Keyboard an Interface - Brummen trotz Hum-Destroyer?

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Robin_S.89
Hat sich gelöscht
#1 erstellt: 11. Dez 2021, 00:14
Hallo zusammen,

ich möchte gerne mein Roland HP704 Digitalpiano mit meinem Interface, ein RME Fireface UCX verbinden, habe dabei aber ein kleines Problem.

Als Output am Piano stehen mir zwei unbalanced Mono-Klinkenbuchsen für jeweils Links und Rechts zur Verfügung. Ich kann nun mit zwei Mono-Klinkenkabeln das Piano direkt mit dem Interface verbinden und der Klang den ich über die Kopfhörer direkt am Interface höre ist einwandfrei.

Leider reicht mir das so nicht aus, da das Interface später viel weiter weg stehen soll. Ich möchte also das Signal symmetrisch übertragen, um so Störungen zu vermeiden. Das Interface kann auf allen Line-Ins sowohl Balanced als auch Unbalanced. Ich habe mir also den Behringer HD400 besorgt und wie folgt angeschlossen: Zwei Mono-Klinkenkabel vom Piano in die Inputs des HD400 und von den Outputs des HD400 zwei Stereo-Klinkenkabel ins Interface. In diesem Aufbau kann ich nun aber über die Kopfhörer ein deutliches Brummen wahrnehmen.

Meine erste Vermutung war also, dass etwas mit dem HD400 nicht stimmt. Also habe ich mit einem passenden Adapterkabel mal mein MacBook an den HD400 angeschlossen. Funktioniert einwandfrei ohne Brummen. Der HD400 ist es also nicht. Wenn ich das Piano direkt ans Interface anschließe, geht es aber ja auch, also liegt es auch nicht am Piano.

Jetzt bin ich etwas anders vorgegangen: Statt den vorgesehenen Line-Outs habe ich (mit dem gleichen Adapterkabel wie beim MacBook) mal den Kopfhöreranschluss des Pianos verwendet. Die Verbindung ging auch hier über den HD400. Nun war kein Brummen mehr zu hören.

Ich habe mich mal ein bisschen eingelesen und vermute, es hat etwas mit der Impedanz zu tun. Allerdings kann ich mit dem Begriff im Zusammenhang mit der Audiotechnik leider relativ wenig anfangen.

Liege ich mit meiner Vermutung richtig? Falls ja, warum ist das so und wie kann ich das Problem am besten lösen?

Ich wäre für eine (möglichst ausführliche) Erklärung sehr dankbar, da ich die Technik dahinter gerne verstehen möchte.

Vielen Dank!
Hans_Holz
Stammgast
#2 erstellt: 11. Dez 2021, 13:11
Ist nur so ein Gefühl, aber probier mal vom Piano zum Behringer auch mit einem Stereo-Kabel zu gehen. Kannst ja auch erst mal einen Kanal testen.
srabu
Stammgast
#3 erstellt: 11. Dez 2021, 14:12
Moin Robin,


Robin_S.89 (Beitrag #1) schrieb:
Ich wäre für eine (möglichst ausführliche) Erklärung sehr dankbar, da ich die Technik dahinter gerne verstehen möchte.!

Das Behringer-Dings ist wahrscheinlich eine DI Box. Ich tippe auf eine passive DI, da keine Stromversorgung benötigt wird. Also handelt es sich um einen Trenntrafo. Das ist erstmal eine gute Idee bei langen Kabelstrecken oder auf der Bühne. Bei einem Trenntrafo sollte der Widerstandswert an der Primärseite (Input) immer höher sein als der der Quelle, die daran angeschlossen wird. Daher haben DI Boxen auf der Eingangsseite meistens einen sehr hohen Eingangswiderstand. Wenn der Übertrager dahinter aber zu mickrig ist, um die Leistung zu verkraften, dann gehen sie in die Sättigung und verzerren. Der Line-Out des Keyboards wird ein ordentlich kräftiges Signal liefern. Darum klappt es mit dem Cans-Out, aber nicht mit dem Line-Out.

Benötigst du eine DI? Wahrscheinlich nicht.

