Röhrenamps - Pflegefrage.

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stoske
Inventar
#1 erstellt: 26. Jun 2006, 16:19
Hi,

nun habe ich mir auch einen Dynavox zugelegt und bin auch sehr angetan. Leider sind meine Boxen noch nicht fertig, so dass ich noch provisorisch höre.

Wie verfährt man am Besten mit der Betriebsdauer, bzw. dem Aus- und Anschalten?

Ein Bekannter meint das Aufheizen und Abkühlen wäre das schädlichste, drum würde er das Dingen nur über Nacht ausschalten.
Ein anderer meint: Nee, Quatsch, das macht nix, da reduzierst du dir nur die Lebensdauer der Röhren. Sobald er mehr als eine Stunde aus dem Zimmer ginge, würde er seine Röhre ausschalten.

Ja, was denn nun? Abgesehen davon, dass der Amp problemlos als kleine Heizung fungiert; eher kurz und oft oder lang und selten, was ist wirklich besser und warum?

Grüße, Stephan
Tulpenknicker
Inventar
#2 erstellt: 26. Jun 2006, 17:32
Hallo Stephan,

willkommen in der Röhrengemeinde !!

Also wenn der AMP längere Zeit nicht gebraucht wird, einfach ausschalten... d.h. eine Stunde kann das Ding ruhig mal im Leerlauf sein, danach sollte man es aus ökonomischen Gründen ausschalten. Es gibt zwar Experten die meinen einen Röhrenverstärker nie ausschalten zu müssen, allerdings ist diese Vorgehensweise völlig blödsinnig. Die Einzigen die davon profitieren sind die Röhrenhersteller, da die Röhren schneller verschleißen und die Stadtwerke, welche sich über eine Nachzahlung der Stromrechnung freuen.

Gruß,

Nils


[Beitrag von Tulpenknicker am 26. Jun 2006, 17:33 bearbeitet]
richi44
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 27. Jun 2006, 10:57
Ideal ist es, wenn das Röhrengerät die Möglichkeit bietet, Heizung und Anodenspannung separat zu schalten.
Röhren mögen nicht, wenn sie kalt die Anodenspannung bekommen und unter dieser Spannung aufheizen müssen. Dann wird nämlich die Kathode während des Aufheizens in die Sättigung getrieben.
Und genau so schädlich ist es, Röhren längere Zeit, also mehr als eine halbe Stunde nur mit Heizung, ohne Anodenspannung zu betreiben.
Man wird also im Normalfall das Gerät aufheizen und nach 2 Minuten die Anodenspannung einschalten. Und vor dem ganz ausschalten erst die Anodenspannung aus und erst dann die Heizung aus.
Bei Betriebsunterbrüchen von weniger als 15 Minuten lohnt ein Ausschalten nicht.

Jetzt kommt es noch auf die Schaltung des Gerätes an. Ist es ein Klasse B Verstärker, so ist nutzloses durchlaufen lassen über mehr als eine Stunde noch erlaubt, weil das Gerät einen niedrigen Ruhestrom besitzt und daher die Röhren weitgehend geschont werden.
Ist eine eine AB- oder A-Schaltung, nagt jede Stunde Betrieb, ob mit oder ohne Ton an der Lebensdauer der Röhre. Hier würde ich nach einer halben Stunde abschalten.

Es hängt also von der Schaltung ab, was angesagt ist, aber genau so davon, ob Heizung und Anode separat geschaltet werden kann.
Sailking99
Inventar
#4 erstellt: 29. Jun 2006, 09:31
So jetzt gleich meine Frage.
Ist es auch schädlich den Verstärker auszuschalten (weil man sich entschieden hat fernzusehen und dann nach 15 min merkt, dass nix gescheits läuft und man doch wieder hören möchte) und nach kurzer Zeit wieder einzuschalten.

Zum Thema laufen lassen hat mein Händler gemeint, dass man das Gerät nach dem einschalten mindestens 20 min anlassen sollte, sonst kostet es besonders viel Röhrenlebensdauer.

Gruß Flo
richi44
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 29. Jun 2006, 10:11

Zum Thema laufen lassen hat mein Händler gemeint, dass man das Gerät nach dem einschalten mindestens 20 min anlassen sollte, sonst kostet es besonders viel Röhrenlebensdauer.

