Moderne und Postmoderne in der Musik

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Martin2
Inventar
#1 erstellt: 16. Aug 2010, 14:22
Ich möchte hier einmal über den Begriff von Moderne und Postmoderne in der Musik diskutieren. Ausgangspunkt soll der Wikipediaartikel über die Postmoderne sein, aus dem ich mal zwei Zitate kopieren möchte:


Der Begriff Postmoderne (von lat. post = hinter, nach) dient zur Bezeichnung des Zustands der abendländischen Gesellschaft, Kultur und Kunst „nach“ der Moderne. Vertreter der Postmoderne kritisieren das Innovationsstreben der Moderne als lediglich habituell und automatisiert. Sie bescheinigen der Moderne ein illegitimes Vorherrschen eines totalitären Prinzips, das auf gesellschaftlicher Ebene Züge von Despotismus in sich trage. Maßgebliche Ansätze der Moderne seien eindimensional und gescheitert. Dem wird die Möglichkeit einer Vielfalt gleichberechtigt nebeneinander bestehender Perspektiven gegenübergestellt. Mit der Forderung nach einer prinzipiellen Offenheit von Kunst wird auch kritisch auf die Ästhetik der Moderne Bezug genommen. Die Diskussion über die zeitliche und inhaltliche Bestimmung dessen, was genau postmodern sei, wird etwa seit Anfang der 1980er Jahre geführt. Postmodernes Denken will nicht als bloße Zeitdiagnose verstanden werden, sondern als kritische Denkbewegung, die sich gegen Grundannahmen der Moderne wendet und Alternativen aufzeigt.[1]


Und der Abschnitt über Musik:

Musik


Der Musikwissenschaftler Jörg Mischke versteht unter Postmoderne eine deutlich gewachsene Pluralität gewachsener Denk- und Handlungsmöglichkeiten in der Musik, die mit der Pluralisierung von Lebensstilen einher geht[16]. Techniken wie Collage, Crossover, Montage und Pastiche können zur musikalischen Postmoderne gerechnet werden[17]. Zur musikalischen Postmoderne zählt auch der Bruch mit kompositorischen Traditionen wie Atonalität, Serialismus, Zwölftontechnik oder auch die Übernahme postmoderner Diskurse in die Musik z. B. bei postfeministischen Riot Grrrl-Bands.



Nach Jonathan Kramer gibt es 16 verschiedene Charakteristiken postmoderner Musik, beispielsweise: Traditionsbruch, Ironisierung, Grenzüberschreitung, Verachtung für musikalische Dogmen, Fragmentarisierung, Musikzitate, Eklektizismus, Diskontinuität, spielerischer Umgang mit Traditionen, Vieldeutigkeit.[18]. Die Verwendung des Begriffes Postmoderne zur Beschreibung musikalischer Stilistiken und Erscheinungsformen ist allerdings umstritten.

Als typische Vertreter einer musikalischen Postmoderne werden mit sehr unterschiedlichen Stilen unter anderen Laurie Anderson[19], Luciano Berio, John Cage[20], Philip Glass, Sofia Gubaidulina, Charles Ives[21], Gia Kantscheli, Olga Neuwirth[22], Arvo Pärt, Alfred Schnittke, The Cinematic Orchestra, Amon Tobin, Frank Zappa[23] und John Zorn genannt.


Daran lassen sich für mein Gefühl allerdings einige Anmerkungen und Gedanken knüpfen, über die ich gerne mit Euch reden möchte. Moderne soll angeblich "totalitär" sein. "Vertreter der Postmoderne" bescheinigen der Moderne ein illigitimes Vorherrschen eines totalitären Prinzips, das auf gesellschaftlicher Ebene Züge des Despotismus trage. Das ist starker Tobak.

Augenfällig dann aber anderseits auch wieder, daß es für die Postmoderne dann aber doch gewissermaßen auch gewisse "Charakterisierungsmerkmale" gibt. Und hier geht für mein Gefühl etwas durcheinander. Was für mein Gefühl ganz offensichtlich durcheinander gerät, und was ich an der "postmodernen Kritik", wenn sie denn Wikipedia richtig wiedergibt, auch fatal finde. Kunst selber kann für mein Gefühl nie totalitär sein - sie kann nur gut oder schlecht sein. Man kann die Verbreitung gewisser Kunst als totalitär empfinden, oder wenn nicht als totalitär empfinden, so dann doch meinetwegen als despotisch - nie aber die Kunst selbst.