1. Home-Setup oder Proberaum: Unsymmetrische Kabelwege bis 15 Meter i.d.R. kein Problem, wenn du das Kabel nicht um eine flackernde Leuchtstoffröhre oder eine kaputte Wandwarze wickelst. Zwei TS Klinke-Klinke vom Keyboard ins UCX und gut ists.
2. Bühne: UCX an den Keyboard-Ständer schnallen und kurze Mono-Klinken vom Keyboard in UCX. Dann vom UCX in den Mixer. Wenn du große Gigs spielst und/oder international unterwegs bist, kommt eine XLR/XLR DI zwischen Interface und Stagebox, damit der Stage-Mixer dir das UCX nicht mit einem vermurksten Setup zerschiessen kann.

Das Behringer-Dings gehört sicher in keine Signalkette mit einem UCX am Ende. Weg damit. Wenn du eine DI brauchst, dann eine vernünftige DI.
Magst du dein Setup mal im Detail beschreiben? Wir können dann sicher Hinweise geben, was mehr Sinn macht


[Beitrag von srabu am 11. Dez 2021, 15:04 bearbeitet]
Siegfried_Kohlmayer
Stammgast
#4 erstellt: 11. Dez 2021, 20:38

srabu (Beitrag #3) schrieb:
Daher haben DI Boxen auf der Eingangsseite meistens einen sehr hohen Eingangswiderstand.


DI-Boxen selber haben keine spezifische Eingangsimpedanz.

Ein Übertrager (Trenntrafo, DI...) hat am Eingang immer die Impedanz, welche sich aus der Eingangsimpedanz des Folgegerätes an der Sekundärseite mal dem quadratischen Übersetzungsverhältnis des Übertragers ergibt.

Grüße
srabu
Stammgast
#5 erstellt: 12. Dez 2021, 00:47
Ja stimmt Siegfried. Sachlich sicher richtig.
Vielleicht abgesehen von dem RF Filter, den ich in dem Behringer-Dings vor dem zu schwachen Übertrager vermute.

Hilft aber Robin nicht. Oder hast du eine bessere Idee?

Die Idee von @hans_holz finde ich gut - das Keyboard könnte ja balanced out (TRS) haben. Ist aber meiner Erfahrung nach bei den Yammis leider nicht so, außer bei den großen Stage-Pianos und die haben XLR.
Robin_S.89
Hat sich gelöscht
#6 erstellt: 12. Dez 2021, 03:26
Danke erstmal für die tollen Beiträge und die ausführliche Erklärung!

Was ich genau vor habe: Ich möchte die Audiosignale über eine Netzwerkdose in meinen Serverschrank schicken, in dem auch das Interface (welches an einen Server per USB angeschlossen wird) Platz finden soll. Dazu benutze ich dann die Stairville RJ45 DMX Split Box MX4/FX4. Da die Netzwerkkabel sich dicht neben einigen Stromkabeln befinden und die Leitungslänge auch bei etwa 20 Metern liegt, möchte ich hier auf ein symmetrisches Signal setzen, bevor ich in die Netzwerkdose gehe.

In meinem aktuell beschriebenen Testszenario spielen die Netzwerkkabel aber noch keine Rolle. Ich gehe erstmal direkt vom Piano in den Behringer HD400 und von da ins Fireface UCX. Erst wenn ich ein sauberes symmetrisches Signal vom Piano ins Interface habe, gehe ich die Sache mit den Netzwerkkabeln an.


Hans_Holz (Beitrag #2) schrieb:
Ist nur so ein Gefühl, aber probier mal vom Piano zum Behringer auch mit einem Stereo-Kabel zu gehen. Kannst ja auch erst mal einen Kanal testen.