Das ist reiner Quatsch und bringt im Gegenteil dem Händler Umsatz durch zusätzliche verkaufte Röhren.
Die Röhre mag es nicht, wenn sie beim Aufheizen bereits Anodenspannung hat. Dieser Vorgang sollte vermieden werden. Und weil man das normalerweise nicht vermeiden kann, sollte es so selten als möglich vorkommen. Daher wäre es Blödsinn, mit dem Netzschalter des Verstärkers zu spielen.
Aber wenn ich das Ding eingeschaltet habe und es gleich darauf wieder ausschalte, weil ich es mir anders überlegt habe, so ist das kein Problem und tut den Röhren überhaupt nichts.
Nur würde ich halt mal zuerst zappen und wenn was vernünftiges im TV kommt, das Röhrending ausmachen. Denn wenn nichts im TV kommt, muss ich die Röhren nicht neu aufheizen.
Tulpenknicker
Inventar
#6 erstellt: 29. Jun 2006, 10:29

Sailking99 schrieb:
Zum Thema laufen lassen hat mein Händler gemeint, dass man das Gerät nach dem einschalten mindestens 20 min anlassen sollte, sonst kostet es besonders viel Röhrenlebensdauer.


Hi Flo,

wieder ein Händler der keine Ahnung hat, sobald ein Signal rauskommt kann man Musik hören, allerdings sollte man die ersten paar Minuten nicht soweit aufdrehen, aber wer Musik wirklich genießen will, egal welches Genre, tut dies am Anfang eh' nicht. Wenn die Röhren nach ca. 3-5 Minuten voll aufgeheizt sind (manche Röhren brauchen länger), kann man auch ordentlich "Gain" geben, dazu sei aber noch gesagt, daß jede Röhre schneller altert wenn Sie am Limit betrieben wird und volle Leistung geben muss.

Nach 15 Minuten kann man den Verstärker ruhig einschalten, daß macht m.E. dem Verstärker nichts aus, ganz im Gegenteil, wenn ein Gerät noch warm ist, ist der Einschaltstrom nicht so hoch.

Gruß,

Nils
Tulpenknicker
Inventar
#7 erstellt: 29. Jun 2006, 10:31
Verdammt...war der richi wieder schneller
stoske
Inventar
#8 erstellt: 29. Jun 2006, 10:45
Hi,

nun, beim Dynavox kann man kaum verhindern, dass die Röhre beim Aufheizen schon Spannung an der Anode hat, denn mehr als einen Schalter gibt es ja nicht.
Aber ich sehe schon, das läßt sich allgemeingültig wohl nicht beantworten. Wenn die Pause nicht wenigstens 2-3 Stunden beträgt, lass ich die Röhre also lieber an.

Grüße, Stephan
Sailking99
Inventar
#9 erstellt: 29. Jun 2006, 12:19
Also bei mir gibt es auch nur einen Schalter für on und off.

Gruß Flo
I.Q
Hat sich gelöscht
#10 erstellt: 29. Jun 2006, 14:23
Legt euch doch einen extra Schalter von der Netzteilplatine ans Gehäuse. Habe ich auch, sozusagen Standby Betrieb. Mit dem Hauptschalter heize ich nur die Röhren vor, mit dem Standby Schalter gebe ich nach ca. 5 min Strom auf die Röhren von der Netzteilplatine .
Gruss Frank
richi44
Hat sich gelöscht
#11 erstellt: 29. Jun 2006, 16:08

...jede Röhre schneller altert wenn Sie am Limit betrieben wird und volle Leistung geben muss.


Sofern es ein Klasse A - Gerät ist (also ALLE Eintaktgeräte und ein Teil der Gegentakter) fliesst durch die Röhre bis wirklich ans Limit, wo es gottserbärmlich klirrt, immer der gleiche Strom. Daher wird erst bei "Discobetrieb" die Röhre mehr belastet. Daher habe ich geschrieben, dass es in erster Linie auf die Schaltungsart ankommt, ob sich das Ausschalten lohnt (bei allen Klasse A), auch wenn es ein relativ kurzer Unterbruch ist.


