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Der Kollektiv-Filmreview-Club

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hificinema
Inventar
#151 erstellt: 04. Jul 2011, 18:10

PoLyAmId schrieb:
Im Gegensatz dazu ist dies aber beim Ehemann der Ermordeten nicht besonders gut gelungen. Ihm kaufe ich seine Halbglatze nicht so wirklich ab.


Genau das wäre auch der Punkt den ich noch dazu genannt hätte, wwenn du das nicht schon getan hättest, nämlich die die Maske des Witwers, die wirklich nicht mit den anderen mithalten konnte.

PoLyAmId schrieb:

Danach kommt dann für mich der größte Kritikpunkt. Die Befragung des potentiellen Täters durch die Hastings und Esposito. Mal ehrlich, wer bitte fällt auf so ein offensichtliches Manöver wirklich herein? Ein dummer krimineller?

Also das hat wohl mit dem Gemüt des Täters zu tun. Als Hastings gemerkt hat, dass der Täter drauf anspringt, hat sie das ganze ja auch immer weiter geführt, mit anschließender Unterstützung durch unseren Protagonisten. Wäre der Täter nicht darauf angesprungen, hätte sie es nach dem ersten Versuch wohl auch bleiben lassen.
das schon gelesen. Soviel zu Spoilern.

PoLyAmId schrieb:

Dass der Film nicht mit der angedeuteten Überraschung endet, sondern nochmal auf die Beziehung zwischen Esposito und Hastings eingeht finde ich übrigens wichtig, denn betrachtet man sich den Anfang ist sowas nötig um den Film "rund" zu machen.

Das stimmt vom Prinzip her schon, allerdings hätte man das auch subtiler machen können, bzw. andeuten. Diese Plumpheit passte irgendwie nicht zum Rest der Beziehung der beiden und auch nicht so Recht zum Film, finde ich.


PoLyAmId schrieb:
Dies hier soll schließlich im Unterschied zu den Beiträgen im "Heute gesehen" Thread richtige Reviews sein, die davon ausgehen, dass die Leute, die sie lesen die Filme auch gesehen haben. Da natürlich trotzdem alle anderen Forenteilhaber gerne willkommen sind bin ich trotzdem dafür in den Erstbeitrag eine kleine Warnung zu setzten, dass hier oft Inhalte explizit beschrieben werden und diskutiert werden. In so einem Beitrag sollte es möglich sein die Spoiler auf ein Minimum zu begrenzen. Dies ist natürlich nur eine Bitte und meine Meinung zum Vorgehen. Natürlich akzeptiere ich das Hausrecht der Seitenbetreiber und werde mich gegebenenfalls danach richten.


Das kann ich so unterschreiben
john_frink
Moderator
#152 erstellt: 04. Jul 2011, 22:03
Hi Jungs,

wir haben uns entschieden, dass wir es bevorzugen würden, wenn hier weiter wesentliche Spoiler (à la "Ich bin dein Vater") mit der entsprechenden Funktion markiert würden. Hintergrund ist der, dass so neue, interessierte Leser nicht verschreckt werden und den Thread links liegen lassen, sobald sie am Anfang einen "Achtung: Spoiler" Hinweis sehen, sondern nach Durchsicht der wirklich gelungenen Reviews so manche Filmperle für sich entdecken können, ohne entscheidende Schlüsselszenen unfreiwillig kennenzulernen.
Somit würden wir uns freuen, wenn weiterhin diese kleine Hürde im Schriftbild genommen würde, damit jeder diesen Thread vollumfänglich nutzen kann.

Einen schönen Gruß, john_frink
hificinema
Inventar
#153 erstellt: 04. Jul 2011, 22:11
Alles klar, leuchtet ein.
PoLyAmId
Inventar
#154 erstellt: 05. Jul 2011, 08:25
Dem kann ich auch so zustimmen.





Das stimmt vom Prinzip her schon, allerdings hätte man das auch subtiler machen können, bzw. andeuten. Diese Plumpheit passte irgendwie nicht zum Rest der Beziehung der beiden und auch nicht so Recht zum Film, finde ich.


Ich habe natürlich auch externe Bewertungen gelesen über den Film und ein Punkt von einem User aus der OFDB hat mir da etwas die Augen geöffnet:

Ich zitiere mal einen Absatz:


Doch nicht nur, dass die Erzählung vielschichtiger ist als auf den
ersten Blick scheint, ist der Film zudem gnadenlos gut inszeniert und
versteht es virtuos auf des Zuschauers Nerven und Empfindungen zu
spielen und nach Belieben Bedrückung, Schock, Traurigkeit, aber auch
Euphorie, Berührung, romantische Sentimentalität und Belustigung. Im
Gegensatz zu manchen anderen Werken über verbissene Ermittler wie
“Zodiac” oder “Red Riding: 1974”, die es sich mit durchgängig düsterer
Atmosphäre und reifem Ernst natürlich irgendwo einfach machen, fährt El
secreto de sus ojos die gesamte emotionale Palette auf und erlaubt sich,
wo sinnvoll, auch Humor, Coolness, Romantik, unverhohlenen Kitsch und
das Staunen über Schauwerte. Dass dabei die Tragik und Dramatik der
Erzählung nicht an Wirkung verliert, dass die Frustration des Ermittlers
und Trauer des Witwers nicht untergeht, dass das zermürbende Gefühl
einem pervertierten Justizapparat ohnmächtig gegenüber stehen zu müssen
spürbar ist, das ist die eigentliche ganz große Kunst, die El secreto de
sus ojos vollbringt.