Das habe ich eben mal versucht, konnte aber keinen Unterschied feststellen. Das Rauschen war immer noch (in gleicher Lautstärke) zu hören, wenn ich über den HD400 gehe. Direkt ins Interface vom Piano funktioniert auch mit einem Stereo-Klinkenkabel einwandfrei. Da in der Anleitung aber von 1/4" Mono-Plugs die Rede war, gehe ich mal nicht davon aus, dass es sich hierbei um Balanced Outs handelt.
srabu
Stammgast
#7 erstellt: 12. Dez 2021, 11:31
Spannende Idee Robin.
RJ45 hat sich als günstiger und leicht zu verlegender Multicore-Ersatz bewährt und macht Sinn.
Allerdings sind diese Lösungen dafür ausgelegt, mit einem durchgängigen RJ45 Kabel von Sender bis Empfänger verlegt zu werden. Wandsteckdosen und Patchbays im Serverschrank sind also nicht vorgesehen, bin also nicht sicher, ob das funktionieren wird.
Generell macht es Sinn, den ADC so nahe wie möglich an der Quelle zu haben. Vielleicht kannst du das Signal in dem Raum mit dem Piano digitalisieren? Z.B. das UCX mit nem Raspi dran neben das Piano und von dort das digitale File auf den Server schicken oder für den Server erreichbar machen?
Was soll mit der Aufnahme im Server passieren? Wenn es lediglich darum geht, deine Piano-Sessions mitzuschneiden, dann würde ich das per MIDI machen und nicht als Audio-File.
Robin_S.89
Hat sich gelöscht
#8 erstellt: 12. Dez 2021, 11:49
Die Gedanken habe ich mir dazu auch schon gemacht und war skeptisch, ob das funktionieren könnte. Also habe ich es einfach mal getestet. MacBook in den Behringer HD400 und dann über die Split-Boxen in meinen Serverschrank. Das (symmetrische) Signal, welches dort am Interface ankommt ist einwandfrei.

Ich wollte einen großen Aufbau in meinem Wohnzimmer (in dem das Piano steht) vermeiden, indem ich auf dieser Seite quasi nur die "DI-Box" und die Split-Box stehen habe. So kann ich das Kabel in wenigen Sekunden entfernen aber auch wieder aufbauen. Das soll nämlich nicht dauerhaft da liegen. Daher wollte ich das Interface quasi direkt im Serverschrank haben, da kann es dauerhaft stehen und stört mich nicht.

Warum ich es nicht per MIDI machen möchte: Ich möchte gerne die Soundengine des Pianos nutzen, weil die einfach echt klasse ist. Das ganze wird quasi direkt als wav aufgezeichnet. Ab und zu möchte ich das Signal auch Live auf dem Server verarbeiten, weshalb eine Aufzeichnung über einen Pi eher nicht funktioniert.

Aber die Signalübertragung über das Netzwerkkabel ist ja aktuell auch nicht das Problem, das Brummen tritt ja bereits ohne den Netzwerkabschnitt auf. Und ich gehe mal davon aus, wenn das "gelöst" ist, klappt es, wie mit dem MacBook auch, über das Netzwerkkabel.


[Beitrag von Robin_S.89 am 12. Dez 2021, 11:51 bearbeitet]
srabu
Stammgast
#9 erstellt: 12. Dez 2021, 12:34
Dann ist es einfach:
Billig-Lösung - geh einfach über den Phones-Out des Pianos ins Behringer-Dings und dann weiter wie geplant.
Wenn die Aufnahme mal wichtig ist, steck nen USB Flashdrive ins Piano und nimm direkt vom DSP auf ohne DAC / ADC dazwischen. Das File dann auf den Server schieben und weiter verarbeiten.
Solltest du das Behringer-Dings gegen eine gute DI tauschen wollen, nimm am besten eine passive Stereo-DI (aktive DI macht keinen Sinn, weil das Ausgangssignal Line-Level ist).
Mit sowas hier hab ich gute Erfahrungen gemacht:
https://www.radialeng.com/product/prod2
Gibt es sicher auch günstiger und gut, vielleicht hat noch jemand eine Idee.
Robin_S.89
Hat sich gelöscht
#10 erstellt: 12. Dez 2021, 12:56
Den Kopfhörer-Anschluss zu verwenden fällt leider raus, da sich dann die internen Lautsprecher abschalten, die ich aber behalten will.

Die Lösung mit der Pro D2 finde ich da schon interessanter. Ich habe mal eine bestellt und werde berichten, ob das dann so funktioniert, wie ich mir das gedacht hab.

Gut, dass du mir den Tipp gegeben hast, dass eine aktive DI keinen Sinn macht, war nämlich kurz davor, es mal mit so einer zu versuchen.

Danke schonmal!
srabu
Stammgast
#11 erstellt: 12. Dez 2021, 13:19
Gerne doch
Wie geschrieben, geht sicher auch günstiger, kenne mich aber in dem Segment nicht so aus.
Das Radial-Teil ist sicher oversized, wird aber funktionieren.
Wäre nett, wenn du mal berichten würdest.
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