Nach 15 Minuten kann man den Verstärker ruhig einschalten, daß macht m.E. dem Verstärker nichts aus, ganz im Gegenteil, wenn ein Gerät noch warm ist, ist der Einschaltstrom nicht so hoch.


Das werden die normalen Bauteile schätzen, da sie noch warm sind. Der Röhre ist das aber egal. Ihre Kathode ist ja im Betrieb etliche hundert Grad warm. Und ob sie jetzt nach 15 Minuten noch 20 oder 50 Grad hat, macht den Kohl nicht fett. Genau wie die Röhre nach spätestens 1 Minute die volle Kathodentemperatur hat. Daher ist der Einschaltstrom nach 2 Minuten gleich wie nach 2 Stunden.

Dass die Anode erst langsam warm wird (ohne Anodenspannung bleibt sie kalt), ist ein anderes Paar Stiefel. Daher kann ich das mit dem Klangunterschied nach einigen Minuten Betrieb nicht nachvollziehen, zumal die Anodentemperatur keinen Einfluss auf die Röhrendaten und damit auf den Klang hat.
DB
Inventar
#12 erstellt: 29. Jun 2006, 17:44
Hallo,

die hohen Spannungen an den Röhren beim Einschalten des Gerätes sind kaum problematisch. Die kleinen Röhren haben samt und sonders eine maximale Anodenkaltspannung von 550V, bei EL34 liegt sie bei 2kV.
Als wesentlich kritischer sehe ich hier die galvanische Kopplung zwischen Vor- und Phasenumkehrstufe an. Im Einschaltmoment steht die Kaltspannung auch am Gitter der Phasenumkehrstufe an. Gefällt mir nicht sonderlich, aber der Herbert hat ja eine Abhilfe erläutert.

MfG

DB
richi44
Hat sich gelöscht
#13 erstellt: 29. Jun 2006, 18:43
Es geht ja nicht um die Spannungen. Eine Wolframkathode wie bei den allerersten Röhren (man hat sie noch Birnen genannnt, weil sie hell leuchteten) nimmt keinen Schaden, wenn sämtliche emitierten Elektronen "verbraten" werden. Eine Sättigung schadet ihr nicht.

Heutige Kathoden bilden im normalen Betrieb eine kräftige Elektronenwolke. Durch die negative Ladung dieser Elektronen wird verhindert, dass alle emitierten Elektronen als Anodenstrom abfliessen und damit die Kathode in die Sättigung gerät.
Sie werden wie gesagt als Wolke zwischen Kathode und Gitter bereit gehalten.

Eine moderne Kathode könnte eine Sättigung (verbunden mit einem xfachen Strom des normalen Betriebsstroms) nur wenige Sekunden überleben. Nachher wäre die Kathode erschöpft und die Röhre futsch.

Jetzt ist es aber so, dass während des Aufheizens kurzzeitig durch die vorhandene Anodenspannung und durch das Fehlen einer Gittervorspannung (bei Kathodenwiderstand) alle emitierten Elektronen abfliessen und die Röhre somit in die Sättigung kommt, bis die Kathode genügend erwärmt ist, dass mehr Elektronen emitiert werden, als benötigt werden.
Nicht umsonst werden (und vor allem wurden) bei militärischen Geräten die Röhren 3 Minuten vorgeheizt, bevor die Anodenspannung eingeschaltet werden konnte.

Das, was Du ansprichst, ist natürlich genau so "idiotisch". Da steht plötzlich eine positive Spannung am Gitter, die weit über dem liegt, was die Röhre zwischen Gitter und Kathode haben darf. Da sind Funkenüberschläge schon fast programmiert.
Bubeck
Ist häufiger hier
#14 erstellt: 29. Jun 2006, 18:51
Hat man bei den alten Röhrenradios auch aufgepasst wann und wie oft man sie Ein- oder Ausschaltet? Man hört doch wann man will und nicht wenn es dem Gerät paßt.
Dieses Thema ist eigentlich nicht sehr viel wert darüber viel nachzudenken oder zu schreiben. Die Röhren haben natürliche eine endliche Röhrenlebenzeit, die ist bei einer ordentlichen Röhre so hoch, dass man sich darüber keine Sorgen machen muß. Sie altert in Abhängigkeit der Betriebszeit. Viele Röhren gehen durch falsche Betriebseinstellung während der Laufzeit kaputt, die ist wichtiger.
Es gilt wie bei allen Elektrogeräten: Ausschalten, sobald sie nicht mehr gebraucht werden. Spart Strom und erhöht die Lebensdauer. Einer guten Röhre ist egal ob sie am Tag fünfzig mal oder einmal ein und ausgeschaltet wird (Aufheizt und Abkühlt), aber letzlich aber nicht egal wieviel Gesamtstunden sie über Jahre laufen muß.
richi44
Hat sich gelöscht
#15 erstellt: 29. Jun 2006, 19:02

