Resonanzfrequenz berechnen = Sinnfrei?

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OhneGehirn
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 16. Apr 2019, 17:49
Nabend,

Ich habe mal wieder vor, mir ein neues System anzuschaffen, undzwar reizt mich momentan das Linn Krystal. Montiert werden soll das System auf einem Clearaudio Ovation mit TT5 Tangentialarm.
TT5 effektive Masse: 9g
Krystal Gewicht: 7g
Krystal Compliance: 15µm/mN
... daraus errechnet sich eine Resonanzfrequenz von 10,26 Hz. Aber wird dieser Wert auch der Realität entsprechen?

Da habe ich so meine Bedenken.. Verbaut ist auf dem Clearaudio aktuell ein Talismann V2 Gold;
Gewicht: 10,8g
Compliance: auch 15µm/mN
Errechnete Resonanzfrequenz: 9,42Hz, also ebenfalls gut. Oder? ..eben nicht.
Die gemessene Resonanzfrequenz (Tacet Testschallplatte) beträgt nämlich unglaubliche 5Hz.
Wie kann das sein?

Nächstes Beispiel:
Zweitdreher Townshend Elite Rock mit Exkalibur-Arm + Rega Apheta 2-System;
effektive Masse: 15g
Apheta Gewicht: 6,5g
Apheta Compliance: 10µm/mN
Errechnete Resonanzfrequenz: 10,97Hz
..Realität: 7Hz

[Den Apheta hatte ich auch schonmal auf dem TT5 montiert, auch hier war der errechnete Wert gut und der Gemessene grottig. An genaue Zahlen erinnere ich mich leider nicht mehr]

--------------------------------------------------

Was nützt es mir, anhand der errechneten Resonanzfrequenz zu checken, ob ein System zum Arm passt, wenn die Abweichungen dann im Endeffekt dermaßen gewaltig sind? Ich habe gelesen, +/- 2 Hz wären normal, aber sowas?

Haben die Herrsteller also falsche Angaben gemacht? Oder ist die Testschallplatte schuld?

PS: beide Dreher laufen mit der korrekten Drehzahl

Grüße
Thilo


[Beitrag von OhneGehirn am 16. Apr 2019, 17:52 bearbeitet]
Holger
Inventar
#2 erstellt: 16. Apr 2019, 18:27
Zitat von der Phonophono-Webseite:


Falls man "genaue" Daten des Tonarmes (dynamische Masse) und der Compliance hat, sollte man bedenken, dass die Compliance aufgrund von Produktions-Schwankungen und Alterung nicht genau bestimmbar ist und von den Herstellerangaben durchaus um den Faktor 2 abweichen kann. Zudem muss man immer dynamische Angaben zur Berechnung verwenden (denn man berechnet ja einen Vorgang, der sich bewegt, also dynamisch ist); die statischen Werte weichen deutlich von den dynamischen Angaben ab!


Zudem gibt es verschiedene Methoden, die Compliance anzugeben... weicht die Methode, mit der sie angegeben ist, von der ab, mit der sie überprüft wird, gibt's unterschiedliche Ergebnisse.

Mein Rat: spar's dir.

Sehr viele Tonabnehmer funktionieren in der Praxis mit sehr vielen Tonarmen - selbst wenn es theoretisch nicht passt.
burki111
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 16. Apr 2019, 18:36
Ich kann diese Betrachtung durchaus bestätigen.
.JC.
Inventar
#4 erstellt: 16. Apr 2019, 18:39
So ist es (sinnfrei).
mkoerner
Inventar
#5 erstellt: 16. Apr 2019, 19:29
Sinnfrei ist es nicht, aber überbewertet. Der Link auf Bohne Audio ist wirklich gut. Das fasst es gut zusammen.

Kernproblem sind die oftmals falschen Werte der Hersteller oder die falsch interpretierten (Klassiker: Japaner geben die Compliance fast immer bei 100Hz an statt bei 10Hz, schon kommt absoluter Müll beim rechnen aus). Im Zweifelsfall hilft nur messen.

Solange man aber keine Welligen oder dezentrierten Platten abspielt funktionieren auch starke Missmatches oft überraschend gut. Aber wehe es kommt dann mal eine Welle oder es eiert...

Mike
Passat
Inventar
#6 erstellt: 18. Apr 2019, 10:00
Hinzu kommen auch Fertigungstoleranzen.

Zwei identische Systeme können durchaus eine andere Nadelnachgiebigkeit haben.

Grüße
Roman
Holger
Inventar
#7 erstellt: 18. Apr 2019, 10:42
...und keine normale Schallplatte weist die Eigenschaften einer Testplatte auf, die beim Resonanztest das System zum Schwingen verleiten...
felixbo
Hat sich gelöscht
#8 erstellt: 18. Apr 2019, 12:27
Hi Thilo,
Berechnungen sind immer nur Näherungen mit denen man aber i.d.R. eine grobe Abschätzung treffen kann. Grundsätzlich gibt es nicht nur die "eine" Resonanz. Man muss im Groben zwischen horizontaler und vertikaler Resonanz unterscheiden, insbesondere bei Tangentialarmen. Eigentlich braucht man hierbei jetzt die effektive horiz. Masse und die effekt. vertikale Masse des Tonarms, sowie die horiz. und vert. dynamische Compliance des Tonabnehmersystems (am besten als Kurve: dyn.Comp. vs. Frequenz) um die Resonanzfrequenzen ab zu schätzen. Bei Tangentialarmen kann die horiz. effekt. Masse sehr viel größer sein (es fehlt der Drehpunkt), als die eff. vertikale Masse. Man kann hier oft deutlich unterschiedliche horiz. und vertik. Resonanzen messen. Horiz. Resonanzen sind hier mit 3-5Hz oft deutlich niedriger als die vertikalen. Bei kardanischen, oder 1-Punktern ist das i.d.R. nicht so ausgeprägt, deshalb wird hier oft gar nicht unterschieden.
Welche Resonanz hast Du denn mit der Testplatte gemessen, horizontal oder vertikal?

Gruß Felix
Smoke_Screen
Inventar
#9 erstellt: 19. Apr 2019, 17:15
Meine persönliche Erfahrung sagt mir das wer sich auf Herstellerangaben hinsichtlich effektiver Armmasse
verlässt,verlassen ist. Meistens jedenfalls. Zudem kommen bei manchen Tonarmen (z.B. etlichen Duals)
schwingungsdämpfende Mechanismen vor was die Sache erheblich verkompliziert.
Ich kann mkoerner da nur zustimmen,selber messen und rechnen ist der beste Weg. Wobei die Rechnerei
etwas komplizierter ausfällt als 8te Klasse Hauptschule Niveau....
Anyway,eine Bottom Line Ermittlung mit einer Testschallplatte gibt da schon Aufschluß wohin die Reise geht
ohne das der Kopf raucht. Dumm nur wenn das mit dem teuren frisch erworbenen Edel-TA geschieht und dann
festgestellt wird das man ziemlich weit vom Optimum entfernt liegt.
Natürlich - und auch da kann ich mkoerner nur zustimmen - kommt es nicht darauf an,hochpräzise im theoretischen
Optimum zu landen. Allerdings sollten wirklich grobe Abweichungen vermieden werden,denn die haben nicht nur
Konsequenzen hinsichtlich der Abtastsicherheit sondern auch klangliche Nebenwirkungen.




[Beitrag von Smoke_Screen am 19. Apr 2019, 17:36 bearbeitet]
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