Dieser Interpretation muss ich mich vollständig anschließen und ich finde unter dem Gesichtspunkt die etwas langsamere Einleitung und das kitschige Ende eigentlich doch recht passend. Sowas macht diesen Film aus und ihn zu etwas Besonderem.
Besonders den Anfang hab ich mir gestern nochmal angesehen und finde ihn nun besser, nachdem ich die Charaktere nun schon kenne.
hificinema
Inventar
#155 erstellt: 05. Jul 2011, 08:40
Ja das ist eine wirklich interessante Ansicht, der ich im Kern zustimme. Dass mich das Ende stört bleibt aber leider. Aber anscheinend sind wir nicht die einzigen, die finden, dass der Humor in dieses sehr ernste Thema kurioserweise hervorragend hineingepasst hat.
PoLyAmId
Inventar
#156 erstellt: 05. Jul 2011, 08:54

Also das hat wohl mit dem Gemüt des Täters zu tun. Als Hastings gemerkt hat, dass der Täter drauf anspringt, hat sie das ganze ja auch immer weiter geführt, mit anschließender Unterstützung durch unseren Protagonisten. Wäre der Täter nicht darauf angesprungen, hätte sie es nach dem ersten Versuch wohl auch bleiben lassen.
das schon gelesen



Ich hätte lieber gesehen wenn sie es zwar nach diesem Schema aber etwas weniger plump angegangen wäre. Den Grundgedanken den Täter auf die Art bei den Eiern zu packen finde ich sehr gut.
Ich finde übrigens den Killer Schauspieler sehr gut gewählt. Der hat schon so eine unterschwellig verschlagene Visage und hat damit dann die Fahrstuhlszene sowas von klasse rübergebracht. Da war nur noch Hutchison als Percy Wetmore in Green Mile besser.
hificinema
Inventar
#157 erstellt: 05. Jul 2011, 09:12
Die Fahrstuhlszene!!! Ganz vergessen! Großartig! Was da für eine Bedrückung rüberkam, war ziemlich enorm! Ich dachte mir erst so: Sollen sie ihm doch jetzt richtig aufs Maul haun' und dann holt der seine Waffe raus und lädt demonstrativ durch. Dazu das Schauspiel von Hastings. Ganz groß!
m.a.x_mustermann
Ist häufiger hier
#158 erstellt: 05. Jul 2011, 10:52

hificinema schrieb:


PoLyAmId schrieb:

Danach kommt dann für mich der größte Kritikpunkt. Die Befragung des potentiellen Täters durch die Hastings und Esposito. Mal ehrlich, wer bitte fällt auf so ein offensichtliches Manöver wirklich herein? Ein dummer krimineller?

Also das hat wohl mit dem Gemüt des Täters zu tun. Als Hastings gemerkt hat, dass der Täter drauf anspringt, hat sie das ganze ja auch immer weiter geführt, mit anschließender Unterstützung durch unseren Protagonisten. Wäre der Täter nicht darauf angesprungen, hätte sie es nach dem ersten Versuch wohl auch bleiben lassen.


Ich denke, das hat etwas mit dem männlichen Stolz zu tun, der zu der Zeit in Form des machismo in Lateinamerika sicher noch ausgeprägter vorhanden war, als er es jetzt ist.

Wikipedia schreibt dazu:

Auf Menschen angewandt unterstreicht der Begriff macho, durchaus positiv verstanden, die Männlichkeit. Erst als „machismo“ wird daraus der Männlichkeitswahn, der dann im deutschen Lehnwort wiederzufinden ist. Der „machista“ steht unter dem Zwang, seine Männlichkeit in der Gesellschaft, notfalls auch gegen seine eigenen Interessen, unter Beweis stellen zu müssen; das bezieht sich sowohl auf die „Verteidigung der Ehre“ wie auch auf sexuelle Herausforderungen.


Zutreffend wäre im Verhör also vor allem der kursive Auszug.

Ich denke die meisten von uns werden "Das weiße Band" und auch "Ein Prophet" gesehen haben. Fandet ihr "In ihren Augen" besser als die beiden (mal ganz davon abgesehen, dass ein Vergleich meiner Meinung nach immer ein bißchen schwierig ist)?


[Beitrag von m.a.x_mustermann am 05. Jul 2011, 10:57 bearbeitet]
hificinema
Inventar
#159 erstellt: 05. Jul 2011, 11:06
Interessante Sache, danke max.

Zu dem Vergleich:
Ich habe nur Das Weiße Band gesehen und der hat mir damals nicht gefallen. Ich müsste ihn aber nochmal sehen. Daher bin ich keine Refenrenz was einen Vergleich angeht.
PoLyAmId
Inventar
#160 erstellt: 05. Jul 2011, 12:01

"Das weiße Band" und auch "Ein Prophet" gesehen haben. Fandet ihr "In ihren Augen" besser als die beiden



Zumindest nicht besser als Das weiße Band.
0300_Infanterie
Inventar
#161 erstellt: 09. Jul 2011, 15:02
So, habe es am Donnerstag nun auch geschaftt ...

Ich fange von hinten an ... 8,5/10

Warum? Der Film hat mich in allem gefesselt, von Anfang an:
- Kameraführung
- Drehbuch
- Cast

Ich hab mich wohl gefühlt wie im Winter am Kaminfeuer
Mit der ersten Szen am Tatort war ich gefangen, wollte wissen wer´s war, warum und was mit ihm passiert ... Auch die Ermittler, der Ehemann und der Täter waren absolut glaubhaft dargestellt.
Zu Bühnen-/ Szenenbild braucht man kaum was zu sagen: Nahezu perfekt

Mit 2 Tagen Abstand kann ich nur zum Score nix sagen ... der hat sich im Gedächtnis davongestohlen ...

Ich bedanke mich für diese wirklich gute Filmnomminierung
hificinema
Inventar
#162 erstellt: 09. Jul 2011, 16:31
Ich kann mich auch an keine Stücke im einzelnen erinnern, wohl aber, dass der Score gepasst hat. Ist also weder negativ, noch positiv erwähnenswert, meiner Meinung nach. Vielleicht hätte die ein oder andere Szene mit einem etwas makanteren Score auch eine bessere Wirkung gehabt, andererseits kam mir der Film so sehr autentisch und realitätsnah vor, was ein zu aufdringlicher Score vllt zerstört hätte.
0300_Infanterie
Inventar
#163 erstellt: 09. Jul 2011, 17:29
...war auch gar nicht als Kritik gedacht. Passte hervorragend zum Thema/Film - sehe ich genau wie Du!
Manchmal passt ein aufdringlicher, überlagernder Score/Soundtrack wie z.B. bei Kein-Ohr-Hasen ...
hificinema
Inventar
#164 erstellt: 09. Jul 2011, 17:31
Das stimmt, das kommt aber auch immer auf das Genre bzw die Stimmung des Films an.
MichaW
Inventar
#165 erstellt: 10. Jul 2011, 19:03
Moin,
ab wann gibt es denn den neuen Film?
hificinema
Inventar
#166 erstellt: 10. Jul 2011, 19:05
Der neue Film ist bereits im ersten Beitrag des Threads gelistet. Da steht auch ab wann wir Reviewen

