Röhrenradio-welche Kondensatoren?

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tyr777
Stammgast
#1 erstellt: 04. Feb 2005, 19:01
Hallo,
ich richte mir gerade ein altes Saba-Röhrenradio wieder her. Nun meinten hier im Forum schon einige, dass die Kondensatoren bei diesen alten Geräten auf jeden Fall getauscht werden müssen, da sie nach dem Alter defekt sind.
llerdings spielt das Radio noch einwandfrei, ist der ganze Aufwand wirklich nötig? eigentlich hab ich da nämlich überhaupt keine Lust zu :-)
Wenn ja, welche Kondensatoren soll ich nehmen?: Bei Reichelt mal kurz im Katalog geschaut, aber da sind hauptsächlich Elkos drin, bei denen muß man ja auf die Polung achten und die, die im Radio drin sind, haben keine Polung aufgedruckt, hab auch keinen Schaltplan.
Müssen dann eigentlich alle ausgestauscht werden, oder nur die schwarzen, die mit Teer gekapselt sind?

ach und einer von den Kondesatoren hat 3 Anschlüße, auf dem Gehäuse steht was wegen Abschirmung, gibt es sowas heute überhaupt noch?

Gruß Daniel
doc_relax
Inventar
#2 erstellt: 04. Feb 2005, 20:42
Hallo Daniel,
es ist ratsam, die Elkos in dem Radio und die "Teerkondensatoren", das sind die mit so einer schwarzen Vergußmasse, auszutauschen. Letztere sind keine Elkos sondern eben nur normale Kondensatoren. Wenn dein Radio aus den 60ern stammt, hast du villeicht Glück und es sind gar keine drin. Die Elkos müssen auf jeden Fall eine Polung aufgedruckt haben.
Es ist jetzt aber nicht lebenswichtig daß du die Dinger tauschst. Ich betreibe auch schon seit Jahren unvernünftigerweise ein Radio, das aufgrund der alten Siebelkos immer leicht brummt. Also wenn du sagst es spielt einwandfrei, ist es wohl vertretbar nicht zu wechseln... Jedoch wirst du eventuell einen Teil der Qualitätsreserven verschenken.
Als Ersatzteilquelle kann ich www.magischesauge.de wärmstens empfehlen. Der Mann hat sich auf Röhrenradios spezialisiert und du kannst bei ihm z.B. auch ein "Standardsortiment" Kondensatoren anfordern. Es gibt auch keinen Midestbestellwert.
Gruß
doc

P.S. welches Modell ist es?
tyr777
Stammgast
#3 erstellt: 04. Feb 2005, 21:52
Danke für die Antwort (genau das, was ich hören wollte :-)
Also das Radio ist ein Saba-Freudenstadt-W5-3D.
Ich denke, ich werde es soweit herrichten und dann mal ne Weile betreiben, sollte es doch zu laut Brummen, kann ich die Kondensatoren immer noch tauschen.
Finde es auch schöner, wenn die Orginalbauteile drin sind (sonst wär ja bald das halbe Innenleben nicht mehr orginal, wenn man sämtliche Kondensatoren tauschen wollte).
Eine Frage hab ich noch: Im Radio ist normal so eine Peilantenne, die mal aus einem Ferritstab bestand, der über einen Knopf drehbar war. Allerdings fehlt der Ferritstab, weiß jemand, welche Daten der haben muß, vielleicht kann man sich diese Antenne selbst wickeln mit einem Ferritstab und der passenden Litze?