Diese Dinge werden in diesem Wikipediaartikel grundsätzlich verwechselt, möglicherweise aber auch von sogenannten Postmodernisten selbst. Und man kann meinetwegen Zwölftonmusik oder serielle Musik als "zwanghaft" empfinden - das ist Sache persönlicher Beurteilung -, es ist aber zunächst einmal ein Zwang, den sich Komponisten selber auferlegen und wer sich das anhört, muß das selber wissen.

Das ist etwas, was mich grundsätzlich ärgert. Die große Freiheit in der Kunst, die ich für erstrebenswert halte, kann nun wirklich nicht darin bestehen, daß sich nun alle von der "Despotie der Moderne" abwenden und alle anfangen "postmodern" zu komponieren, im Sinne solcher


Traditionsbruch, Ironisierung, Grenzüberschreitung, Verachtung für musikalische Dogmen, Fragmentarisierung, Musikzitate, Eklektizismus, Diskontinuität, spielerischer Umgang mit Traditionen, Vieldeutigkeit.


Da wird die Sache für mein Gefühl schlicht albern. Da würde doch letzlich nur wieder irgendeinem albernen Stil hinterher gelaufen und dann wieder ums Verrecken als "große Freiheit" verkauft.

Wobei ich sagen muß, daß ich ohnehin ein sehr toleranter Mensch bin. Ich mag verschiedene Musik und jeder Komponist ( und auch anderer Künstler) muß letzlich selber wissen, mit welchen Mitteln er welches Ziel erreicht. Und meinetwegen dann auch mit "Postmoderne".

Das soll fürs erste genügen. Ich hoffe klar gemacht zu haben, worin für mich der Widerspruch in obigem Artikel besteht, bzw. - falls er nicht einfach auch über den Begriff "Postmoderne" aufklärt - , worin für mich die Widersprüchlichkeit im Begriff der Postmodernen liegt.

Wie steht ihr zu diesem Thema?

Gruß Martin
Hörbert
Inventar
#2 erstellt: 17. Aug 2010, 17:16
Hallo!

Platt gesagt denke ich das es eine reale "Postmoderne" Musik gar nicht gibt, m.E. befindet sich die zeitgenössische Musik in einer ähnlichen Situation wie in den 20ger Jahren des vorigen Jahrunderts, es gibt kein verbindliches System mehr wie es das tonale oder in einem wesentlich weniger engem Sinne das Serielle Modell war.

Diese Freizügigkeit hat allerdings ihren Preis, banales steht neben neuartigem, Geniales neben Scharlatanerie, die Beurteilung beibt dem Hörer überlassen und inwieweit ein Komponist eigentlich sein Handwerk beherrscht oder wohlmöglich über das rein Handwerkliche hinausgeht bleibt einer Handvoll Spezialisten überlassen.

Immerhin zeigt der Wandel der Stile seit den 70ger Jahren auch in der neuen Musik daß diese wie jede andere Kunst auch stark den jeweiligen Zeitgeschmackmoden unterworfen ist.

MFG Günther
Martin2
Inventar
#3 erstellt: 17. Aug 2010, 17:39
Hallo Günther,

spielst Du mit Scharlatenerie auf John Cage an? Erst vor ein paar Wochen sah ich im Heute Journal einen Beitrag über ein Stück von John Cage, das "so langsam wie möglich" gespielt werden soll. Das umfaßt 2 Partiturseiten und wird jetzt in einer ostdeutschen Kirche aufgeführt. Die Aufführung dieses Stückes ist auf 450 Jahre veranschlagt. Das ist ja sehr lustig, aber ob dieser Beitrag des Heute Journals der neuen Musik mehr Interessenten zutreibt? Oder ob ein solcher Beitrag, der ausnahmsweise moderne Kunst mal wieder an prominenter Stelle präsentiert, nicht die Zuschauer des Heute Journals mal wieder in ihrem ( Vor?)-Urteil bestätigt, daß es doch lohnender ist, Beethoven zu hören, als ein auf 450 Jahre gestrecktes 2 Partiturseiten unfassendes Stück von John Cage?

