Universum 6000 Plattenspieler auffrischen

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ratpertus
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 18. Nov 2014, 19:41
Hallo allerseits,

da ich ein absoluter Laie in dieser Angelegenheit bin, wollte ich euch, bevor ich mich an die Arbeit mache (beim Löten wird mir mein Ingenieur-Schiegervater helfen...), bitten, einen kritischen Blick auf meine Pläne zu werfen. Ich habe meinen jüngst erstandenen Universum 6000 Plattenspieler (= Micro Seiki) zwischenzeitlich geöffnet. Was man dann sah, seht ihr hier:
Universum 6000 Innenleben

Dankenswerterweise haben mir einige aus dem Forum schon mit Tipps, was zu tun ist, geholfen. So sieht meine To-Do-Liste aktuell aus:

1. Knallfrosch tauschen, das dürfte das unter den Kabeln sein, oder? Müsste es noch mehr davon geben?
Universum 6000 Knallfrosch

2. Cinch-Kabel durch ein längeres ersetzen. Wo was anzulöten wäre, kann man ja an dem bisher angebrachten ersehen. Allerdings ist kein Massekabel nach außen geführt. Das sollte aber schon sein, oder? Sehe ich recht, dass man das Kabel, das links angeschraubt ist und den grünen Punkt hat, dann zum Cinc-Anschluss geht, von dort mit einem weiteren Kabel nach außen verlängern würde?
Universum 6000 Cinch

3. Auf der Platine sollte man die Potis reinigen. Sind das die drei knopfähnlichen Teile in der oberen rechtenHälfte?
Universum 6000 Platine

4. Die Mechanik sollte neu geschmiert werden. Ich vermute, das sind die Teile, in denen jetz diese weiße Schmiere zu erkennen ist?
5. Sieht für euch sonst noch etwas so aus, als ob es getauscht, aufgefrischt werden müsste?

Für euer kritisches Feedback danke ich euch!

Christoph
akem
Inventar
#2 erstellt: 18. Nov 2014, 20:57
1. Knallfrosch tauschen, das dürfte das unter den Kabeln sein, oder? Müsste es noch mehr davon geben?
---> Das ist der Knallfrosch. Ob es mehrere gibt ist ziemlich verschieden, je nach Aufbau des Drehers. Ich habe aber noch kein Netzteil mit mehr als einem Knallfrosch gesehen. Aber schau einfach selbst....

2. Cinch-Kabel durch ein längeres ersetzen. Wo was anzulöten wäre, kann man ja an dem bisher angebrachten ersehen. Allerdings ist kein Massekabel nach außen geführt. Das sollte aber schon sein, oder? Sehe ich recht, dass man das Kabel, das links angeschraubt ist und den grünen Punkt hat, dann zum Cinc-Anschluss geht, von dort mit einem weiteren Kabel nach außen verlängern würde?
--> Vorsicht mit der Länge des Cinchkabels! Das Kabel hat eine gewisse Kapazität, je länger desto mehr. Und die addiert sich zu der Eingangskapazität der Phonostufe. MM und MI Tonabnehmer reagieren recht allergisch auf zu hohe Kapazität! Wieviel Kapazität es sein soll steht meistens im Beiblatt des Tonabnehmers sowie oft auch im Internet. Vor dem Tonabnehmerkauf also informieren. Oder ein MC kaufen, denen ist die Kapazität nämlich weitgehend egal, solange es keine absurd hohen Werte sind.
Auch wegen Brummeinstreuungen sollte das Kabel nicht besonders lang sein. Das läßt sich nicht mit einem CD-Playerausgang vergleichen! Vergiß das nicht. Länger als 1,5m sollte das Kabel auf keinen Fall werden. Sonst wirst Du mit hoher Wahrscheinlichkeit Probleme kriegen. Wenn Du eine große Distanz zum Verstärker überbrücken mußt kauf lieber eine externe Phonostufe und stell die direkt neben den Dreher. Von der Phonostufe aus kannst Du dann ruhig 5m Kabel oder mehr verlegen.
Massekabel: besser ist das... Allerdings waren die Plattenspieler damals oft mit einem DIN-Kabel ausgestattet, das eine gemeinsame Masse von beiden Tonabnehmerkanälen und vom Laufwerk erfordert hat (bei DIN Geräten war da allerdings auch immer DC- und NF-Masse, was bei Cinchgeräten keineswegs immer der Fall ist). Das verbaute Cinchkabel dürfte nicht original sein. Wie generierst Du den Masseanschluß? Du lötest von der Lötleiste beim Tonarm alle schwarzen Kabel ab, führst sie zusammen und lötest eine Masseleitung an, die dann zum Verstärker geht. Dieses Kabel muß nicht dick sein, da es nicht wirklich Strom überträgt, 0,5qmm reichen völlig. Zugentlastung nicht vergessen (auch beim Cinchkabel!). Es gibt auch Cinchkabel, die eine extra Masseleitung zwischen den beiden Cinchleitungen drin haben.
Das Cinchkabel (achte darauf, daß es möglichst kapazitätsarm ist (<100pF/m), was leider nur sehr selten angegeben wird) dann wie folgt anlöten (die Farben beziehen sich auf die dünnen Kabel die aus dem Tonarm kommen):
- rot: rechtes Kabel, Innenleiter
- grün: rechtes Kabel, Schirm
- weiß: linkes Kabel, Innenleiter
- blau: linkes Kabel, Schirm
Sollten grün und blau verbunden sein, trenne diese Verbindung bitte auch auf.