Einer guten Röhre ist egal ob sie am Tag fünfzig mal oder einmal ein und ausgeschaltet wird (Aufheizt und Abkühlt), aber letzlich aber nicht egal wieviel Gesamtstunden sie über Jahre laufen muß.

Jein!
Zu Beginn des Fernsehens, so ab 1955 gab es für Mehrfamilienhäuser schon Gemeinschaftsantennen mit Röhrenverstärkern. Da waren E88CC drin, also Langleberöhren. Diese waren für einen Dauerbetrieb von 3 Jahren ohne Unterbruch ausgelegt. Hätte man diese in den über tausend Tagen 50'000 mal ein und ausgeschaltet, wären sie sicher nach einem Jahr hin gewesen. Sie waren auf den Dauerbetrieb und nicht die Sättigungsbelastung gebaut.

Wenn man aber eine Endröhre eines Eintaktgerätes betrachtet, ist die Belastung durch den Betriebsstrom (Ruhestrom = Anodenstrom mit Musik) höher als das Sättigungsproblem. Und wenn man die Endröhren bei Klasse B betrachtet, ist es wieder eher (typenabhängig) das Problem der Sättigung.
Allerdings hatte das erwähnte Röhrenradio eine Ausgangsleistung von 5,5W. Und es ist niemandem aufgefallen, wenn die Röhre nur noch 3W hergegeben hat. Daher wurden "halb ausgelutschte" Röhren weiterhin betrieben. Nur, damals langte man ins Gestell und nahm eine Neue. Heute ist das nicht mehr bei allen Typen so ohne weiteres möglich, weshalb eine gewisse Vorsicht angebracht ist.

Aber Du hast insoweit recht, dass man sich auch zuviel Sorgen machen kann
Bierbauch2000
Stammgast
#16 erstellt: 08. Jul 2006, 16:32
@alle,

würde nicht ein Softstart - Heizspannung wird langsam hochgefahren bis auf Ihren max.-Wert das Problem lösen ?

Wenn dann der maximale Heizspannungswerterreicht ist, wird die Annodenspannung per Relais hinzugeschaltet.

Es sollte nicht alzu schwer sein eine solche Schaltung zu realisieren bzw im Internet zu finden.

Gruss
Bernd
Cpt_Chaos1978
Hat sich gelöscht
#17 erstellt: 08. Jul 2006, 18:27
HI,
also getrennte Einschalten von Heizung und Anodenspannung mittels eines Schalters der auf das Netzteil erst später Saft gibt ist unproblematisch?
Habe bei mir halt einfach einen Unterbrecherschalter zwischen Gleichrichter und Netzteilplatine eingebaut. So kann ich die Röhren "vorglühen" und dann Anodensaft geben.
Mir ist nur aufgefallen das wenn ich die Röhren lange aufheizen lasse, 30sek oder so beim Einschalten der Anodenspannung kurz ein helles blaues Leuchten in der Röhre um die Kathode ist. Ist das nur der Wiederschein von den Anodenblechen, weil da habe ich immer dieses leichte blaue Streifenmuster.

Gruß
Cpt_Chaos
pragmatiker
Administrator
#18 erstellt: 10. Jul 2006, 19:09

Bierbauch2000 schrieb:
würde nicht ein Softstart - Heizspannung wird langsam hochgefahren bis auf Ihren max.-Wert das Problem lösen ?

Wenn dann der maximale Heizspannungswerterreicht ist, wird die Annodenspannung per Relais hinzugeschaltet.


