Fragen zum Bausatz "Energy FAST"

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wing787
Stammgast
#1 erstellt: 25. Jul 2016, 09:45
Hallo zusammen,

da die DAU-Bausätze hier ja ziemlich bekannt sind würde ich mal ein paar Fragen zu dem Energy FAST los werden. Im Prinzip ist das Vorgehen der Entwicklung ja gut beschrieben:

http://www.gazza-diy...ngen/energy-f-a-s-t/

Nur bleibt bei dem BB das Problem des extremen Hochtonanstiegs. Dazu dann eben die Fragen:

1. Ist das gehäusebedingt? Wenn ja: Wie könnte man dem entgegenwirken?
2. Ist das chassisbedingt? Wenn ja: Warum wurde trotzdem dieses Chassis verwendet? (Doch sicher nicht nur, weil es gesponsort wurde)
3. Wäre die Konstruktion auch nicht als Standbox ausführbar? Speziell in meinem Fall würde ich den unteren "hohlen" Teil weg lassen. Wie sind die allgemeinen "Daten" (-3dB Punkt nach unten)?

Schön wäre es auch wenn jemand speziell nochmal auf das Thema "Schallenergie" eingehen könnte. In welcher Verbindung steht der Energiefrequenzgang zum Amplitudenfrequenzgang?

Viele Grüße
Reference_100_Mk_II
Inventar
#2 erstellt: 25. Jul 2016, 11:08
Ich kann es leider nicht Profi-like erklären...:

Der Energiefrequenzgang ist eigentlich DER Frequenzgang auf den es zu achten gilt, wenn man eine Box bauen will die auch unter Winkel ausgewogen klingt.

Der 0° Frequenzgang kann ja linealglatt sein, selbst wenn die Weiche so konstruiert ist, dass der BB noch mal voll auf macht wo der TT schon längst abgefallen ist.

Da fällt der TT z.B. zu 1kHz hin schön mächtig ab, dann kommt der BB und macht wieder volle Kanne auf.
Unter Winkel offenbart sich das dann mit einer massiven Mittelton-Überhöhung, hier zu sehen, die Kurve für 30° ist bereits sehr krass: Simulierte Winkelfrequenzgänge Weichenversion 1.0

Also trennt man dann tiefer, in dem Bereich wo der TT noch halbwegs gerade läuft, und bremst den BB dann so ein, dass der Energiefrequenzgang konstant fallend ist.
Das mag zwar einen kleinen Einbruch bei 0° nach sich ziehen, unter Winkel wirds dann aber um so schöner



Wie die genauen physikalischen Zusammenhänge sind, das kann dir nur einer der Profis hier erklären ^^
Ich meine das hängt mit dem Leistungs-/Energie-Spektrum von Musik, Sprache und allgemein Schallereignissen in unserer Welt zusammen.
Lässt man eine Frequenzanalyse über einen Musiktrack laufen, sieht das z.B. so aus:
Frequenzanalyse
Hier sieht man eine Analyse von Radioheads Titel High and Dry, gerippt als ziemlich hochwertiges .flac-File, also schon mit etwas Aussagekraft.
Zu erkennen ist, dass die Pegelverteilung zu hohen Frequenzen hin immer schwächer wird.
Ob das tatsächlich miteinander zu tun hat kann ich aber nicht zu 100% sagen.



Zu deinen Fragen:
1) Sicherlich speilt das Gehäuse auch mit rein, wohl eher aber in den unteren Frequenzbereichen.
2) Ja, das "Problem des extremen Hochtonanstiegs" liegt eher am Chassis begründet. Ist aber nicht schlimm, da der BB unter Winkel ja recht linear wird, wie man es in der 15° Messung sehen kann. Dann werden die Boxen halt genau gerade ausgerichtet, nicht angewinkelt
3) Warum nicht auch als Standbox? Naja, weil dann genau diese Faltung nicht mehr passt Die untere Grenzfrequenz lässt sich dieser Grafik entnehmen: Tieftonsimulation SWM68 Da spielt natürlich noch der Raum und die Aufstellung mit rein.