3. Auf der Platine sollte man die Potis reinigen. Sind das die drei knopfähnlichen Teile in der oberen rechtenHälfte?
--> If it ain't broken, don't fix it! Solange alles funktioniert, laß bloß die Finger weg... Ohne genauere Kenntnis der Schaltung weißt Du nicht, was die Dinger eigentlich machen und wenn Du Pech hast, machst Du den Dreher dadurch erst kaputt... Wenn dann gleich richtig machen: auslöten, Widerstände ausmessen und notieren und das Poti ersetzen. Neues Poti VOR dem Einbau so einstellen wie das alte. Aber nochmal, das ist eigentlich überflüssig...

4. Die Mechanik sollte neu geschmiert werden. Ich vermute, das sind die Teile, in denen jetz diese weiße Schmiere zu erkennen ist?
--> Höchstens das Fett in dem weißen "Kurvenrad" erneuern. Aber solange die Atomatik ohne quietschen läuft gibt es auch hier keinen wirklichen Grund aktiv zu werden. Das richtige Fett zu erwischen ist nämlich gar nicht so einfach und wenn Du das falsche Fett erwischt, machst Du's auch nur schlechter als es ist...

5. Sieht für euch sonst noch etwas so aus, als ob es getauscht, aufgefrischt werden müsste?
--> Generell gilt: die damaligen direktgetriebenen Dreher waren generell weitgehend wartungsfrei. Insbesondere die Antriebsmotoren. Schau mal, ob Du im Internet Bedienungs- und / oder Servicemanual findest. Da steht drin, was ggf. gemacht werden könnte oder sollte. "Vorsorglich" dran rumzumachen bringt nichts sondern macht die Kisten erst kaputt, wenn man nicht genau weiß, was man da tut Ich hab mein Lehrgeld an der Stelle schon bezahlt...

Gruß
Andreas
ratpertus
Ist häufiger hier
#3 erstellt: 18. Nov 2014, 21:39
@Andreas: Herzlichsten Dank für die ausführliche Antwort. Was das Cinch-Kabel betrifft, so stehen Verstärker und Dreher direkt nebeneinander, d.h. ich brauche ca. 50cm Kabel. Das bisherige ist halt ein extrem kurzer Stummel, da kann man eigentlich nicht viel mit anfangen.

Grüße, Christoph
akem
Inventar
#4 erstellt: 18. Nov 2014, 21:59
50cm sind natürlich kein Problem. Kannst ja ruhig nen Meter dran machen, man weiß ja nie. Am Ende soll er mal auf der anderen Seite vom Verstärker stehen und dann fehlen wieder 10cm...

Gruß
Andreas
Wuhduh
Gesperrt
#5 erstellt: 18. Nov 2014, 22:14
Lieber ein längeres Kabel nehmen, falls Brummeinstrahlungen auftreten und ein Gerät woanders hingestellt werden muß.

MfG,
Erik
ratpertus
Ist häufiger hier
#6 erstellt: 25. Apr 2015, 11:19
Es hat etwas länger gedauert als geplant, aber nun ist der Plattenspieler so weit überarbeitet, dass er wieder im Einsatz ist und gut läuft.
Der Entstörkondensator ist getauscht, ein neues Cinch- mit Massekabel (Sommer Cable Sinus Control) inkl. Neutrik-Steckern angelötet, die Bodenplatte ist ersetzt worden und nach langem Suchen fanden sich auch brauchbare Füße, die verhindern, dass der Motor aufsetzt. Tonabnehmer ist fürs Erste der aus dem Originalzustand, allerdings mit einer neuen JICO ATN12XE-Nadel - da konnte ich moch noch nicht zu einer passenden Neuinvestition aufraffen (kann ja noch kommen).
Nochmals herzlichsten Dank an alle, die mir im Vorfeld mit ihren hilfreichen Tipps zur Seite standen.

Hier noch zwei Bilder, wie sich das gute Stück nun präsentiert:

Universum 6000 - geschlossen

Universum 6000 - offen

Grüße, Christoph
Califax3
Stammgast
#7 erstellt: 25. Apr 2015, 12:59
Sieht wirklich gut aus!
Die Haube hast du ja auch noch retten können.

Gruß
Thomas
Yamahonkyo
Inventar
#8 erstellt: 25. Apr 2015, 18:58
Trotz der geklebten Haube sieht der Plattenspieler wieder sehr passabel aus.
Das hast du echt gut hinbekommen.
Ein sehr schöner Dreher ist das.

Gruß
Roland


[Beitrag von Yamahonkyo am 25. Apr 2015, 18:59 bearbeitet]
Janus525
Hat sich gelöscht
#9 erstellt: 25. Apr 2015, 19:22

Yamahonkyo (Beitrag #8) schrieb:
Trotz der geklebten Haube...

Ja, den hat er wirklich wieder schön hinbekommen...

@Christoph: Ich habe auch einen restauriert, Du siehst ihn unten im Foto. Zu der gerissenen Haube hätte ich eine Idee. Was hältst Du davon von innen eine dünne Carbonplatte, eine Spiegelfolie o.ä. sauber in die Haube einzukleben. Das ist zwar dann nicht original, aber man sieht den Riß nicht mehr, weder bei offenem noch bei geschlossenem Plattenspieler...

UNIVERSUM-1a ----- UNIVERSUM-7


[Beitrag von Janus525 am 25. Apr 2015, 19:22 bearbeitet]
ratpertus
Ist häufiger hier
#10 erstellt: 25. Apr 2015, 21:08
Danke für die Komplimente. Die Haube ist der einzige Wermutstropfen, es hält zwar und sie lässt sich anstandlos öffnen und schließen, aber optisch ist's ein Kompromis. Der Tipps mit der Spiegelfolie ist gut, vielen Dank @Janus525, das werde ich mal in Erwägung ziehen.

Schönen Abend, Christoph
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