Das Feature

Hi Oliver!

Ich höre Features selten gezielt, außer es handelt sich um Features über von mir geliebte literarische Werke oder einen gerngelesenen Schriftsteller.

Ansonsten bekommen wir hauptsächlich und relativ regelmäßig Features mit, wenn wir eine Autofahrt machen. Merkwürdigerweise finde ich Features beim Autofahren richtig super - Hörspielen oder Hörbüchern kann ich dabei jedoch nicht folgen

Ohne aktuelle Features fiele mir oft gar nicht mehr die Informationsarmut und Einseitigkeit der Berichterstattung auf inzwischen allen TV-Kanälen (nur wenige Sendungen bieten Ausnahmen und die muss man erstmal zu fassen kriegen) und in Teilen der Tagespresse auf.

Z.B. zur Zeit als kürzlich die Medienbreichterstattung bezüglich möglicher Verhandlungen über den EU-Beitritt der Türkei begann, waren kürzere oder längere Radio-Features abgesehen von einigen wenigen Printmedien oft die einzige Möglichkeit sich vorurteilsfrei über die Thematik zu informieren. Das wird aber nicht nur in diesem speziellen Fall so sein - im Fernsehen muss heutzutage halt immer alles knapp und catchy sein (Quotenkampf und so ) - der geschilderte Fall machte mir nur besonders drastisch die Wichtigkeit der gesprochenen Features in der Medienlandschaft bewußt, denn nicht jeder kann sich gehobene Tageszeitungen/Magazine abbonieren, um sich seine Meinung zu BILDen.

Also, wie man merkt - auch ich bin absolut pro Feature eingestellt und hoffe das viele sich doch hin und wieder mal dieser Gattung zuwenden.

Gruß, Torquato

Torquato schrieb:

Ich höre Features selten gezielt, außer es handelt sich um Features über von mir geliebte literarische Werke oder einen gerngelesenen Schriftsteller.

Hallo zusammen,

ja, ähnlich gehe ich mit Features um. Nach einer Lesreihe höre ich mir gern eine Zusammenfassung oder Einordnung des gelesenen Werkes, bzw. des Autoren an.
Bei langweiligen Hausarbeiten lenkt es angenehm ab u. wie bei Torquato, auf der Autobahn.

Meist also rein zufällig, aber beim Durchblättern des Radioteils der "HörZu" (die anderen TV-Zeitschriften bieten ja kein Radioprogramm mehr an ) stoße ich doch ab und zu auf ein Feature, das ich dann gezielt höre. Gern über schulische Themen, z. B. ging's vor einiger Zeit über die allgemeine Schwierigkeit des Unterrichtens (da ließ ich mir sogar das Manuskript schicken, um es an einige interessierte Bekannte weiterzugeben), oder jüngst über PISA. Politische oder soziale Themen interessieren mich, sogar der Reihe "Streitkräfte und Strategien" im NDR kann ich zuweilen etwas abgewinnen (weiß aber nicht, ob's die nach der Umstrukturierung des Senders noch gibt, weil länger nicht mehr gehört). Beiträge über die Kunst - und Kulturszene - auch informativ.

Ohne aktuelle Features fiele mir oft gar nicht mehr die Informationsarmut und Einseitigkeit der Berichterstattung auf inzwischen allen TV-Kanälen

Wenn meine Familie nicht wäre, genügte mir der PC-Monitor! (Zugegeben: Auf dem kann ich auch fernsehen. )

...kürzere oder längere Radio-Features abgesehen von einigen wenigen Printmedien oft die einzige Möglichkeit sich vorurteilsfrei über die Thematik zu informieren.

Man wird auch durch die Bilder zu sehr vom Inhalt der Aussage abgelenkt, oft geradezu manipuliert u. gedanklich in eine Richtung gezwungen.

Feature: Ja!

Grüße,
Susanna

Man wird auch durch die Bilder zu sehr vom Inhalt der Aussage abgelenkt, oft geradezu manipuliert u. gedanklich in eine Richtung gezwungen.