Gruß,

hifi

hificinema
Inventar
#167 erstellt: 17. Jul 2011, 07:34
stumpen, ich hoffe, das steht nicht zwischen uns. Bitte sei mir nicht böse:

Züli Aladag's

Wut aka Rage

(2006)

wut

Um den Film in einem Wort zu beschreiben: KLISCHEE!
Es fängt schon mit dem unlogischen Szenario an, dass Felix sich in seiner Freizeit in der Nähe einer Gang aufhält, die ihn anscheinend regelmäßig abzieht, von denen er aber auch öfters mal Dope kauft. Da frage ich mich, wer sich so ein unstimmiges Szenario ausdenkt. Die Dialoge fand ich anfangs wirklich unterdurchschnittlich und konstruiert,was sich aber mit der Zeit gelegt hat, oder man hat sich einfach daran gewöhnt? Doch nicht nur das Anfangsszenario, sondern der gesamte Film ist ein einziges Klischee, sehr konstruiert und an der Dramaturgie vollkommen scheiternd. Aber die Klischees sind wirklich das schlimmste! Jede, wirklich jede Figur ist ein einziges Klischee. Das Thema ist an sich ja sehr brisant, hätte man daraus nicht so einen Pseudo-Lehrfilm für die Grundschule gemacht. Da kann unser Felix auf einmal kein Cello mehr spielen, weil er sich mit dem Messer ein wenig in den Finger geritzt hat. Oder er wird von der Gang verprügelt, weil ihr Anführer in den Knast kommt und was ist? Am nächsten Tag hat er ein blaues Auge. Ich will gar nicht wissen wie so etwas in der Realität ausgegangen wäre. Jedenfalls nicht ohne irreparable physische Schäden. Generell ist der Film durch einen viel zu geringen Härte- bzw. Drastikgrad einfach unrealistisch. Durch die Klischees und gewisse Parallelen zu Alltagssituationen versucht der Film gezielt die Emotionen des Zuschauers zu manipulieren - was ja eigentlich jeder Film versucht, nur im Normalfall fällt das nicht auf, hier wird einem quasi mit einem Schriftzug eingeblendet: "Empfinde Wut!", "Empfinde Entsetzten!" usw. Dazu kommt, dass ich finde, dass der Felix-Darsteller nicht gut gespielt hat und sich das Schauspielniveau generell eher flach gehalten hat. Das Ende hat dann zwar eine kleine Überraschung zu bieten ist aber nicht viel spannender als die Lottozahlen. Zudem kommt am Ende noch das "Ich-bin-so-fertig-und-traurig-ich-muss-sabbern-und-die-Sabber-muss-in-Zeitlupe-an-meinem-Mund-baumeln"-Klischee. Mann!
Ich weiß nicht ob ich noch was vergessen habe, falls ja kommt das nachträglich.
Aber ich will ja auch sagen was mir gefallen hat: Der Film hat mich nicht gelangweilt (aber geärgert).

3/10


[Beitrag von hificinema am 18. Jul 2011, 14:22 bearbeitet]
m.a.x_mustermann
Ist häufiger hier
#168 erstellt: 17. Jul 2011, 19:45
Sorry Jungs, komme erst jetzt dazu - hatte heute leider ein bisschen zu viel für die Uni zu tun.

Ich habe den Film am Donnerstag Abend gesehen und kann ihn irgendwie immer noch nicht 100% einordnen. Grundlegend muss ich ehrlich sagen, dass er bei mir zwar nicht wirklich Spannung aufgebaut hat, aber er hat mich auf irgendeine Art "gefesselt" (was ich definitiv nicht bei jedem Film habe).

Was auch mir gar nicht gut gefallen hat war, dass viele Dinge (zumindest bei mir) nichtmal mehr stereotypisch, sondern einfach nur klischeebedienend ankamen (grundlegend: Guter Deutscher, Böser Türke).

Auf der anderen Seite würde ich ihn (zumindest in seinen grundlegenden Zügen) gar nicht als so extrem unrealistisch bezeichnen - klar, dass Felix beispielsweise zu dieser "Gang" geht und dort was zu rauchen kauft ist weng konstruiert. Genauso wie du mit den Auswirkungen der Schlägerei recht hast (halbtot auf Treppe -> sozusagen Kratzer im Gesicht). Aber die Geschichte an sich passt meiner Meinung nach schon. Die Jungs könnten ihn ja auch täglich in der Schule bzw. auf dem Weg nach Hause "abziehen".

Insgesamt geht mir der Film aber einfach zu wenig auf die Gründe der Integrationsproblematik ein. Es geht nie um das warum. Can spricht öfter von Ehre, von Respekt etc. Ich hätte es interessanter gefunden, wenn der Fokus mehr darauf gelegt worden wäre, warum er denkt wie er denkt - aber das wäre dann natürlich wieder ein ganz anderer Film.


Ich bewerte ihn mal mit 6/10 Punkten.
0300_Infanterie
Inventar
#169 erstellt: 17. Jul 2011, 20:35
Ich halte mich bis Mo/Di zurück ... hab erst einmal geschafft ihn zu sehen (private Pechsträhne reißt nicht ab ).
Nach dem ersten Sehen mag ich mir noch kein abschließendes Urteil bilden ...


[Beitrag von 0300_Infanterie am 17. Jul 2011, 20:41 bearbeitet]
*Stumpen*
Stammgast
#170 erstellt: 18. Jul 2011, 08:24

hificinema schrieb:
stumpen, ich hoffe, das steht nicht zwischen uns. Bitte sei mir nicht böse:


Ahhh Satan soll über dich kommen. Ich verfluche dich für immer.^^
NEIN QUATSCH!! Es ist doch nicht schlimm. Zum einen habe ich den Film nicht gedreht oder produziert, noch bin ich ein Fanboy oder es ist mein Lieblingsfilm. Andererseits kann jeder seine Meinung haben und (solange es nett formuliert ist) kund tun, wie er mag. Kein Problem. Weiterhin kann man über schlechte Filme meist mehr diskutieren als über gute. Seht es also als Anstoß dafür, dass hier mal ein wenig Leben in die Bude kommt.
Ich hoffe aber ihr könnt mir über die schlechte Filmwahl hinwegsehen. OFDB und Amazon haben durchweg sehr gute Kritiken und ich dachte, er würde hier vielleicht hinpassen. Naja falsch gedacht.

