HIFI-FORUM » Stereo » Elektronik » Röhrengeräte » Wie verändert der Röhrentausch das Klangbild? | |
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Wie verändert der Röhrentausch das Klangbild?+A -A |
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Autor |
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hör_nix
Neuling |
#1 erstellt: 03. Sep 2009, 06:30 | |||||
Hallo zusammen, hier ist wieder ein Neuling der Löcher in den Bauch fragt. Zuerst einmal:"Hut ab" vor dem Fachwissen vieler Mitglieder. Habe in den vergangenen Tagen sehr viel im Röhrenfach gestöbert. Doch nun zu meinen Fragen.Wie ändert sich das Klangbild wenn ich nur die beiden Treiberröhren Chinesische 6N8P gegen Russische Milität 6SN7 GT NOS tausche? oder nur die beiden Vorverstärkerröhren Chinesische 6N9P gegen Russische Militär 6SL7 GT NOS? Oder ist es besser alle vier (wie oben beschrieben) zu tauschen. Haben die Gleichrichterröhren 2x 5Z3P auch Einfluß auf den Klang? wenn ja gegen welche kann man sie wechseln OHNE neu abgleichen zu müssen. Die 4x Russische KT88 EH von Electro Harmonix möchte ich vorerst behalten. Herzlichen dank für die Auskünfte |
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Wolfgang_K.
Inventar |
#2 erstellt: 03. Sep 2009, 08:19 | |||||
Schwer zu sagen - mit hoher Wahrscheinlichkeit wirst Du nach dem Röhrenwechsel keine Unterschiede hören. Die Röhren sind alle elektrisch genormt - Es verändert sich nach dem Tausch weder etwas am Frequenzgang, noch sonst irgendwelche anderen Parameter. Ich persönlich würde die Röhren nur tauschen wenn das auch notwendig ist. Mußte bei meinem Unison auch einmal zwei Vorstufenröhren tauschen (gegen JJ Tesla aus Bratislava) - der klangliche Unterschied zu Sovtek (aus sowjetischer Rüstungsindustrie) marginal. Ob sich der Zeitaufwand und die Kosten für solche Aktionen wirklich lohnen - Zweifel sind hier durchaus angebracht. |
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be.audiophil
Hat sich gelöscht |
#3 erstellt: 03. Sep 2009, 09:55 | |||||
Moin Wolfgang, ... jein ... ... natürlich sollte eine mit einem bestimmten Typ bezeichnete Röhre - z.B. 6SN7 - einer bestimmten Norm entsprechen ... tut sie aber leider nicht wirklich ... ... erstens der Unterschied zwischen NOS-Ware, die die technischen Parameter wie max.Anodenspannung, Gitterstrom und Innenwiderstand sehr genau einhielten und den modernen Nachfertigungen, die i.d.R. hier bei den Parametern eher nur das einhalten, was sich gerade irgendwie günstig produzieren läßt ... ... es werden also in vielen Punkten die für z.B. eine 6SN7 oder EL34 wichtigen technischen und angeblich "genormten" Parameter alles andere als eingehalten ... ... eine heutige Feld-Wald-Wiesen EL-34 wird Dir deshalb in einem alten Röhrennetzteil schon beim Einschalten verglühen, wenn Du Pech hast ... Deshalb kann ich nur Jedem raten auf NOS-Röhren ... also alte ungenutzte und gut abgelagerte Neuware ... zu setzen. Diese Röhren kosten zwar etwas mehr, halten dafür aber auch mehr als vier Mal so lange als moderne "Röhrenkrüppel" ... ... zweitens sind die Zeiten, wo man aus dem ehem. Ostblock gute Röhren aus Militärbeständen bekam schon seit gut 10 Jahren unwiederbringlich vorbei ... ... vor "der Wende" wurde dort nach Jahresplänen gefertigt und der Kontrolleur vom Militär saß sozusagen mit Bewaffnung am Werkstor und kontrollierte zweierlei ... die Menge und die Qualität ... stimmte die Menge oder die Qualität, blieben die Finger dran ... ... da man aber im gesamten Ostblock nach ähnlichem Muster verfuhr, bekam die Röhrenfertigung zum Jahreende hin auch nur noch die angeforderte Menge an Material ... und eben nicht immer und kontinuierlich die erforderliche Qualität ... bedeutet, daß der Output