Servus Bernd,

das ist nicht ganz so einfach, weil:

  1. So eine Schaltung erstmal wissen müßte, was die maximale Heizspannung genau eigentlich ist (immerhin sollen die Geräte ja mit Netzspannungstoleranzen von +/-10% funktionieren, und die Heizspannung ist ja nicht stabilisiert). Es müßte also eine Schaltung sein, die sich den Heizspannungsgradienten anschaut und dann noch unterscheidet, ob eine Schwankung der Heizspannung durch die Anheizperiode oder eine Netzspannungsschwankung herrührt.
  2. Heizwicklungen von Netztrafos in der Regel recht niederohmig sind und während der Anheizphase die gesamte Kernleistung des Netztrafos weitgehend für die Heizung zur Verfügung steht, weil ja noch kein Anodenstrom gezogen wird. Insofern fällt die Spannungsänderung der Heizspannung, welche so eine Schaltung detektieren könnte, niedriger aus, als es für ein betriebssicheres Funktionieren einer solchen Schaltung wünschenswert wäre.
  3. Ein Softstart in Simpel-Manier (also mit einem Heißleiter o.ä.) sicher keine Zeitkonstante im Bereich von mehreren 10 Sekunden hinbringt - dann braucht's wieder aufwendigere Schaltungstechnik.

Das einfachste ist schon so, wie es richi sagt: Die Anodenspannung zeitverzögert (also z.B. mit Hilfe eines anzugsverzögerten Relais oder schlicht per Hand mit Kippschalter) je nach Röhrenbestückung 30[s] bis zu 10[min] (z.B. 6C33C-B) nach der Heizung einschalten.

@richi44


richi44 schrieb:
Zu Beginn des Fernsehens, so ab 1955 gab es für Mehrfamilienhäuser schon Gemeinschaftsantennen mit Röhrenverstärkern. Da waren E88CC drin, also Langleberöhren. Diese waren für einen Dauerbetrieb von 3 Jahren ohne Unterbruch ausgelegt. Hätte man diese in den über tausend Tagen 50'000 mal ein und ausgeschaltet, wären sie sicher nach einem Jahr hin gewesen. Sie waren auf den Dauerbetrieb und nicht die Sättigungsbelastung gebaut.


Die Dinger kenn' ich auch noch....die waren von vorn bis hinten für Dauerbetrieb gebaut. Speziell bei den selektiven UHF-Kanalverstärkern (z.B. in den 60er Jahren in München Kanal 32 für den ORF2, die Röhren waren, glaube ich, EC86, und da waren viele drin) hätte man auch gar nicht ausschalten dürfen (die mußten als ganzes Gerät warm sein) - sonst lagen die dann durch den TK der Schwingkreiskomponenten und anderer Bauteile im kalten Zustand frequenzmäßig soweit daneben, daß die Verstärkung zumindest teilweise auf dem Nebenkanal stattfand, aber nicht mehr vollständig im Nutzkanal - was sich bei schwachen Signalen im Bild durch "nette" Effekte geäußert hat.

Grüße

Herbert


[Beitrag von pragmatiker am 10. Jul 2006, 19:12 bearbeitet]
Bierbauch2000
Stammgast
#19 erstellt: 20. Jul 2006, 19:24
@pragmatiker

ich hatte eher eine pragmatische Lösung für den Softstart im Sinn.
Meine Idee:

Für Gleichstromheizung
Ein Spannungsregler der die Heizspannung in definierten Schritten von 0 bis 6,3 Volt (oder auch gleitend) in ca. 1-2 min nach oben regelt.

Für Wechselspannung ein (Dimmer)IC das die gleiche Aufgabe wie oben erfüllt.

Das ganze mit möglichst wenigen Bauteilen.

Wenn dann der Heizspannungs max von 6,3V erreicht ist soll über einen Timmer (NE555) ein Relais die Anodenspannung zuschalten.

Ich werde mal versuchen das ganze Analog aufzubauen.

Alternativ könnte ich mir vorstellen das das mit einem Mikrocontroller machen kann. Vielleicht kann ja jemand hier im Forum ein kleines Progi für einen Microcontroller schreiben.


