Unbekannte Boxen wollen leben

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Walter61
Neuling
#1 erstellt: 26. Okt 2022, 13:25
Hallo Fans und Wissende
Folgendes Problem: Ich habe ein paar Boxen von meinem Vater geerbt. Das war mal, ca Mitte der 80er Jahre als Bausatz erhältlich. Ich war oft in einem Laden für LS-Bausätze und hab dann irgendwann mal meinen Dad da hin geschleppt und der ist auch fündig geworden. Jetzt stehen die bei mir und klingen so garnicht mehr so, wie ich die in Erinnerung hatte. Die haben so gut wie keinen Bass mehr! Ansonsten gehts eigentlich. Wenn man sie deutlich lauter betreibt, kommt noch ein Wenig an Bässen zum Vorschein.
Am Verstärker (ONKYO Integra A-8850) liegt es nicht. Einen Tag vorher mit anderen Boxen war alles normal.
Als Dynaudio-Geschädigter war klar, dass die Bass-Sicken sich aufgelöst haben. Also aufgedeckelt und reingesehen. Das ist nämlich der Clou an der Box: Der Bass liegt schräg IM Gehäuse! War aber nicht so, alles bestens mit den Sicken.
Nun bleibt eigentlich nur noch die Weiche.
Frage 1: Altern die Bauteile darauf solcherart, das die Bässe stark nachlassen?
Die Boxen waren nicht ständig in Betrieb, standen die letzten 8 Jahre nur ungenutzt rum.
Frage 2: Kennt jemand die Box und kann mir sagen, und was für ein Fabrikat / Modell das ist? Ich finde absolut nichts in und an der Box sowie an den LS. Mir ist so, als wäre es ein namhafter Hersteller, zumindest nicht völlig unbekannt. Die einzigen Zahlen, die ich habe: Sie sind 100 cm hoch, 24 cm breit und 32 cm tief und wiegen 30 kg. Daraus resultierend
Frage 3: Kennt jemand die Weiche? Ist das eine von der Stange oder eine Spezielle (auch wegen der besonderen Bauart)? Die momentan verbaute ist sicher selbst gebaut vom damaligen Inhaber des Ladens.

von vorne
seitl 1 seitl 2
InnenlebenInnenleben
CarlM.
Inventar
#2 erstellt: 26. Okt 2022, 13:48
Einen Basslautsprecher kann man ja problemlos an einen Verstärker anschließen. Man muss nur daran denken, dass er dann nicht in einem Gehäuse arbeitet und somit wenig stark belastet werden darf. Für einen Funktionstest sollte es reichen.

Ist die Box ggf. einmal umgekippt oder andersweitig schlecht behandelt worden? Wenn sich z.B. der Magnet löst, klemmt er die Schwingspule fest und man hört fast garnichts. Das kann man auch prüfen, indem man gleichmäßig die Membran mit beiden Daumen vorsichtig nach unten drückt. Im Falle eines Defekt gelingt dies nicht und man hört auch keine Kratzgeräusche.

Besteht derselbe Fehler denn bei beiden Boxen?.
Walter61
Neuling
#3 erstellt: 26. Okt 2022, 14:01

CarlM. (Beitrag #2) schrieb:
....
Besteht derselbe Fehler denn bei beiden Boxen?.


Ausbauen will ich den LS nur im Notfall. Ich hab noch keine idee, wie ich an die untere Schraube rankommen soll. Drin ist da zumindest eine, soviel konnte ich ertasten. Ich habe die Membrane vorsichtig hin und her bewegt- da klemmt oder hakt nichts. Die könnte schwingen, wenn sie wollte. Und ja, beide. Es kommt sogut wie kein Bass im Gesamtsound zustande. Ich erinnere mich dunkel, dass der Luftzug an der Bassöffnung vorne früher ein Feuerzeug ausgeblasen hat- haben wir uns gerne mal einen Spass draus gemacht. Jetzt ist da nichts mehr von derartigen Winden zu spüren.
.
Rabia_sorda
Inventar
#4 erstellt: 26. Okt 2022, 15:27
Der interne "Sub" - Treiber könnte evtl auch durchgebrannt sein, wenn nur noch wenig Bass kommt. Den geringen Bass bringt wohl nur noch der äussere TMT.

Eine ohmsche Messung der Schwingspule sollte ja schon mal einen Hinweis geben und ist fix erledigt.


[Beitrag von Rabia_sorda am 26. Okt 2022, 15:28 bearbeitet]
Walter61
Neuling
#5 erstellt: 26. Okt 2022, 16:11

Rabia_sorda (Beitrag #4) schrieb:
Der interne "Sub" - Treiber könnte evtl auch durchgebrannt sein, wenn nur noch wenig Bass kommt. Den geringen Bass bringt wohl nur noch der äussere TMT.

Eine ohmsche Messung der Schwingspule sollte ja schon mal einen Hinweis geben und ist fix erledigt.