Mit nachdenklichen Grüßen
Martin
stefanstick2
Stammgast
#4 erstellt: 17. Aug 2010, 17:45
Ich habe fünf Jahre Musik studiert. Über Musik wird viel diskutiert und sie wird zu Tode analysiert.

Musik ist immer eine Zeitkunst und sollte im Moment erlebt werden.
Das Problem der zeitgenössischen oder postmodernen Musik ist doch, das sie nicht einfach mehr gehört werden kann.
Sie ist zu intelektuell geworden und wird von vielen Menschen nicht mehr verstanden.

Aussnahme bildet der zeitgenössische Jazz.

Ich hoffe nicht, dass ich diese Diskussion jetzt sprenge oder so.
Martin2
Inventar
#5 erstellt: 17. Aug 2010, 17:58
Hallo Stefan,

nein, Du sprengst diese Diskussion durchaus nicht. Meine Befürchtung war eher, daß sich an diesem Thread überhaupt niemand mehr beteiligt - also ist mir ( und sicher nicht nur mir) Dein Beitrag sehr willkommen.


Das Problem der zeitgenössischen oder postmodernen Musik ist doch, das sie nicht einfach mehr gehört werden kann.
Sie ist zu intelektuell geworden und wird von vielen Menschen nicht mehr verstanden.




"Zeitgenössisch oder postmodern" würde ich eben nicht sagen. Wer das Zeitgenössische dem Postmodernen einfach zuordnet, überhebt sich meines Erachtens, weil Epochenzuschreibungen vermutlich in 100 Jahren Sinn machen. Beispiel: ETH Hoffmann beschrieb zu seiner Zeit die Musik Haydns, Mozarts und Beethovens als "romantisch" - heute sehen wir das etwas anders.


Das Problem der zeitgenössischen oder postmodernen Musik ist doch, das sie nicht einfach mehr gehört werden kann.
Sie ist zu intelektuell geworden und wird von vielen Menschen nicht mehr verstanden.


Also auch Bruckners Musik beispielsweise, wird von vielen Menschen nicht verstanden. Warum soll moderne Musik denn unbedingt "anspruchsvoller" sein?

Gruß Martin
stefanstick2
Stammgast
#6 erstellt: 17. Aug 2010, 18:06
Gib doch mal ein paar Musikbeispiele aus der jüngeren Gegenwart.

Als Musiker (und auch als Hörer) weiß ich nur, dass ich "spielbare", melodiöse Musik bevorzuge. Kopfmusik ist eher etwas für Spezialisten und einen kleinen Hörerkreis (was ja nichts schlechtes bedeutet).

Mich begeisters z.B. div. Filmmusik und zeitgenössischer Jazz.
Martin2
Inventar
#7 erstellt: 17. Aug 2010, 18:15

stefanstick2 schrieb:
Gib doch mal ein paar Musikbeispiele aus der jüngeren Gegenwart.

Als Musiker (und auch als Hörer) weiß ich nur, dass ich "spielbare", melodiöse Musik bevorzuge. Kopfmusik ist eher etwas für Spezialisten und einen kleinen Hörerkreis (was ja nichts schlechtes bedeutet).

Mich begeisters z.B. div. Filmmusik und zeitgenössischer Jazz.


Hallo Stefan,

die Geschmäcker sind einfach sehr verschieden. Beispiel: Ich kannte einen Typ, der übrigens auch Stefan hieß, dem alte Musik einfach "viel zu romantisch" war, und die Phase der Romantik reichte für ihn offensichtlich von Palestrina bis Schostakowitsch. Dagegen hörte er mit Vorliebe moderne Musik ( ich erinnere Schnittke und Gubaidulina). Und japanische Punkmusik.

Ich habe aus meiner damaligen Sichtweise darüber ein bißchen die Nase gerümpft; mir kam der Typ ein bißchen unkultiviert vor, aber heute sage ich: mein Gott, warum nicht? Man kann heutzutage damit rechnen, daß jemand meinetwegen Stockhausen großartig findet und mit Beethoven gar nichts anfangen kann. Und warum auch nicht?

