Abklemmen von Lautsprechern

+A -A
Autor
Beitrag
woolfinator
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 20. Mrz 2019, 15:14
Seid mir gegrüßt,
dass das Öffnen des Ausgangskreises unter Last der ziemlich sichere Tod eines Röhrenverstärkers bedeuten kann ist hinreichend bekannt. Was ich dennoch nur widersprüchlich lese, ist wie es sich damit verhält, wenn zunächst die Lautstärke auf Null gedreht wurde und anschließend die Lautsprecher 'entfernt' werden? Befindet sich in diesem Zustand immer noch eine hohe Spannung auf der Sekundärwicklung des Überträgers?

Hintergrund ist der, dass ich überlege meine LS über einen Umschalter wahlweise von der einen oder der anderen Endstufe befeuern zu lassen. Selbstverständlich soll niemals im Betrieb umgeschaltet werden, aber ich schließe die Eventualität nicht aus, dass ich vor dem Einschalten meiner Röhre vergessen habe, den Umschalter entsprechend einzustellen und hier schon einen Schaden riskiere.
pragmatiker
Administrator
#2 erstellt: 20. Mrz 2019, 16:43
Das Kriterium ist nicht die Betriebsspannung, die im eingeschalteten Zustand IMMER an der Primärwicklung des Ausgangsübertragers üblicher Röhrenverstärkerschaltungen anliegt - das Kriterium ist die Höhe der SIGNALSPANNUNG des Musiksignals, die dort anliegt. Und die liegt (in mehr oder weniger großem Maße) eben nur an, wenn der Lautstärkesteller nicht völlig zugedreht ist.

Also: Bei völlig zugedrehtem Lautstärkesteller (wenn also keine Signalspannung am Ausgangsübertrager anliegt) ist es absolut unproblematisch, die Lautsprecher auch im eingeschalteten Zustand umzuschalten.

Grüße

Herbert


[Beitrag von pragmatiker am 20. Mrz 2019, 16:44 bearbeitet]
DB
Inventar
#3 erstellt: 21. Mrz 2019, 14:54
Herbert hat alles Notwendige dazuu gesagt, ich möchte noch hinzufügen, daß es sehr verschieden ist, wie röhrenbestückte Verstärker auf Ausgangsleerlauf und Aussteuerung reagieren.
Ela-Verstärker vertragen das, weil es einen normalen Betriebszustand darstellt, daß der Verstärker arbeitet und an der Lautsprechergruppenschaltung kein Lautsprecher eingeschaltet ist.

MfG
DB


[Beitrag von DB am 21. Mrz 2019, 14:55 bearbeitet]
woolfinator
Ist häufiger hier
#4 erstellt: 22. Mrz 2019, 01:04
Vielen Dank ihr beiden! Da ich vor dem Ein- und Ausschalten grundsätzlich die Lautstärke auf Null drehe (bzw. validiere) sollte dem Umschalter nichts im Wege stehen.
Ingor
Inventar
#5 erstellt: 27. Mrz 2019, 16:55
Jetzt stell dir mal vor, dass du den falschen Verstärker einschaltest und die Lautstärke dann höher drehst, weil ja nichts zu hören ist.

Nur als Fehlerszenario. Ich hatte mir auch mal eine Umschaltung mit Relais überlegt. Dabei könnte man zur Sicherheit den nicht an den Lautsprecher befindlichen Verstärker an einen Widerstand legen.

Frage an die Fachleute: Wäre nicht auch ein 100 Ohm Widerstand der ständig parallel zum LS liegt möglich und sinnvoll?
pragmatiker
Administrator
#6 erstellt: 27. Mrz 2019, 21:12
In den allermeisten Fällen dürften bei (auch schwach) gegengekoppelten Verstärkern 100[Ohm] am Lautsprecherausgang zum Schutz des Ausgangsübertragers ausreichen. Ist der Verstärker aber sehr potent (und / oder nicht mit der strengen d[B]-Knute oder gar nicht gegengekoppelt), dann ist ein korrekt dimensionierter, gasgefüllter Überspannungsableiter parallel zur Primärwicklung die bessere und sicherere Wahl, wenn es um den Schutz des Ausgangsübertragers geht.