Wut

Tja wie fange ich am besten an.
JA der Film lebt von vielen Klischees. Unter Umständen ist dies wohl der entscheidenste Kritikpunkt.
Vielleicht müssen diese aber auch erstmal konstruiert werden, um es zur Eskalation bringen zu können.

Die fehlende Härte ist wohl den Produzenten und dem Jugendschutz gegollten. Denn es gab ganz schöne Probleme vor allem bei der ersten Ausstrahlung. Der Film sei zu hart, könne nicht gezeigt werden! Wer hätte das gedacht? Erst nach vielem hin und her und späterem Sendeplatz wurde er ausgestrahlt. Für mich hat der Gewaltgrad aber gereicht. Hatte mich beim Sehen jedenfalls nicht gestört.

Ich fand der Film hat funktioniert. Komischerweise ist er nicht, wie anfangs gedacht, in die Migrationsproblematik eingegangen sondern eher in die Schiene "Actio et Reactio". Die Wechselwirkung der Partein hat für mich den Film ausgemacht. Das war der Hauptgedanke der rübergekommen ist und der nachfolgende Gedanke, was man tun muss, dass die Situation nicht dermaßen eskaliert. Dass Can dabei türkischstämmig ist, sehe ich dabei (anders als anfangs gedacht) eher als zweitrangiges Stilelement.
Nun ist natürlich die Frage, ob der Regiesseur eher auf Migration oder Gewalt der heutigen Jugend eingehen wollte. Der Titel lässt eher zweiteres vermuten. Wenn er jedoch ersteres im Sinn hatte, hätte man den Film wohl ganz anders aufbauen müssen.

Sehr positiv fand ich den Can-Darsteller. Er soll im richtigen Leben ein ruhiger und sehr netter Familienvater sein. Somit hat er noch mehr Hochachtung für diese tolle darstellerische Leistung verdient. Für mich neben den anderen neutral bleibenden Aktoren eine herausstechende Darbietung. Der Vater war teilweise auch ganz ok bis auf das Overacting am Schluss. Seine Szene war wohl, die seiner Antrittsrede. Gut wie bei ihm dort die Sicherung rausfliegt.
Sehr sehr flach bleibt die Figur des Felix. Auch über seine moralische Einstellung gegenüber seiner Eltern, sollte man sich Sorgen machen.

Jetzt muss ich mal wieder meine Freundin mit ins Spiel bringen (hoffe ist mir nicht böse ;)). Sie ist kein großer Filmfan und sie lässt sehr vieles kalt, was andere als spannend oder fesselnd bezeichnen. Es ist halt nicht unbedingt ihre Welt.
Jedoch habe ich sie noch nie wie beim Schluss von Wut gesehen. Sie saß wie versteinert da und folgte den Geschehnissen. Kurzzeitig hatte ich Angst, sie könnte vergessen zu Atmen. Aber auch sie bemängelte vor allem anfangs die ganze Zeit den klischeehaften Aufbau.

Alles in allem fand ich ihn gar nicht mal so verkehrt. Er ging halt doch in eine andere Richtung als eigentlich Gedacht. Denn für mich war die Aussage des Filmes "Gewalt erzeugt Gegengewalt". Das Hin und Her mit verbundenen Höhen und vielen Tiefen ist gut gemacht. Schöner Punkt ist auch noch das immer wieder auftretende Stockholmsyndrom.

Ich vergebe mal
7/10
Punkten und hoffe, dass ich damit meinen schlecht-kritischen Eindruck bei euch nicht noch weiter vertiefe.
Wenn man jedoch nicht von den Klischees und dem stereotypen Aufbau absehen kann, sinkt die Bewertung ganz klar ins bodenlose. Mich hat dies nicht gestört, da der Film für mich eine andere Intention hatte.
hificinema
Inventar
#171 erstellt: 18. Jul 2011, 10:16

*Stumpen* schrieb:
Ahhh Satan soll über dich kommen. Ich verfluche dich für immer.^^
NEIN QUATSCH!! Es ist doch nicht schlimm.



*Stumpen* schrieb:

OFDB und Amazon haben durchweg sehr gute Kritiken und ich dachte, er würde hier vielleicht hinpassen. Naja falsch gedacht.

Ist doch kein Ding, außerdem sind 6/10 und 7/10 keine schlechten Wertungen.

*Stumpen* schrieb:

Für mich hat der Gewaltgrad aber gereicht. Hatte mich beim Sehen jedenfalls nicht gestört.

Was mir fehlte ist jetzt auch nicht, dass die Kamera mehr drauf hält, oder dass mehr Blut zu sehen ist, sondern, dass die Nachwirkungen einfach realistischer (härter) dargestellt werden. Wenn jemand brutal von einer Gang zusammengeschlagen wird sitzt er nicht am nächsten Tag mit einem blauen Auge am Esstisch, sonder wacht im Krankenhaus auf. Diese Verharmlosung, die, wie du schon sagtest dem Jugendschutz und wohl den Produzenten zu verdanken ist kann ich ja verstehen, wirft den Film aber nochmehr aus der Realitätsschiene, als er sowieso schon ist und macht ihn sehr unauthentisch.

*Stumpen* schrieb:

die Schiene "Actio et Reactio". Die Wechselwirkung der Partein hat für mich den Film ausgemacht.

Da stimme ich dir zu. Dieses Eskalieren, dadurch, dass jeder noch einen drauf gesetzt hat war vom Ansatz her das beste am Film, jedoch finde ich auch die Umsetzung wieder misslungen. Für mich ist einfach das Problem, dass ich den Film sehr unauthentisch und unglaubwürdig finde was u.a. an den Dialogen, der Konstruierten Geschichte und den unterdurchschnittlichen Schauspielern liegt. Wie du schon erwähntest finde auch ich Oktay Özdemir als Can am besten. Dieser hat btw in dem Film Knallhart eine nahezu identische Rolle gespielt habe ich gehört.

*Stumpen* schrieb:

Sehr sehr flach bleibt die Figur des Felix. Auch über seine moralische Einstellung gegenüber seiner Eltern, sollte man sich Sorgen machen.

Ja, nicht nur, dass er schlecht gespielt wurde, die Figur war auch eine der Klischeebehaftetsten. Ein deutscher Junge, der die ganze Zeit auf seine Füße starrt, aus reichen Elternhaus kommt, Flaum am Kinn hat und Cello spielt...

*Stumpen* schrieb:

Denn für mich war die Aussage des Filmes "Gewalt erzeugt Gegengewalt".

