Problem mit Bedämpfung eines Hörraums: es "wummert"

+A -A
Autor
Beitrag
NickCH
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 12. Dez 2020, 21:26
Hallo Leute, ich richte mir gerade einen Raum als Heimkino her:

Länge 600
Breite schräg verlaufend 400 . 490
Höhe 270

Ich habe an 3 Wänden und Decke jeweils 5 bzw 6 cm dicke Rockwool Sonorock mit 5 cm Abstand zu Wänden und Decke verlegt, und an der 4. Wand von 8 bis 16 cm Dicke ohne Abstand direkt auf die Wand. Die Wände sollen später noch mit einem sehr luftdurchlässigen Stoff (ähnlich Lausprecherbespannung) verkleidet werden. In der 8-16 cm dick gedämmten Wand ist eine große Glastür, mit Zarge 220x250 groß. Am Boden liegen 5 mm dicke, sehr schwere Teppichfliesen.

Die Nachhallzeit ist eigentlich extrem gering. Wenn ich spreche, klingt es wie unter einer Bettdecke; das wäre kein Problem für mich. Tiefe Geräusche scheinen jedoch offenbar sehr stark reflektiert zu werden. Wenn ich zB kräftig mit der flachen Hand auf die Armlehne meines Sessels schlage oder ein Paket Steinwolle aus 40 cm Höhe auf den Boden fallen lassen (egal an welcher Stelle im Raum), wummert es ganz extrem. Das kann doch so nicht gut sein; und es wundert mich sehr. Ich hätte erwartet, dass auch diese Geräusche stark absorbiert und nicht reflektiert werden. Warum ist das so, und was kann ich dagegen tun? Noch kann ich mit überschaubarem Aufwand o.g. Steinwolldämmung ändern; auch für Absorber und/ oder Resonatoren wäre Platz, wobei ich den Sinn und Unterschied von beidem noch nicht verstanden habe; wäre aber auch egal; Hauptsache es klingt.

Grüße, der ratlose Martin
GAREA
Inventar
#2 erstellt: 13. Dez 2020, 00:38
Du hast zwar das richtige Material (Sonorock), aber es ist viel zu dünn. 10/15 cm wirken halt nicht im Bass, machen dir bei großflächiger Anwendung aber die Mitten und Höhen tot - mit dem Ergebnis, das du gerade beschreibst. Angestrebt wird immer eine möglichst gleichmäßige Absorption über das gesamte Frequenzspektrum.

Lösung: ordentlich aufdicken.

Hier mal der Unterschied zwischen 10cm (blau) und 40cm (grün) Dicke direkt an der Wand:
53402EC7-41E7-4D88-B613-F84DF3AAEFA7.
Je tiefer die Frequenz, desto besser wirkt der dickere Absorber.

Hier kannst du mit der Materialdicke spielen: http://www.acousticmodelling.com/porous.php.
Als Flow Resistivity 6000 für Sonorock eingeben. Diese Simulation bringt dich in einen groben Ballpark. Die tatsächliche Absorption wird noch besser sein.

Dünne Absorber (20cm Sonorock oder 10cm Basotect/Termarock50) würde ich nur lokal gegen die frühen Reflektionen an den altbekannten Stellen anwenden. Sonst bedämpfst du halt asymmetrisch hauptsächlich Mitten und Höhen.


[Beitrag von GAREA am 13. Dez 2020, 01:14 bearbeitet]
NickCH
Ist häufiger hier
#3 erstellt: 13. Dez 2020, 01:46
Hallo GAREA,

vielen Dank für deine schnelle Antwort.

Ich las hier irgendwo, es käme in erster Linie nicht auf die Materialdicke an, sondern auf den Abstand der Oberfläche zur Wand. 5 cm Steinwolle mit 5 cm Abstand zur Wand seien ausreichend- deshalb habe ich das auch so gemacht. Des weiteren zeigt das Diagramm einen Vergleich zwischen 10 und 40 cm Materialdicke (was mir impliziert, selbst 10 cm tauge nicht viel), aber hier im Forum fand ich nirgendwo Dicken von über 10 cm erwähnt. Und in normalen Wohnräumen ist ja idR überhaupt nichts an den Wänden, und man hat trotzdem nicht solche massiven Probleme (ich in meinem derzeitigen Wohnraum auch nicht)

Welchen Zweck haben eigentlich Absorber, wenn doch die gesamte Steinwoll-Konstruktion schon absorbieren soll? Das habe ich auch nicht verstanden.

Wie verkleiden andere Leute üblicherweise ihre Steinwolle? Etwas luftundurchlässiges darf es ja wohl nicht sein; ich las aber dazu nirgendwo etwas. Iyst das mehr oder weniger egal?

