Frage zu LP-Aufnahme

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contadinus
Inventar
#1 erstellt: 14. Nov 2016, 10:38
Hallo Leute,
eigentlich ist es mir ein wenig unangenehm diesen Thread zu beginnen - ich muß damit leider ziemliche technische Wissenslücken eingestehen...
Folgendes:
Unlängst habe ich über die Onboard-Soundkarte (Realtek) meines PC und mit einer alten Version von Sound-Forge einige LP's aufgenommen. Das Ergebnis ist durchaus ansprechend und es läßt sich kein gravierender hörbarer Unterschied zwischen Original und Aufnahme ausmachen.
Was mir dabei aber nicht gefällt ist die Optik:

phono1


phono2

Der 2. Screenshot ist eine Ausschnittsvergrößerung des ersten.
Wie man sieht, schauen die Kurven wie abgeschnitten aus. Ich habe aber wissentlich keinerlei Begrenzer, Filter oder ähnliches angewandt.
Deswegen meine Frage:
Hat jemand Erfahrung mit LP-Aufnahmen und kann dieses Wellenbild deuten?
Vielen Dank schon mal im Voraus!
cr
Inventar
#2 erstellt: 14. Nov 2016, 12:09
Zu stark ausgesteuert?
Wie hast du denn die Aussteuerung festgelegt, um Übersteuerungen auszuschließen??
Slatibartfass
Inventar
#3 erstellt: 14. Nov 2016, 13:12
So wie man das von analogen Aufnahmen immer schon kannte, muss die Aussteuerung bei der Aufnahme auf die Amplitude des Eingangssignals angepasst werden. Der PC bzw. die Aufnahmesoftware kennt nicht die Aussteuerung der Quelle und verfügt i.d.R. auch nicht über eine automatische Aussteuerung. Bei den Darstellungen ist eindeutig eine Übersteuerung erkennbar wie cr schon schrieb.
Entweder muss in der Aufnahmesoftware oder am Mischpult für die Eingangskanäle im Betriebssystem vor der Aufnahme die Aussteuerung so eingestellt werden, dass an der lauteste Stelle (maximale Amplitude) der jeweiligen LP nichts mehr abgeschnitten wird.

Slati
contadinus
Inventar
#4 erstellt: 14. Nov 2016, 14:16
Das Aussteuern habe ich sehr simpel vorgenommen. Und daran wirds wohl auch liegen - wird wohl zu simpel gewesen sein...
Ich hab nämlich einfach den Windows-internen Pegelregler für den Line-Eingang verwendet. Der läßt sich von 0-100 einstellen, ich habe 15 verwendet. In Soundforge kann man eine graphische Pegelanzeige mitlaufen lassen und ich habe optisch kontrolliert, ob der Balken oben ansteht. Naja, wie gesagt, eher die simple Variante...
Habe jetzt aber grad eben ein Stück aus der selbe LP nochmal aufgenommen. Diesmal mit einem deutlich niedrigerem Pegel von 8 (von 100). Der Graph inj Audacity sieht aber sehr ähnlich aus, für mich sieht es noch immer abgeschnitten aus. Dreh ich da an den falschen Einstellungen?

phono3
Slatibartfass
Inventar
#5 erstellt: 14. Nov 2016, 14:30
Bei der graphischen Pegelanzeige sollte sich der Ausschalg schon ändern, wenn die Einstellung des Reglers geändert wird. Auf Null sollte dann nur noch eine Flatline zu sehen sein. Eventuell mal einen anderen Eingangsregler testen, wenn das nicht der Fall ist.
Die Einstellung 15 sollte bei einem Regelbereich bis 100 nicht zur Übersteuerung führen, wenn der Ausgangspegel des Zuspielgerätes nicht außergewöhnlich hoch ist.

Edit: Nachdem ich mir das verlinkte Diagramm einmal angesehen habe ist mir aufgefallen, dass der Pegel bei dieser aufnahme deutlich niedriger ist, und nicht mehr bis 1.0 geht, wo dann die Übersteuerung beginnen sollte. Ggf. nochmal mit Ausschnittsvergrößerung kontrollieren, denn nur hierbei kannst Du sehen, ob einzelne Peaks abgeschnitten wurden.

Slati


[Beitrag von Slatibartfass am 14. Nov 2016, 14:34 bearbeitet]
contadinus
Inventar
#6 erstellt: 14. Nov 2016, 14:34
Ja, natürlich - der Pegelanzeiger ändert sich mit der Pegeleinstellung mit.
Bloß sieht die Kurve ja jetzt wieder abgeschnitten aus, nur eben auf einem niedrigerem Level. Oder seh ich das falsch?
Wie gesagt, mir fehlt leider die Erfahrung mit Aufnahme-Software.