zum Jahresende hin immer schlechter wurde und der Output die Endkontrolle nur noch mengenmäßig aber eben nicht mehr in der Qualitätsprüfung bestand ... ... diese "Ausschußware" lagerte man dann in einer Ecke, um diese im nächsten Jahr bei Materialknappheit dem Kontrolletti mit der MP wieder vorzuführen, damit wenigstens die Finger dran blieben ... ... und das was Du heute als alte Militärqualität aus dem Ostblock bekommst ist genau diese Ausschußware ... also zu fast nix zu gebrauchen ... Die neue Produktion findet dort übrigens auf Maschinen statt, die die UDSSR als Reparationsleistung zwischen 1945 und 1950 in der ehem. DDR beschlagnahmt hat ... also Vorkriegswerkzeug von den dortigen Werken von Telefunken, Siemens, AEG ... ... nur daß darauf für das Militär bis ungefähr 1989 gefertigt wurde und diese Gerätschaften dann bis vor ungefähr 5 Jahren ungenutzt und ungewartet rumstanden ... Dann gab es sogar schon in der Hochzeit der Röhren Unterschiede zwischen den einzelnen alten westlichen Röhrenherstellern ... nicht unbedingt die technischen Parameter auf den ersten Blick betreffend sondern eher in der Kurvenschaar ... also den Ua-/Ig-Kennlinien ... sichtbar ... ... und dies hängt mit den unterschiedlichen Produktionsprozessen zusammen ... bei einer Röhre kommen nämlich auch noch chemische Aufbauten z.B. der Anodenbleche sowie die mechanische Ausführung z.B. des Heizfadens und noch einige andere Faktoren zum Tragen ... ... also klingen auch NOS-Röhren leicht unterschiedlich Und last but not least komme ich zu einem ganz wichtigen Punkt, der bei der ganzen Röhrenstöpselei immer total vergessen und negiert wird. Steckst Du einen andere Röhre, dann mußt Du auch den Arbeitspunkt der Röhre (BIAS) anpassen ... das gilt sowohl für den Wechsel einer Röhre gegen eine solche gleichen Typs und Herstellers als auch und sogar erst recht für den Wechsel z.B. einer ECC83 aka 12AX7 gegen eine E83CC aka 6681 oder eine 7025 oder eine 5751 ... ... und auch die anderen Parameter wie Verstärkung und Co. wollen berücksichtigt werden. Somit fallen die meisten "erhörten Unterschiede" beim Röhrenstöpseln eher auf das Konto eines verschobenen Arbeitspunktes als auf das Konto einer angeblich als klanglich gut beleumundeten Wechselalternative ... |
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be.audiophil
Hat sich gelöscht |
#4 erstellt: 03. Sep 2009, 10:26 | |||||
Moin,
... bei einem guten und ordentlich dimensionierten Netzteil wirst Du zwischen verschiedenen GL-Röhren keinerlei Unterschiede hören können ... ... bei einem schlecht dimensionierten Netzteil dagegen schon ... ... das liegt dann zum Teil daran, daß das Netzteil ganz platt formuliert auf die unterschiedliche Stromlieferfähigkeit der GL-Röhre und deren Schaltverhalten reagiert ... ... ein technisches Stichwort hierzu wäre z.B. Stromflußwinkel ... Generell sind die chinesischen Röhren grausam schlecht in der Qaulität ... Ausnahmen gibt es nur bei Shuguang oder Full Music ... aber die Stadardware die dort produziert wird ist gelinde gesagt einfach Müll. Die 5z3p könnte evtl. durch eine 5U4-G ersetzt werden ... zumindest sieht die 5U4-G von den Daten her sehr ähnlich aus und die Pinbelegung ist identisch ... ... das aber ohne jegliche Gewähr - also bitte unbedingt beim Händler nochmal verifizieren lassen! |
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hör_nix
Neuling |
#5 erstellt: 03. Sep 2009, 13:54 | |||||
Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Das mit der neuen bias Einstellung war mir neu, ich hatte in verschiedenen Foren gelesen, das bei Röhren im Vorverstärkerbereich keine Einstellung nötig sei. Nur bei den Endröhren. |
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Wolfgang_K.