Gruß Daniel
Philetta
Ist häufiger hier
#4 erstellt: 04. Feb 2005, 23:10
Hallo,
bin gerade ins Forum als Neuling eingestiegen. Da ich schon seit langem Röhrenradios sammle und auch repariere (allerdings hauptsächlich Philips), kann ich ev. einige Tips geben: Du sagst, die Peilantenne (Ferritstab) fehlt ?!
Kann ich mir nicht so ganz vorstellen, dann dürftest Du auf Mittel- und Langwelle keinen Empfang haben, den die entsprechenden Spulen zum Empfang sind auf dem Ferritstab drauf. Oft sind diese Spulen Bestandteil des Eingangskreises, so das ohne diese Spulen das Radio auf M und L schweigt, bei einigen Geräten ist allerdings der Eingangskreis getrennt und man empfängt mit externer Antenne auch ohne Ferritantenne.
Zu den Kondensatoren: Diese sind tatsächlich die "Sorgenkinder" der alten Radios, in erster Linie wg. Kapazitätsverlust durch Austrocknen ( Elkos im Netzteil, Thema "Brummen") oder , wesentlich folgenreicher, die Kondensatoren werden für Gleichspannung leitend, oft durch Undichtigkeiten und Feuchtigkeitsaufnahme , dadurch hoher Leckstrom, Erwärmung und, wenns dicke kommt, Explosion ! Naja, nicht als Knall, es zischt, und der Kondensator sprüht sein inneres nach aussen ! Die letztgenannten sind ungepolte Kondensatoren, welche zur HF/NF-Abblockung der Betriebsspannungen und als Koppelkondensatoren im NF-Teil eingesetzt werden. Durch Leckstrom kann es z.B. zu Arbeitspunktverschiebungen der Endröhre (beim Saba wohl eine EL 84 ?) kommen, d.h. Gefahr für Endröhre und Ausgangsübertrager, auch Grund für undefinierbare Krachstörungen im NF-Teil. Aber wenn das Gerät gut spielt, würde ich erst mal nichts machen. Ich empfehle hier ein Buch (darf man das hier, ist auch nicht von mir ? ):
Titel: Radios der 50er Jahre, Restauration, Wiederinbetriebnahme und Reparatur; Autor Eike Grund, ISBN: 3 - 8330 - 0357 - X , 180 Seiten. Da steht vieles, auch das von mir geschriebene drin, sehr zu empfehlen.
So, jetzt habe ich wohl erschöppfend zur Verwirrung beigetragen mit meinem viel zu langen Beitrag, ich hoffe, das ist ok.
tyr777
Stammgast
#5 erstellt: 06. Feb 2005, 18:43
Danke für die Antwort, werde mir das Buch vielleicht zulegen. Empfang hab ich, diese Peilantenne hat noch Kontakte an der Drehvorrichtung, auf Stellung Null (Skala für die Peilantenne) scheint diese überbrückt zu sein. Nun hab ich aber doch noch eine Frage:-)
Die Lämpchen habe die Aufs´chrift 7/0.3 also 7V aber 0,3 Ampere Stromaufnahme oder sind die 0,3 die Leistungsaufnahme in Watt?
Philetta
Ist häufiger hier
#6 erstellt: 06. Feb 2005, 18:54
Hallo,
ganz richtig, die Aufschrift bedeutet 7 Volt und 0,3 Ampere. Diese Lampen kann man heute noch ohne Probleme bekommen. 6,3 Volt und 0,3 Ampere geht natürlich auch.
Ich würde mal versuchen, unter www.oppermann-electronic.de reinzuschauen.Dort bekommt man viele Restposten von alter Elektronik, auch Ferritstäbe, Skalenlampen, Kondensatoren usw. Dort gab es auch mal Ferritstäbe mit fertigen Spulen für MW und LW. Für ein Radio wie das Saba haben die Stäbe 10mm Durchmesser und sind so ca. 15 - 20cm lang.
TSF
Stammgast
#7 erstellt: 10. Feb 2005, 20:21
Hallo,

ich komme ebenfalls aus der Radiorestaurier-Ecke.
Wenn ich eine Restaurierung beginne, prüfe ich routinemässig die Gitterspannung an den Endröhren. In sehr vielen Fällen (zumindest bei Radios aus den Dreissigern bis Fünfzigern)liegt die Steuergitterspannung schon bei einem Volt oder sogar darüber, weil der Koppelkondensator defekt ist, wie Philetta es beschrieben hat. Ich tausche die Ko's dann aus, um die Endröhren zu schonen (meine Geräte sind regelmässig in Betrieb). Der Originallook lässt sich oft bewahren. Moderne Ko's in axialer Form haben meist kleinere Durchmesser als die alten. Mit einem Föhn kann man den Teer soweit erwärmen, dass er weich wird und der alte Ko aus seiner Hülle gezogen werden kann. Den neuen steckt man dann in die alte Hülle und verschliesst wieder mit Teer. Skalenlampen E10 7V/0.3A gibt's wohl auch bei Conrad Electronic.

Viel Erfolg
TSF
el-pais
Hat sich gelöscht
#8 erstellt: 09. Jun 2006, 00:16

TSF schrieb:
Der Originallook lässt sich oft bewahren. Moderne Ko's in axialer Form haben meist kleinere Durchmesser als die alten. Mit einem Föhn kann man den Teer soweit erwärmen, dass er weich wird und der alte Ko aus seiner Hülle gezogen werden kann. Den neuen steckt man dann in die alte Hülle und verschliesst wieder mit Teer.


Über die Notwendigkeit alte Teerkondensatoren auszutauschen wurde hier ja schon treffend beraten.

Meine persönliche Meinung zum Thema Original- Look. Für mich grenzt es schon fast an vorsätzlichen Betrug, wenn man neue, moderne Kondensatoren in alte Hüllen verpackt.

Restaurierte Radios werden spielend die nächsten 50 Jahre überstehen und wohl kaum ihr weiteres Dasein auf dem Dachboden oder in feuchten Kellern fristen.

Wenn diese Radios von Erben, oder auch vom Restaurator verkauft werden, dann muß der neue Besitzer annehmen, daß sich in dem Gerät noch die alten Teerkondensatoren befinden. Je nach Interesse, wird der neue Besitzer versuchen diese „alten“ Kondensatoren zu ersetzten, was in dem Fall vollkommen unnötig wäre. Eventuell wird er in 20 Jahren Unsummen für die axial Ersatzkondensatoren ausgeben.

Wenn ich Originalteile austausche, dann dokumentiere ich den Austausch mit Datum. Meist ist es möglich die die Anschlußdrähte wieder gerade zu biegen und mit der Dukumentation im Radio unterzubringen. Damit hat man der Nachwelt die Originale erhalten und gleichzeitig das Gerät in einen funktionstüchtigen Zustand versetzt.
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