Zu diesem Thema muss ich mal "Eden Lake" einwerden, der genau das Thema ziemlich krass beandelt.
HighDefDoug
Inventar
#172 erstellt: 18. Jul 2011, 10:30
So, da klinke ich mich auch mal hier mit aktiv ein.

Ich hab den Film bei seiner TV-Premiere gesehen, damals folgte ihm auch eine recht interessante Diskussionsrunde (ich glaub auch u.a. mit den Darstellern, wenn ich mich recht erinnere). Die Story ist auf jeden Fall sicher zeitgemäß und ein Stück weit auch zeitlos, definitv kontrovers. Die Darsteller waren glaub ich Laien-Darsteller, besonders die Rolle des Can hat mich da positiv überrascht und überzeugt, der Rest der Riege ist nicht unbedingt erwähnenswert.
Was mir auffiel war die Tatsache, das die Motive der Protagonisten und deren Handlungen nicht beleuchtet wurden und man als Zuschauer sich seinen eigenen Reim drauf machen muss/soll. Das muss nicht schlecht sein, besonders wenn der Film tatsächlich diesen Interpretationsspielraum lassen wollte.
Als Fazit kann ich sagen, das ich den Film vor einigen Jahren nur einmal gesehen habe und mich dennoch recht gut an ihn erinnern kann, was schon mal für ihn spricht. Allerdings muss auch ich sagen, das er schon sehr einige Klischees bedient, das ist dann doch dem Ganzen nicht förderlich.

Unterm Strich ein solider Fernseh-Film mit interessanter Thematik, der aber in meinen Augen zu viel Potenzial verschenkt.

5/10

MfG HDD
hificinema
Inventar
#173 erstellt: 18. Jul 2011, 10:34
Hi HDD, schön Dich hier zu treffen! Bist ja auch demnächst mit Filmvorschlag dran

Zu dem verschenkten Potential: Ich fand die Grundidee bzw. Thematik des Films ja auch recht interessant, daher wollte ich fragen, ob jemand ähnlich angesiedelte Filme kennt. "Knallhart" wurde mir schon empfohlen.
HighDefDoug
Inventar
#174 erstellt: 18. Jul 2011, 10:39

hificinema schrieb:
Hi HDD, schön Dich hier zu treffen! Bist ja auch demnächst mit Filmvorschlag dran


Ja, wurde ja auc´h mal Zeit, das ich hier mal halbwegs was beisteuern konnte.
Yep,demnächst bin ich mit dem Filmvorschlag dran, und das obwohl du mir meinen erste Idee diesbezüglich schon streitig gemacht hast.

Gruß
hificinema
Inventar
#175 erstellt: 18. Jul 2011, 10:40
Das war aber auch ein krasser Zufall
HighDefDoug
Inventar
#176 erstellt: 18. Jul 2011, 11:06
Das kannste laut sagen, hab mir auch die Augen gerieben wie einst beim Sandmann.
Aber keine Sorge, hab noch ein Back-up.
MichaW
Inventar
#177 erstellt: 18. Jul 2011, 13:26
So jtzt habe ich ihn auch gesehen. leider komme ich in letzter Zeit nicht mehr so richtig zum Filme gucken,da ich hin und wieder auch als DJ auf Hochzeiten usw.Musik auflege und genau so eine steht bald wieder an,nimmt es viel zeit in Anspruch!

Der Streifen war jetzt nicht so überragend aber wirklich schlecht war er auch nicht.Weiß nicht ob einer von Euch "CHIKO" kennt,der geht ja in die gleiche Richtung aber wird durch die Schauspieler ein ganzes Stück besser!
Vom mir gibt es 7/10
hificinema
Inventar
#178 erstellt: 18. Jul 2011, 13:33

MichaW schrieb:
Weiß nicht ob einer von Euch "CHIKO" kennt,der geht ja in die gleiche Richtung aber wird durch die Schauspieler ein ganzes Stück besser!


Kenne ich nicht (nur von gehört) und danke für den Tipp
*Stumpen*
Stammgast
#179 erstellt: 18. Jul 2011, 14:10
Chiko habe ich auch schon vor ein paar Jahren gesehen. Jedoch fand ich ihn nicht so sehenswert. Mittelmaß. Da hat mich "Wut" mehr begeistert.

Ach was ich noch herausheben wollte:
Die Hörsaalszene der Antrittrede ist wirklich toll gemacht. Dass einem 68'er genau dort die Hutschnur hochgeht ist einfach mal feinste Ironie des Schicksaals.
Das i-Tüpfelchen ist hierbei, dass es in der Vorlesung um die Selbstjustiz von Michael Kohlhaas (Eine Novelle von Heinrich von Kleist) geht.

Knallhart wurde mir auch schon ein paar mal empfohlen. Wenn ich mal Lust dazu habe, gucke und vergleiche ich ihn mit "Wut".
hificinema
Inventar
#180 erstellt: 18. Jul 2011, 14:13
Danke für die Info des Vorlesungsthemas, ist mir nicht aufgefallen.
*Stumpen*
Stammgast
#181 erstellt: 18. Jul 2011, 14:43
Bitte

Solche Kleinigkeiten machen den Film halt auch aus. Denn ich denke der Regiesseur will auch die Probleme der Antiautoritären Erziehung, die mit der 68'er Generation einhergeht, mit einbeziehen. Er bringt es nie direkt zum Ausdruck sondern gibt immer unterschwellige Hinweise. Zum einen durch z.B. die Vorlesung aber auch durch das "Offene Beziehungs"-Chaos.
Das ist mir auch erst im Nachhinein bewusst geworden.

