Bias Einstellung mit Last?

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Dommes
Inventar
#1 erstellt: 14. Mrz 2009, 15:06
Hallo,

muss die Bias -Einstellung (VR-70) mit oder ohne LS-Last gemacht werden?
Tucca
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 14. Mrz 2009, 16:41
Hi Dominik!
Der Übertrager mag es gar nicht, wenn er ohne Last betrieben wird!
Gruß
Michael
DB
Inventar
#3 erstellt: 15. Mrz 2009, 08:59
Der Ruhestrom, neudeutsch auch PISA genannt, wird ohne Austeuerung eingestellt. Die Bezeichnung "Bias" ist dafür verkehrt, denn es wird nicht auf gleiche Vorspannung eingestellt, sondern auf gleichen Ruhestrom. Wer sich mit nichtdeutschen Bezeichnungen also unbedingt meint wichtig machen zu müssen, sollte es eher "idle current" nennen.

Ohne Aussteuerung ist es dem Verstärker gleichgültig, ob ein Lautsprecher angeschlossen ist oder nicht. Außer natürlich, er hat zuwenig Phasenreserve und schwingt evtl. ohne Last...

MfG

DB
Dommes
Inventar
#4 erstellt: 15. Mrz 2009, 13:13

Wer sich mit nichtdeutschen Bezeichnungen also unbedingt meint wichtig machen zu müssen, sollte es eher "idle current" nennen.


Vielen Dank für die freundliche Auskunft- es ging mir dabei ganz sicher nicht darum mich wichtig zu machen!
DB
Inventar
#5 erstellt: 15. Mrz 2009, 13:24
Einverstanden. War eine allgemeine Feststellung von mir, nicht auf Dich persönlich gemünzt.

MfG

DB
Ingor
Inventar
#6 erstellt: 15. Mrz 2009, 16:29
Generell, auch bei Nichtansteuerung würde ich den Ausgang belasten. Die Dreherei am Ruhestrompoti verändert ja denn Ausgangsstrom und induziert damit ja ein Signal. Ich habe keine Erfahrung, ob das ein Problem sein kann, zur Sicherheit würde ich den Ausgang belasten.
pragmatiker
Administrator
#7 erstellt: 15. Mrz 2009, 17:57
Servus Ingor,


Ingor schrieb:
Generell, auch bei Nichtansteuerung würde ich den Ausgang belasten. Die Dreherei am Ruhestrompoti verändert ja denn Ausgangsstrom und induziert damit ja ein Signal. Ich habe keine Erfahrung, ob das ein Problem sein kann, zur Sicherheit würde ich den Ausgang belasten.

Die Signaländerung durch Drehen an den Gittervorspannungstrimmpotentiometern ist (speziell bei mehrgängigen Typen) so niederfrequent (und hat eine so geringe Anstiegszeit), daß induktive Effekte, die zur Spannungsüberhöhung an den den Anoden der Endröhren - und damit zu Überschlägen im Übertrager - führen könnten, praktisch vernachlässigbar sein dürften.

Auf der anderen Seite ist die Ruhestromeinstellerei je nach Verstärkertyp (und je nachdem, wie weit der Entwickler für den Servicefall vorausgedacht hat) u.U. eine arge Fummelei, bei der das Chassis des Gerätes doch schon häufiger mal nicht in der originären Betriebslage steht. Und jedes Kabel, was ich in diesem Betriebszustand nicht an das Gerät anstecken oder anklemmen muß, erhöht die den Arbeitskomfort und damit indirekt auch das Arbeitssicherheitszenario bei diesen Arbeiten.

Gilt natürlich nur für Verstärker - DB schrieb es schon - die ohne Last nicht wild das Schwingen anfangen (aber das sind dann meistens eh gewaltige Fehlkonstruktionen). Ob so eine Neigung zum Schwingen besteht, läßt sich aber natürlich mit abgeklemmten Lautsprechern auch bei geschlossenem, in Betriebslage befindlichem Gerät nachprüfen, bevor man Eingriffe wie z.B. Einstellung der Ruhestöme vornimmt.

