliche Antennensignal sehr gut geworden ist.


Zusammenfassung:

Was muss ich also tun, wenn ich ähnliche Qualitätseinbußen oder Empfangsprobleme oder Senderausfälle am Kabelanschluss habe?

1) gute bzw. nicht zu stark gedämpfte Antennenkabel verwenden

2) Eingeschleifte Überspannungsschutz-, HF- und Mantelstromfilter probeweise umgehen

3) alte Antennendose für max. 15 EUR gegen eine neue ersetzen. Diese sollte nur 7-8 dB Dämpfung aufweisen und die Sonderkanäle S2 und S3 auf den TV-Bereich ausgekoppelt haben, z. B. Astro GUT 123

4) ggf. Kabelverstärker am Übergabepunkt im Keller von einem Techniker austauschen und einpegeln lassen, notfalls sind die Kosten von 100-150 EUR auch aus eigener Tasche gut angelegt.

Wenn alle Maßnahmen greifen, sollte sich idealerweise eine Signalstärke von ca. 70-80% und eine Qualität vn 100% ergeben. Ein besserer Empfang ist dann nicht mehr möglich.

Anhand der folgenden Fotos könnt ihr übrigens erkennen, wie gestochen scharf das Fernsehbild jetzt ist. Teilweise ist kaum mehr ein Unterschied zu einer DVD-Zuspielung zu erkennen. Die ganze Sache war relativ einfach und kostet nicht die Welt. Also: Bitte nachmachen!

Hier die Beispielbilder:









http://www.subdivide.de/fotosf/rtl_vorabendserie2.jpg.jpg





Uwe_Mettmann
Inventar
#2 erstellt: 06. Jul 2007, 06:37
Hallo Frank,

schön, dass Du Dein Problem lösen konntest.

Zu Deiner Zusammenfassung möchte ich aber noch ein paar Anmerkungen geben, die in BLAU eingetragen habe:


fraster schrieb:
Zusammenfassung:

Was muss ich also tun, wenn ich ähnliche Qualitätseinbußen oder Empfangsprobleme oder Senderausfälle am Kabelanschluss habe?

1) gute bzw. nicht zu stark gedämpfte Antennenkabel verwenden
Anschlusskabel sind relativ kurz, entsprechend ist die Dämpfung nicht hoch, daher ist es bei Anschlusskabel wichtiger, auf eine gute Schirmung zu achten. Solche Kabel müssen aber nicht teuer sein. Gut ist das FAK 250 HQ, aber auch ein 85 dB Kabel von Hama reicht aus.

2) Eingeschleifte Überspannungsschutz-, HF- und Mantelstromfilter probeweise umgehen
Den Antennenüberspannungsschutz von Netzleisten sollte man nicht verwenden. Es gibt aber galvanische Tennglieder, die einen Überspannungsschutz beinhalten, z.B. das GTR 02-1. Das Teil wirkt auch als Mantelstromfilter. Als Mantelstromfilter ohne Überspannungsschutz ist z.B. der TZU 10-02 recht gut. Siehe auch hier (Beitrag #2). Diese Teile haben eine relativ geringe Dämpfung und die Schirmung ist recht ordentlich.

3) alte Antennendose für max. 15 EUR gegen eine neue ersetzen. Diese sollte nur 7-8 dB Dämpfung aufweisen und die Sonderkanäle S2 und S3 auf den TV-Bereich ausgekoppelt haben, z. B. Astro GUT 123
Dosen mit geringerer Dämpfung einzusetzen ist nicht grundsätzlich zu empfehlen, weil dann, je nach Auslegung der Antennenanlage, der Ausgangspegel aus den Antennendosen der Nachbarn geringer ist. Diese werden sich bedanken. :(

4) ggf. Kabelverstärker am Übergabepunkt im Keller von einem Techniker austauschen und einpegeln lassen, notfalls sind die Kosten von 100-150 EUR auch aus eigener Tasche gut angelegt.

Zu 3) und 4)
Grundsätzlich ist zu sagen, man sollte nicht irgendwas an der Kabelanlage austauschen. Man muss sich schon die Kabelanlage genau anschauen und dann die richtigen Maßnahmen treffen. Dies ist eigentlich etwas für den Fachmann. Wenn man es dann doch selber versuchen möchte, so gibt die FAQ hilfreiche Hinweise. Bitte nicht vergessen, das Ganze mit dem Eigentümer abzustimmen.



Viele Grüße

Uwe
fraster
Inventar
#3 erstellt: 06. Jul 2007, 10:56
Danke, Uwe, für deine guten und sinnvollen Ergänzungen.

Wie ich ja auch geschrieben habe, ist der Tausch des Antennenverstärker selbstverständlich ein Fall für den Fachmann, und so ist es ja auch in meinem Fall gewesen. Alleine die korrekte Einpegelung bedarf eines geeigneten Messinstruments, das ja nicht jeder Laie besitzt resp. bedienen kann.
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