Inventar |
#6 erstellt: 03. Sep 2009, 14:37 | |||||
Super Ausführungen :), das heisst doch dass man diese sogenannten Billigröhren irgendwie mit Vorsicht geniessen muß? So eine Autobias-Funktion im Verstärker ist schon eine feine Sache, man steckt die neue Röhre rein und gut ist. Weis man mit der Zeit zu schätzen. Außerdem fährt bei einer guten Autobiasschaltung die Automatik die Röhre in einen angepassten Betriebs-Zustand, das heisst die Lebensdauer der Röhren kann sich erheblich erhöhen. |
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sidolf
Inventar |
#7 erstellt: 04. Sep 2009, 06:50 | |||||
Hallo Hör_nix, eine Bias-Einstellung der Vorröhren ist (i.d.R) nicht möglich und auch nicht nötig. Vorröhren erzeugen ihre Gittervorspannung automatisch über einen Katodenwiderstand. Dieser Widerstand ist im Konzept für genau diesen einen Röhrentyp mit der entsprechenden Beschaltung berrechnet worden. Tauscht Du jetzt, z.B. eine ECC81 gegen eine ECC83. so wird sich durch die unterschiedlichen Röhren-Parameter der Arbeitspunkt unweigerlich auch verschieben. Das hat Auswirkungen! Auf den Klang....? Auf jedem Fall stimmt das ursprüngliche Schaltungskonzept nicht mehr. Aber, ich hatte auch schon amerikanische 12AT7 (ECC81) die hatten laut Messungen fast die gleichen Parameter wie eine ECC83, die ja, besonders was den µ betrieft, sich doch recht deutlich von einer ECC81 unterscheidet. Bei meinen Projekten gehe ich immer wie folgt vor: Entwurf des Schaltungskozeptes, Auswahl der Komponenten, Berechnungen für die Beschaltung der zu verwendenten Röhren, danach Selektion der Röhren mit dem Röhrenprüfer. Dieses Konzept ist bisher immer aufgegangen. Tauscht man jetzt Röhren, dann wird das Ergenis fast immer schlechter, jedenfalls nie besser. Das gilt auch für den Klang! Beste Grüße [Beitrag von sidolf am 04. Sep 2009, 06:58 bearbeitet] |
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hör_nix
Neuling |
#8 erstellt: 04. Sep 2009, 09:34 | |||||
HY Sidolf, so wie Du es beschreibst habe, ich es auch gelesen. Die neu einzusetzende Röhre (und die Werte) müssen gleich sein, so wie oben in meinem Bericht angegeben. Zum Beispiel: Die 6N9P hat in Europa die Bezeichnung 6SL7. Die russischen Röhren sollen eine feinere Auflösung und den Bass straffer abbilden. Die Chinakolben mehr mit einer Portion Loudness spielen. Noch ein schönes Wochenende, hör_nix |
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be.audiophil
Hat sich gelöscht |
#9 erstellt: 04. Sep 2009, 14:36 | |||||
Moin,
... richtig ... der Schaltungsaufbau ist entweder afu eine genau ausgemessene Röhre ausgelegt (Selbstbau) oder für die in einem Datenblatt zur Röhrentype XY angegebenen Parameter ausgelegt ... der über die Dimensionierung der Bauteile (Kathoden-R) zu Grunde gelegte Arbeitspunkt wird also nur getroffen, wenn die verwendete Röhre genau den angenommenen Parametern entspricht ... ... oder anders ohne Änderung des Kathodenwiderstandes müßte/ sollte die gewechselte Röhre in allen Parametern der vorher verwendeten entsprechen. Weicht die zu verwendende Röhre von diesen angenommenen Parametern ab, sokann man sich wahlweise auf Auto-BIas und die sich dadurch - also auch anderer Arbeitspunkt) ergebenden klanglichen Änderungen bauen, oder den Kathoden-R so anpassen, daß wieder der "alte" Arbeitspunkt getroffen wird. Erst dann - also nach Anpassung des Kathoden-Rs - würde man die klangliche Veränderung mehr oder weniger allein der Röhre zuschreiben können.
Bist Du Dir sicher, daß die Röhre nicht nur einfach falsch gelabelt wurde? Auch das soll ja mitunter vorgekommen sein ...
... close or identical sind nur die russischen 6N9M, 6N9C oder 6N9S ... die 6N9P kann ich nicht finden ... würde also vermuten, daß diese nur ähnlich ist. Bei den Klangbeschreibungen zu russ. oder chin. Röhren wäre ich sehr vorsichtig ... |
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sidolf
Inventar |
#10 erstellt: 04. Sep 2009, 15:11 | |||||
Hallo Rolf, hast recht, falsches Label, das kann durchaus sein! Ich hatte sie für einen SRPP-VV vorgesehen und mich beim ersten Probelauf gewundert, dass der VV übersteuert und irgendwie sehr seltsam klang. Erst die Messung am Röhrenprüfer hat den wahren Charakter offenbart. Also sowas gibt es auch! Beste Grüße |
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