Ein unfairer Vergleich.

AKG K530 (55€) gegen Stax SR-303 mit SRM-323II (1300€)

Letzte Woche kam nach langer Wartezeit (nicht lieferbar) der bestellte AKG K530 (weiss), den ich für's Büro zuhause oder mal am iPhone verwenden möchte. Im Wohnzimmer höre ich normalerweise mit dem Stax.

Heute konnte ich nicht widerstehen und habe mal AKG und Stax gleichzeitig an die Anlage im Wohnzimmer angeschlossen, auf gleiche Lautstärke eingestellt und mit ein paar audiophilen Aufnahmen ein bisschen verglichen.

Gleich mal vorneweg - der AKG schlägt sich für das Geld sehr achtbar. Ich finde, man kann mit ihm jede Musikrichtung mit Genuss hören.

So, und nun zu einigen Details:

Der AKG sitzt gut, wenn auch nicht ganz so bequem wie der Stax. Das Kopfband, das sich automatisch einstellt, zieht für meinen Geschmack ein bisschen zu stark, und die Ohrpolster sitzen um die Ohren rum nicht ganz so weich wie beim Stax. Es ist aber nicht sehr störend und viel bequemer als einige andere Kopfhörer, die ich schon probiert habe.

Bei Stimmen (z.B. Sächsisches Vokalensemble / Motetten / Guillaume Bouzignac / bei Tacet) scheinen die Sänger beim AKG den Mund ein klein bisschen voller zu haben, und es fehlt bei hellen Stimmen ein klein bisschen "Schmelz".

Bei Soloklavier (z.B. Maurizio Pollini / Chopin Nocturnes) bringt der AKG den harten Anschlag des Flügels etwas zu weich.

Gidon Kremers Geige (Giga, aus Partita No. 2 BWV 1004, J.S.Bach / bei Philips) hat mit dem AKG ein klein bisschen weniger Schmelz und Körper als mit dem Stax, aber der Unterschied ist hier bemerkenswert gering.

Das Schlagzeug (Charly Antolini / Sound Check with Nippy / Knock Out / bei Jeton) klingt beim AKG gegenüber dem Stax teilweise ein klein wenig verfärbt und nicht ganz so knochentrocken.

Beim letzten Vergleich dann wurde der Unterschied noch deutlicher (Carol Kidd / Do You Believe / Dreamsville / bei Linn Records). Carol Kidd hat mit dem AKG etwa 10kg zugenommen und singt hinter einer grossen Teigschüssel. Die Gittare dominiert, speziell bei tiefen Tönen, so daß sich der Charakter der Aufnahme gegenüber dem Stax ziemlich verändert. Diese Aufnahme scheint die Gehäuseresonanzen, die beim AKG in Form leichter Verfärbungen / Unschärfen hörbar vorhanden sind, besonders ungünstig zu erwischen.

Insgesamt bin ich überrascht, wie viel Gegenwert man beim AKG für 55€ bekommt. Was für mich aber auch frappierend war: trotz der eigentlich geringen Unterschiede war ein guter Teil der Emotionen der Aufnahmen weg. Bei Pollinis Klavierspiel kommen einem nicht mehr die Tränen, bei Carol Kidd läuft's einem nicht mehr kalt den Rücken runter, bei Bouzignacs Motetten kann man gut nach der Hälfte aufhören.

Fazit: Der AKG ist für 55€ definitiv ein Kauftipp und eine Investition, die man sicher nicht bereuen wird. Als Zweithörer oder für Einsteiger unbedingt empfehlenswert. Für echtes Gänsehaut-Feeling braucht's aber größeres Kaliber.