Grüße, Reference
Kay*
Inventar
#3 erstellt: 25. Jul 2016, 13:35

Wie die genauen physikalischen Zusammenhänge sind,
...
Zu erkennen ist, dass die Pegelverteilung zu hohen Frequenzen hin immer schwächer wird.
Ob das tatsächlich miteinander zu tun hat kann ich aber nicht zu 100% sagen.


Die Problemstellung eines LS im Raum ist,
dass das was beim Hörer ankommt,
neben dem Direkt-Schall auch Reflektionen sind.

Wenn sich der Fgang über den Abstrahlwinkel ändert,
so sieht dann die Summe am Hörplatz entsprechend
aus.
Deviationist
Hat sich gelöscht
#4 erstellt: 25. Jul 2016, 14:36
Geb ich auch noch meinen Senf dazu :

Zu Frage 1: In dem Frequenzbereich hat das Gehäuse wohl keinen signifikanten Einfluß mehr, da bei einem BB hier der Schall schon stark gebündelt abgestrahlt wird.

Zu Frage 2: Liegt am Chassis. Aber: Zum Einen findet bei Musik in dem Frequenzbereich sowieso nicht mehr viel statt ( Ausnahme Obertöne ).
Frequenzen der Musikinstrumente

Zum Anderen kommt's auch drauf an, was Deine Ohren in dem Freq-Bereich überhaupt noch wahrnehmen. Kommt viel auf's Alter an. Bei mir ist mit Mitte Fuffzig da schon nicht mehr viel los. Außerdem, wie Reference ja schon geschrieben hat, ist der Anstieg ja nur auf Achse, bei 15° sieht's doch schon ganz anders aus.

Zu Frage 3: Laut Plan ist die Box ja grade mal 42 cm hoch, also eher keine Standbox. Auf dem Foto wurde sie wohl nur nach unten "verlängert", um sie als Standbox einzusetzen.

Ein linearer Amplitudenfrequenzgang bringt Dir nur was, wenn Du die LS zum Musikhören auf'n Acker schleppst , also ohne reflektierende Flächen drumrum. Da Du aber vermutlich eher in nem Raum Musik hören willst, ist der Energiefrequenzgang eindeutig wichtiger.

Grüßle, Volker
Black-Devil
Gesperrt
#5 erstellt: 25. Jul 2016, 15:24
Die Jungs haben das ja schon gut erklärt. Am Hörplatz kommt erheblich mehr Schallenergie durch Reflexionen am Ohr an, als auf direktem Weg. Daher stimmt ein guter Entwickler nicht nur auf einen Winkel ab, sondern achtet darauf, dass auch unter anderen Abstrahlwinkeln keine Schweinereien entstehen.
Im Fall der Energy-FAST musste also eine Überhöhung auf Achse bleiben, weil es unter Winkel sehr schnell weniger wird und dann insgesamt zu wenig Hochton-Schall im Raum gewesen wäre.

Alex hat sich beim Abstimmen da schon sehr viel Mühe gegeben - nicht umsonst hat er die finale Version 1.8 genannt.
Ich konnte die Box im Frühjahr bei ihm hören und auch wenn ich eigentlich kein freund der Breitbänder bin und ich die wellige Sicke als optische Zumutung empfinde, klingt das Ding schon richtig gut, weil erst mal so gar nicht nach typischem BB-Sound.
Viper780
Inventar
#6 erstellt: 26. Jul 2016, 17:09
Der Frequenzgang auf Achse ist meist eh unerheblich da man fast immer unter Winkeln sitzt. Üblicherweise optimiert man auf 15-30° und versucht Unstetigkeiten so gut als möglich zu vermeiden.
wing787
Stammgast
#7 erstellt: 27. Jul 2016, 13:43
Hallo,

