Mikrofon für Aufnahme von internem Lautsprecher

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Funkaphil
Neuling
#1 erstellt: 30. Jul 2020, 21:47
Moin
Ich versuche, alte Aufnahmen (v.a. Sprachaufnahmen) meiner Großmutter zu digitalisieren. Sie befinden sich auf 8 Magnetdrähten, die von einem Drahttongerät, vermutlich aus den späten 1940er Jahren (Hersteller: Mohawk), abgespielt werden.
Das Gerät wurde restauriert, hat jedoch keinerlei Anschlüsse. Die einzige Lösung ist daher, vom internen Lautsprecher des Drahttongeräts mit einem Mikrofon aufzunehmen.

Von Mikrofonen habe ich jedoch keine Ahnung, daher meine Frage: welcher Typ Mikrofon ist dafür am besten geeignet?

Besten Dank!
Otis_Sloan
Inventar
#2 erstellt: 30. Jul 2020, 22:28
Für Sprachaufnahmen werden normalerweise Großmembran-Kondensator-Mikrofone verwendet.
Da die Qualität der ursprünglichen Aufnahme aber wahrscheinlich nicht sonderlich gut ist,
kannst du auch ein Shure SM57 verwenden (die Amerikanischen Präsidenten nehmen das für Pressekonferenzen).

https://www.thomann.de/de/shure_sm57_lc.htm

Großmembran-Kondensator-Mikrofone:
https://www.thomann.de/de/the_tbone_sc440_usb.htm

Das Shure hat einen XLR Anschluss
das Tbone USB (gibt´s aber auch anders)


[Beitrag von Otis_Sloan am 30. Jul 2020, 22:29 bearbeitet]
Funkaphil
Neuling
#3 erstellt: 30. Jul 2020, 22:34
Vielen Dank für deine Antwort.
Das SC 440 war mir bei meiner vorhergehenden Suche hier im Forum bereits untergekommen. Das SM57 kannte ich nicht, lediglich das SM58 aus Musikschule u.ä. Kann ich aus dem Preisunterschied zwischen SM57 und SC 440 schließen, dass das SM57 bessere Aufnahmequalität bietet? Oder ist das bei meiner "speziellen" Quelle vernachlässigbar?


[Beitrag von Funkaphil am 30. Jul 2020, 22:34 bearbeitet]
JoPeMUC
Stammgast
#4 erstellt: 30. Jul 2020, 22:39
Sind die Anschlüsse des eingebauten Lautsprechers einigermaßen zugänglich? Falls ja, könntest Du auch einen High Level Converter ausprobieren. Der wird an die Lautsprecherkontakte angeschlossen und gibt ein Line-Signal aus.

Jochen
Funkaphil
Neuling
#5 erstellt: 30. Jul 2020, 22:58
Die Option habe ich mir mal notiert, danke. Das Problem ist, dass mir das Gerät bisher nur per Telefon beschrieben wurde. Ich komme erst in einer Woche an das Gerät und bezweifle, dass ich es auseinanderpfriemeln darf.


[Beitrag von Funkaphil am 30. Jul 2020, 22:58 bearbeitet]
Otis_Sloan
Inventar
#6 erstellt: 30. Jul 2020, 23:06

Funkaphil (Beitrag #3) schrieb:
Kann ich aus dem Preisunterschied zwischen SM57 und SC 440 schließen, dass das SM57 bessere Aufnahmequalität bietet? Oder ist das bei meiner "speziellen" Quelle vernachlässigbar?


Das ist ein sehr schwieriges Thema.
Je nach Aufnahmequelle und eigenen Vorstellungen des Ergebnisses, kann man das nicht einfach beantworten.

Es gibt Gesangsmikrofone für 1000€ die auch nicht besser klingen als welche für 5000€ (für Person A, aber nicht für Person B)
Aber dabei geht es auch um Klangfarben und Detailaufnahmen.

Bei deiner Quelle denke ich, dass sie sich vermutlich wie eine Kassettenaufnahme anhört die man früher
direkt in den in so ein kleines Kassettenaufnamegerät ohne richtiges Mikrofon reingesprochen hat.
Da ist dann ein sehr teures Mikrofon auch sinnlos.

Sollte die Aufnahmequalität jedoch deutlich besser sein als ich vermute, sind die Großmembran-Kondensator-Mikrofone
für etwas mehr Geld auch eine Option.
Funkaphil
Neuling
#7 erstellt: 30. Jul 2020, 23:17

Otis_Sloan (Beitrag #6) schrieb:

Bei deiner Quelle denke ich, dass sie sich vermutlich wie eine Kassettenaufnahme anhört die man früher
direkt in den in so ein kleines Kassettenaufnamegerät ohne richtiges Mikrofon reingesprochen hat.
Da ist dann ein sehr teures Mikrofon auch sinnlos.