Sowas macht auch bei Eigenbauten (Versuchsbaustellen) durchaus Sinn - die Dinger sind sehr gut zu hören, wenn sie zünden:



Grüße

Herbert


[Beitrag von pragmatiker am 27. Mrz 2019, 21:26 bearbeitet]
Ingor
Inventar
#7 erstellt: 27. Mrz 2019, 21:36
Ah, danke. Das ist natürlich eine super Idee.
RoA
Inventar
#8 erstellt: 28. Mrz 2019, 10:20

Ingor (Beitrag #5) schrieb:
Wäre nicht auch ein 100 Ohm Widerstand der ständig parallel zum LS liegt möglich und sinnvoll?


Bei mir sind es 150 Ohm/4Watt. Trägt nicht auf und klingt himmlisch.

Gebraucht hab' ich es noch nie, weil man bei einem Umschalter sensibilisiert ist, nur bei ausgeschalteten Geräten oder im Betrieb bewußt nur bei runtergeregelter Lautstärke umzuschalten (Anwendungsfall bei mir ist AVR und Röhre an den Frontlautsprechern). Bei Drehschaltern (Dynavox) sollte man eh möglichst nicht unter (Voll-)Last umschalten, weil ansonsten die Kontaktflächen erodieren (könnten).
woolfinator
Ist häufiger hier
#9 erstellt: 04. Apr 2019, 10:11

Ingor (Beitrag #5) schrieb:
Jetzt stell dir mal vor, dass du den falschen Verstärker einschaltest und die Lautstärke dann höher drehst, weil ja nichts zu hören ist.

Exakt das ist meine größte Angst. Im Zuge der Gewohnheit oder Schusseligkeit mal eben den Wahlschalter vergessen, Röhre anmachen und aufdrehen


pragmatiker (Beitrag #6) schrieb:
In den allermeisten Fällen dürften bei (auch schwach) gegengekoppelten Verstärkern 100[Ohm] am Lautsprecherausgang zum Schutz des Ausgangsübertragers ausreichen.


Danke für den Hinweis! Jetzt möchte ich ungern in Herrn Paravicini's heiligen Hallen herumlöten, aber könnte ich den Widerstand nicht auch direkt in eine Art "Zwischenklemmstelle" zwischen Lautsprecherkabel und Verstärkerausgang installieren?


pragmatiker (Beitrag #6) schrieb:
Ist der Verstärker aber sehr potent (und / oder nicht mit der strengen d[B]-Knute oder gar nicht gegengekoppelt), dann ist ein korrekt dimensionierter, gasgefüllter Überspannungsableiter parallel zur Primärwicklung die bessere und sicherere Wahl, wenn es um den Schutz des Ausgangsübertragers geht.


Wann würdest du von 'potent' sprechen? 2x13 Watt an meinen Hörnern halten meine Ohren für sehr potent und wie würdest du hier korrekt dimensionieren?


[Beitrag von woolfinator am 04. Apr 2019, 10:24 bearbeitet]
pragmatiker
Administrator
#10 erstellt: 04. Apr 2019, 11:31

woolfinator (Beitrag #9) schrieb:
Jetzt möchte ich ungern in Herrn Paravicini's heiligen Hallen herumlöten, aber könnte ich den Widerstand nicht auch direkt in eine Art "Zwischenklemmstelle" zwischen Lautsprecherkabel und Verstärkerausgang installieren?

Klar geht das - man kann solche Widerstände auch direkt zwischen die Lautsprecherklemmen klemmen (also ohne jeden Zwischenadapter).

Wann würdest du von 'potent' sprechen? 2x13 Watt an meinen Hörnern halten meine Ohren für sehr potent und wie würdest du hier korrekt dimensionieren?

"Potent" ist bei mir ein Röhrenverstärker, wenn er die ca. 2 * 20[W] überschreitet. Und zur Dimensionierung möglicher Überspannungsableiter: Dazu muß man erstens immer (lötend) in den Verstärker rein (an die Primärwicklung des Ausgangsübertragers halt). Und um hier die korrekte Zündspannung zu ermitteln, muß das Verstärkerschaltbild mit allen Bauteilewerten und inklusive der Daten des Ausgangsübertragers bekannt sein.

