Sat-Antenne richtig an Potenzialausgleich und Blitzschuitz anklemmen

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erich-J
Neuling
#1 erstellt: 04. Jun 2019, 10:57
Hallo,

ich stehe davor unser Dach neu einzudecken und zu dämmen.

Ich möchte den Dachsparrenhalter Herkules 60/900 verbauen.

Es besteht ein Blitzschutz auf dem Dach, der mit einem 10mm V2A Draht mit dem PAS verbunden ist im Keller.

Ist folgendes richtig?

Blitzschutz:

Dachsparrenhalter --> NYY-J 1x16qmm cu --> Blitzableiter

Potenzialausgleich:

Dachsparrenhalter --> NYY-O 1X4qmm cu --> Erdungsblock 4-Fach direkt nach Dacheintritt --> NYM-J 1x4qmm cu --> Erdungblock 10-Fach vor Multischalter --> NYM-J 1x16qmm cu durch Leerrohr zum HES


Ich habe auf einigen Bildern gesehen, dass einmal der Potenzialausgleich an den HES angeschlossen wird und einmal nicht, daher bin ich mir unsicher was richtig ist.

Über Ratschläge würde ich mit freuen.
raceroad
Inventar
#2 erstellt: 04. Jun 2019, 19:17

erich-J (Beitrag #1) schrieb:
Ich habe auf einigen Bildern gesehen, dass einmal der Potenzialausgleich an den HES angeschlossen wird und einmal nicht, daher bin ich mir unsicher was richtig ist.

Für eine eigenständige Direkterdung der Antenne, also keine Erdung an einer Blitzschutzanlage, wurde früher ein schleifenfreier Potenzialausgleich ausschließlich über den geerdeten Antennenträger, aber ohne Verbindung zur HES gefordert. Wird die Antenne hingegen an einer Blitzschutzanlage geerdet, muss der PA von der geerdeten Antenne zur HES vermascht werden. Insofern scheint Dein Konzept ansatzweise stimmig. Abweichend würde ich für die blitzstromtragfähige Verbindung von Mast und Blitzschutzanlage 8 mm oder 10 mm VA-Draht vorziehen, und der Monsterquerschnitt von 16 mm² Cu vom Erdungsblock Multischalter zur HES ist nicht nötig.


Viel grundsätzlicher: Erdung der Antenne an einer Blitzschutzanlage ist zwar weiterhin zulässig, stellt aber so ziemlich die schlechteste Methode dar!

Denn während im Fall der eigenständig direkt geerdeten Antenne "nur" dann ein Teil des Blitzstromes über die Empfangsanlage abfließt, wenn ein Blitz in die Antenne bzw. den Mast einschlägt, passiert das für die an einer Blitzschutzanlage geerdete Antenne auch dann, wenn ein Blitz an anderer Stelle in die Fangeinrichtungen der Blitzschutzanlage einschlägt. Daher lautet die Empfehlung, möglichst nicht die Antenne an der Blitzschutzanlage zu erden, sondern eine Fangeinrichtung, in deren Schutzraum die Antenne vor einem Einschlag geschützt wird. Siehe dazu Info Kleiske (ab S. 14 / "Zu 3 …") oder Dehn: Schutz Antennenanlage (Installation mit LPS > In der von dort verlinkten PDF wird dieses Konzept des indirekten Blitzschutzes durch Fangeinrichtung mMn verwirrend als "Erdung über Blitzschutzsystem" bezeichnet.).

Mittelweg zwischen Erdung an der Blitzschutzanlage und Schutz durch Fangeinrichtung wäre die direkte Erdung der Antenne nicht an der Blitzschutzanlage, sondern über einen eigenen Erdrungsleiter zur HES bzw. einem erdnahen Anschluss an den Hauserder. Das ist aber nur dann ein gangbarer Weg, wenn Antenne und Kabel einen ausreichenden Trennungsabstand zu allen Teilen der Blitzschutzanlage einhalten. Auch daran kann man erkennen, dass Antennen-Blitzschutz mit vorhandenem LPS ein recht komplexes Unterfangen ist, weswegen die Integration der Antenne in das LPS einer Blitzschutz-Fachkraft vorbehalten ist.
erich-J
Neuling
#3 erstellt: 04. Jun 2019, 20:24
Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Also grundsätzlich kann ich es so ausführen.