Weiterhin gilt das natürlich nur für Verstärker, die über qualitativ hochwertige Trimmpotentiometer (idealerweise mit einem kleinen Folienkondensator vom Schleifer zur Schaltungsmasse) für die Einstellung der Gittervorspannung verfügen. Hiermit ist gemeint, daß die Trimmpotentiometer keine solchen lowest-cost Wackelkontaktkandidaten sein sollten, daß sich bei den Teilen während der Drehbetätigung mal kurz der Schleiferkontakt öffnet - dann würden die Steuergitter der Endröhren nämlich wackelkontaktmäßig und zufällig immer mal wieder auf 0[V] stehen und damit ihre Nachbarelektroden massiv und schlagartig dazu auffordern, hohe Ströme fließen zu lassen. Und die Spannungsspitzen, die im Gefolge einer solchen Aktion dann an der Primärleerlaufinduktivität des Ausgangsübertragers (üblicherweise mehrere Heinriche bis mehrere zehn Heinriche) entstehen, sind in keiner Weise mehr vernachlässigbar (sofern nicht die Schaltung durch gasgefüllte Überspannungsableiter oder ähnliches gegen solche Überspannungs-Unbill geschützt ist).

Noch was ganz allgemeines zum VR70, der ja das Sorgenkind des Threaderstellers ist: Ich habe selber kein solches Gerät, aber: ich lese hier seit mehreren Jahren alle Threads zu diesem Gerät mit (auch die ganzen Selbstbau- / Bastelthreads, und da wurde mit dem Gerät nicht immer sanft und fachmännisch umgegangen, da waren teilweise schon rohere Aktionen dabei), und dabei wurde auch schon über so manches kaputte oder kaputtgemachte Bauteil / Bauteile des Verstärkers berichtet. Nur: Ich kann mich an keinen einzigen Fall erinnern, in dem der Ausgangsübertrager des VR70 dran glauben hätte müssen. Also scheint der Ausgangsübertrager des VR70 - zumindest, was die Überlebensfähigkeit bei Mißhandlung angeht - doch von ganz ordentlicher Qualität zu sein.

Grüße

Herbert


[Beitrag von pragmatiker am 15. Mrz 2009, 18:09 bearbeitet]
hf500
Moderator
#8 erstellt: 15. Mrz 2009, 18:32
Moin,
wenn man es ganz richtig machen will, dann ist das Ruhestrompoti kein Poti, sondern nur ein einstellbarer Widerstand, der den Fusspunkt des Ruhestromspannungsteilers darstellt.

Wenn hier der Trimmwiderstand "den Boden verliert", dann geht die Gittervorspannung auf Maximalwert, die Roehre wird gesperrt.

Im uebrigen bin ich immer dafuer, den Lautsprecherausgang bei Messungen/Einstellungen zu belasten. Ein Widerstand 22 Ohm/5W reicht immer aus, einen Roehrenverstaerker im Zweifel friedlich zu stimmen.
Ein Kurzschluss am Ausgang erfuellt den gleichen Zweck, Roehrenverstaerker sind im Grunde kurzschlussfest.

73
Peter
pragmatiker
Administrator
#9 erstellt: 15. Mrz 2009, 18:35
Servus Peter,

hf500 schrieb:
wenn man es ganz richtig machen will, dann ist das Ruhestrompoti kein Poti, sondern nur ein einstellbarer Widerstand, der den Fusspunkt des Ruhestromspannungsteilers darstellt.

Wenn hier der Trimmwiderstand "den Boden verliert", dann geht die Gittervorspannung auf Maximalwert, die Roehre wird gesperrt.

absolut d'accors. Nur: Wenn man sich anschaut, wieviele Röhrenverstärker mit Spannungsteilern als Gittervorspannungseinsteller aufgezogen waren und sind, bei denen die Endröhren "hochgehen", wenn der Schleifer aufgeht - es sind nicht nur wenige, es sind leider die allermeisten.

Grüße

Herbert
Gyula
Ist häufiger hier
#10 erstellt: 18. Mrz 2009, 14:24
Hi!

Das mit dem Regelwiderstand am Fußpunkt ist natürlich eine sichere Sache. Bei einem Defekt des Schleifers würde -Ug1 hochlaufen und der Ruhestrom geht zurück. Fragt sich, ob dem User der Fehler auffallen würde, wird der AP doch nur um höchstens 10-20% verändert.
Wahrscheinlich wird sich der User nur manchmal denken, dass der Amp schon mal besser geklungen hat.

Lange Rede kurzer Sinn, ich würde bei einem wirklich hochwertigen Amp und das haben wohl einige hier, nur mit Fixwiderständen arbeiten. Sauber ausgeführt, mit genügend Platz auch für ggf. notwendige Parallelwiderstände für das Feintuning.
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