Sollte die Aufnahmequalität jedoch deutlich besser sein als ich vermute, sind die Großmembran-Kondensator-Mikrofone für etwas mehr Geld auch eine Option.


Das vermute ich auch. Ist bei der Aufnahme aus einem Lautsprecher im Vergleich zur Aufnahme von Stimme direkt etwas zu beachten? Zum Beispiel die "Richtung" der Aufnahme (Fachterminus mir unbekannt, ich meine ob das unidirektional oder omnidirektional aufnimmt o.ä.)?
Otis_Sloan
Inventar
#8 erstellt: 30. Jul 2020, 23:29
Beim Singen sind i.d.r 7-15cm Abstand normal.
Bei Radiomoderatoren sehr geringer Abstand (um den Nahbesprechungseffekt zu bekommen).

Den Winkel zur Kapsel wird dem gewünschten Ergebnis angepasst.
In deinem Fall wird es das beste sein, direkt ins Mikrofon und Abstand so nah wie möglich, ohne das
Gerät zu berühren.

Nimm am besten einen Mikrofonständer für Bassdrums.
https://www.thomann.de/de/millenium_bd_100.htm
Funkaphil
Neuling
#9 erstellt: 31. Jul 2020, 00:36

Otis_Sloan (Beitrag #8) schrieb:
In deinem Fall wird es das beste sein, direkt ins Mikrofon und Abstand so nah wie möglich, ohne das
Gerät zu berühren.

Nimm am besten einen Mikrofonständer für Bassdrums.
https://www.thomann.de/de/millenium_bd_100.htm


Danke für den Tipp!
Otis_Sloan
Inventar
#10 erstellt: 31. Jul 2020, 00:40
Sag bitte bescheid, ob´s gut hingehauen hat.
Bin gespannt.
cptnkuno
Inventar
#11 erstellt: 31. Jul 2020, 09:05

Funkaphil (Beitrag #7) schrieb:

Zum Beispiel die "Richtung" der Aufnahme (Fachterminus mir unbekannt, ich meine ob das unidirektional oder omnidirektional aufnimmt o.ä.)?

Fachterminus ist hier "Richtcharakteristik des Mikrofons", und ja ein unidirektionales Mikrofon (Niere, Hyperniere) ist hier zu bevorzugen weil es weniger Raumschall aufnimmt als ein omnidirektionales (Kugel). Das heißt du kriegst weniger Umgebungsschall (z.B. den, den du selbst erzeugst wenn du dich hinter dem Mikrofon bewegst) auf die Aufnahme.
Funkaphil
Neuling
#12 erstellt: 31. Jul 2020, 10:24

cptnkuno (Beitrag #11) schrieb:

ein unidirektionales Mikrofon (Niere, Hyperniere) ist hier zu bevorzugen weil es weniger Raumschall aufnimmt als ein omnidirektionales (Kugel)

Ha, da lag ich ja nicht ganz falsch. Danke für die Einordnung von Niere und Kugel in die beiden Kategorien.

