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Abtastsysteme Vergleich AT95 ./. EPS270C-JICO ED ./. AT 440MLb+A -A |
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Autor |
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paule16
Ist häufiger hier |
22:18
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#1
erstellt: 25. Mrz 2016, |
Hallo Musik hören in guter Qualität, das ist was für mich. Mein Budget erlaubt allerdings weder High-End-Spielerchen noch überteuerte Kult-Geräte. Das die Wiedergabequalität eines anständigen Plattenspielers überwiegend vom Abtastsystem abhängt, liegt auf der Hand. Doch welches System sollte man kaufen; wie viel Geld muss man ausgeben, um richtig Spaß beim Plattenhören zu haben? Da ich mir vorstellen kann, dass das vielen im Forum so geht, poste ich mal meine Ergebnisse - natürlich subjektiv! Ich habe ältere Mittelklassetechnik im Einsatz: Verstärker Pioneer A-404R mit MM-Eingang (~1994), Breitband-Lautsprecher bzw. Kopfhörer und seit Kurzem zwei Plattenspieler Panasonic SL-H401 (frühe 1980er) (Direktantrieb, leichter S-Tonarm mit SME-Sockel, kein Subchassis) Dort sind noch originale Technics EPS 270C drin, bei einem ist die Originalnadel in brauchbarem Zustand montiert. Aus meinem anderen Plattenspieler habe ich ein 20 Jahre altes, aber unter 100h gelaufenes AT95 mit im Vergleich. Vergleich: Ich habe drei Headshells mit Systemen bestückt und justiert und dann gewechselt. Abhören hauptsächlich mit Kopfhörern Sennheiser HD 580, aber auch mit Lautsprechern, da die tiefe Bässe besser wiedergeben. Außerdem habe ich die Musikstücke mit CD-Qualität (44,1kHz, 16bit) mit den verschiedenen Abtastern digitalisiert und mir dann immer wieder bestimmte Partien angehört, um möglichst direkt zu vergleichen. Mein Rechner hat eine ordentliche Realtek-Soundtechnik an Bord (bis 192kHz/16bit Aufnahme), so dass ich von einer guten Qualität der Überspielung ausgehe. Ziel: Platten hören; manchmal auch digitalisieren (FLAC, kein MP3). Musik: Pop, Rock, Jazz, Klassik (überwiegend ohne Gesang). Folgende Abtastsysteme / Nadeln habe ich verglichen: 1. Audio Technica AT95 (20 Jahre alt; schwarz), Nadel gut. Headshell Thakker HS-10 (9g). Auflagekraft 1,6g. Resonanzfrequenz 9Hz (siehe am Schluss) 2. Technics EPS 270C mit Originalnadel. Headshell original, 8,5g. Auflagekraft 1,6g. Resonanz 10Hz 3. Technics EPS 270C mit JICO-Nadel ED. Headshell original, Auflagekraft 1,5g. Resonanz 8Hz 4. Audio Technica AT 440MLb. Headshell HS-10. Auflagekraft 1,4g. Resonanz 6,5Hz Da Audio Technica-Systeme eine geringe Abschlusskapazität erfordern, habe ich das NF-Kabel des Plattenspielers auf ganze 40cm gekürzt und bessere Stecker angelötet. Die Kapazität des Kabels (von Headshell bis Cinch-Stecker) sank dadurch von 140pF auf 70pF, gemessen mit einer LCR-Meßbrücke. Die effektive Eingangskapazität des Verstärkers ist unbekannt; möglicherweise um 70pF. Platten: Jazz („Bernstein spielt Brubeck“, CBS-Aufnahme von 1962), Ludwig Güttler - Musik für Orgel und Trompete (DMM-Pressung), Stevie Wonder - Woman In Red, Maxi-Single Yello - Of Course Im Lying u.a. Nr. 1 vs. Nr. 2 Das AT95 genießt den Ruf eines etwas ‘prolligen’ Arbeitspferdes - gutes Preis-Leistungsverhältnis, aber weit von ‘audiophil’ entfernt. Über das Technics 270C liest man unterschiedlichste Statements. Die Spanne geht von ‘zu Recht im Aussterben begriffen’ bis ‘ausgezeichnet’. Ich fand den Klang beider Systeme grundsätzlich ähnlich. Das 270 hat etwas mehr und weichere Bässe sowie eine bessere Auflösung; beide schwächeln bei feinen Höhen. Für sich klingen