Ich möchte heute einfach nicht mehr so unheimlich überheblich sein, wie ich es vor ein paar Jahren vielleicht noch war. Ich glaube nicht so ganz, daß moderne Musik so viel "intellektueller" ist - ich glaube nur, daß sie teilweise sehr spezielle Liebhaber hat. Denen ich aber keineswegs ihre Musikalität absprechen will - nur ist sie vielleicht anders als meine.

Gruß Martin
Hörbert
Inventar
#8 erstellt: 18. Aug 2010, 19:03
Hallo!

@Martin2

Eigentlich hatte ich bei Scharlatanerie niemanden bestimmten im Auge.

Es wäre m.E. auch vermessen hier einen bestimmten Personenkreis oder eine bestimmte Richtung zu bezeichnen. Ich denke mal das die gesamte Szene hier "gut durchwachsen" ist.

Allerdings sage ich mir einfach, je größer die Freizügigkeit ist um so mehr banales und unsinniges gibt es halt.

MFG Günther
Martin2
Inventar
#9 erstellt: 19. Aug 2010, 09:05

Hörbert schrieb:


Allerdings sage ich mir einfach, je größer die Freizügigkeit ist um so mehr banales und unsinniges gibt es halt.



Hallo Günther,

ist denn unsere Zeit wirklich so "freizügig"? Genau auf diese Frage zielte ja mein erstes Posting. Freizügigkeit bedeutet für mich nicht die Abwesenheit jeder selbst gesetzten Norm. Meine Meinung ist eher, daß eine Zeit freizügig zu nennen wäre, in der jeder die Musik machen kann, die er machen will und daß seine Musik dabei noch in gerechter Weise rezipiert wird. Und das kann Neoromantik sein, Neoklassizismus, Zwölfton, freie Atonalität oder was auch immer und meinetwegen auch Postmodernität.

Worauf man dann auch abheben muß, ist die gerechte Bewertung von Kunst, die ohnehin durch keine wie auch immer geartete Theorie herstellbar bleibt, sondern die in der Praxis erarbeitet werden muß und die von daher sowieso immer nur "hehres Ideal", aber niemals ganz einlösbare Praxis sein kann.

Denn man wird immer, wenn man "historisch Rückschau hält" zu der Erkenntnis kommen, daß bestimmte Musik "unter Wert gehandelt wurde" und andere dagegen "über Wert gehandelt wurde". Die Theorie der Postmodernität suggeriert für mich dann aber eine "Freiheit", die ich für vollkommen theoretisch halte. Denn daß Kunst frei sein muß, ist eine Binsenweisheit und zu dieser Erkenntnis brauchten wir nicht die postmoderne Theorie. Freiheit der Kunst beinhaltet aber gleichzeitig auch, daß jeder Künstler sich auch Gesetze auferlegen kann, wie es ihm paßt.

Gruß Martin
Hörbert
Inventar
#10 erstellt: 19. Aug 2010, 19:33
Hallo!

Na ja, eine "freie" Kunst ist m.E. eine Chimäre. Kunst war und wird immer den Moden und dem Publikumsges- respektive dem Käufergeschmack verflichtet sein. Ein Künstler ist schließlich nicht zuletzt auch ein Mensch mit den üblichen Sozialen Umfeld, mit Vorurteilen, Meinungen und einem Magen der efüllt werden will.

Beethoven, Verdi, Brahms, Brucjkner und alle anderen Musiker auch haben in erster Linie ihre Werke für ein bestimmtes Publikum geschrieben, dabei sind sie mwehr oder weniger auf die vorherrschenden Moden der Zeit und eines bestimmten Umfeldes eingegangen. Das ist heute genau so.

Echte "freie" Kunst wäre wohl etwas das niemand braucht und wohl auch niemand haben wollte.

MFG Günther
Martin2
Inventar
#11 erstellt: 19. Aug 2010, 19:40

Hörbert schrieb:


Echte "freie" Kunst wäre wohl etwas das niemand braucht und wohl auch niemand haben wollte.