Die 16qmm zum HES habe ich gewählt, da die Netzwerktechnik auch da dran geerdet werden soll oder würde da trozdem ein 4qmm reichen vom Dachboden zum HES im Keller?

Die Links in deinem Beitrag werde ich mir morgen ansehen.
Dipol
Inventar
#4 erstellt: 05. Jun 2019, 14:47

erich-J (Beitrag #1) schrieb:
Es besteht ein Blitzschutz auf dem Dach, der mit einem 10mm V2A Draht mit dem PAS verbunden ist im Keller.

V2A-Draht wäre wegen des schlechten Leitwerts als Ableitung ebenso wie 10 mm Durchmesser ungewöhnlich und die Potenzialausgleichsschiene (PAS) wurde schon lange in Haupterdungsschiene (HES) umgetauft.

Üblicher und völlig ausreichend sind Alu-Knetlegierung oder feuerverzinkter Stahl, seltener auch Kupfer, mit 8 mm Durchmesser bzw. 50 mm² Querschnitt.

erich-J (Beitrag #1) schrieb:
Ist folgendes richtig?

Blitzschutz:

Dachsparrenhalter --> NYY-J 1x16qmm cu --> Blitzableiter

@raceroad hat bereits auf fachgerechte Anbindung mit 8 - 10 mm Runddraht hingewiesen, wofür es auch Verbinder gibt, die nach Prüfnorm normkonforme Blitzstromtragfähigkeit nach Klasse H = 100 kA aufweisen. 4,5 mm starker Kupferdraht ist zum Anschluss an Blitzableiterdrähte auch als Einzelmassivdraht Pfusch. Das geht mit Blitzableiterdraht und dafür konzipierten Verbindern einfacher als mit dafür nicht gedachten Parallelverbindern aus Kupfer und das ja auch nur falls die Fang-/Ableitungen wirklich aus NIRO bestehen.

Erdung und PA sind Bestandteil der Elektroanlage und Installationen nach NAV §13 konzessionierten Elektrofachkräften, Arbeiten an Blitzschutzanlagen qualiifizierten Blitzschutzfachkräften vorbehalten, welche vorab die Funktion UND Normkonformität des LPS prüfen müssen.

Sowohl eine früher übliche Direkterdung von Antennenträgern an LPS wie auch nachinstallierte getrennte Fangstangen sind wesentliche Änderungen, durch die ein Bestandsschutz des LPS entfällt und eine Nachrüstungsverpflichtung auf aktuellen Normenstand auslöst mit:
  1. Blitzstromtragfähiger Verbindung ALLER Ableitungen mit dem Blitzschutzpotenzialausgleich
  2. Nachrüstung fehlender SPD 1 Blitzstrom- und SPD 2 Überspannungsableiter an allen Energie- und TK-Leitungen einschließlich der Antennenanlage.


erich-J (Beitrag #1) schrieb:
Potenzialausgleich:

Dachsparrenhalter --> NYY-O 1X4qmm cu --> Erdungsblock 4-Fach direkt nach Dacheintritt --> NYM-J 1x4qmm cu --> Erdungblock 10-Fach vor Multischalter --> NYM-J 1x16qmm cu durch Leerrohr zum HES

Ich habe auf einigen Bildern gesehen, dass einmal der Potenzialausgleich an den HES angeschlossen wird und einmal nicht, daher bin ich mir unsicher was richtig ist.

Dass bei Direkterdung an LPS schon länger zusätzlich noch innen ein PA-Leiter zur HES verlegt werden muss, wurde bereits geschildert. Nach Blitzschutznormenreihe IEC 62305 und auch einer abgelösten IEC 60728-11 noch mit min. 16 mm² Cu, nach aktueller IEC 60728-11 bzw. deutscher DIN EN 60728-11 (VDE 0855-1):2019-02 reichen 2,5 mm² Cu (geschützt) bzw. 4 mm² (ungeschützt), womit immerhin der Schutz gegen den elektrischen Schlag mit einem korrosionsfreiem Leiter gesichert ist.

Mit 2,5 mm² Cu würde ich mich nicht wohl fühlen, 4 mm² Cu hält - vorbehaltlich der Klemmen - weit mehr aus.


[Beitrag von Dipol am 05. Jun 2019, 15:08 bearbeitet]
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