beide Systeme brauchbar. Im Vergleich mit Nr. 3 und 4 sind die Unterschiede deutlich: Die Besen des Jazz-Schlagzeugers wuscheln so vor sich hin, Güttlers Trompete klingt, als hätte er noch eine Socke reingestopft. Dass das AT95 etwas brüllig wirkt, kenne ich nur von meinem alten DDR-Plattenspieler: Das Abtastsystem stand falsch, da nicht justierbar, und der eingebaute Vorverstärker hatte 390pF im Eingang - da kann das AT gar nicht gut klingen. Eine akkurate Jusierung mit einer Schablone und die passende Eingangskapazität für das Abtastsystem ist nicht nur für ‘audiophile’ High-End-Junkies wichtig. Nr. 3 vs. Nr. 4 Das alte Technics-System mit der elliptischen JICO-Nadel ist eine echte Überraschung. Eine gute, recht klare Basswiedergabe (zu Tiefbässen elektronischer Musik kann ich nichts sagen - solche Musik habe ich nicht auf Vinyl), eine gute Auflösung und gute Höhenwiedergabe. Die Oberwellen der Trompete wirkten allerdings etwas scharf, vielleicht sollte man die Auflagekraft nicht aufs Minimum einstellen. Insgesamt war das Klangbild etwa so, wie ich es von meinem gewöhnlichen, alten SONY-CD-Player bekomme. Das AT440 spielt in einer anderen Liga. Seidenweiche Höhen bis zur Hörgrenze ohne Kratzen, Klirren, Präsenzen; erstaunliche Auflösung - und keineswegs bassarm. Die Resonanzfrequenz bei meinem Setup ist hart am unteren Limit; eigentlich hätte ich eine leichtere Headshell nehmen müssen. Aber vielleicht hilft das der Basswiedergabe. Die Bässe waren klar und linear, da mulmt nichts rum. Hat man nicht genug Wumms bei den Bässen, kann man ja einfach den Bassregler aufdrehen. Für meinen Geschmack ist das AT440 ein Allrounder. Auch oft gelaufene Scheiben in sehr bescheidenem Zustand klingen damit erstaunlich gut. Egal welche Platte ich auflegte - immerwieder dachte ich ‘das haste noch nie so gehört’... Auffallend war, dass das ‘Rillenrauschen’ mit dem AT440 deutlich geringer ist als mit den anderen Systemen. Die auch hier im Forum immer wieder zu lesene Behauptung, Vinyl sei Kult, klinge aber keineswegs besser als die CD, glaube ich jetzt nicht mehr. Beim Anhören der AT440-Tracks vom Rechner war ich verunsichert. Vorhin im Original war doch der Abstand des AT440 zum 270C mit JICO-Nadel deutlich, in der Rechnerdatei nicht mehr. Sind meine Ohren jetzt müde oder was? Wieder den Plattenspieler angeworfen.. aha! Das Original klingt viel besser als die digitale Kopie. Mein höchst persönliches Fazit: Das AT95 ist im guten Sinne preiswert und keineswegs Mist. Wer seine Vinyl-Schätzchen vor allem digitalisieren möchte (oder gar kastrieren - nennt sich MP3), der ist mit dem AT95 gut bedient. Wer in seinem gebrauchten Plattenspieler ein EPS-270C hat, sollte sich für den Preis eines AT95 eine elliptische JICO-Nadel kaufen. Damit ist man schon ziemlich gut aufgestellt. Für einen Brot-und-Butter-Plattenspieler wie dem Panasonic SL-H401 ist das AT440MLb wohl die obere Grenze des sinnvollen. Mit diesem System hat man auch wieder Lust, sich Klassik-Platten anzuhören. Da die digitale Kopie vermutlich schlechter klingt als das Original, spart man sich auch gleich die Mühe des Digitalisierens. ![]() Resonanzfrequenz des Systems Tonarm-Headshell-Abtastsystem: [ist abhängig von Masse und Nachgiebigkeit der Nadelaufhängung; empfohlen 8..12Hz] Nach Absetzen des Systems auf die Außenrille fiel mit ein Rumpeln auf, dessen Frequenz bei jedem System anders ist. Ich nehme mal an, das durch die mechanische Anregung der relativ welligen Außenzone das System etwas in seiner Resonanzfrequenz schwingt. Dieses Störsignal wird nach innen hin schnell schwächer. Der Vorverstärker scheint wenig Subsonic-Unterdrückung zu haben; daher sieht man die Frequenz in der Hüllkurvendarstellung und man kann schnell mal die Frequenz ablesen. Beispiel 1: AT440 ![]() Beispiel 2: EPS270C mit JICO-Nadel ![]() Freundliche Grüße, Paule |