MFG Günther


Na ja, jemand wie Charles Ives, der sich einen Brotberuf suchte und unbekümmert Werk um Werk für die eigene Schublade schrieb, kommt für mich dem Ideal eines solchen Künstlers schon nahe.
op111
Moderator
#12 erstellt: 19. Aug 2010, 21:03

Martin2 schrieb:
jemand wie Charles Ives, der sich einen Brotberuf suchte und unbekümmert Werk um Werk für die eigene Schublade schrieb, kommt für mich dem Ideal eines solchen Künstlers schon nahe.

Das sehe ich auch so.
R. Wagner erscheint mir unter den "Älteren" trotz seiner Abhängigkeit vom monetärenm Erfolg dennoch nicht als musikalisch kompromisslerisch.
Ich möchte aber nicht alle Komponisten, die von ihrem Werk leben müssen, unter Generalverdacht stellen.
Hörbert
Inventar
#13 erstellt: 20. Aug 2010, 17:37
Hallo!

Na ja, neben dem pekunären Element gibt es ja auch noch den Wunsch des Künstlers nach Anerkennung und nach einer möglichen Aufführung seines Werkes, kein Komponist ist wohl mit der Uraufführung alleine Glücklich oder schreibt gerne für die Schublade.

Auch hier sehe ich den Wunsch nach Verständniss der eigenen Kunst als ein Faktor an der vom Zeitgeschmack und von Moden beeinflußt wird.

Z.B. auch Wagners Opernthemen zumindestens entsprachen dem Zeitgeschmack.

MFG Günther
Martin2
Inventar
#14 erstellt: 20. Aug 2010, 19:49
Interessant finde ich hier nun wieder den Vergleich von Charles Ives und der Wiener Schule. Ich denke die amerikanische Musik jener Zeit war vollkommen verschlafen. Meines Wissens hatte Charles Ives mit seinen frühen tonalen Kompositionen kaum einen Erfolg. Seine erste Sinfonie ist auch nicht so viel moderner als Dvorak, die 2. Sinfonie und 3. Sinfonie sind noch nicht so furchtbar weit entfernt vom konservativen Publikumsgeschmack, sein 1. Streichquartett ist noch kein sehr modernes Werk, die 4 Violinsonaten auch nicht. The Celestial Country ist ein sehr stimmungsvolles Werk, von ein paar Orgelzwischenspielen abgesehen also auch nicht modern. Und all dies sind wie ich finde sehr schöne Werke, die von einem konservativen Geschmack gar nicht so weit entfernt sind. Von daher kann man sagen: Daß Charles Ives mit seinen moderneren Werken keinen Erfolg hatte - vermutlich verständlich - , aber daß seine wirklich schönen ersten Werke, von denen es einige gibt, beim amerikanischen Publikum auf gar keine Gegenliebe stießen, das muß beim Komponisten Charles Ives sicher zu einer großen Enttäuschung geführt haben.

Das ist schon ein Unterschied zur Wiener Schule, wo ja Werke wie verklärte Nacht und die sehr viel später heraus gekommenen Gurrelieder durchaus Erfolge hatten und es das wenn man so will Heroische dieser Schule war, dem konservativen Geschmack nicht nachzugeben. Bei Charles Ives lag die Sache eben anders: Die amerikanische Kultur jener Zeit war ohnehin vollkommen verpennt; Charles Ives schrieb dann irgendwann nur noch das was er wollte, weil das damalige Desinteresse der amerikanischen Kultur ohnehin nicht zu durchbrechen war ( und auch der von Charles Ives sehr geschätzte Ralph Waldo Emerson hatte einige Jahrzehnte schon dieses ewige am Rockzipfel der europäischen Kultur hängen und den Mangel an jeder Eigenständigkeit der amerikanischen Kultur beklagt).

Charles Ives muß es also irgendwann auch aufgegeben haben, überhaupt nur irgendeinen Erfolg zu suchen.

Was aber die Einordnung von Charles Ives in die "Postmoderne" durch Wikipedia betrifft. Stilistisch mag natürlich etwas dran sein - nur rein zeitlich ist es selbstverständlich absurd.

Gruß Martin
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