Wozu wird so gemastert?

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Franky666
Stammgast
#1 erstellt: 17. Mai 2008, 19:40
Hi leute

Ich habe versucht, herauszufinden, warum die X-Box die CD "In Extremo - Sieben" nicht erkennt (setzt immer aus und knackst). DVD-Player sagt lieber gleich "No Disc". - Na gut, dann hab ich sie mal mit EAC gerippt, um nachzugucken, was da los ist (aber nicht in MP3 umgesetzt) und bin zufällig auf folgendes gestoßen:

http://i31.tinypic.com/2ykht0o.jpg
(Audiograbber liefert auch das gleiche Ergebnis)

Diese "Dreiecke" in der Hüllkurve hab ich noch nie zuvor gesehen. Immer da, wo es ruckartig wieder lauter wird, ist der Anfang vom refrain. (Im PC ist die CD einwandfrei spielbar, liegt wohl an der klitzekleinen Delle auf der Oberfläche).

Warum wurde das gemacht? Bei den anderen In-Extremo Alben, die ich hab, ist das nicht so.


[Beitrag von Franky666 am 17. Mai 2008, 19:47 bearbeitet]
chilman
Inventar
#2 erstellt: 18. Mai 2008, 12:01
die ganze aufnahme sieht irgendwie grausig aus, weil sie anscheinend übelst clippt und kaum dynamik hat, wohl um mehr afzufallen (stichwort loudness war)
trotzdem sollte das nicht dafür verantwortlih sein, dass manche player die nicht lesen können, bei den digitalen daten dürfte das ja wurscht sein und plötzliche pegelsprünge sollten eig. auch alle player verkraften.

also, dass die cd nicht lesbar ist, dürfte wohl eher an der kleinen delle in der oberfläche liegen.
Franky666
Stammgast
#3 erstellt: 18. Mai 2008, 19:14
Dass die Musik übersteuert und ohne Dynamik ist, liegt wohl daran, dass es Metal ist und das ist auch gut so :D. Die Musik wird in meinem Leben niemals ein Radiofunkhäuschen verlassen, also gibt es eigentlich gar keinen Grund, das wegen Loudnessrace zu machen.

trotzdem finde ich diese Flanken etwas seltsam, da bei den meisten Metal-Aufnahmen die grüne Zackelwurst allermeistens den ganzen schwarzen Bereich füllt. Manchmal ist aber noch eine Daumenbreite Luft oben und unten, aber trotzdem komprimiert.

Bei Black-Metal ist sogar noch stärker komprimiert, allein schon durch die E-Gitarre.

Wenn ich ein Lied selber aus Einzelspuren zusammenmixe und das als Abschluss vor dem Speichern komprimiere, ist auch immer der gesamte Aussteuerbereich von Anfang bis Ende ausgefüllt (sieht immer so aus: http://i26.tinypic.com/2vim540.jpg -> da sind keine Dreiecke drin, wie man sieht und clipping ist auch nicht drin Auch nicht, wenn ich es auf CD brenne und von da wieder rippe.)

edit: link korrigiert


[Beitrag von Franky666 am 18. Mai 2008, 19:38 bearbeitet]
chilman
Inventar
#4 erstellt: 18. Mai 2008, 19:46
entsprechend muss es wohl auch grauenvoll klingen

mir ist schon bewusst, dass für nen fetten klang ordentlich komprimiert werden muss, aber meiner meinung nach auch nicht die ganze zeit, etwas dynamik kann da durchaus effektvoll sein.

und in extremo ist ja nun auch nicht so untergrund, dass es nicht am loudnessrace mitmachen würde...
Duncan_Idaho
Inventar
#5 erstellt: 18. Mai 2008, 23:29
Das ist purer Loudness-war und hat mit Metal eigentlich nichts zu tun. Noch übleres Mastering hat man bei den RHCP, da vor allem Californication und Stadium Arcadium. Dort hat man praktisch nur noch eine einzige "Wand".

Zeugt nicht grade von gutem Mastering oder die Band war so dämlich sich auf den Loudness-war einzulassen.
Paesc
Inventar
#6 erstellt: 18. Mai 2008, 23:51

Duncan_Idaho schrieb:
Zeugt nicht grade von gutem Mastering oder die Band war so dämlich sich auf den Loudness-war einzulassen.


Stadium Arcadium gehört aktuell zu meinen meistgehörten Scheiben. Wenigstens der Track "Slow Cheetah" lässt zumindest subjektiv eindeutig dynamische Abstufungen zu. Gibt klanglich gesehen schlimmere, aber auch bessere Scheiben. Rock und Metal gehören ja oftmals ohnehin nicht zu den klanglichen Überfliegern - auch nicht bei Verzicht auf ausgeprägte Dynamikbegrenzung. Fragt sich, wie weit die Peppers überhaupt bei der Aufnahme und dem Mastering mitsprechen durften...

