SX-800A reparieren - wer kann das noch ?

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makdiver
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 16. Sep 2015, 16:51
Hallo zusammen,

habe jetzt nach langer geduldiger Suche einen SX-800A gefunden und gekauft.

Er ist so zu 98% okay nachdem ich die Kontakte der Drehschalter gereinigt habe. Das Stereolämpchen allein will und will nicht leuchten und die Trennschärfe ist eher bescheiden. Hatte zuvor einen SA-500X und der war da um längen besser. Aber der Sound macht alles wieder wett, wenn er mal auf Betriebstemperatur gekommen ist.

Jetzt würde ich ihn gerne von einem Profi durchsehen lassen, damit ich noch lange viel Spass an ihm habe.

Kann ich ein paar Tipps bekommen, wer - am liebsten im Süden der Republik - sich auf solche Geräte versteht ?

Merci

Michael
DB
Inventar
#2 erstellt: 17. Sep 2015, 05:12
Was ist ein SX800A?

MfG
DB
pragmatiker
Administrator
#3 erstellt: 17. Sep 2015, 08:56
Der SX-800A ist der letzte UKW / MW Stereo-Röhrenreceiver (von ein paar einzelnen Transistoren abgesehen) von Pioneer. Das Gerät ist eine Herausforderung - in Stichpunkten:

  • An Unterlagen benötigt man am besten das komplette Service-Manual. Hat man das nicht, kommt man zur Not auch mit dem Schaltbild alleine weiter - aaaber: Im Schaltbild sind drei Funktionsblöcke als "Black Boxes" gezeichnet, für die man ebenfalls die Schaltbilder benötigt - es sind dies: "FM Frontend AM0120" (der UKW-Tuner), "Switching Unit AM0128" (eine Schaltermimik mit drei Transistoren) und "MPX Unit AM0129" (der Stereodecoder).
  • Das Gerät verwendet einige unorthodoxe und in Deutschland wenig gebräuchliche Röhren (z.B. 4 * 7868 als Endröhren, etliche 6AN8 sowie relativ viele Röhren der 90er-Reihe mit 7-poligem Miniatursockel).
  • Das UKW-Mischteil ist relativ aufwendig aufgebaut und dreifach kapazitiv abgestimmt. Für die HF-Zwischenstufe und den selbstschwingenden Mischer wird klassisch eine 6AQ8 (ECC85) verwendet - allerdings mit der HF-Zwischenstufe in Gitterbasisschaltung. Richtig interessant und unorthodox ist die HF-Vorstufe: Da sitzt eine Nuvistortriode 6CW4 drin.
  • Der FM-Zug ist mit insgesamt 12 Kreisen bereits eine etwas aufwendigere Angelegenheit.
  • Die Anodenspannungserzeugung ist bei dieser Kiste eine auf den ersten Blick schwer durchschaubare Spannungsverdopplermimik mit Halbleiterdioden.
  • Obwohl die beiden ECC83 für den Plattenspielerentzerrer über einen 20[W] Hochlastwiderstand aus dem negativen Gitterspannungsnetzteil (!!) mit Gleichspannung geheizt werden, ist der Plattenspielereingang weder komplett rausch- noch komplett brummfrei.
  • Der Ruhestrom (oder richtiger: die negative Gittervorspannung, weil es keine Ruhestrommeßpunkte gibt) wird für alle vier Endröhren zusammen mit einem einzigen Trimmpotentiometer eingestellt. Dieses Trimmpotentiometer sitzt schaltungstechnisch so unglücklich, daß bei einem Öffnen dieses Potentiometers (z.B. durch schadhafte Nietkontakte an der Widerstandsbahn) alle vier Endröhren "hochgehen".
  • Neben einigen eher exotischen Röhren sind in dem Gerät auch einige exotische Germaniumtransistoren verbaut: 2SB54 und 2SB55 gibt's heutzutage auch nicht mehr an jeder Straßenecke. Und, einen einzelnen Siliziumtransistor gibt's auch: 2SC372.
  • Der (recht aufwendig gebaute) Stereodecoder hat es in sich: Neben 6(!) Abgleichpunkten braucht man für optimale Kanaltrennung / Übersprechdämpfung ein gematchtes Quartett von Germaniumdioden OA79, sollte da eine defekt sein. Das gibt's heute so mit einiger Wahrscheinlichkeit nicht mehr zu kaufen - d.h. man braucht da 20....30 Stück dieser Dioden und muß sich ein passendes Quartett selber rausmessen.
  • Daß das Gerät - wie ein Blick unter das Chassis zeigt http://i.imgur.com/vcfJE.jpg - durchaus eine einigermaßen Verhaukiste ist, sei nur noch am Rande erwähnt.

An diesem Gerät sitzt man - wenn man es komplett auf korrekte Funktion und auf korrekte Spannungs- / Stromwerte überprüft und dann auch noch komplett abgleicht (was u.a. einen stereotauglichen Meßsender erfordert), deutlich mehr als einen Tag dran - vorausgesetzt, man hat alle (auch die exotischen) Röhrentypen als Ersatzteile zur Hand. Sollte dann auch noch was kaputt sein und eine Fehlersuche / Reparatur erfordern, erhöht sich dieser Zeitaufwand entsprechend.

Grüße

Herbert
makdiver
Ist häufiger hier
#4 erstellt: 17. Sep 2015, 18:38
Wow - vielen Dank für die kompetente Antwort. Ich werde ihn dann so nehmen wie er ist.
DB
Inventar
#5 erstellt: 17. Sep 2015, 19:17
Eine fachkundige Überholung sollte man einem so alten Gerät schon zukommen lassen. Das wird nicht billig, ist aber immer noch preisgünstiger als z.B. durch fehlerhafte Bauteile abgebrannte Netz- oder Ausgangstrafos.

MfG
DB


[Beitrag von DB am 17. Sep 2015, 19:19 bearbeitet]
E130L
Inventar
#6 erstellt: 17. Sep 2015, 20:33
Ein Großteil der grauen Elkos und Wickelkondensatoren dürfte ersatzbedüftig sein. Mit Hilfe eines Schaltplanes sollte man alle kritischen Bauteile, wie die Gitterkondensatoren der Endröhren, überprüfen.

MfG
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