Edit:
Kann es u.U. sein, daß der Pegelverlauf schon auf der LP so aussieht? Es handelt sich um ein Klassik-Schallplatte aus den frühen 60er Jahren aus der Sammlung meines Vaters. Und er hat seine Platten über lange Zeit mit einer Kristallnadel malträtiert falls das wichtig ist...


[Beitrag von contadinus am 14. Nov 2016, 14:41 bearbeitet]
darkphan
Inventar
#7 erstellt: 14. Nov 2016, 14:48
Wenn du mit 24 statt 16 Bit aufnimmst, hast du deutlich mehr Luft nach oben. Bei 16 Bit müsste man theoretisch die lauteste Stelle der Platte vorhören und den Pegel anpassen. Das Digitale verzeiht Übersteuerung deutlich schlechter als Analog.

Die Pegel sind bei Platten sehr unterschiedlich - was vor allem mit ihrer Länge zusammenhängt: Eine 40-Minuten-LP ist nicht selten lauter als eine mit 50 Minuten Musik drauf. Es kommt aber auf die Musik an. Ich habe schon Platten digitalisiert, da waren von 5 Liedern pro Seite jeweils die beiden letzten leiser als die ersten drei. Singles sind i.d.R ebenfalls lauter.

Wenn man nun einfach immer leiser aufnimmt, ist das aber auch nicht gut, weil man Dynamik und leise Detail verschenkt (je nach Musik).

Also mein Tipp: Nimm mit 24 Bit auf. Das erhöht zwar die Datenmenge, aber du kannst die Datei ja auch wieder runterrechnen auf 16 Bit oder MP3.
contadinus
Inventar
#8 erstellt: 14. Nov 2016, 16:14
ok,
habs jetzt auch mit 24 bit versucht - macht keinen großen Unterschied. Die Graphen sehen folgendermaßen aus:

phono4

phono5

Im 2. Bild sieht man eine Vergrößerung des rechten Bereiches, der ganz intensiv beschnitten aussieht. Die Aufnahme wurde mit 24bit und wieder mit 15 (von 100) Pegelpunkten gemacht und dann mit 16bit gespeichert.

Kann es sein, daß in der Software automatisch ein interner Pegelbegrenzer mitläuft?
Eigentlich gehe ich inzwischen aber davon aus, daß die Kurve schon auf der LP so seltsam aussieht. Immerhin hört sich die Aufnahme tadellos an.
cr
Inventar
#9 erstellt: 14. Nov 2016, 16:20
Es ändert gar nichts, wenn du dieselbe Aussteuerung nun mit 24 Bit machst.
Du mußt schon am Lautstärkeregler zurückdrehen!
contadinus
Inventar
#10 erstellt: 14. Nov 2016, 16:30
Hab ich doch vorhin von 15 auf 8 von 100 Punkte.
Außerdem sieht die Aufnahme in Audacity ja nicht übersteuert aus. Der Pegel geht ja nicht bis zum Limit, sondern ist schon darunter beschnitten.
Aber wie gesagt, ich kenn mich bei Audio-Aufnahme-Software nur rudimentär aus. Kann leicht sein, daß ich da irgendetwas falsch interpretiere.
darkphan
Inventar
#11 erstellt: 14. Nov 2016, 16:31
@CR: Verstehe ich nicht, bei mir macht das einen erheblichen Unterschied aus: 10 bis 20 Prozent mehr Lautstärke sind drin, und Pegel 15 ist eigentlich ein total niedriger Wert. Da muss irgendwas anderes nicht stimmen ...

@Contadinus: Dass der Pegel von der LP so beschnitten rauskommt, wäre mir neu, absolut untypisch für Platte, zumal Knackser da rausbrechen würden - so eine Beschneidung ist mir bei meinen gut 200 LPs und Singles, die ich bisher digitalisiert hab, nicht aufgefallen. Bei CD gibt es das hingegen schon.


[Beitrag von darkphan am 14. Nov 2016, 16:36 bearbeitet]
kölsche_jung
Moderator
#12 erstellt: 14. Nov 2016, 16:32
mir kommt es fast so vor, als ob du bereits mit dem eingangssignal den line-in des rechners übersteuerst ...

wo kommt das signal her? welcher tonabnehmer, plattenspieler, entzerrer, verstärker oder oder oder ...
cr
Inventar
#13 erstellt: 14. Nov 2016, 16:44

@CR: Verstehe ich nicht, bei mir macht das einen erheblichen Unterschied aus: 10 bis 20 Prozent mehr Lautstärke sind drin, und Pegel 15 ist eigentlich ein total niedriger Wert. Da muss irgendwas anderes nicht stimmen ...