sehr interessante Antworten. Wir haben also ein Problem bei diesem Chassis. Da stellen sich bei mir natürlich weitere Fragen: Warum wird das Chassis dennoch verwendet? Ist es eher prinzipbedingt? Also hätte man mit ähnlich großen BB die gleichen (vielleicht weniger stark) Probleme? Wie entstehen im speziellen diese Probleme?
Zum Vergleich könnte man den Scan Speak 10f nehmen. Ähnlicher Lautsprecher, aber deutlich weniger Zicken. Warum wird dann nicht einfach der verwendet? Die beiden Boxen wären dann zwar 100€ teurer, dürften P/L immernoch überragend sein..
Und bezogen auf die Entwicklung des Lautsprechers: Wie kann man unter Winkel irgendwelche Reflektionen mit einberechnen? Jeder Hörraum ist ja anders..

Prinzipiell überlege ich fast den Lautsprecher zu kaufen und zu bauen. Mein Hörraum würde im Bass böse einwirken (Ein Lautsprecher müsste genau in einer Raumecke stehen), aber das müsste zur Not mit dem Verschließen des BR-Ports zu beheben sein. Außerdem ist ein EQ vorhanden.


[Beitrag von wing787 am 27. Jul 2016, 13:50 bearbeitet]
Reference_100_Mk_II
Inventar
#8 erstellt: 27. Jul 2016, 14:45
Wie kommst du auf "Wir haben also ein Problem bei diesem Chassis."???

Das Chassis passt für diesen Anwendungsfall doch sehr gut. Die Box wurde ja speziell nicht auf einen aalglatten 0° Frequenzgang gebracht!
Das Ziel ist/war ja eine möglichst gleiche Verteilung der Schallenergie unter Winkel.

Was der Raum macht ist auch wichtig klar.
Aber, hat man einen schlechten Raum und einen schlecht gebauten Lautsprecher sind die Grundvoraussetzungen für guten Klang wesentlich eingeschränkter,
als wenn man einen schlechten Raum und einen gut gebauten Lautsprecher hat.



Edit:
Wo macht der ScanSpeak f10 denn weniger "Zicken" als der Mivoc FR358N?
Der Mivoc hat lediglich ein ganz leichtes aber angenehm flaches Plateau von +2dB von 1,5-4kHz. Das ist bei gutem Boxen-/Weichendesign zu vernachlässigen.


[Beitrag von Reference_100_Mk_II am 27. Jul 2016, 14:55 bearbeitet]
Viper780
Inventar
#9 erstellt: 27. Jul 2016, 15:15
Ich seh da kein PRoblem - wie kommst du da drauf?
Es sieht halt nicht hübsch aus hat aber auf die übliche Hörausrichtung keinen Einfluss. P/L steht bei den meisten DAU entwicklungen ganz vorne und somit ist ein um 100€ teurer Breitbänder der sich ähnlich verhält ein No Go (verständlicher weise)

unter Winkeln und als ganzes im Raum ist doch alles perfekt. Gerade in leicht bedämpften oder sehr vollgestellten Hörräumen könnte das sogar von Vorteil sein.
Kay*
Inventar
#10 erstellt: 27. Jul 2016, 16:11

Also hätte man mit ähnlich großen BB die gleichen (vielleicht weniger stark)


