Rossini: Der Barbier von Sevilla - - - Rossini vs.Paisiello

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Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht
#1 erstellt: 19. Mai 2004, 20:01
Liebe Rossininesen und Rossininiten

Zwei Opern gleichzeitig? Kann das gut gehen ?
Mal sehen.
In diesem Fall mag es legitim sein, weil die Schicksale der beiden Opern eng miteinander verknüpft sind.

Als Rossini 1815 den Stoff des Barbier von Selvilla in Angriff nahm, gab es nämlich ein Problem: Die Oper gab es schon mal.
Das wäre an sich nichts aussergewöhnliches gewesen, aber in diesem Fall gab es bereits 3 Vertonungen (Benda,Isouard,Paisiello). Jene von Paisiello war erst ca 33 Jahre alt und genoss beim damaligen Publikum höchste Beliebtheit. Unter diesem Aspekt war es ja geradezu Wahnsinn dieses Thema zu nehmen, aber Rossini hatte keine Wahl: Er hatte einen bindenden Vertrag, ohne Einspruchsrecht auf das Libretto.
Rossini selbst hat sich nicht wohl gefühlt in dieser Situiation, und so schreibt er dem greisen Paisiello einen Brief, worin er ihn um Erlaubnis bittet, das Thema erneut zu vertonen, eine höfliche Geste. Paisiello ist ebenso höflich, er gewährt selbstverständlich.
Rossini nennt seine Oper ursprünglich "Almavia", aber relativ schnell ist sie als "Barbier" in aller Munde.

<img src="http://carlosarchuleta.com/images/Figaro/figaro2aperta.jpg">

Rossini schreibt die Oper in fieberhafter Eile in nur 26 Tagen. Ouvertüre und einige Teile entnimmt er älteren Opern aus seiner Hand. (mit kleinen Änderungen)
Die Uraufführung gerät zum Fiasco, das ist Tatsache.
Über die Details gibt es gedoch so viele einander widersprechende Gerüchte, daß die Wahrheit schwer zu rekonstruieren sein wird. (Es wurde immer wieder kolportiert, Paisellos Anhänger hätten die Aufführung boykottiert, ein Gerücht das bis heute nicht verstummen will. Zu auffällig sind die Pannen, die überliefert wurden. So soll beim Ständchen eine Gitarrensaite gerissen sein, eine schwarze Katze wäre laut miauend über die Bühne gelaufen, das Publikum habe gelacht, gezischt , gepfiffen.)


(Kurt Link in der Rolle des Don Basilio)

Dennoch setzte sich das Werk relativ rasch durch und verdrängte (leider) Paisellos Version. Leider deshalb, weil auch Paisiellos Version IMO ausgezeichnet ist, wie zwei Einspielungen belegen die ich habe.

Ich besitze 9 Aufnahmen des Werks von Rossini, zwei von Paisello. Fast jede davon ist ausgezeichnet, wobei jede eine andere Eigenart des Werkes betont.
Dazu kommt noch, daß die Oper etliche Male bearbeitet wurde, sodaß es verschiedenene Fassungen gibt, thematisch ein Faß ohne Boden. Schon zu Rossinis Zeiten waren einige Arien bereits so "bearbeitet" (um den Sängern zu gefallen) und mit "Verzierungen" überladen, daß der Meister sein eigenes Werk oft nicht erkannte.

Die Arie der Rosina wurde lange Zeit mit Sopranistinnen, anstelle des vorgeschriebenen Mezzosoprans besetzt, Die "Musikszene" willkürlich "ausgeschmückt"

Claudio Abbados Einspielung von 1972 war ein der ersten, die zumindest bemüht war, "originale Zustände" wiederherzustellen. Allerdings ist in dieser Einspielung "Spielwitz und Humor" eher ein Fremdwort.
Auch der Klang ist eher kompakt als durchhörbar, eher (zu ?) warm als spritzig.

Eure Favoriten ?? (und weshalb ? )

Gruß aus Wien

Alfred


[Beitrag von Alfred_Schmidt am 21. Mai 2004, 12:46 bearbeitet]
peet_g
Stammgast
#2 erstellt: 02. Jun 2004, 19:17
Leider kenne ich nicht zu viele Aufnahmen von Rossinis Barbiere.

Meine erste war die mit de los Angeles und Alva (1962, Gui), wo sie die Krönung eines gut eingespielten Ensembles ist und Alva einen ziemlich schwachen Liebhaber darstellt ( ich meine als Person, gesangstechnisch ist alles ok).

Noch habe ich in guter Erinnerung den Film (1955), wo Giulietta Simionato (hinter dem Bildschirm) sowie Tito Gobbi (selbst spielend!) einmalig gut waren. Wer da dirigiert hat, weiß ich nicht mehr.

Keine aktuelle Aufnahme, die ich angehört habe, konnte mit diesen beiden konkurrieren.
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