Erst war es kein Problem, dass die Partner mit sich auch mit anderen treffen können. Doch als der Vater merkt, dass sein bester Freund mit seiner Frau schläft, lässt ihn das absolut gar nicht mehr kalt.
Dies ist ein guter Vergleich zum eigenem Thema. Jahrzehnte lang tut er auf Gutmensch, Freiheit, Gleichheit und dass man doch alles bereden kann. Jedoch musste er sich bis dahin auch nie privat und direkt damit beschäftigen.
hificinema
Inventar
#182 erstellt: 18. Jul 2011, 15:16
Naja ich glaube, dass es dem Elternpaar auch vorher nicht egal war, sondern, dass sie das einfach überspielt haben. Ist auch beim Gespräch der beiden in der Küche (gegen Ende) zu merken, in dem beide sich die Fremdgeherei beichten und klar wird, dass beide es wussten und ihnen ach die Jahre über geschadet hat.
Aber ich finde, dass die Hinweise gar nicht mal so unterschwellig waren (die Vorlesung mal ausgenommen) sonder einem eher ins Gesicht geknallt wurden und zwar auf eine Art und Weise wie man es in zahlreichen Filmen vorher schon gesehen hat. Es sei denn du hast noch mehr Beispiele, die mir vllt entgangen sind

*Stumpen*
Stammgast
#183 erstellt: 18. Jul 2011, 15:24
Hehe Da fällt mir spontan auch gerade nix ein.

hificinema
Inventar
#184 erstellt: 18. Jul 2011, 20:15
Der nächste Film ist ab jetzt im Startpost zu sehen.

Gruß,

hifi

0300_Infanterie
Inventar
#185 erstellt: 18. Jul 2011, 20:39
... der nächste Film ist ja mal was absolut anderes

___________

Zum Film selbst derzeit:

Eigentlich alles gesagt ... jeder ist sich (fast) einig - nur das Werten fällt unterschiedlich aus ...

Hmm, gebe schon mal ne 6/10 ... wenn ich die Zeit finde kommt´s noch ausführlicher.
Zum Nachdenken vielleicht: Ist immer ein Unterschied, ob man persönlich betroffen ist, oder?!
m.a.x_mustermann
Ist häufiger hier
#186 erstellt: 18. Jul 2011, 21:34

0300_Infanterie schrieb:
... der nächste Film ist ja mal was absolut anderes :prost


Das war die Intention


0300_Infanterie schrieb:
Zum Nachdenken vielleicht: Ist immer ein Unterschied, ob man persönlich betroffen ist, oder?!


Da hast du sicherlich Recht. Ich hab als Kind sowas mal in sehr geringem Maße erlebt:
Bin nach dem Trainig mal aus der Halle gekommen und habe einen Typen, der mit seiner "Gang" ab und zu dort rumhing und sehr wahrscheinlich Zeug aus den Kabinen stahl, beleidigt, nachdem er mir irgendeinen Scheiß an den Kopf geworfen hatte. Wär er alleine gewesen, hätte er erstens wahrscheinlich gar nichts gesagt und wenn doch, glaube ich wär es ihm egal gewesen, dass ich daraufhin mit einem billigen "Fuck You" erwidert habe. Da seine ganze Clique aber um ihn rumstand, fühlte er sich wohl in seiner "Ehre" verletzt und ein halbjähriges Versteckspiel in unserem Dorf begann. Irgendwann haben sie mich dann doch mal in einem unvorbereiten Moment alleine erwischt und er scheuerte mir ein paar mal eine, während der Rest der Strolche um uns rumstand und aufpasste, dass ich nicht abhaun konnte.Der Typ ist bestimmt 5 Jahre älter und war damals mindestens 2 Köpfe größer als ich - deshalb konnte ich nicht mal wirklich zurückschlagen.
Das ist jetzt nicht wirklich vergleichbar und ich hatte es eigentlich mehr oder weniger vergessen aber während dem Film musste ich doch immer mal wieder daran zurückdenken. Um noch das Filmklischee zu bedienen: die "Gang" hatte tatsächlich einen türkischen Migrationshintergrund

Aber mal was anderes: Hat zufällig jemand von euch die Talkshow mit Maischberger, die damals ausgestrahlt wurde, im Netz gefunden? Soll laut Kritiken ja nicht sooo toll gewesen sein, allerdings würde ich glaube ich trotzdem nochmal kurz reinschauen, wenn sie online verfügbar wäre.
hificinema
Inventar
#187 erstellt: 18. Jul 2011, 23:32
Habe zu Maischberger spontan nur folgendes gefunden:

Stern

Spiegel

Wiki

Hab mir die Artikel selbst noch nicht durchgelesen und bin jetzt auch zu müde dafür. Bis morgen.

PoLyAmId
Inventar
#188 erstellt: 19. Jul 2011, 08:18
Muss mir übrigens leider nen bisschen Zeit lassen mit Wut, hab grad etwas Computerbastelei Zuhause und komm nicht zum schaun. Schaff das die Woche aber noch.
hificinema
Inventar
#189 erstellt: 19. Jul 2011, 13:00
Ich habe mir gerade mal die Artikel zu Gemüte geführt und man konnte ja deutlich herauslesen, dass die Sendeplatzverschiebung nun nicht aus Jugendschutzgründen, sondern aus Angst vor Kritik des "Klischeetriefenden" Films, wie der Spiegel es so schön sagte. Aber die "Diskussion", wenn man es denn so nennen mag, schien ja wirklich ein Grauen gewesen zu sein, da alle Versuche, das kritische Thema tiefer zu Beleuchten von der Moderatorin erstickt wurden.
*Stumpen*
Stammgast
#190 erstellt: 19. Jul 2011, 13:09
Das mit der schlechten Diskussion habe ich jetzt auch mehrfach gelesen. Die Maischerberger hat wohl alles getan, ihrem Ruf alle Ehre zu bringen.

Aus klischeebedingten Gründen hatte ich gar nicht gelesen. Ich habe es immer so aufgenommen, dass der Film auf jüngere rassistisch und selbstjustizverherrlichend wirken könnte und deswegen später gezeigt werden musste.
hificinema
Inventar
#191 erstellt: 19. Jul 2011, 13:38

Er zeigt die Geschichte eines Bösen, den kleinkriminellen Türken Can, und seines Opfers, den soften deutschen Felix. Man sieht Schwarz und Weiß, trotz bunter Bilder.

Eigentlich dürfte es die WDR-Intendanten nicht gewundert haben, dass sie vor der Ausstrahlung ständig gefragt wurden, ob der Grund für die Verschiebung des Films von Mittwoch 20.15 Uhr auf Freitag 22 Uhr eine Flucht vor Kritik war. "Warum verstecken Sie den Türken-Film im Spätprogramm?", titelte die "Bild".

Der ARD-Vorsitzender Thomas Gruber erklärte äußerst pikiert, dass der Film lediglich aus Gründen des Jugendschutzes verschoben worden sei.


Da hatte ich das herausgelesen, mit der Sendeplatzverschiebung.

