Seltsame Skalierung bei Pegelanzeige im Pioneer Tapedeck?

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tinydesk
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 17. Jun 2023, 20:06
Hallo.
Mir ist hier ein einfaches 3-Kopf Deck von Pioneer zugekommen.
Ein CT-S420.

Beim ersten Funktionstest, mal ne TDK SA reingesteckt und Probeaufnahme gemacht.
Komisch... warum übersteuert das Hinterband schon bei +2 dB?

Dann guck ich genauer auf die Skalierung und seh das Dolby Symbol bei -1.


Heißt das jetzt, die ganze Skala ist um 4dB "verrutscht", zumindest im Vergleich zu 90% aller Tapedecks, wo Dolby bei +3dB steht?

Auch im groben Vergleich zu meinen anderen Tapedecks hier ergibt sich ein um etwa 4dB 'niedrigerer' Pegel. Muss mal mein Bezugsband suchen und checken.

Wenn ich jetzt nichts durcheinander bringe, warum haben die das damals bei dieser Reihe so gemacht?

Habe grad kurz im Hifi-Wiki gestöbert, ist anscheinend bei fast allen Geräten aus der CT-Sxxx Reihe ab 1992 rum.

Das ist doch total beknackt. Ich mein, man hat ja irgendwann so seine Erfahrungen wie man welche Kassettentypen mit bestimmter Musik aussteuert, da muss man ja an dem Pioneer total umdenken.



IMG_0643

und die andere Skalierung (Taste "Meter Range").
Die ginge dann im Prinzip von -2 bis +10dB, das ist doch Quatsch.

IMG_0645
Rabia_sorda
Inventar
#2 erstellt: 17. Jun 2023, 21:43
Hallo,


Beim ersten Funktionstest, mal ne TDK SA reingesteckt und Probeaufnahme gemacht.
Komisch... warum übersteuert das Hinterband schon bei +2 dB?


Ich vermute mal, dass du die TDK auch zuvor mit dem Auto-BLE eingemessen hast und die Köpfe sauber sind?
Aber +2 dB sind im Grunde auch schon ausreichend bei einer SA.

Was bedeutet "1/f" im Display?

Manchmal sind die Schaltkontakte im Kassettenschacht oxidiert und es wird dadurch nicht die korrekte Bandsorte erkannt, was definitiv zu solche einem Fehlverhalten führt. Das passiert auch bei einem falschen Überkleben der zuvor ausgebrochenen Löschschutzlaschen.
Wird die Bandsorte eigentlich nicht im Display angezeigt?


und die andere Skalierung (Taste "Meter Range").
Die ginge dann im Prinzip von -2 bis +10dB, das ist doch Quatsch


Weshalb ist das Quatsch?
So kann ich es auch an meinem Technics einstellen und ja, manche Kassetten lassen sich bis +8 oder auch +10 ohne Verzerrungen aussteuern. Einige von That´s hatte ich damals, womit das möglich war. Auch die BASF CR-Maxima ging bis +6/+8.
Vorraussetzung war aber immer eine zuvor korrekte Bandeinmessung.

Dein Deck hast du ja anscheinend gebraucht erhalten und da ist es schwer, zu sagen, ob daran nicht intern schon etwas verstellt wurde und ob alle Elkos noch nicht ausgetrocknet sind.
Zudem unterliegen Kassettenbänder einem Alterungsprozess. Gerade Typ-II Echtchrom, wie z.B. alle BASF und die Maxells aus den 70ern wären da zu nennen. Diese sind heutzutage kaum noch aussteuerbar.


[Beitrag von Rabia_sorda am 18. Jun 2023, 00:14 bearbeitet]
tinydesk
Ist häufiger hier
#3 erstellt: 17. Jun 2023, 23:19
Danke für die ausführliche Antwort schon mal.


Rabia_sorda (Beitrag #2) schrieb:

Ich vermute mal, dass du die TDK auch zuvor mit dem Auto-BLE eingemessen hast und die Köpfe sauber sind?



Jap, ersteres hab ich natürlich gemacht. Das Super Auto BLE funktioniert auch ganz ordentlich.
Macht vielleicht ein klein wenig zu viel BIAS, weil Hinterband minimalst dumpfer und basslastiger, aber das nur mein erster spontaner Eindruck.

Und klar Kopfreinigung, Entmagnetisierung, Capstan und Rollen reinigen ist immer meine erste Amtshandlung.