Ich werde es dann nächsten Freitag mit dem SC 440 + normaler Mikrofonständer (dann kann man den auch mal woanders einsetzen im Gegensatz zu dem Bassdrum-Mic-Ständer) mal ausprobieren und berichten.
ohne_titel
Inventar
#13 erstellt: 31. Jul 2020, 13:19
- Mach dir keine Gedanken über die Qualität des Mikrofons. Die Aufnahmen werden vermutlich so schmalbandig sein, dass jedes Mikrofon, das eine Stimme halbwegs verzerrungsarm aufnehmen kann, reicht.
- Mach dir keine Gedanken über die Richtcharakteristik des Mikrofons. Du hast eine einzige Schallquelle, die kommt vor das Mikrofon. Sorge für Ruhe, dann gibt es keine Störquellen. Sorge für wenig Raumreflektionen, zum Beispiel durch einen trocken klingenden Raum und bei Bedarf ein paar Matratzen oder Decken.
- Die beste Lösung wäre tatsächlich eine elektrische Verbindung, das Gerät dazu ist eine DI-Box. Deren Instrumenteneingang wird mit dem Lautsprecher verbunden, der Ausgang stellt ein Mikrofonsignal zur Verfügung.
Unter Umständen - je nach Schaltung - können am Lautsprecher ungesunde elektrische Potentiale anliegen, überlasse den Anschluss daher jemandem, der sich etwas auskennt und ggf. messen kann. Der Aufwand dürfte sich aber lohnen.
Ingor
Inventar
#14 erstellt: 31. Jul 2020, 16:41
Probiere es doch erstmal mit dem Smartphone aus. Lautstärke der Drahtgerätes möglichst hoch einstellen, ohne das es sich verzerrt anhört oder die Aufnahme verzerrt klingt. Abstand zum Laustsprecher 20 bis 30 cm. Direkt vor den Lautsprecher stellen. Wenn die Lautstärke hoch ist, wird das Laufgeräusch der Mechanik übertönt. Nah dran, damit der Raumhall unterdrückt wird. Ein externes Mikrofon ist für Sprachaufnahmen nicht notwendig. Die interne Audioquelle direkt anzapfen, also ohne Mikrofon wäre natürlich der beste Weg, aber technisch ist das für einen Laien nicht möglich und der Besitzer des Drahttongerätes wird es nicht schätzen, wenn du daran herumbastelst. Sei vorsichtig mit dem Umspulen des Drahtes, der reißt leicht.
Funkaphil
Neuling
#15 erstellt: 10. Aug 2020, 23:30
Es stellte sich heraus, dass das Drahttongerät doch einen Kopfhörerausgang (Klinke groß) hat. Adapterkabel auf Cinch, in ein kleines USB-Audiointerface und dann mit Audacity aufgezeichnet. Das Grundrauschen sowohl der alten Aufnahmen (Mikrofon lag bei, sah nicht nach kristallklaren Klängen aus) als auch des Geräts an sich, dazu auch das Motoren- und Abspielgeräusch, sorgten leider für ein signifikantes Grundbrummen. Das Ergebnis war allerdings merklich besser als der Sound des internen Lautsprechers.
Die Variante Mikrofon habe ich daher gar nicht erst getestet. Wollte das der Vollständigkeit halber erst machen, aber wenn sogar dieses Gerät von ca. 1950 (die Aufnahmen waren u.a. jedenfalls von 1950, 1951 und 1952) einen Earphones-Klinkenanschluss hat, dann dürften das praktisch alle haben.
Otis_Sloan
Inventar
#16 erstellt: 10. Aug 2020, 23:38
Wenn du das digitalisierte Signal verbessern möchtest, kannst du Acon Acoustica 7 verwenden.
Damit kann man nicht nur Rauschen entfernen, sondern auch mit Kompressor und Limiter das Signal
deutlich verständlicher machen.
Funkaphil
Neuling
#17 erstellt: 10. Aug 2020, 23:53
Puh, das erfordert wahrscheinlich etwas Einarbeitung, für die ich aktuell keine Zeit habe. Ich sehe aber, dass die eine Demoversion bereitstellen, vielleicht experimentiere ich mal mit den .wav-Dateien, wenn ich wieder Luft habe, danke!
Otis_Sloan
Inventar
#18 erstellt: 11. Aug 2020, 00:01
Ein bischen Einarbeitung.

Ich bin Hobby-Musiker und die Verbesserung mit der Software sind wirklich deutlich.
Viel Glück.
Reference_100_Mk_II
Inventar
#19 erstellt: 12. Aug 2020, 08:30
Oder man bedient sich an Audacity.

Das bietet (für Laien) den gleichen Funktionsumfang und ist kostenlos.
srabu
Stammgast
#20 erstellt: 20. Aug 2020, 10:02
+1 für Audacity.

Du musst lediglich für eine Datei die 'richtigen' Einstellungen finden, dann machst du ein Macro daraus und lässt es über alle anderen Dateien laufen. Und exportierst die Dateien auch gleich ins Zielformat (zB mp3), alles in einem Arbeitsschritt.
Mein erster Versuch wäre wahrscheinlich HPF -> EQ -> De-Noise -> Compressor -> Zielformat.
HPF (High-Pass Filter) und EQ kannst du in einem Schritt mit "Effect / Filter Curve EQ" machen.

Viele Profis haben Audacity neben ihren teuren Tools im Kasten. Ist ein tolles Stück Software.
Wenn du Fragen hast, häng einfach einen Schnipsel der Aufnahme (30 Sek.) an.

Viele Grüße,
Stefan.


[Beitrag von srabu am 20. Aug 2020, 10:18 bearbeitet]
Funkaphil
Neuling
#21 erstellt: 25. Aug 2020, 11:47

srabu (Beitrag #20) schrieb:

Wenn du Fragen hast, häng einfach einen Schnipsel der Aufnahme (30 Sek.) an.


Vielen Dank für die Erläuterung. Die Aufnahmen wurden jetzt erstmal "verschenkt", ohne dass ich da noch was dran machen konnte (Distanz, Zeit). Sollte ich im Herbst, wenn ich wieder Zeit habe, Muße haben, probier ich das mal aus und komm vielleicht mit einer Frage um die Ecke
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