Ich habe mir nochmal Gedanken darüber gemacht, was die Infanterie vor kurzem geschrieben hat, nämlich dass Filme ja auch immer sehr unterschiedlich auf verschiedene Menschen wirken, je nachdem, welche Lebenserfahrungen sie gemacht haben. Gerade bei Filmen wie "Wut" die einen sozialen Missstand als Thema haben, dürften Menschen, die in irgendeiner Weise, ob passiv oder aktiv, damit Kontakt hatten auch anders von dem Film berührt werden.
Mich persönlich hat die Grundgeschichte an sich ergriffen, doch jegliche emotionale Bindung zum Film wurde eben durch die Klischees und die vielen Dinge, dich persönlich für unglaubwürdig hielt, zunichte gemacht.

Ich möchte noch ganz kurz anmerken, dass ich absolut keinen Groll gegen stumpen, oder genrell jemanden hege, der einen Film vorschlägt oder gut bewertet hat, der mir nicht gefällt, das versteht sich glaube ich auch von selbst. Also bitte fühlt euch nicht gebasht, wenn ich den Film bashe Dazu habe ich diesen Thread ja auch aufgemacht, damit jeder seine individuelle Meinung konfliktfrei preisgeben und darüber diekutiert werden kann.

*Stumpen*
Stammgast
#192 erstellt: 19. Jul 2011, 14:04
Na ich geh da mal auf den Unterpunkt von Wiki ein:


WDR-Intendant Fritz Pleitgen gab schließlich die Verschiebung [...] der ARD bekannt [...]: „Man glaubt, dass dieser Film zu gewalttätig sei und nicht um 20:15 Uhr ausgestrahlt werden sollte"

Andere Stimmen – auch zahlreiche Zuschauerstimmen in Internetforen – vermuten, die Gewaltdarstellungen seien gar nicht der Hauptgrund für die Verschiebung (das Drama erhielt schließlich auch eine Altersfreigabe der FSK „ab 12 Jahren“), sondern, dass der Film mit seinem Titelhelden Can einen kriminellen Migrantenjugendlichen und dessen Milieu realistisch darstelle und daher von gewissen Kreisen als ausländerfeindlich oder rassistisch eingestuft werden könnte. Drehbuchautor Max Eipp wurde dagegen in verschiedenen Printmedien zitiert, dass das im Film Dargestellte „nicht repräsentativ“ zu verstehen sei.


Weiterhin:

Die beiden Springer-Blätter Die Welt und die Bild-Zeitung hielten noch weitere Beweggründe für die Verschiebung von Wut für möglich, nämlich die Angst der ARD vor islamistischem Terror. [...] Da sich der Film des türkischstämmigen Regisseurs Aladag jedoch weder religiös noch islamkritisch gibt, die Verschiebungsentscheidung der ARD ihm zudem eine zusätzliche Aufmerksamkeit bescherte, als dass die Filmthematik an sich dadurch entschärft worden wäre und dennoch eine Nichtausstrahlung nie zur Debatte stand, muss man derartige Spekulationen einem unseriösen Meinungsjournalismus zuordnen.


Vielleicht am wichtigsten, da der Film wohl an manchen vorbeigeht, der Stoff an sich aber sehr brisant ist:

Fritz Pleitgen sah mit dem Verschwinden von Film und Diskussion im späten Abendprogramm die Sendung um ihre mögliche Wirkung auf die Gesellschaft beraubt: „Um Mitternacht eine gesellschaftlich wichtige Diskussion zu führen, ist natürlich eine vertane Chance.“

Und das ist eigentlich das wirklich dumme bei dieser Sache. Aber die Maischberger hätte es wohl auch 20.15 nicht besser hinbekommen, spekuliere ich jetzt mal!

Kein Groll gegen mich?

Ne ne. Wie schon oben gesagt: Jeder wie er mag. Ist ja nicht mein Film und wüsste auch keinen Grund den bis zum bitteren Ende zu verteidigen.
Wenn er dir nich gefallen hat, dann fühle ich mich höchstens schlecht, weil ich dich um 1,5h Stunden Lebenszeit für den Film + Zeit für die Diskussion im Forum gebracht habe.

Und seh es mal so. Haben wir bis jetz so viel um die letzten Filme diskutiert?
hificinema
Inventar
#193 erstellt: 19. Jul 2011, 14:10

*Stumpen* schrieb:

Wenn er dir nich gefallen hat, dann fühle ich mich höchstens schlecht, weil ich dich um 1,5h Stunden Lebenszeit für den Film + Zeit für die Diskussion im Forum gebracht habe. ;)


Da mach dir mal keine Sorgen, das passt schon mit den 90 Minuten. Und dein Filmvorschlag hat hier genausoviel Berechtigung wie jeder andere, das wollte ich ja in meinem Post vorhin schon klar machen.

PoLyAmId
Inventar
#194 erstellt: 21. Jul 2011, 09:25
Bin zwar spät dran aber hab Wut nun auch endlich gesehen.

denke ich kann mir dann auch die Inhaltsangabe sparen und gleich ans Eingemachte gehen.

Gleich vorweg: begeistert bin ich nicht. Sone Story hab ich schon öfter mal gesehen in intensiveren Bildern. Wut bleibt dabei recht oberflächlich. Klischeetürke Can kommt hier recht gut rüber aber wenn der Charakter nicht wäre, dann wäre der Film wirklich zum Abschalten.

Ich hatte auch das Problem mich mit keiner der agierenden Personen identifizieren zu können. Felix ist mir schon zu viel Opfer und sein teils schon freundschaftliches Gehabe gegenüber Can find ich nicht nachvollziehbar. Nichtmal dadurch, dass man sich denken könnte, dass er aus Angst nur so tut. Wenn mir jemand so entgegentreten würde wie dieser Can würde der von mir nur Abscheu ernten. Felix aber geht dem nicht mal aus dem Weg sondern macht sogar noch auf Kumpel.

Was mir recht realistisch vorkommt ist die Hilflosigkeit solchen Leuten gegenüber, denen die Gesellschaft vollkommen egal ist und die an dieser vorbeileben. Dies führt dann natürlich auch für Can zu unvermeidlichen Konsequenzen was man auch daran sieht wie sein Vater sich im gegenüber verschließt. Can brüstet sich zwar damit , dass er entgegen Simon "Ehre" hätte. Dabei ist er doch auch eigentlich nur ein armes Würstchen zwischen zwei Kulturen.