Rabia_sorda (Beitrag #2) schrieb:

Aber +2 dB sind im Grunde auch schon ausreichend bei einer SA.


Jap. Aber das sollte doch ziemlich clean sein, bei +2dB.
Ich hör hier schon ordentlich Verzerrungen, wenn ich das auf der Skala bei +2 aussteuere.
Und das ist ne relativ jungfräuliche SA aus den 90ern.


Rabia_sorda (Beitrag #2) schrieb:

Was bedeutet "1/f" im Display?


Gute Frage! Keine Ahnung.
Jedenfalls gibt es da diese "Flex" Funktion, wenn man die einschaltet, sollen bei verschlissenen dumpfen Bändern, die Höhen widerhergestellt/interpretiert werden. Soweit ich das verstanden habe.
Wenn man das aktiviert leuchten neben diesem 1/f ein paar zusätzliche Anzeigen auf.


Rabia_sorda (Beitrag #2) schrieb:

Wird Bandsorte eigentlich nicht im Display angezeigt?


nein, leider nicht, das haben sie wegrationalisiert. Aber ich überprüf die Kontakte noch mal.


Rabia_sorda (Beitrag #2) schrieb:

Weshalb ist das Quatsch?
So kann ich es auch an meinem Technics einstellen und ja, manche Kassetten lassen sich bis +8 oder auch +10 ohne Verzerrungen aussteuern. Einige von That´s hatte ich damals, womit das möglich war. Auch die BASF CR-Maxima ging bis +6/+8.


Okay, wow. +8 oder +10 ohne Verzerrungen. Das hab ich hier noch nicht erlebt. Hab aber auch kaum gute Typ IV Kassetten, die du vermutlich meinst?

BASF Chrome Maxima hab ich ein paar aus unterschiedlichen Jahrgängen, aber nach meinem Empfinden haben die sich nicht durch so extreme Pegelfestigkeiten ausgezeichnet. Aber vllt sind meine auch nur schlecht gealtert.


Rabia_sorda (Beitrag #2) schrieb:

Dein Deck hast du ja anscheinend gebraucht erhalten und da ist es schwer, zu sagen, ob daran nicht intern schon etwas verstellt wurde und ob alle Elkos noch nicht ausgetrocknet sind.


Richtig.

Trotzdem, meine laienhaften Beobachtungen, legen grad nahe, dass die Skala wirklich mit Absicht um 4dB verrutscht ist.

ZB Kaufkassetten, die bei meinen anderen Decks selten mal Peaks +3 haben. Sind hier bei maximal -1dB. Kommen nicht nie auf die 0dB.

Vielleicht ist auch alles verleiert an dem Teil.

Aber warum dann das Dolby-Zeichen bei -1?
Passat
Inventar
#4 erstellt: 18. Jun 2023, 12:14
Das Dolby Zeichen gibt den Punkt an, wo der Dolby-Bezugspegel anliegt.

Wrum die Hersteller den nicht einfach grundsätzlich auf 0 dB der Anzeige gelegt haben, bleibt wohl auf Ewig deren Geheimnis.
Bei meinem Sony TC-FX 66 liegt das Dolby-Symbol auch bei -1 dB.
Das hat ein Peak-Display, es hat noch eine Anzeige 0 VU, die liegt bei -4 dB.
Auch bei meinem Yamaha KX-670 liegt das Dolby-Symbol bei -1 dB.
Bei meinem Aiwa AD-F660 liegt das Dolby-Symbol bei +3 dB.
Bei meinem Optonica RT-9100 liegt das Dolby-Symbol bei 0 dB.

Grüße
Roman
Rabia_sorda
Inventar
#5 erstellt: 18. Jun 2023, 13:24

Okay, wow. +8 oder +10 ohne Verzerrungen. Das hab ich hier noch nicht erlebt.


Ich kann da ja nur von meinen Technics-Decks sprechen und es wird sehr wahrscheinlich bei anderen Herstellern anders sein.


Hab aber auch kaum gute Typ IV Kassetten, die du vermutlich meinst?