Gruss
Bernd
Justfun
Inventar
#20 erstellt: 20. Jul 2006, 19:46
Hallo Bernd,
das geht aber viel einfacher.
Für die 6,3V einen Spannungsregler nehmen und den Masseanschluß bzw. den Adj. auf einen Transistor legen, welcher mittels RC-Glied an der Basis langsam aufgesteuert wird.
Oder bei "kleinen" Röhren einen Heissleiter in Reihe zur Heizung schalten.
Gruß
Manfred


[Beitrag von Justfun am 20. Jul 2006, 20:58 bearbeitet]
pragmatiker
Administrator
#21 erstellt: 20. Jul 2006, 20:53

Justfun schrieb:
Hallo Bernd,
das geht aber viel einfacher.
Für die 6,3V einen Spannungsregler nehmen und den Masseanschluß bzw. den Adj. auf einen Kondensator legen der langsam über einen Transistor aufgeladen wird.

Gruß
Manfred


Und dann hinten an die (jetzt stabilisierte) Heizspannung einen Schmitt-Trigger hin, welcher kurz vor Erreichen der Endspannung (um die unvermeidlichen Ausgangsspannungstoleranzen auszugleichen) die Anodenspannung per Relais zuschaltet.

Einziges Problem bei dieser Aktion sind die Ströme, die der Heizspannungsregler durch die Kaltwiderstände der Röhrenheizfäden im Einschaltmoment abkönnen muß (EL34 JJ z.B. gemessene ca. 0.5[Ohm], macht bei 6.3[V] im Einschaltmoment immerhin ca. 12.6[A]) - da braucht's also für eine sichere Schaltungsauslegung für zwei EL34 ein Längsregelelement, was ohne wenn und aber kurzzeitig ca. 30[A] verträgt, wenn die stabilisierte Heizspannung von 6.3[V] schlagartig anliegt - oder eine Strombegrenzung . Diese Ströme werden beim Hochfahren mit geringerer Heizspannung zwar geringer, durch die nichtlineare Kennlinie der Heizfäden sind sie aber immer noch respektabel.

Um nun ein paar belastbare Aussagen bezüglich der echten Heizströme beim Hochfahren zu bekommen, hab' ich mir eine EL34 von JJ gepackt und gemessen - die Strommmessung erfolgte jeweils 30[s], nachdem die Spannung angelegt wurde und ergab folgendes Spannungs-/Stromprofil (natürlich echte Vierdrahtmessung direkt am Röhrensockel ohne dazwischenliegende Fassung):

  • Bei 0.5[V] Heizspannung fließen 0.50[A] Heizstrom - entspricht einem Heizfadenwiderstand von 1.00[Ohm].
  • Bei 1.0[V] Heizspannung fließen 0.65[A] Heizstrom - enstpricht einem Heizfadenwiderstand von 1.54[Ohm].
  • Bei 1.5[V] Heizspannung fließen 0.80[A] Heizstrom - entspricht einem Heizfadenwiderstand von 1.88[Ohm].
  • Bei 2.0[V] Heizspannung fließen 0.90[A] Heizstrom - entspricht einem Heizfadenwiderstand von 2.22[Ohm].
  • Bei 2.5[V] Heizspannung fließen 1.00[A] Heizstrom - entspricht einem Heizfadenwiderstand von 2.50[Ohm].
  • Bei 3.0[V] Heizspannung fließen 1.10[A] Heizstrom - entspricht einem Heizfadenwiderstand von 2.73[Ohm].
  • Bei 3.5[V] Heizspannung fließen 1.17[A] Heizstrom - entspricht einem Heizfadenwiderstand von 2.99[Ohm].
  • Bei 4.0[V] Heizspannung fließen 1.25[A] Heizstrom - entspricht einem Heizfadenwiderstand von 3.20[Ohm].
  • Bei 4.5[V] Heizspannung fließen 1.32[A] Heizstrom - entspricht einem Heizfadenwiderstand von 3.41[Ohm].
  • Bei 5.0[V] Heizspannung fließen 1.40[A] Heizstrom - entspricht einem Heizfadenwiderstand von 3.57[Ohm].
  • Bei 5.5[V] Heizspannung fließen 1.47[A] Heizstrom - entspricht einem Heizfadenwiderstand von 3.74[Ohm].
  • Bei 6.0[V] Heizspannung fließen 1.54[A] Heizstrom - entspricht einem Heizfadenwiderstand von 3.90[Ohm].
  • Bei 6.5[V] Heizspannung fließen 1.61[A] Heizstrom - entspricht einem Heizfadenwiderstand von 4.04[Ohm].