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Jazzy
Inventar |
19:38
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#2
erstellt: 26. Mrz 2016, |
Danke für die Eindrücke,vielleicht auch im Plattenspielerthread veröffentlichen? Eine Anmerkung hätte ich: der onBoard-Realtek traue ICH nicht über den Weg.AD-Wandlung sollte sorgfältiger passieren.Man sieht aber sehr schön,was der Nadelschliff so ausmacht.Ich bin da inzwischen beim Ortofon Quintet Black mit Shibatanadel und Bornadelträger gelandet: sehr gute Detailauflösung ohne Hochton-Nervereien. |
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paule16
Ist häufiger hier |
20:21
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#3
erstellt: 29. Mrz 2016, |
EDIT Vielleicht hätte ich mal die Nadelgeometrie dazu schreiben sollen... ![]() 1. Audio Technica AT95E/PRO von 1995, Elliptische Nadel 2. Technics EPS 270C mit konischer Originalnadel 3. Technics EPS 270C mit JICO-Nadel ED, also ellipischer Diamant 4. Audio Technica AT 440MLb. MicroLine-Schliff, aus der Gruppe der Shibata-ähnlichen Schliffe Einen Hauptvorteil der MicroLine-Nadel habe ich nicht erwähnt: Tracks weit innen werden nicht nur mit geringsten Verzerrungen, sondern auch mit der bestmöglichen oberen Grenzfrequenz wiedergegeben. Auf der 'Innenkurve' nahe des Labels ist der gigantische Unterschied zwischen konischer Nadel (Nr.2) und Microline (Nr. 4) kaum zu fassen. Freundliche Grüße, Paule |
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paule16
Ist häufiger hier |
20:33
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#4
erstellt: 29. Mrz 2016, |
Hallo! Ich werde mal mit 96kHz und 44,1kHz gesampelte Tracks der selben Platte vergleichen, könnte interessant sein. Zur messtechnischen Beurteilung des Onboard Realtek fehlt mir die Messtechnik. Das durchzumessen wäre zwar mal interessant, aber noch lange nicht auf andere Computer-Mainboards übertragbar. Freundliche Grüße, Paule... |
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CarstenO
Hat sich gelöscht |
11:26
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#5
erstellt: 31. Mrz 2016, |
Hallo Paule, toller Bericht! Danke schön! Carsten |
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paule16
Ist häufiger hier |
20:14
![]() |
#6
erstellt: 31. Mrz 2016, |
Hallo Jazzy! Mit Audacity ist es mir gelungen, mit 96kHz/16bit zu digitalisieren. Mit dieser Abtastfrequenz schrumpft der Unterschied Original/Kopie deutlich. Ich höre den Unterschied nur im direkten Vergleich. Nun könnte man weiter forschen - liegt es am RealTek im Rechner, am Signalweg über den Verstärker, wie gut sind die Kabel vom und zum Rechner wirklich (sind keine Beipackkabel und etwas dicker, aber wie gut wirklich?) usw. Ganz bestimmt wäre eine externe Soundbox u. U. besser - wenn sie was taugt, kostet sie bestimmt 3-stellig. Dafür kaufe ich mir lieber ein paar schöne Platten... ![]() Ich werde jetzt nur noch mit 96kHz arbeiten. Mit dem verlustlosen Format FLAC ist die Datei trotzdem kleiner als eine WAV mit 44,1kHz. Und dich bleibe dabei: Zischlaute, Streicher,... alles, was gut aufgelöste Hochtonwiedergabe braucht, klingt vom MicroLine-Abtaster einen Hauch natürlicher zumindest als mit meinen CD-Playern. ![]() ..freut sich Paule |
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