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Orchesteraufstellung+A -A |
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Autor |
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Joachim49
Inventar |
#1 erstellt: 06. Apr 2012, 16:41 | |
Die Sitzordnung im Orchester hat einen grossen Einfluss auf das Klangbild und wer verschiedene Orchester live oder auf DVD sieht, dem fällt auf, dass es deutliche Unterschiede gibt. Diese betreffen hauptsächlich die Streichinstrumente, die im Halbkreis um das Dirigentenpult sitzen. Die Amerikanische Aufstellung (vom Saal aus gesehen von links nach rechts): 1. Geigen, 2. Geigen, Bratschen, Celli Kontrabässe rechts hinter den Bratschen/Celli Die Deutsche: 1. Geigen, 2. Geigen, Celli, Bratschen Kontabässe rechts hinter den Celli/Bratschen Die 'Europäische' (manchmal ebenfalls 'deutsch' oder 'französisch' genannt) 1. Geigen, Celli, Bratschen, 2. Geigen Kontrabässe hinter den 1. Geigen, also links. Die Wiener Wie die Europäische, aber die Kontrabässe ganz hinten, hinter dem Blech und Schlagzeug. Die Amerikanische wurde 1920 von Stokowski in Philadelphia eingeführt und 1925 von Koussevitsky in Boston übernommen. Amsterdam spielt seit Mengelberg 'amerikanisch' (also Celli ganz rechts), Celli ganz rechts auch bei den Londoner Orchestern (seit Beecham) und bei Bernstein und Celibidache. Toscanini europäisch, also Kontrabässe links und zweite Geigen rechts aussen. Die 'deutsche' (Bratschen rechts aussen) war die Furtwänglers und Karajans. Sie wurde auch von Giulini bevorzugt (vielleicht ist deshalb sein Brahms so gut). Als Masur das frz. Nationalorchester übernahm, mussten Celli und Bratschen die Plätze wechseln und also 'deutsch', wie in Leipzig spielen. Information aus Christian Merlin " Au coeur de l'orchestre, einem vorzüglichen Buch über Orchester, das 2012 bei Fayard erschien. Herreweghe hat in seinen Beethovenaufnahmen mit der flämischen Philharmonie übrigens die Wiener Aufstellung gewählt, mit den Kontrabässen ganz im Hintergrund. Bei den Holz- und Blechbläsern gibt es keine Unterschiede. Freundliche Grüsse Joachim (kann auf Wunsch später fortgesetzt werden) |
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Klassikkonsument
Inventar |
#2 erstellt: 07. Apr 2012, 19:01 | |
Danke für diesen informativen Beitrag. In den meisten Forendiskussionen wurde ja die "europäische" Orchesteraufstellung (bzw. oft sogar jede, bei der die 1. und 2. Violinen rechts und links außen, "antiphonisch", sitzen) "deutsch" genannt. "Antiphonische" Violinen finde ich nett, und oft kann man lesen, dass z.B. Beethoven von dieser Aufstellung ausgegangen ist. Gibt es etwa auch Repertoire des 19. Jahrhunderts, das für 1. & 2. Violinen bei links geschrieben wurde? |
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Kreisler_jun.
Inventar |
#3 erstellt: 07. Apr 2012, 20:02 | |
meinem Verständnis nach ist "deutsch" eine verbreitete Bezeichnung für die Aufstellung mit einander gegenübersitzenden Violinen. Meines Wissens war bis zum Beginn des 20. Jhds. diese am weitesten verbreitet. Antiphonale oder Echo-Effekte der Violinen kommen so am besten heraus. Dagegen ist das Zusammenspiel der 1.+2. Vl. einfacher, wenn diese nebeneinander sitzen. In Einspielungen von Klemperer, Kubelik, Gielen, sowie vieler HIP-Aufnahmen findet man diese Positionierung, ebenso in C. Kleibers Einspielung von Beethovens 7. (wohl wegen besagter Effekte, bei seiner 5. sitzen alle Vl. links). Ob die Bässe hinten links, rechts oder verteilt sitzen ist demgegenüber meinem Eindruck nach eher zweitrangig. |
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Thomas133
Hat sich gelöscht |
#4 erstellt: 10. Apr 2012, 17:40 | |
Für einen Konzertbesuch halte ich das eher von sekundärer Wichtigkeit da man leider nicht immer oder kaum das Glück hat im Bereich des Sweet-Spot zu sitzen (So nennt man den Bereich wenn die Stereolaufunterschiede zu unseren Ohren in etwa gleich sind also in dem Fall der rechte Teil des Orchesters ungefähr genauso weit weg von einem sitzt wie der linke Teil sowie zur Distanz des Gesamtorchesters ein gleichschenkeliges Dreieck bilden) Aber für CD-Aufnahmen find ich es schon wichtig - es kommt natürlich auch auf die Komposition selber an aber ich denke in den meisten Fällen ist es schon von Vorteil und sinnvoll die 1. und 2. Violinen im Panorama zu teilen/trennen da sie das gleiche Frequenzspektrum durch gleichen Stimmumfang haben und man Überlagerungen in der Tontechnik immer vermeiden will (klare Trennungen von gleichen Frequenzen klingen immer im Gesamtkontext viel besser) Wenn die 1. und 2. Violinen immer unisono spielen würden, wärs egal aber wenn es so wäre bräuchte man sie ja nicht in 2 Gruppen zu trennen. ;-) Ob es so egal ist wie Kreisler sagt den Bass links, rechts oder mittig zu platzieren bezweifel ich. Lange Schalwellen bzw. Instrumente mit tieffrequenten Anteilen benötigen mehr Energie bei Lautsprechern es würde also Sinn machen eigentlich in der Mitte (wie bei fast allen Produktionen bei anderen Musikrichtungen) zu platzieren außerdem macht es zum. für mich auch einen besseren Höreindruck als wenn er nur aus einem Lautsprecher dröhnt. Da in den meisten Kompositionen der Bass die Celli nur (in einer Oktave niedriger gespielt) unterstützt müßte man die auch nicht trennen. Mag aber sein man hat sich für die Aufstellung rechts entschieden um diese beiden Gruppen nicht zu dominant herauskommen zu lassen (aber gut da wäre auch entscheidend wie quantitativ besetzt wurde) Die Wiener Aufstellung find ich in diesen Belangen gerade bei spätromantischen Werken sehr gut da hier oftmals sehr viele Bässe eingesetzt werden und diese dann in der hintersten Reihe gut verteilt aber nicht zu dominant hervorkommen weil sie durch die etwas größere Distanz zum Hörer in Relation zu den anderen Instrumentengruppen im Gesamtklang etwas zurücktreten. Ich würde also bei den meisten Fällen die Wienerische bevorzugen (was CD-Aufnahmen anbelangt), im Konzert find ichs wie geschrieben nebensächlich. lg Thomas |
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