Ja, richtig.
Die Bänder von THAT´s waren damals sehr hoch aussteuerbar, aber auch bei deren besseren Typ-II ging es verhältnismäßig hoch, denn diese basierten auf Metallband.
THAT´s war leider nicht so lange in DE auf dem Markt und auch nur wenige Läden hatten sie im Programm.
Eigentlich waren sie damals schon irgendwie ein Geheimtipp gewesen.
MacPhantom
Inventar
#6 erstellt: 18. Jun 2023, 19:50
Die vermeintlich hohe Pegelfestigkeit ist Resultat aus mehreren Faktoren:
  • Reineisenbänder sind grundsätzlich deutlich höher aussteuerbar;
  • Kompander-basierte Rauschminderungssysteme (in der Hifi-Tape-Welt: dbx) erlauben nochmals um Grössenordnungen stärkere Aussteuerung, da der Dynamikumfang des aufzuzeichnenden Signals absichtlich stark limitiert wird;
  • Gewisse Hersteller setzen wie von Roman angemerkt ihre Nullmarke absichtlich nicht auf 0 dB, sondern auf z.B. +2 dB, womit beim Benutzer der Eindruck erscheint, dass die Cassette entsprechend 2 dB mehr verkraftet. Ist nur ein Marketingtrick.


Daraus resultieren dann Decks wie z.B. die von Technics mit dbx (siehe Rabia_sorda's Kommentar), die Displays mit Umfang von bis zu + 18 dB anzeigen können (siehe Bild hier).


[Beitrag von MacPhantom am 18. Jun 2023, 19:55 bearbeitet]
tinydesk
Ist häufiger hier
#7 erstellt: 20. Jun 2023, 00:16

MacPhantom (Beitrag #6) schrieb:

  • Gewisse Hersteller setzen wie von Roman angemerkt ihre Nullmarke absichtlich nicht auf 0 dB, sondern auf z.B. +2 dB, womit beim Benutzer der Eindruck erscheint, dass die Cassette entsprechend 2 dB mehr verkraftet. Ist nur ein Marketingtrick.


  • Heißt das am Ende, die Skalen sind völlig willkürlich und man könnte auch irgendwelche bunten LEDs mit Fantasie Symbolen machen, hauptsache irgendwo ist der Dolby-Referenz-Pegel angegeben.
    Nur die Service Techniker schauen dann irgendwann mal zum Kalibrieren ins service Manual?


    Dann frag ich mich halt, was die Pioneer Marketing-Abteilung Anfang der 90er geritten hat, die Dolby Referenz jetzt auf einmal auf -1 zu setzen, statt wie vorher auf +3 dB.

    Jetzt mal angenommen - man leistet sich 1991 ein Pioneer Mittelklasse-2-Kopf Deck, zB das CT-339.

    Und dann 2 Jahre später gönnt man sich ein CT-S 320. So wegen oh neues Design! Kassettenfach jetzt in der Mitte und jetzt mit SUPER Auto BLE.

    Aber als nicht so technisch versierter Benutzer übersieht man, dass Dolby statt bei +3, jetzt bei -1 ist.
    Und man hat bei so nem 2-Kopf Deck meinetwegen aus Gewohnheit seine Radiosendungen immer bis +2 ausgesteuert aufgenommen.
    Wenn man das dann auch einfach so weiter gemacht hat und später total übersteuerte Aufnahmen festgestellt hat. Das kommt doch irgendwie nicht so gut, oder?

    Ich möcht's ja bloß verstehen.
    Da muss es doch irgend eine technisch begründete Argumentation für geben?
    Rabia_sorda
    Inventar
    #8 erstellt: 20. Jun 2023, 01:41
    Zu jedem Gerät gab es immer auch eine BDA und diese sollte zu einer korrekten Anwendung zuvor gelesen werden.
    Wenn ein Konsumer dies nicht tat, dann hat der Hersteller auch nichts falsch gemacht und das Problem saß dann vor dem Gerät.
    Übrigens sind Hifi Geräte auch keine Studio Geräte, wo es auf ganz genaue Anzeigen ankommt.

    Ich selbst habe meine Aufnahmen ausnahmslos immer im Hinterhand ausgesteuert. Selbst Kassettenbänder des gleichen Herstellers und Bzng. konnten da teilweise Unterschiede aufzeigen, je nach Charge, Herstellungsland und auch des Bj.
    Selbst einzelne Titel wurden oft nochmals extra eingepegelt, wenn sie z.B. bei Samplern unterschiedliche Pegel aufwiesen.
    Ich war halt sehr auf ausgezeichnete Aufnahmen erpicht und daher meine akribische Weise, die sich bis heute aber auszahlt. Die vor 30 Jahren aufgenommenen Kassetten klingen heute noch wie direkt von CD abgespielt.
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