Kann ich mir nicht vorstellen, da mein Dad eher wenig Bass und auch eher leiser Musik gehört hat. Möglich ist aber alles. Ich mach mich mal drüber her, aber erst in den nächsten Tagen. Blöde Frage: Mess ich das an den normalen Kabelanschlüssen (Kabel vorher entfernen)? Und was sollte ich dann ablesen, die berühmten 4, 6 oder 8 Ohm, bzw deutlich mehr, wenn die Spule hinüber ist?
CarlM.
Inventar
#6 erstellt: 26. Okt 2022, 16:26
Leider sind die Anschlüsse der Frequenzweiche nicht gut einsehbar. Ich vermute, dass dort Schraubklemmen verlötet sind.
Falls dies der Fall ist, kannst Du das Kabel für den Tieftöner dort abschrauben und an den Anschlüssen den Widerstand messen.
Unbedingt markieren, welche Ader in welcher Klemme saß.

Ebenso kann man dieses Kabel dann direkt an einen Verstärker anschließen und so hören, ob es lauter ist. Aber Vorsicht! Keinen Kurzschluss verursachen, der den Verstärker beschädigt.

Falls das Kabel zum Tieftöner fest verlötet ist, kannst Du den Widerstand direkt an den beiden äußeren Anschlussklemmen desTieftöners messen.


[Beitrag von CarlM. am 26. Okt 2022, 16:28 bearbeitet]
Rabia_sorda
Inventar
#7 erstellt: 26. Okt 2022, 19:27
Eine Schwingspule eines Tieftoeners kann auch durch einen ehemaligen Verstärker-Defekt durchgebrannt sein, auch wenn man "nie" laut hoerte.
Walter61
Neuling
#8 erstellt: 27. Okt 2022, 21:45
Also zum Basteln hab ich momentan keine Zeit. Hab die Anlage aber eben nochmal für 2 Stunden laufen lassen. Dreht man nur genug auf, kommt auch ein wenig Bass. Ich habe den Eindruck, es wird mit der Zeit mehr.
Kann es also doch sein, dass durch das lange rumstehen Teile der Weiche gelitten haben? Erholen die sich vielleicht sogar (ein Wenig), wenn die wieder durchströmt werden?
CarlM.
Inventar
#9 erstellt: 27. Okt 2022, 21:51

Walter61 (Beitrag #8) schrieb:
Erholen die sich vielleicht sogar (ein Wenig), wenn die wieder durchströmt werden?


Häufig ist parallel zum Tieftöner ein Kondensator geschaltet. Wenn der altert und niederohmig wird, fließt durch ihn mehr Strom als es sein sollte. Kondensatoren können sich im Betrieb durchaus neu formieren - also erholen. Nur: die beiden blauen Folienkondensatoren auf dem Photo gehören eigentlich nicht zu den Typen, die niederohmig werden.

Ohne Messungen wird es keine seriöse Diagnose geben.
djsepulnation
Stammgast
#10 erstellt: 01. Nov 2022, 09:17
Naja ohne basteln wird das nix.Wieso der einfachste Tip den BassLS zu überprüfen nicht befolgt wird…
Wenn die Frontplatte e schon ab war dann kann man ja checken ob der LS läuft.Nimm mal das Dämm Material raus.Eventuell drückt da was auf den LS.
Sonst bleibt nur noch LS direkt an Verstärker.Und zum Schluss Weiche messen.
Mehr Tips kann man dir nicht geben aus der Ferne
Seimalanders
Stammgast
#11 erstellt: 01. Nov 2022, 09:30
Grad bei Selbstbauboxen sollte man darauf achten, dass die Polarität der Chassis gleich ist - also wenn z.B. der schwarz markierte Teil des Kabels beim Tieftöner der linken Box auf + angeschlossen ist, muss das bei der rechten Box auch so sein, sonst gibt es inbesondere im Bass (große Wellenlängen) starke Auslöschungen durch Gegenphasigkeit. Dabei beide Kabelenden, also auch an der Weiche überprüfen.

Das passiert manchmal sogar bei hochwertigen Fertigboxen, wie Siamac bei seinen Focal/JM Lab feststellen musste.
PBienlein
Inventar
#12 erstellt: 01. Nov 2022, 09:56
Hallo zusammen,

also das Empfinden, was den Bass anbelangt, ist ja eher eine subjektive Angelegenheit. Und wenn dann noch die Erinnerung von rund 40 Jahren als zusätzlicher Faktor in die Beurteilung fließt, kann man sich schon mal täuschen. Abgesehen davon wäre meine Empfehlung, während des Betriebs mit dem Finger vorsichtig an der Bassmembran zu tasten, ob der interne Basslautsprecher arbeitet. Das ist ja schnell gemacht, solange die Kiste(n) noch auf sind. Dann muss auch erst mal nicht großartig gemessen werden.

