Technische vs. musikalische Dynamik

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mix4munich
Stammgast
#1 erstellt: 22. Sep 2010, 12:12
Hallo zusammen,

ich hatte eine Anfrage, in der es darum ging, dass viele Leute live keinen Kompressor einsetzen wollen. Das habe ich zum Anlass genommen, mich mal ein wenig über das Thema Dynamik zu verbreiten. Vielleicht ist es für Euch ja interessant.

"Warum gerade viele technisch unerfahrene Leute live den Kompressor ablehnen? Wahrscheinlich wegen des Mythos von der Dynamik. "Live muss es dynamisch klingen!" Ja, ganz meine Meinung. Nur gibt es einen Unterschied zwischen technischer und musikalischer Dynamik. Der Sänger SOLL ruhig flüstern und brüllen (bzw. der Musiker das Equivalent dazu auf seinem Instrument veranstalten), also die volle Dynamik nutzen. Das ist die musikalische Dynamik, und die wollen wir ja auch alle hören.

OHNE Kompressor nun ist es wahrscheinlich so, dass das Flüstern im Rauschen der Anlage oder im Gemurmel des Publikums untergeht, während die (wenigen) Lautstärkespitzen die Anlage zum Zerren bringen oder sogar beschädigen können.

MIT Kompressor werden die Flüsterpassagen auf ein hörbares Level angehoben, und Pegelspitzen werden sanft und unhörbar eingebremst, so dass die Anlage sie noch sauber übertragen kann. Laut und leise unterscheidet sich ja nicht nur im Pegel, sondern vor allem auch in der Obertonstruktur. Beispiel: Ein Flüstern, auch sehr laut ("brüllend laut") verstärkt, ist und bleibt ein Flüstern. Ein echtes Brüllen klingt aggressiver, weil obertonreicher, und wird immer von einem laut gemachten Flüstern zu unterscheiden sein. Ein guter Kompressor dämpft nur den technischen Pegel des Gebrülls und erhält dessen Obertonstruktur. Voila, echtes Gebrüll, nur eben etwas leiser.

Das Gehör unterscheidet Brüllen und Flüstern (und alle Zwischenstufen, auch bei Instrumenten) nicht nur nach dem Pegel, sondern vor allem auch anhand der Obertonstruktur. Und daher darf man technisch ruhig komprimieren und dafür musikalisch/künstlerisch die volle Dynamik geben.

My 2 cents "


Viele Grüße
Jo
Fenderbender
Inventar
#2 erstellt: 22. Sep 2010, 13:13
Ich kann dazu folgendes sagen:

Ich musste bereits einige Male ohne Compressor (ja ganz ohne Siderack) Konzerte betreuen, und habe mir jedes Mal einen Compressor sehnlichst herbeigesehnt.
So blieb mir nichts anderes übrig als immer den Finger am Kanalfader des Sängers zu halten
mix4munich
Stammgast
#3 erstellt: 22. Sep 2010, 15:57
Right. Nach dem Hallgerät und den (ohnehin vorhandenen) EQs ist der Kompressor das wichtigste Gerät bei einem Live-Gig.

Vor rund drei Jahren habe ich einen Berliner Gitarristen auf seiner Akustik-Tour abgemischt - alles akustische Instrumente, und ichd achte, cool, den übertragen wir mit voller Dynamik. In der ersten Pause habe ich dann ganz schnell den Kompressor in den Gesangskanal eingeschleift, es klang dezent komprimiert einfach besser.

Nach dem Leadgesang komprimiere ich den Bass, dann Backing-Vocals (diese zur Not über eine Subgruppe), danach BD und Snare oder je nach Gewichtung auch die Akustikgitarre. Stromgitarren eher selten und Keyboards nur, wenn der Besitzer die Lautstärkeverhältnisse der einzelnen Sounds nicht unter Kontrolle hat.

Viele Grüße
Jo
Fenderbender
Inventar
#4 erstellt: 22. Sep 2010, 21:00
Hm, ich gewichte eigentlich immer BD und Gesang relativ gleich. Danach kommt bei mir der Bass und ganz selten mal die Gitarren (verzerrt nur in extremen Ausnahmefällen, clean oder akustisch nur 3db)
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