Außerdem wird in der Glotze (alle paar Wochen gucke ich mal kurz rein, wenn ich meine Mutter besuche) eine Auswahl der Themen nach der Verfügbarkeit spektakulärer Bilder vorgenommen, nicht danach, wie interessant ein Thema ist.

Ein hilfreiches Portal ist www.radio-feature.de Von dort kommt man nicht nur schnell zu den Featureseiten, der einzelnen Sender, es gibt darüberhinaus weitere Informationen.

Im übrigen verweise ich nochmal auf www.dampf-radio.de, dem Link zur gedruckten 14-tägigen Radiozeitschrift Dampfradio. Fürs Radio braucht man keine Fernsehzeitschrift, sondern eine Radiozeitschrift.

Auch ich höre Features "nebenher": beim Kochen, Bügeln, Blumengießen, etc. Allerdings nehme ich auch hier erst mal auf und höre mir dann später das MP3 an, um im Fall des Falles unterbrechen zu können (Wenn der Mixer läuft ist schlecht hören). Dazwischen aber auch immer wieder Feature-Sendungen, in die ich reinstolpere, also gerade mal durchschalte und dann irgendwo hängen bleibe.

Oliver

Hallo liebe Feature-Freunde!

Besonders lieb im Bereich Ton-Feature (auch wenn es sich wirklich nicht um eine herausragende Produktion handelt) ist mir eine alte Schallplatte aus den 60ern mit einem aufrüttelnden Feature von Max Otto Bruker über die Gefahren des Fabrikzuckers, nach dessen Erfindung erst die sogen. Zivilisationskrankheiten aufkamen (ein themengleicher, wenn auch sehr verkürzter Magazinbericht aus dem Jahr 1969 hier: http://www.vegetarie...r_med_M_O_Bruker.htm).

Dass es schon damals differenzierte Sichtweisen, wie sie das Feature oft bietet, schwer hatten sich in einer mediengesteuerten Gesellschaft zu behaupten, zeigt, dass Bruker gegen Ende der Platte es für notwendig erachtete, eindringlich noch folgende Worte zu sagen:

Wenn Sie nun morgen in der Tagespresse, einer Illustrierten, im Rundfunk oder im Fernsehen genau das Gegenteil lesen oder hören (…) , so werden Sie nun, mit besserem Wissen gewappnet, hoffentlich erkennen, dass es sich hier entweder um Reklame handelt oder um überholte Ansichten (…).

Dieser Satz wäre auch heutzutage am Ende manchen Features kein schlechter Hinweis .

Erscheinen herausragende Radio-Feature eigentlich hin und wieder als CD? Ich glaube ich habe im Buchhandel des öfteren schon solches gesehen, kann mich im Moment aber nur an ein featureartiges Porträt über „Kuli“ erinnern, weil ich damit schon seit längerem liebäugele:



Schön finde ich am Radiofeature, dass es nicht selten – ähnlich wie das Hörspiel – auch wenn nicht so stark lenkend, dennoch gewissen dramaturgischen Gesetzen folgt – ob es nun um Musikeinsatz, die Verwendung von Geräuschen oder O-Tönen geht oder darum, dass das Script sich bemüht eine gewisse Spannung aufzubauen. Dies alles macht es dem Hörer leichter auch bei Themen, die vielleicht den eigenen Interessengebieten und Erfahrungswelten nicht gerade entgegenkommen, dran zu bleiben.

Als einen der Klassiker des Radio-Features möchte ich zum Abschluss dieses Beitrages noch ohne jeden weiteren Sinnzusammenhang Pelz von Felinaus „Titanic – Die Tragödie eines Ozeanriesen“ nennen. Dieses Feature allerdings ist dramaturgisch derart durchkomponiert, dass es von einem Hörspiel kaum noch zu unterscheiden ist:D .