Die Einschränkungen in der Dynamik folgen dem Zeitgeist: Es muss auch auf Küchenradios, mobilen Musikplayern der schlechten Sorte (inkl. der meist nicht gerade sensationellen mitgelieferten Hörern) "klingen". Musik ist auf klanglich eher schlechten Musiksystem sonst kaum auszuhalten, schon gar nicht bei oftmals unten und oben begrenzten Frequenzgängen. Auch Loudness ist derzeit recht "in". Wird wohl eben an den begrenzten Frequenz-fähigkeiten von minderwertigem Schrott liegen.

Klar gehört Dynamik zur Musik wie der Reifen zum Auto. Allerdings kommt keine Aufnahme ohne Mastering aus, manchmal kann etwas weniger Dynamik sogar mehr sein. Feindynamik ("Klang") und Grobdynamik gehen nicht zwingend miteinander einher.

Da aber viele bereits mit Downloads mit CBR 128, zudem nicht immer mit den aktuellsten und besten Codecs erstellt, zufrieden sind (gilt auch für legale Downloads), ist heute eine gute Klangkultur wohl leider oftmals eher sekundär: Hauptsache abspielbar und günstig in der Anschaffung... Hoffen wir auf bessere Tage!

Greez
Paesc


[Beitrag von Paesc am 19. Mai 2008, 00:21 bearbeitet]
Duncan_Idaho
Inventar
#7 erstellt: 19. Mai 2008, 07:27
Siehs dir mal mit der grafischen Darstellung an, du bekommst die Flöhe, wenn du siehst, wie da gepfuscht wurde. Und eigentlich gehören RHCP zu den Bands, die schon beim Mastering mitreden können. Abstufungen sind vorhanden, aber Komprimierung und Limiting wurden praktisch bis zum Anschlag verwendet. Wenn man nicht grade dem Metal-Mainstream fröhnt finden sich übrigens schon eine ganze Menge guter Aufnahmen (OK, bei Grind, Death oder ähnlichem ist sowas eher nachteilig, aber die sind auch nicht grade ein großer Teil des Metal-bereichs.

Peinlich ist jedenfalls, daß in Fachmagazinen stolz Werbung mit dem Mastering von grade diesen Alben gemacht wird, während ein paar Seiten weiter das Mastering in einem Artikel zerpflückt wird.
Paesc
Inventar
#8 erstellt: 19. Mai 2008, 07:48

Duncan_Idaho schrieb:
Siehs dir mal mit der grafischen Darstellung an, du bekommst die Flöhe, wenn du siehst, wie da gepfuscht wurde. Und eigentlich gehören RHCP zu den Bands, die schon beim Mastering mitreden können. Abstufungen sind vorhanden, aber Komprimierung und Limiting wurden praktisch bis zum Anschlag verwendet.


Hab's gesehen. Grafisch sieht das ganze total unnatürlich und schlicht katastrophal aus. Hab auch was von In Extremo, ist klanglich meines Erachtens zumeist Durchschnitt, teils können gewisse Streicher sogar überzeugen ("Merseburger Zaubersprüche").

Dennoch gibt es meines Erachtens subjektiv vom Höreindruck her einiges Schlimmeres als "Stadium Arcadium" der Peppers. Das Schlagzeug bei "Dani California" kommt vor allem zu Beginn des Songs schön druckvoll und knackig rüber. Die Peppers dürf(t)en mitreden? Weiss da nicht ins Detail Bescheid, gut möglich dass es ihnen nicht so wichtig war...


Duncan_Idaho schrieb:
Wenn man nicht grade dem Metal-Mainstream fröhnt finden sich übrigens schon eine ganze Menge guter Aufnahmen


Da hab ich andere Erfahrungen gemacht... Meistens Durchschnittsware, die weder gegen unten noch gegen oben ausreisst. Eine andere grosse Band hat übel nachgelassen: Metallica macht seit dem Bassistenwechsel musikalisch wie auch klanglich nur noch Schrott.


Duncan_Idaho schrieb:
Peinlich ist jedenfalls, daß in Fachmagazinen stolz Werbung mit dem Mastering von grade diesen Alben gemacht wird, während ein paar Seiten weiter das Mastering in einem Artikel zerpflückt wird.


Hmm... Welches Magazin willst Du ansprechen? Wenn ich mich recht entsinne klingt das nach Stereoplay, allenfalls noch Stereo.

Greez
Paesc


[Beitrag von Paesc am 19. Mai 2008, 08:39 bearbeitet]
Duncan_Idaho
Inventar
#9 erstellt: 19. Mai 2008, 08:42
Professional Audio Magazin, SOS, etc.
Paesc
Inventar
#10 erstellt: 19. Mai 2008, 10:25
Komisch... Wurde das Mastering von Stadium Arcadium gelobt oder eher die Klangqualität? Wenn Stadium Arcadium ein schlechtes Mastering hinter sich hat und dennoch genau hierfür gelobt wird, ist das in der Tat doch recht bizarr...

