Samsung: Datenschutz für Datenschleudern (HbbTV und Tracking)

Das Problem

Wer meinen Bildeinstellungs-Thread kennt, hat vielleicht schon die Kritik an der HbbTV-Funktion gelesen. Mittlerweile gibt es die amtliche Bestätigung, dass aktuelle Smart-TVs sehr freizügig die Fernsehgewohnheiten der Nutzer auskundschaften:

Prüfbericht: Smart-TVs sind Datenschleudern
Präsentation als PDF-Datei

Besonders die HbbTV-Funktion (Red Button) ist sehr sensibel. Sie besteht im Prinzip nur aus speziell für den Fernseher angepassten Webseiten, das Problem ist aber, dass damit umfangreiches Tracking durchgeführt wird.

Bereits für die Einblendungen beim Senderwechsel ("Rote Taste drücken für Mediathek" etc.) werden Daten an den Server der Sendeanstalt und an Google Analytics übertragen, die den Zuschauer anhand IP-Adresse und TV-Modell identifizieren können. Dies wird mit Tracking-Cookies, nachgeladenen unsichtbaren Tracking-Grafiken sowie mittels Javascript realisiert. Besonders die privaten Sendeanstalten wenden dies ausgiebig an. ProSiebenSat1 lässt sogar ein JavaScript laufen, womit sich der Fernseher minütlich bei deren Server zurückmeldet.

Generell gilt, sofern HbbTV aktiviert ist, werden spätestens bei jedem Umschalten so viele Informationen übermittelt, dass eine detaillierte, senderübergreifende Auswertung der Sehgewohnheiten erfolgen kann. Aufgedeckt wurde dies unter Anderem in c't Magazin 4/14.


Was kann man dagegen tun?

Hat man einen guten Router, kann man zumindest das senderübergreifende Tracking eindämmen, indem man bestimmte Adressen (Domains) für den Fernseher sperrt. Dies funktioniert mit einer sogenannten Blacklist. Bei einer Fritz!Box z.B. zu finden unter Internet > Filter > Listen > Blacklist.

Dort trägt man folgende Adressen ein:
google-analytics.com
googlesyndication.com
adservices.google.com
googleadservices.com
quantserve.com
scorecardresearch.com
revsci.net
doubleclick.net

(Kein Anspruch auf Vollständigkeit)


Zweite Möglichkeit, man schaltet die Option ganz aus, und nur bei Bedarf wieder an. Bei Samsung heißt sie "Datendienst" (zu finden unter System > Datendienst). Keine Sorge, durch das Abschalten von "Datendienst" wird nichts weiter beeinträchtigt, man wird nur nicht mehr vom Tracking verfolgt.

Theoretisch gäbe es auch die Möglichkeit, "Datendienst" immer deaktiviert zu lassen und die Mediatheken direkt per TV-Webbrowser aufzurufen, z.B. über diese Seite: ct.de/hbbtv

In der Praxis scheitert das daran, dass der TV-Browser die Mediatheken nicht in dem Modus aufruft, wie es die Datendienst-Funktion macht, sondern eher wie ein normaler Desktop-Browser. Auf diese Weise funktionieren aber viele Funktionen einfach nicht. Da man das Verhalten des TV-Browsers nicht beeinflussen kann, ist das leider bei Samsung keine Lösung.


Der Bericht geht auch noch auf andere Nebenwirkungen eines Smart-TVs ein, so zum Beispiel die Datenübertragung an den Hersteller sowie Datenflüsse beim App-Store und den Empfehlungsdiensten. Es stellt sich heraus, dass sogar die Aufnahme von Sendungen sowie das Abspielen von Dateien per USB bei einigen Herstellern zu gewissen Datenübertragungen führt. Leider werden in der PDF-Datei nur sehr generelle anonyme Angaben gemacht, der vollständige Prüfbericht wird "wegen des Schutzes von Betriebsgeheimnissen und aus Wettbewerbsgründen" nicht veröffentlicht.

Man kann davon ausgehen, dass überall dort, wo technisch oder gesetzlich kein Riegel vorgeschoben wurde, alle Möglichkeiten zum Tracking und zur Auswertung auch weitgehend ausgenutzt werden. Insbesondere die HbbTV-Funktion ist zwar ein gut gemeinter Service für den Nutzer, wird aber von den Sendeanstalten zu einer Art "Zuschauerüberwachung" zweckentfremdet. Diesem Trend sollte man soweit es geht entgegentreten.


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