aber das müsste zur Not mit dem Verschließen des BR-Ports zu beheben sein


entweder du schaffst dir ein paar Grundlagen drauf
oder
du akzeptierst das fertig entwickelte Angebot
...
es ist deine Entscheidung
wing787
Stammgast
#11 erstellt: 27. Jul 2016, 18:48
@ Reference: Bis 4 kHz verhalten sich die beiden Treiber ähnlich. Da gebe ich dir völlig recht. Was darüber passiert, steht eben auf einem anderen Blatt.
@ Kay: Deine Antworten liebe ich in allen Threads! Die beiden Aussagen von mir stehen in keinem Zusammenhang, eine betrifft den Bass wo ein Tieftöner in einer TQWT steckt, was bei einer Eckaufstellung zu viel Bass und damit Dröhnen bedeuten könnte. Die andere Aussage bezieht sich auf den "Hochton" des Breitbänders und was sich die Entwickler dabei gedacht haben die Weiche genau so zu gestalten. Ich versuche hier das Projekt nicht schlecht zu reden... ich möchte es aber verstehen. Und wenn man den Artikel zum Bauvorschlag liest könnte man vermuten, dass der Sponsor beide Treiber miteinander verheiratet haben wollte.
Aber statt den konkreten Bezug zwischen beiden Aussagen herzustellen, den es meiner Meinung nach gar nicht wirklich gibt, wird darauf verwiesen die Grundlagen anzueignen. Klingt echt sehr oberlehrerhaft! Ich würde mir schon anmaßen ein wenig zu den "Grundlagen" zu wissen, auch wenn ich natürlich noch weit von Profiwissen entfernt bin!
Schon_wieder_weg
Hat sich gelöscht
#12 erstellt: 27. Jul 2016, 21:46
Hallo,

"Wollt ihr mit diesen Chassis mal was machen?" war der Tenor einer Email von Marko Rose, die ich Ende letzten Jahres erhielt.

Der SWM68 und der FR358N waren damals ganz neu auf dem Markt, und mit diesen Chassis existierte noch kein Bauvorschlag. Also willigten wir ein, und somit war die Bestückung der "Energy F.A.S.T." gesetzt.

Der FR358N ist ein 4" Breitbänder ohne nennenswerte Schwächen. Im Vergleich mit dem erwähnten Scan Speak BB erlaubt er sich ebenso keine groben Schnitzer. Lediglich der Hochtonbereich ist deutlich ausgeprägter als beim erwähnten Scan Speak BB, und er bedarf einer gesonderten, preiswerten (Zusatz-)Beschaltung. Der generelle Anstieg im Mitteltonbereich ist dem Baffle-Step geschuldet. Jeder gleich große BB würde diesen Anstieg auf dieser Schallwand in dieser Einbauposition produzieren. Auch der Scan Speak BB.

Dass der BB (alle anderen gleich großen auch) unter Winkeln im unteren Hochtonbereich unter Winkeln aufweitet, ist auf Kantendiffraktion zurückzuführen. Man kann diesem Phänomen u. a. entgegenwirken, indem man die Schallwand erheblich verbreitert, oder eben den Weg wählt, den ich als "Entwicklungsleiter" der Energy F.A.S.T gegangen bin.

Viele Wege führen nach Rom. 9 verschiedene Weichenansätze führten zum Ergebnis "Energy F.A.S.T."


[Beitrag von Schon_wieder_weg am 27. Jul 2016, 22:43 bearbeitet]
Kay*
Inventar
#13 erstellt: 28. Jul 2016, 00:19
wing787

http://www.hornlautsprecher.de/download_dichtung.htm

die ersten ca. 50 Seiten nicht nur auswändig lernen, sondern verstehen!
Danach kannste vlt. raumakustische Vorgänge auf deine Problematik übertragen.
Wenn ich recht erinnere, findet sich in dem Buch auch einiges zum Thema
"Bündelung".

Auch wenn es dir oberlehrerhaft erscheint, aber ohne Grundlagen deinerseits,
so ist n.m.M. eine Diskussion mit dir über den Bausatz schwierig.


Und wenn man den Artikel zum Bauvorschlag liest könnte man
vermuten, dass der Sponsor beide Treiber miteinander verheiratet haben wollte.


typisch!

Man könnte auch vermuten, der Entwickler hatte seinen Spass an beiden LS
und hat sich bei der Kombi etwas gedacht.

p.s.
ich hatte zwei Kernaussagen aus dem Beitrag herausgesucht.
Die sollten nix miteinander zutun haben,
Sie sollten dich motivieren genau darüber nachzudenken bzw. Forschung zubetreiben
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