Weiche Textilkalotten aus den 70ern - Wirkungsgrad und Alterung

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cr
Inventar
#1 erstellt: 09. Mrz 2013, 13:16
In extrem vielen deutschen Lautsprecherboxen (Dual, Braun) sind die in den 70er Jahren aufgekommen Mittel- und Hochton-Kalotten mit weichem Textildome, der mit einer klebrigen Beschichtung versehen ist, enthalten, zB die Produktpalette von Heco 1974 mit 3 Kalotten:
http://www.hifimuseum.de/typo3temp/pics/0906c0398f.jpg

Bleibt diese Beschichtung eigentlich auf Dauer elastisch oder ist sie schon bei wem ausgehärtet? Wobei sich die Klangcharakteristik auch schon ändern würde, wenn sie an Elastizität verlieren.
Die zweite Frage, da man leider keinerlei Daten findet: Welchen Wirkungsgrad mögen derartige Kalotten gehabt haben? Von PA-Modellen abgesehen habe ich bei heutigen Kalotten meist 89-91 dB gefunden. Die Frage ist, ob man seither den Wirkungsgrad etwas steigern konnte, oder ob sich in dieser Hinsicht nichts getan hat.
shabbel
Inventar
#2 erstellt: 10. Mrz 2013, 08:10
Ich habe noch nie ausgehärtete Kalotten angetroffen. Die klebrige Beschichtung ist hauptsächlich für Klangverbesserungen vorgesehen. Besonders das Zischeln kann damit unterdrückt werden. Mechanisch gesehen schluckt die teerartige Beschichtung Resonanzwellen in der Membran.

Der Wirkungsgrad dürfte heutzutage eher schlechter sein. Weil die Industrie an leistungsstarken Verstärkern gut verdient, werden bevorzugt leistungshungrige Lautsprecher angeboten. Das führt dazu, daß die Hersteller von Lautsprecherchassis es quasi verlernt haben, wirkungsstarke Lautsprecher zu bauen. Der Wirkungsgrad läßt sich durch weniger Spiel der Spule im Magnetspalt verbessern. Die dazu nötigen Fertigungstoleranzen haben die meisten Hersteller nicht mehr, weil es auch viel zu teuer ist.
Allerdings gibt es heute Möglichkeiten, stärkere Permanentmagnete herzustellen als noch vor Jahrzehnten. AlNiCo's haben etwa 1,0 Tesla, mit neuen Magnettypen sind 1,3 Tesla möglich. Damit wird der Wirkungsgrad auch erhöht. Inwiefern diese Einsatz in den Lautsprecherbau finden, weiß ich nicht.
Paradoxerweise ist die Magnetffeldstärke der gerühmten AlNiCo's schon längst überholt. Was den Wirkungsgrad von alten Lautsprechern mit AlNiCo's angeht, liegt dieser an den engen Fertigungstoleranzen und an der Größe der Magneten. Nicht am Magnetmaterial. Die Magnetspalte waren in der Röhrenära extrem eng. Das erforderte entsprechende Sicken und Zentrierspinnen, die präzise Auslenkung ohne Verkanten möglich machten.
Ein weiterer Verlust an Magnetfeldstärke tritt durch den Einsatz von Aluminiumguss auf. Da Aluguss nicht ferromagnetisch ist, trägt es nicht zur Übertragung des Magnetfeldes bei. Ein wirkungsstarker Lautsprecher müßte heute wie vor Jahrzehnten Körbe und Magnethalterungen aus gewalztem Eisen besitzen. Da aber Gießen von Aluminium und auch Eisen industrietechnisch Standart ist, ist es den Chassisherstellern ebenfalls zu teuer.
cr
Inventar
#3 erstellt: 10. Mrz 2013, 16:57
Gerade bei Hoch- und Mitteltonkalotten verwendet man heute schon gerne starke Magneten.
Bei den Bass-LS findet man bei den PA-Typen recht kräftige mit über 95 dB statt 90 dB Wirkungsgrad (Eminence, Ciare...)

Wenn ich mir nun die Dual-Boxen aus den 70er anschaue (weil ich dazu ein paar Daten habe), so haben diese je nach Größe 2,5 bis 6 Watt für 86dB/3m, was in etwa 84 bis 87 dB auf 1W/m (ausgehend von der damaligen Messsituation nach DIN). Bei diesen Lautsprechern sind nun die Hochtonkalotten ohne Abschwächung (bei den kleineren Boxen 19mm - meist in Zweiwegern mit 1500 Hz/12dB verbaut, bei den anderen 25mm und ab 6 000 Hz) verbaut, woraus man folgern kann, dass sie in etwa diesen Wirkungsgrad haben sollten (die Boxen sind auf linear getrimmt).
Die Mitteltonkalotte (37mm; 800 -6000 Hz/12dB) ist mit -2dB abgeschwächt, demzufolge sie um die 90 dB haben könnte (mehr erscheint mir eher unwahrscheinlich). Allerdings weiß ich nicht, ob solche Überlegungen viel taugen.
shabbel
Inventar
#4 erstellt: 10. Mrz 2013, 19:00
Die typischen Canton, Heco, Dual, Braun, usw. der 70-er haben alle nicht viel Wirkungsgrad. Grundig hatte bei den ersten Kalottenmodellen Anfang der 70-er über 90 dB (1W,1m). Auch Arcus lag besser im Rennen als die Marktführer. Je größer eine Chassis, desto höher der Wirkungsgrad. Bei gleicher Bauart spielt dann eine Mitteltonkalotte lauter als der Hochtöner.
Meine Lieblingshochtöner sind die kreisrunden deutschen 10-cm Konushochtöner aus der Röhrenzeit, die eine Schraube in der Zentrierung haben. Die Magneten sind teilweise nur Daumendick und sitzen in einer Blechhülle. Der Wirkungsgrad ist um die 100 dB.
cr
Inventar
#5 erstellt: 10. Mrz 2013, 20:04
Das würde die 2.7 Ohm zu 4 Ohm als Abschwächung Mittel- zu Hochton ganz gut treffen bzw warum man für die kleinere Boxen 19 mm HT-Kalotten und für die größeren 25mm hat.



Meine Lieblingshochtöner sind die kreisrunden deutschen 10-cm Konushochtöner aus der Röhrenzeit, die eine Schraube in der Zentrierung haben.


Bündeln halt extrem und dürften hohen Klirr haben
shabbel
Inventar
#6 erstellt: 11. Mrz 2013, 08:57
Man kann die innere Schraubung nutzen und einen Diffusor aufschrauben. Das verbessert die Abstrahlung. Klirr ist tatsächlich bei großen Lautstärken stark.
qawa
Inventar
#7 erstellt: 11. Mrz 2013, 10:14
Hallo,
cr schrieb:

Die Mitteltonkalotte (37mm; 800 -6000 Hz/12dB) ist mit -2dB abgeschwächt, demzufolge sie um die 90 dB haben könnte (mehr erscheint mir eher unwahrscheinlich).

Der Mitteltonzweig war meist relativ schmalbandig ausgelegt und die Filterflanken waren allgemein eher flach.
Dadurch bekam der Mitteltöner in seinem gesamten Übertragungsbereich Unterstützung von seinen Nachbarn und musste deshalb zurückgenommen werden.
Das ist wunderbar in vielen alten Bauanleitungen für Frequenzweichen zu sehen.
Gruß, Norbert.


[Beitrag von qawa am 11. Mrz 2013, 10:15 bearbeitet]
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