Soll mir dann wahrscheinlich nun leid tun und ich soll nun Verständnis für den armen Jungen haben, der auch nur Opfer der Gesellschaft ist. Sorry, hab ich aber nicht. Jeder ist verantwortlich für sein Handeln. Ein "entwurzelt sein" aus der eigenen Kultur und das Aufwachsen in einer Anderen rechtfertigt nicht das Verhalten des Jungen. An Can ist für mich von vornherein Hopfen und Malz verloren. Wegsperren und gut ist. Solche Leute reden immer groß von Respekt. Dabei ist es genau das was ihnen fehlt.

Das Einzige was ich interessant an dieser gesamten Verfilmung finde ist wie der Erziehungsstiel von Felix Eltern, den so manch einer in der Grundlage als modern oder sogar gut bezeichnen würde, nach hinten los geht. Diese Sorte Eltern gibt es in dieser heutigen Gesellschaft viel zu oft. Sie versteht das Kind als kleinen, ebenbürtigen Erwachsenen und vergisst dabei, dass auf diese Weise das Kind in seinen Eltern nie das sehen kann, was für die Entwicklung wichtig ist: Eine stabile Instanz, die dazu da ist Grenzen zu setzen und Vorbild zu leben. Wenn Papa der Kumpel ist, bei dem ich einfach so an Alk und die Geldbörse randarf und mit dem ich ohne Sorge übers Kiffen reden kann, dann wird er für mich nie eine wirkliche Vaterfigur sein. Eltern sind nicht der Beste Freund. Sie sind der Halt und feste Bezugspunkt in der Gesellschaft, an denen ich erproben kann wie die Gesellschaft funktioniert. Diese Gesellschaft ist nun mal ganz und gar nicht kumpelhaft.

Nu hätt ich fast die Wertung vergessen.

Hmm 6/10 für den guten Can Schauspieler und den Gedankenanstoß in Richtung Erziehung
hificinema
Inventar
#195 erstellt: 21. Jul 2011, 10:12
Deine Ausführung über das gezeigte Elternbild finde ich sehr gut und kann das so unterschreiben. Ich finde diese "Abkopplung" des Kindes führt nicht etwa zu einem frühen Selbstbewusstsein, sondern zu einer verqueren Ansicht vieler Dinge, die in einer Gesellschaft notwendig sind. Zumindest kenne ich einen Fall in dem das der Fall ist.
Alldernigs muss man noch sagen, dass Felix es auch nicht leicht mit seinen Eltern hat, die ja mit sich selbst und gegenseitig nicht mal klarkommen. Da ist es natürlich schwierig sich noch korrekt um das Kind zu kümmern.
*Stumpen*
Stammgast
#196 erstellt: 21. Jul 2011, 11:01
Danke Polyamid. Tolles Review und unsere ethischen und moralischen Vorstellungen stimmen dort wohl stark überein.
Auch das mit dem Ehrgefühl hast du gut zum Ausdruck gebracht. Es gibt sicherlich genug Türken, die diese besitzen und ruhig stolz darauf sein können. Jene prahlen aber nicht den ganzen Tag damit rum. Dass davon gerade solche Herumstreuner und Kleinkriminelle den ganzen Tag reden müssen ist wohl Ironie des Schicksals.
Weitergehend denke ich bei dir rauszulesen, dass der Film nicht vordergründig etwas mit Integration zu tun hat, sondern eher in Richtung Erhziehung und Verrohung der Jugend geht. Denn aus eigener Erfahrung (meist Berlin) weiß ich, dass solches Verhalten genauso gut von Deutschen ausgehen kann.

Und wie hifi schon sagte, habe ich (und sicher kennt da jeder jemanden) Leute im Bekanntenkreis, bei denen man ihr Verhalten sofort versteht, wenn man die familiären Hintergründe kennt. Aber auch wieder -> kann muss aber nicht. Gibt ja immer Ausnahmen, die sich abkapseln. (aber wohl häufiger im Film als in der realen Welt ;))
PoLyAmId
Inventar
#197 erstellt: 21. Jul 2011, 11:25
Der Film hat für mich deshalb nichts mit Integration zu tun, weil er einem den Charakter Can einfach so vor die Füße wirft. Klar sieht man seinen Vater. Aber wo bleibt die Gesellschaft dabei? Die gehört doch zur Integration. Felix Vater ist da sicherlich nicht das beste Beispiel.

Die Familie von Felix taugt nicht als Metapher für die Deutschen und Can ist genausowenig ein typischer Türke. Vielmehr handelt es sich für mich um die Projektion eines vorurteilbehafteten Klischees bei ihm.
hificinema
Inventar
#198 erstellt: 21. Jul 2011, 12:25

PoLyAmId schrieb:
Vielmehr handelt es sich für mich um die Projektion eines vorurteilbehafteten Klischees bei ihm.

Und eine genauere Beleuchtung des Charakters gibt es nicht, weil sich der Film mMn auf die Klischees verlässt und so eine genaue "Bekanntmachung" des Cans und dem zuschauer für unnötig erachtet. Das mit dem Vater war hat an kleiner Ansatz. Interessant wäre es geworden, wenn der Film irgendwann wirklich gekippt wäre und man eben Can als Opfer der Erziehung/Integration oder was auch immer gesehen hätte, denn Can ist auch der wesentlich interessantere Charakter gewesen, wenn man ihn mal mit Felix vergleicht.
*Stumpen*
Stammgast
#199 erstellt: 21. Jul 2011, 12:39
Dass Felix lahm geschauspielert ist und Can der einzig interessante Charakter ist, ist ja klar.
Jedoch finde ich, dass Can am Ende genauso ein Verlierer ist. Nicht unbedingt, wie es mit ihm ausgeht, sondern das was ihn veranlässt solch eine Tat am Schluss zu vollführen, zeigt doch, in welcher aussichtslosen Lage er sich befindet.

Aber gut. Ich gehe ja mit, dass man seine Beweggründe VIEL besser hätte im Film erörtern können.
MichaW
Inventar
#200 erstellt: 23. Jul 2011, 08:49
Moin,
hatte ja hier gesagt das mit "CHIKO" besser gefällt als "WUT" Habe gerade in der Zeitung gelesen das er am Mo.22:45 in der ARD läuft.
hificinema
Inventar
#201 erstellt: 23. Jul 2011, 09:41
Danke für die Info, hab ich gestern auch gerade gesehen. TV-Receiver wird programmiert
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