Und noch zwei Dinge möchte ich zu Bedenken geben:

- die Art der Sicken an den Bässen kann man auf den Fotos nicht erkennen. Gummisicken können aber mit den Jahren schon mal aushärten und bringen dann tatsächlich weniger Bass, auch wenn sie augenscheinlich intakt zu sein scheinen.

- in den 80er Jahren gab es kaum einen Verstärker ohne "Loudness"-Schaltung. Damit konnte man selbst aus der billigsten Neckermann 08/15-Box erstaunlichen Tiefgang "zaubern". Heute ist Loudness verpönt - zu Recht und kaum noch anzutreffen, denn es hat mit HiFi wenig zu tun. Damals war es aber eher üblich und könnte tatsächlich für mehr Bässe gesorgt haben.

Gruß
PBienlein


[Beitrag von PBienlein am 01. Nov 2022, 09:58 bearbeitet]
Walter61
Neuling
#13 erstellt: 01. Nov 2022, 11:46

Seimalanders (Beitrag #11) schrieb:
Grad bei Selbstbauboxen sollte man darauf achten, dass die Polarität der Chassis gleich ist - also wenn z.B. der schwarz markierte Teil des Kabels beim Tieftöner der linken Box auf + angeschlossen ist, muss das bei der rechten Box auch so sein, sonst gibt es inbesondere im Bass (große Wellenlängen) starke Auslöschungen durch Gegenphasigkeit. Dabei beide Kabelenden, also auch an der Weiche überprüfen.


Das habe ich tatsächlich auch so gut es geht (mit nicht markierten Kabeln, die auch noch durch Gehäusewände verlaufen) gemacht. Ha sie auch mal andersrum angeschlossen, also PLUS und MINUS bewusst falsch. Da kam aber noch weniger zu stande.
Momentan höre ich da viel Musik, hab den Verstärker von "Linear" weg auf "Klang Regelung" gestellt und hab den Eindruck, mit mehr Bass reingedreht, kommt was bzw sie "erholt" sich langsam.
djsepulnation
Stammgast
#14 erstellt: 01. Nov 2022, 15:17
Denk eher du gewöhnst dich an den Klang.
Es kommt auch immer darauf an, auf was für nen Verstärker und vor allem welche Quelle damals lief.
Loudness wurde schon erwähnt (ist richtig eingesetzt durchaus sinnvoll) etc etc.Raumakustik dürfte bei deinem Feuerzeugtest eher zweitrangig sein
BananaJoe
Inventar
#15 erstellt: 05. Nov 2022, 10:21
Nicht so schnell aufgeben bitte! Das sind doch schöne Boxen! 2-Wege + einfach ventilierter Bandpass im Inneren!

Das einfachste wäre mal eine 1,5 V Batterie an die Außeneingänge der Box zu halten und optisch zu überprüfen ob sich der Tieftöner bewegt. Bzw. falls schon wieder geschlossen, mal das Ohr ans Rohr halten- ob sich hier hörbar etwas tut.

So wie ich das sehe, läuft der Tieftöner eh unbeschaltet (also keine Spule oder ähnliches vorgeschaltet), da der Bandpass ohnehin eine gewisse (gerade entfallen) Flankensteilheit mitbringt.
Der Rest könnte evtl. ein Hochpass / Tiefpass 2. Ordnung + Spannungsteiler vorm Hochtöner sein - rein von den Anzahl und Art der Bauteilen.
Wobei die Kondensatoren als Folienkondensatoren und nicht also Elkos ausgeführt sind und somit kein Problem mit Alterung haben sollten.

Aber wenn der Tieftöner unbeschaltet läuft, hat es damit eh nix zu tun!

Grüße

edit: Ich hab mal das Weichenbild gespiegelt- da scheint PROCUS Int... zu stehen.
Evtl. https://www.hifi-wiki.de/index.php/Procus_Intus
Bzw. ist unten ein Link zu einer Ebay-Auktion mit der gleichen Weiche.



[Beitrag von BananaJoe am 05. Nov 2022, 10:29 bearbeitet]
electronride
Inventar
#16 erstellt: 06. Nov 2022, 23:39
Richtig, es ist eine Procus Intus mit innenliegendem Bass. Dieser ist als 12 dB/Okt Bandpass ausgelegt und arbeitet ohne weitere Bauteile. Walter61, falls Du in der Nähe sein solltest, kann ich mir das ggf. mal anschauen.
Walter61
Neuling
#17 erstellt: 07. Nov 2022, 11:49
Procus Intus scheint zu stimmen. Wenn man da etwas rumsucht, bekommt man auch ein Bild und einen Plan der Weiche zu sehen. Der TT bekommt nix ab davon, bekommt das volle Programm. An alternden Teilen liegt es also wirklich nicht...
Entnommen "Klang & Ton Spezial 1 von 1987"
schaltplan Procus Intus
BananaJoe
Inventar
#18 erstellt: 07. Nov 2022, 17:35
Stimmt, den hab ich auch gefunden. Ist aber eine andere Weiche als deine!
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