Der Heizanlaufstrom im Moment des Einschaltens lag bei allen oben genannten Spannungen mindestens 50% höher - bei den kleineren Spannungen eher 100%. Das hängt damit zusammen, daß die Röhre nach den ersten Heiztests mit den niedrigeren Heizspannungen natürlich schon "vorgewärmt" war und bei den höheren Heizspannungen nicht mehr komplett kalt gestartet ist.

Grüße

Herbert


[Beitrag von pragmatiker am 20. Jul 2006, 21:07 bearbeitet]
Justfun
Inventar
#22 erstellt: 20. Jul 2006, 21:00
Hallo Herbert,
hab wieder mal nur die Hälfte gelesen, ging ja um die Endröhren.
Da wirds dem Regler dann schon warm ums Herz.
Gruß
Manfred
Justfun
Inventar
#23 erstellt: 20. Jul 2006, 23:04
Was soll man machen, wenn man nicht schlafen kann weils so heiß ist.
Also hier bei einer anderen Forumsbaustelle gibt es dazu eine Schaltung.
Hier eine Erklärung ( hoffentlich richtig)
http://www.hifi-foru...m_id=111&thread=1502
und hier die Schaltung
http://img336.imageshack.us/my.php?image=mrls8454ui.jpg
Gruß
Manfred
richi44
Hat sich gelöscht
#24 erstellt: 21. Jul 2006, 12:29
Natürlich kann man die Heizung langsam hochfahren. Aber es ist sehr selten, dass bei einer Röhre der Heizfaden aufgibt. Das habe ich bei normalen, parallel geheizten Röhren bisher in bald 50 Berufsjahren noch keine 10 mal erlebt.
Daher sehe ich es nicht als zwingend an, sich bei der Heizung Gedanken zu machen. Anders bei der Anodenspannung. Hier ist eine Zeitverzögerung von 2 Minuten vernünftig. In der Zeit ist die Röhre sicher (mit Reserve!) voll aufgeheizt. Ob man das nun mit einem NE555 oder einem Zeitrelais löst oder wie auch immer, spielt letztlich keine Rolle. Ich habe mir vor gut 40 Jahren einen Verstärkre (2 EL34, 100W) gebaut und die Verzögerung mit einem bimetallgesteuerten Relais gelöst.
pragmatiker
Administrator
#25 erstellt: 21. Jul 2006, 12:41

richi44 schrieb:
Ich habe mir vor gut 40 Jahren einen Verstärkre (2 EL34, 100W) gebaut und die Verzögerung mit einem bimetallgesteuerten Relais gelöst.


Alle Achtung...800[V] Anodenspannung? Reinrassiger Klasse B Arbeitspunkt? Mehr geht ja aus diesem Rohr wirklich nicht mehr raus....

respektvolle Grüße

Herbert
richi44
Hat sich gelöscht
#26 erstellt: 21. Jul 2006, 14:43
Ja, eigentlich sollte er nur 50W machen. Und als Gleichrichter hatte ich zwei EY82 vorgesehen (habe das Ding noch vor Beginn meiner Radiolehre gebaut). Die brachten im Leerlauf gerade mal 450V, aber unter Last kam aus der Kiste nur noch 20W.
Da habe ich halt einige der ersten Siliziumdioden genommen, und da waren es halt plötzlich 900V Leerlauf und gute 800V unter Last, daher auch das Verzögerungsrelais, weil die Elkos praktisch null Headroom hatten...

Klirrmessung war nicht. Dafür habe ich alle verfügbaren Lautsprecher zusammengeschaltet, gegen 40 Stück, und einfach mal aufgedreht (Ausgangsspannung überwacht) und vor dem Haus dann den Klirr beurteilt
pragmatiker
Administrator
#27 erstellt: 21. Jul 2006, 15:39

richi44 schrieb:
Da habe ich halt einige der ersten Siliziumdioden genommen, und da waren es halt plötzlich 900V Leerlauf und gute 800V unter Last, daher auch das Verzögerungsrelais, weil die Elkos praktisch null Headroom hatten...

Ich nehmen mal an, das waren OY-xxx Typen....

