Basotect zum reduzieren des Nachhalls bei Sprachaufnahmen

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AvialleC
Neuling
#1 erstellt: 08. Mai 2020, 07:36
Moin,

ich habe hier schon viele Threads gelesen, konnte aber keine Antwort auf meine Frage finden.

Situation: Ich unterrichte derzeit aus dem Homeoffice Fachinformatiker. Dafür habe ich mir gutes Equipment gegönnt. Das wichtigste: Die Schüler sollen mich gut verstehen können, da es sonst über 8h sehr anstrengend für sie wird. Dafür habe ich ein Shotgun-Mic (S-Mic2 Deity) zugelegt, damit ich nicht den ganzen Tag mit Headset verbringen muss. Der Raum ist ca. 10m² groß (2m x 5m) und hat ein großes Fenster an einem Ende des Schlauchs und eine Tür am anderen. Vor dem Fenster hängt ein großes lichtundurchlässiges Rollo, was den ganzen Tag über geschlossen ist.

Raumplan:
Clipboard Image (1)

Problem: Solang ich direkt in das Mic spreche ist der Sound sehr gut, aber ich möchte das Mic nicht im Bild oder auf dem Schreibtisch haben. Ich brauche den Schreibtisch für Unterlagen und Hardware. Also hängt Das Mic ca. 30 cm vorne über mir, schräg auf mich zeigend. Dies verursacht nun aber einen ziemlichen Hall-Effekt, den ich auf den Raum schiebe. (Wenn ich klatsche höre ich einen Hall).

Frage: Kann ich dieses Problem relativ unkompliziert mit Basotect beheben? Wieviele Platten und welche Stärken wären notwendig?

Anmerkung: Mir geht es in keinster Weise darum, das sich Musik oder Filme toll anhören, ich möchte lediglich den Hall von Sprachaufnahmen so weit wie möglich eindämmen ohne es total tot klingen zu lassen.


Vielen Dank


[Beitrag von AvialleC am 08. Mai 2020, 08:25 bearbeitet]
Tobiii2
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 08. Mai 2020, 11:26
Ja, natürlich hilft Basotect gegen solche Probleme, aber es ist entscheidender wo Du das Material anbringst, als die Anzahl der Platten und deren Dicke.

Sinnvoll ist auf jeden Fall ein Deckensegel. Sinnvoll wäre auch, den späten Hall über das andere "Schlauchende" abzumildern, Absorber also an der Tür und daneben anbringen (alternativ (bevorzugt) ein mobiler Absorber, ähnlich einer Trennwand).

Ist der Greenscreen selbst gebaut? Man könnte den ja auch als Absorber nutzen: Rahmen, darin Basotect, davor grüner Stoff. Da an der Wand hinter Dir natürlich viel Schall wieder zurück aufs Mikro reflektiert wird, ist diese Position vermutlich die Wichtigste; das Mikro hat ja eine Richtcharakteristik die auf den Greenscreen zeigt, Schall der von dort kommt wird ja lauter übertragen als Schall aus anderen Richtungen.

Bei allen Massnahmen immer den Bereich des Mikros abdecken, also wenn das Mikro auf einer Höhe von 1,20m positioniert ist, dann sollte die Mitte der an den Wänden angebrachten Absorber auf dieser Höhe sein. Und das Deckensegel direkt über Dir anbringen, so dass es grosszügig den Bereich bis zum Mikro abdeckt.

Ich habe es mal eingezeichnet, damit es keine Missverständnisse gibt was ich meine. Ich habe noch einen Absorber in der Ecke hinzugefügt, Ecken bündeln und es ist immer sinnvoll auch wenigstens etwas gegen tieffrequente Töne zu tun, dieser Absorber sollte möglichst raumhoch ausgeführt sein und etwa 30 x 30 cm messen.

Deckensegel und Absorber min. 6 cm.
ski


Ausser fürs Deckensegel würde ich Dir eher zu einem anderen Material raten, PUR. Kann man sich mm-genau zuschneiden lassen, ist günstiger, unempfindlicher. Einziger Nachteil, es ist schwerer und flexibler als Basotect, daher für Deckensegel nicht die erste Wahl.

ab1

Der Anbieter ist Saarschaum, aber es gibt auch zig andere. Das Material siehst Du ja anhand des Screenshots. Davon drei, dann hättest Du den Eckabsorber bei 2,40 m Raumhöhe. Kann man bei der Grösse einfach in die Ecke stellen und stapeln.

Wenn Du eine Sprachaufnahme einstellen könntest (oder als PN), dann könnte ich Dir vielleicht noch besser helfen, man könnte sich mal anschauen welcher Frequenzbereich betroffen ist und welche Art von "Hall" man primär erkennt. Falls Du extra eine Aufnahme machst, versuche mal zeitweise betont tief zu sprechen, damit man sieht wie der Raum da reagiert.


[Beitrag von Tobiii2 am 08. Mai 2020, 11:59 bearbeitet]
AvialleC
Neuling
#3 erstellt: 08. Mai 2020, 12:31
Vielen Dank!

Diese ausführliche Antwort hilft mir wirklich sehr weiter!

Zum Verständnis: Hinter dem Mikrofon, also der Wand direkt vor mir, braucht nichts absorbiert werden?