Greez
Paesc
Duncan_Idaho
Inventar
#11 erstellt: 19. Mai 2008, 10:27
War Werbung für Studioequipment und wie toll man damit das Album gemastert habe. Ein paar Seiten weiter wurde das Album dann in einem Artikel über Mastering als schlechtes Vorbild angeführt.
Paesc
Inventar
#12 erstellt: 19. Mai 2008, 21:19
Naja, immerhin hat man sich indirekt von der Werbung distanziert... Aber es gibt dennoch zu denken: Besonders glaubwürdig ist das nicht, da stinkt was.

Greez
Paesc
Duncan_Idaho
Inventar
#13 erstellt: 19. Mai 2008, 22:34
Anzeigenabteilung und Redaktion arbeiten in der Regel relativ unabhängig. Da hat eher der Anzeigenaufgeber nicht sonderlich gut recherchiert, als er nach Empfehlungen gesucht hat.
Paesc
Inventar
#14 erstellt: 19. Mai 2008, 22:41
Gut möglich. Solche Paradoxon sollen ja in ähnlicher Weise öfters mal auftreten. Naja, hoffen wir mal, dass uns in Zukunft wieder mehr HiFi-gerechte Aufnahmen beglücken werden...

Greez
Paesc
Accuphase_Lover
Inventar
#15 erstellt: 20. Mai 2008, 08:38
Dummerweise ist bei solchen Beispielen immer nur von Tracks / Genres die Rede, bei denen ich überhaupt nicht mitreden kann, da musikalisch andere Baustelle.

Wenn ihr aber schon die Fachmagazine (auch Pro-Audio -Publikationen - gerade die !) ansprecht :

Ich finde es äußerst bedenklich (um nicht zu sagen saumässig !), daß teils die selben Mastering-Engineers die zunehmend klangliche Verbrechen generieren, immer wieder Tips geben, wie RICHTIGES MASTERING eigentlich auszusehen hat !
Wenn ich SOS und Co. aufschlage, lese ich überall Erklärungen wie man es richtig macht, was es insbesondere zu vermeiden gilt.


Und was kommt "hinten" raus, wie sieht das REALE CD-Mastering dann aus ?
Leider wird auch in "meinen" Genres (Jazz, Soul, Funk) zunehmend gepfuscht, wenn auch wohl nicht so stark wie bei allem was mit Rock zu tun hat.
Wenigstens sind die meisten Jazz-CDs noch in Ordnung. Auch wenn ich den Mastering-Limiter anders zur Peak-Begrenzung einsetzen würde.

Manchmal komme ich zum Ergebnis, daß ich es vielleicht besser gemacht hätte. Ich remastere öfter alte Aufnahmen, nur leider stehen mir nicht die Mastertapes zur Verfügung.
Andererseits stelle ich immer wieder fest, daß mein Remaster mancher Aufnahmen tonal besser ist als das, was offiziell released wird !

Nur während Andere auch noch Geld dafür kriegen, habe ich den zeitlichen und pekuniären Aufwand und bekomme dafür nichts !

Ich frage mich, was viele Toningenieure eigentlich mit ihrem Equipment und Wissen anfangen.

Hier vermisse ich zunehmend die Korrelation zwischen Wissen und Aufwand auf der einen, und Endergebnis auf der anderen Seite !

Die "Bananenbieger" die Eroc einst kritisiert hat, finden sich zunehmend im Studio selbst.




Grüß
Duncan_Idaho
Inventar
#16 erstellt: 20. Mai 2008, 09:11
Problem ist, daß oft dein Kunde entscheidet was er haben will. Und da sind einige sehr beratungsresistent. Vor allem die Projektmanager haben in den letzten Jahren enorm zur Qualitätsverwässerung beigetragen.
Accuphase_Lover
Inventar
#17 erstellt: 20. Mai 2008, 10:20
Und da der Kunde entscheidet, müssen auch Bob Ludwig und Bernie Grundman immer noch mehr Loudness produzieren.

Ein Jammer. Konnte man doch früher schon meist an den Namen ablesen ob's klanglich was taugt !
Artemus_GleitFrosch
Stammgast
#18 erstellt: 20. Mai 2008, 13:23
Ich denke mal mit der Dreieckform soll bewirkt werden das der refrain einem lauter vorkommt als der rest des liedes, wenn der refrain vorbei ist geht die lautstärke wieder langsam runter was aber so langsam passiert das es dem hörer gleichlaut vorkommt und beim nächsten refrain wird wieder was an lautstärke drauf gesetzt.

Zu Stadium Arcadium:
die Schallplatten-version wurde übrigens von Steve Hoffman gemasterd

(Ich hab gehört es soll leute geben die sich die Schallplatte kaufen, sie frisch und nagelneu aus der hülle nehmen mit ihrem teuren Equipment gleich beim ersten abspielen digitalisieren und das in Lossless für Leidensgenossen im Internet anbieten das dürfte dann theoretisch auch nur minimal rauschen und knistern)

dort ist mal der vergleich von CD zu LP:

http://www.hydrogena...howtopic=42376&st=25
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