Grüße

Herbert
woolfinator
Ist häufiger hier
#11 erstellt: 04. Apr 2019, 13:10

pragmatiker (Beitrag #10) schrieb:
Klar geht das - man kann solche Widerstände auch direkt zwischen die Lautsprecherklemmen klemmen (also ohne jeden Zwischenadapter)


Klasse! Vielen Dank für deine Hilfe, Herbert! Dann suche ich mal einen 100 Ohm Widerstand, der das abkann und klemme ihn dazwischen. Ich denke bei einer LS-Impedanz von 8 Ohm dürfte sich die Brücke klangtechnisch nicht bemerkbar machen oder?
pragmatiker
Administrator
#12 erstellt: 04. Apr 2019, 13:57
13[W] an 8 Ohm sind ca. 10,2[V]. 10,2[V] / 100[Ohm] = 102[mA]. 10,2 [V] * 102[mA] = ca. 1,04[W] --> ein 4[W] Widerstand reicht also auch bei Dauervollaussteuerung dickstens aus, ohne sich nennenswert zu erhitzen. 8[Ohm] || 100[Ohm] = ca. 7,41[Ohm]. 10,2[V] / 7,41[Ohm] = 1,377[A]. 10,2[V] * 1,377[A] = ca. 14,04[W] --> deckt sich mit 13[W] + 1,04[W] = 14,04[W].

Das sind die Vollaussteuerungswerte. Aus dem Verstärker werden also durch den 100[Ohm] Widerstand im Idealfall (d.h. wenn er sehr niederohmig ist und Endstufe und Netzteil das auch können) ca. 14,04[W] entnommen, wobei (wie vorher auch) 13[W] am Lautsprecher landen - und zusätzlich ca. 1,04[W] im 100[Ohm] Widerstand. Die Impedanzabsenkung von 8[Ohm] auf ca. 7,41[Ohm], die der Verstärker nun sieht, schätze ich unter klanglichen Gesichtspunkten als unkritisch ein.

Grüße

Herbert
Suche:
Das könnte Dich auch interessieren:
Auswahl des "richtigen" Röhrenverstärkers!
Röhrenverstärkerfreak am 02.06.2011  –  Letzte Antwort am 10.06.2011  –  40 Beiträge
Aufstellung eines Röhrenverstärkers
mischa100 am 07.12.2004  –  Letzte Antwort am 07.12.2004  –  4 Beiträge
Röhrenverstärker ohne Last? Mindestlast?
g.vogt am 06.03.2006  –  Letzte Antwort am 21.12.2013  –  28 Beiträge
Vorteile eines Röhrenverstärkers?
made2006 am 25.01.2006  –  Letzte Antwort am 25.01.2006  –  2 Beiträge
Leistung eines Röhrenverstärkers
Highend-Träumer am 23.02.2012  –  Letzte Antwort am 26.02.2012  –  16 Beiträge
Hilfe erbeten zur Berechnung eines Röhrenverstärkers (Beispielberechnung)
sh0297 am 07.08.2011  –  Letzte Antwort am 25.08.2011  –  15 Beiträge
Bias-Einstellung unter Last sehr empfehlenswert !
hoersen am 07.06.2008  –  Letzte Antwort am 07.06.2008  –  6 Beiträge
Problem beim Wiederaufbau eines Röhrenverstärkers
berndotto am 12.08.2007  –  Letzte Antwort am 14.08.2007  –  6 Beiträge
Stereo Radio Nordmende Rechter Kanal ist tod
Kunz5608 am 14.10.2012  –  Letzte Antwort am 17.10.2012  –  4 Beiträge
Wie findet ihr das Aussehen meines Röhrenverstärkers?
AMPTuber91 am 31.12.2016  –  Letzte Antwort am 12.01.2017  –  61 Beiträge
Foren Archiv

Anzeige

Produkte in diesem Thread Widget schließen

Aktuelle Aktion

Partner Widget schließen

  • beyerdynamic Logo
  • DALI Logo
  • SAMSUNG Logo
  • TCL Logo

Forumsstatistik Widget schließen

  • Registrierte Mitglieder926.591 ( Heute: 7 )
  • Neuestes MitgliedVolkito
  • Gesamtzahl an Themen1.553.414
  • Gesamtzahl an Beiträgen21.590.504

Hersteller in diesem Thread Widget schließen