Hier ein Link zum Sprachsample: https://www.transfernow.net/k6XzAW052020
Tobiii2
Hat sich gelöscht
#4 erstellt: 08. Mai 2020, 13:45
Das hatte ich mir anhand deiner Schilderung schlimmer vorgestellt. Das grösste Problem das ich raushöre ist eine Überbetonung (Färbung) im tieffrequenten Bereich, hier könnte man aber einfach elektronisch (EQ) eingreifen. Hall/Reflexionen unter 300 Hz bekommst Du nur mit vielen und dickeren Absorbern weg, daher entweder EQ oder akzeptieren.

Das was beim Nahbesprechen des Mikros passiert hat einen Namen (Nahbesprecheffekt), da werden tiefe Töne überbetont (nochmal zusätzlich zum im ersten Absatz beschriebenen Problem), daher klingt deine Stimme dann extrem tief. Man kennt das aus dem Radio, die Sprecher klingen immer sehr männlich, da akzeptiert man diesen Fehler aber, bzw. der Hörer ist so daran gewöhnt, dass etwas fehlen würde, wenn man es korrigierte. Mikro mit min. 30 cm Abstand besprechen ist daher sinnvoll, das reduziert den Nahbesprecheffekt ausreichend.

Den Hall selbst finde ich gar nicht so schlimm. Aber besser geht's natürlich immer.

Anhand deiner Zeichnung steht das Mikro ja quasi "im Schatten" der Monitore (Schall reflektiert primär an den Monitoren, nicht an der Wand dahinter), wenn die Monitore geneigt sind, wovon ich mal ausgehe, dann reflektieren sie den Schall zur Seite und ggf. auch nach oben hin, was Flatterechos mindert. Dazu eben die supernierenförmige Richtcharakteristik deines Mikros; Schall von hinten wird von diesem 80-90% "leiser" (etwa -18 dB) übertragen als Schall von vorne (mit ein Grund warum das Mikro so teuer ist). Reflektionen hinter den Mikro sind daher IMHO das kleinste Problem (in deiner Konstallation (Aufstellung + Mikro)).

Ich würde Dir empfehlen mit dem Deckensegel und einem mobilen Absorber wie eingezeichnet anzufangen. Ggf. bist Du danach schon zufrieden.

Du kannst das Alles mal testen, indem Du z.B. Bettzeug testweise als Absorber benutzt, Federbettdecken z.B. absorbieren prima.


[Beitrag von Tobiii2 am 08. Mai 2020, 14:03 bearbeitet]
Tobiii2
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 08. Mai 2020, 13:51
Vergessen:
Hörst Du deine eigenen Aufnahmen mit Kopfhörer ab? Solltest Du tun. Wenn Du über Lautsprecher abhörst, wirken sie natürlich schlechter, insb. weil sich deine ganz indivduellen Raumfehler dann für dich verdoppeln, z.B. würde eine 200 Hz Mode bei Aufnahme und Wiedergabe angeregt, erscheint Dir also u.U. viel schlimmer als tatsächlich aufgezeichnet. Das immer mitbedenken.

Noch etwas:
Durch die Charakteristik des Mikros "muss" dieses exakt auf den Mund gerichtet sein, wäre es ein Gewehr/Gewehrlauf, müsste die austretende Kugel in deinem Mund... Shotgun halt


[Beitrag von Tobiii2 am 08. Mai 2020, 14:02 bearbeitet]
AvialleC
Neuling
#6 erstellt: 08. Mai 2020, 14:17
Nochmals herzlichen Dank!

Die Probleme sehe ich bei mir selber auch gar nicht sooo kritisch, aber sie werden durch die schlechte Soundqualität der Übertragung von Zoom stark verstärkt. Leider kann ich an dieser Qualität nichts ändern.. nur bei mir selber.

Danke auch für den Tipp mit dem PUR-Schaumstoff, dieser ist ja doch um einiges günstiger!
Verwunderlich ist nur, dass die Rechteckform, mit den gleichen Seitenmaßen günstiger sind als die gleichen Seitenmaße bei der Dreiecksform wo sie doch doppelt so viel Material benötigen.

Ich werde mir nun ein paar Decken schnappen und ein wenig rumtesten.

Deine Antworten haben mir sehr weiter geholfen!
Tobiii2
Hat sich gelöscht
#7 erstellt: 08. Mai 2020, 15:02

AvialleC (Beitrag #6) schrieb:
Verwunderlich ist nur, dass die Rechteckform, mit den gleichen Seitenmaßen günstiger sind als die gleichen Seitenmaße bei der Dreiecksform wo sie doch doppelt so viel Material benötigen.

Und der Abschnitt? Damit kann ja "Niemand " etwas anfangen, das ist ja im Prinzip Müll und muss entsorgt werden. Für eine Dreiecksform bauchst Du erstmal einen Quader, der dann geteilt wird. Zudem wird offenbar jeder Schnitt berechnet, zudem das Einrichten der Maschine (sieht man auch, da der Stückpreis sinkt wenn man die Stückzahl erhöht). Ich gehe davon aus, dass die Maschine Quader vollautomatisch schneidet, während man Winkel einstellen muss, ist also ein erheblicher Mehraufwand.

Wenn man mal die Dienstleistung für den individuellen Zuschnitt rausrechnet, es ist ja eben nicht nur das Material, dann sieht mal erstmal wie teuer Basotect in Standardgrösse ist. Unverschämt eigentlich.

Ich helfe immer gerne. Viel Erfolg beim Optimieren!
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