Das hängt vom Procedere ab. Wenn die Nullen nur hinten angehängt werden, ändert sich nichts an der Aussteuerung, wenn sie vorne sind, ist sie 48dB geringer




Die Aufnahme wurde mit 24bit und wieder mit 15 (von 100) Pegelpunkten gemacht und dann mit 16bit gespeichert.


Hab ich doch vorhin von 15 auf 8 von 100 Punkte.


Was nun?
--------------------------

Durchaus denkbar, dass die Übersteuerung schon vorher auftritt: im Phono-Preamp oder zu hohe Eingangsspannung in die Soundkarte


[Beitrag von cr am 14. Nov 2016, 16:44 bearbeitet]
contadinus
Inventar
#14 erstellt: 14. Nov 2016, 18:38
@cr:

Die Aufnahme mit dem geringeren Pegel habe ich in Beitrag #4 gezeigt.

@kölsche jung:

Die Erklärung hört sich schlüssig an. Habe grad mal nachgesehen und scheinbar hat mein VV eine recht hohe Verstärkung.

Die Kette sieht folgendermaßen aus:
PS: Dual 1229
Nadel: Shure DM 103 M-E
Phonoverstärker: selbst konstruiertes Röhrengerät nach einer Schaltung aus einer Zeitschrift
Soundkarte: Realtek High-Definition

Und wie gesagt, ich hab gerade nachgelesen, daß die Verstärkung des Phonoverstärkers sogar für laute MC-Systeme reicht, d.h. für MM-Systeme relativ hoch ist.
Da wird wohl der Hund begraben sein. Mal sehen, ob sich die Verstärkung nicht anpassen läßt.
Sonst hätte ich noch 2 AVR's von Kenwood/ Yamaha, mit jeweils einem Phono-Eingang, die ich aber nur ungern aus ihrer normalen Umgebung "extrahieren" würde.

Und nochmal anders gefragt:
Wenn tatsächlich der Pegel in die Soundkarte zu hoch ist, wie und wie sehr wirkt sich das denn auf die Tonqualität aus?
Bzw. gibt es externe Soundkarten, die auch mit höheren Eingangspegeln umgehen können?
cr
Inventar
#15 erstellt: 14. Nov 2016, 19:01
Da muss man doch nur einen Spannungsteiler dazwischenschalten (PhonoPreAmp und Soundkarteneingang). Wenn du den Röhrenverstärker selber gebaut hast, wird das ja wohl das kleinste Problem sein.
2,5:2,5 kOhm (-6dB) oder 4.7:1 kOhm (gut -12dB) wäre mal ein Ansatz, vorausgesetzt dem Röhrenverstärker sind rund 5 kOhm nicht zu wenig, kann ich nicht beurteilen.
contadinus
Inventar
#16 erstellt: 15. Nov 2016, 11:16
Vielen Dank an alle für die Problemlokalisierung!
Jetzt ist mir klar an welcher Stelle die Sache hakt und werd mir mal überlegen, wie ich das Problem in den Griff bekomme.
Vielleicht ist wirklich ein Spannungsteiler die beste Variante. Am Phonoverstärker selbst möchte ich nicht unbedingt etwas ändern. Vielleicht aktiviere ich auch einen der AVRs als VV.
Die nächsten Platten werden nächstes Jahr vor Weihnachten aufgenommen - es gibt also noch reichlich Bedenkzeit.
Also Besten Dank nochmal für die Problemklösungskompetenz!
darkphan
Inventar
#17 erstellt: 15. Nov 2016, 11:28
Gute Phonovorverstärker gibt's doch schon ab 60 Euro - besorg dir doch zum Digitalisieren so einen. Ich bin z.B. mit meiner ProJect-Phono-Box sehr zufrieden.
cr
Inventar
#18 erstellt: 15. Nov 2016, 15:35
Wenn man nicht basteln will, als Spannungsteiler tuts auch das kleine Fostex-Poti um unter 30 Euro (Thomann). Der Gleichlauf ist recht gut, habs mal vermessen.
Man sollte halt immer beachten, dass das Kabel nach dem Poti kurz sein soll


[Beitrag von cr am 15. Nov 2016, 15:36 bearbeitet]
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