Gruß,
Torquato

Dieses Feature allerdings ist dramaturgisch derart durchkomponiert, dass es von einem Hörspiel kaum noch zu unterscheiden ist .

Ja, die Übergänge sind öfter fließend, ich erinnere mich da z.B. an ein hervorragendes Hörspiel/Feature über den Schriftsteller Traven, bei dem es um seine wahre Identität ging.

Features auf CD? Habe ich noch keine gesehen. Aber wie Ihr gemerkt habt, bin ich eifriger Radio-Mitschneider

Oliver

Oliver67 schrieb:

Features auf CD? Habe ich noch keine gesehen. Aber wie Ihr gemerkt habt, bin ich eifriger Radio-Mitschneider

Gestern in der Fernsehsendung Lesen! mit Elke Heidenreich wurde auf folgende neue Produktion hingewiesen (endlich mal eine Lesung auf CD inkl. Feature):



Hier kann man sich die komplette Sendung nochmal anschauen: http://www.zdf.de/ZD...1936--------,00.html

Heidenreich empfahl besonders auch die beigegebene Feature-CD, da diese z.B. seltene O-Töne Klaus Manns beinhalte, die aufgrund der (sagte sie exaltierten?) Sprechweise des Mann-Sohnes sehr hörenswert sein sollen.

Kurzbeschreibung des Produkts auf amazon.de:

· Spannende Familiengeschichte und Autobiographie des schillerndsten Mitglied der Manns · Gelesen von Ulrich Noethen (u.a. „Comedian Harmonists“) · Als Bonus-CD: ein Feature der einzig erhaltenen O-Töne von Klaus Mann Homosexuell und drogensüchtig, betonte er stets selbst seine Außenseiterrolle. An Exzentrik übertraf Klaus Mann seinen übermächtigen Vater, den Nobelpreisträger Thomas Mann, zweifellos. Bereits 1933 flüchtete Klaus Mann ins Exil. Sein Roman Mephisto sorgte durch die Ähnlichkeit der Hauptfigur mit seinem Ex-Schwager Gründgens für Furore und wurde zeitweise sogar verboten. 1949 erlöste er sich selbst von dem, was er als bloßes „Überstehen“ bezeichnete. Die Lesung seiner Autobiographie gibt einen spannenden Einblick ins deutsche Bildungsbürgertum, die 20er Jahre und das Leben im Exil. Im Anschluß an die Lesung folgt ein Feature über Leben und Werk von Uwe Naumann, in dem u.a. Klaus, Erika, Golo und Frido Mann zu Wort kommen.

Knapp 50 Euro (!)

Grüße,
Torquato[url]

Torquato schrieb:

Im Anschluß an die Lesung folgt ein Feature über Leben und Werk von Uwe Naumann, in dem u.a. Klaus, Erika, Golo und Frido Mann zu Wort kommen. Knapp 50 Euro (!)

Hört sich gut an, d. h., liest sich gut. Ist doch richtig, 13 CDs für den Preis!?. Da nimmt man dann auch den Buchstabendreher beim Aufkleber inkauf (oder ist "Schulss" Absicht?)

Gruß,
Susanna

[quote="Susanna"]

Knapp 50 Euro (!) [/quote]

Hört sich gut an, d. h., liest sich gut. Ist doch richtig, 13 CDs für den Preis!?. Da nimmt man dann auch den Buchstabendreher beim Aufkleber inkauf (oder ist "Schulss" Absicht?)

Gruß,
Susanna[/quote]

Hi Susanna!

Ich konnte es kaum glauben, aber es scheint wirklich ein Buchstabendreher zu sein, denn auf einer älteren Hörkassette die ich jüngst in unserer Bibliothek sah heißt es im Titel des wahrsch. gleichen Features tatsächlich "Schluss" und nicht Schulss - ich habe natürlich erstmal angenommen Schulss ist Absicht und habe Ich-weiß-nicht-was heineininterpretiert.

Gruß,
Torquato