Klirrmessung war nicht. Dafür habe ich alle verfügbaren Lautsprecher zusammengeschaltet, gegen 40 Stück, und einfach mal aufgedreht (Ausgangsspannung überwacht) und vor dem Haus dann den Klirr beurteilt

Und - Mußtet ihr danach umziehen? Ich nehm' mal an, zu dieser Zeit waren das Hochwirkungsgradbreitbänder - und an jedem von den Dingern ca. 2.5[W] - Mann, muß das ein Krach gewesen sein...

Grüße

Herbert


[Beitrag von pragmatiker am 21. Jul 2006, 15:39 bearbeitet]
richi44
Hat sich gelöscht
#28 erstellt: 21. Jul 2006, 15:58
Meine Eltern hatten ein eigenes R-TV-Geschäft und die Werkstatt lag etwas abseits, daher war es möglich .
Sonst hätte ich ja in dem "zarten Alter" auch noch nicht die Möglichkeit gehabt, sowas zusammenzuschustern.
Bubeck
Ist häufiger hier
#29 erstellt: 25. Jul 2006, 14:57
Moderne Spannungsregler, wie zum Beispiel LT1083/LT1084/LT1085 von Linear Technology haben eine interne Strombegrenzung und sogar eine Überlastbegrenzung für Dauerlast (Temperaturgesteuert). So beträgt der max. Kurzschlußstrom beim LT1083 laut Datenblatt ca. 9A. Der Dauer-Betriebsstrom kann bis zu 7A betragen (genügende Wärmeabfuhr mittels Kühlkörper vorausgesetzt). Damit kann man schon Endröhren heizen ohne sich um den Einschaltstromstoß für die Heizung kümmern zu müssen.
Bierbauch2000
Stammgast
#30 erstellt: 27. Jul 2006, 20:54
@alle

ja genau, das wird alles überbewertet Stromstoß beim Einschalten. Pahh ich hab einen Besenstiel unter die Sicherung geklemmt, hat schon mein seliger Opa so gemacht.

Aber nun mal im Ernst. Ich hatte mir auch die LT- Regler ausgekuckt. Die scheinen mir von der Belastung mehr als Ausreichend für den Dynavox zu sein.


Gruss aus meiner Bastelbude Bernd
+dünneBerg+
Stammgast
#31 erstellt: 04. Aug 2006, 12:54
Hallo,

@richi

könntest du bitte erklären warum auch das Wegschalten der Anodenspannung für längere Zeit schädlich ist? Ich beabsichtige in meinem Selbstbau genau dies zu tun und eine Stand By-Schaltung einzubauen:{

Eine Sättigung der Kathode kann ja eigentlich nicht eintreten wenn die Anode potentiallos rumdümpelt...dachte ich.

Ich habe auch schon davon gehört die Anodenspannung im StandBy einfach nur zu reduzieren und nicht komplett wegzuschalten, macht das mehr Sinn?

für jede Hilfe und Anregeung bin ich sehr dankbar,
der Verstärker soll ja schließlich lange spielen


viele Grüße
-Christian-
Basteltante
Inventar
#32 erstellt: 04. Aug 2006, 13:24

Bierbauch2000 schrieb:
Für Wechselspannung ein (Dimmer)IC das die gleiche Aufgabe wie oben erfüllt.

Das ganze mit möglichst wenigen Bauteilen.

Wenn dann der Heizspannungs max von 6,3V erreicht ist soll über einen Timmer (NE555) ein Relais die Anodenspannung zuschalten.


Nehm einfach 2 NTC, einen in die Heizung, und einen in die Anode. Macht 2 Bauteile.
pragmatiker
Administrator
#33 erstellt: 04. Aug 2006, 14:54

Basteltante schrieb:
Nehm einfach 2 NTC, einen in die Heizung, und einen in die Anode. Macht 2 Bauteile. :P


NTC in der Anodenleitung? Nun ja, für Klasse A mag das (ohne Betrachtung der NTC-Zeitkonstante, die wahrscheinlich für die Anheizperiode der Röhre viel zu klein ist) noch angehen, für B-Betrieb mit seinen stark veränderlichen Anodenströmen dagegen dürfte so ein stark variabler Außenwiderstand nicht das non plus ultra darstellen.....

Grüße

Herbert


[Beitrag von pragmatiker am 04. Aug 2006, 14:56 bearbeitet]
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