Eben fand ich von dir eine Aussage:
"Viele verwenden ja auch Steinwolle als Absorber. Die muss luftdicht in Folie verpackt werden (Faserflug). Die Folie reflektiert aber hohe Frequenzen. Lösung: um den mit Folie bepackten Steinwollabsorber nochmal ne Schicht Molton, um auch die Höhen zu absorbieren." Das verwirrt mich nun total: ich dachte, es sei wichtig, dass die Steinwolle auf jeden Fall luftdurchlässig verkleidet werden müsste. Aber falls das o.g. stimmt: Was wäre, wenn ich die gesamte Steinwolloberfläche mit Folie bespanne, da drüber Molton und dann den Dekostoff? Ich möchte noch mal auf die notwendige Dämmstoffdicke zurückkommen: mehr als 10 cm hat eigentich kein Mensch; ich verstehe das nicht.


Gruß und nochmal danke

Martin


[Beitrag von NickCH am 13. Dez 2020, 02:26 bearbeitet]
GAREA
Inventar
#4 erstellt: 13. Dez 2020, 02:46
Klar kann man mit einem Wandabstand noch etwas Absorption rausholen. Das geht auch aus der Simulation hervor, die ich verlinkt habe (siehe Air Gap). 5cm Material + 5cm Luft wirkt aber höchstens so gut wie 10cm Material. Beides aber im Bass nicht.

Dass 10cm häufig empfohlen werden (dann aber eher auf Basotect oder Termarock50 bezogen, die eine höhere Air Flow Resistivity als Sonorock haben), liegt am Einsatzzweck. Wie ich sagte, kann man das lokal gegen die frühen Reflektionen nutzen. Dabei geht es aber ausschließlich darum, Frequenzen zu absorbieren, deren Wellen strahlenförmig (wie Licht) reflektiert werden. Das betrifft aber nur deutlich höhere Frequenzen (deutlich oberhalb der Schröderfrequenz, die meist so bei ~300Hz liegt), weswegen man hierfür keine besonders dicken Absorber braucht. Und auch nur lokal an den Stellen der frühen Reflektionen. Nicht vollflächig, sonst überdämpft man Mitten und Höhen. Gegen den Bass wirken die bei den Maßen ja nicht. Wenn du (auch) Bass absorbieren willst, muss es dicker sein.


NickCH (Beitrag #3) schrieb:
Welchen Zweck haben eigentlich Absorber, wenn doch die gesamte Steinwoll-Konstruktion schon absorbieren soll? Das habe ich auch nicht verstanden.

Steinwolle ist ein Absorber. Also wenn ich von Absorbern rede, rede ich von Steinwolle oder ähnlich porösen Materialien.


NickCH (Beitrag #3) schrieb:
Und in normalen Wohnräumen ist ja idR überhaupt nichts an den Wänden, und man hat trotzdem nicht solche massiven Probleme (ich in meinem derzeitigen Wohnraum auch nicht)

Du meinst du hattest das Problem nicht, bevor du die Steinwollkonstruktion gebaut hast?
Vorher war der Nachhall auch in den Mitten und Höhen sehr hoch. Der ist jetzt sehr kurz - im Bass allerdings weiterhin so lang wie vorher, wodurch die Bassprobleme stärker auffallen.

Und ja, Steinwolle muss wegen Faserflugs luftdicht verpackt sein (Folie). Folie reflektiert die Höhen. Daher dicken Stoff drum, der diese Höhen vorher absorbiert.


[Beitrag von GAREA am 13. Dez 2020, 02:59 bearbeitet]
NickCH
Ist häufiger hier
#5 erstellt: 13. Dez 2020, 11:16
Derzeit habe ich einen Wohnraum 4 x 5 x 2,35 m, am Boden dicke Teppiche, an den Wänden nichts, ein paar Holzmöbel, einige CD- und DVD-Ständer, , ein Bett. Halt ganz normal und klingt auch normal. Da ich einen AVR mit Audissey habe, stehen die Boxen sehr nah an der Wand, und Audissey schraubt mir die Bässe entsprechend weit runter.

Fürs Heimkino habe ich einen extra Raum gemietet. Da war alles nacker Beton (mit Ausnahme der großen Tür), entsprechend stark hat es gehallt. Ich hätte schwören können, dass jetzt mit dem Sonorock die Tiefen definitiv deutlich verstärkt werden. Vom hören her bin ich überzeugt, dass die von der Steinwolle (übrigens recht verzögert, daher dieses nachhallende Wummern) stärker reflektiert werden als in meinem unbedämpften Wohnraum.

Welchen Erfolg habe ich mit folgender Konstruktion zu erwarten: vor die 5 cm Sonorock noch mal 10 cm, darauf Abdeckfolie (wie dick? Ich vermute, schon was stabileres, was schon halb in Richtung Teichfolie geht), damit aus dem ganzen ein geschlossener Absorber wird, und darauf Molton und der Dekostoff (ist übrigens ein sehr luftdurchlässiger dünner Pannesamt).
GAREA
Inventar
#6 erstellt: 13. Dez 2020, 13:05
Bevor du irgendwas baust, mach erstmal ne Messung des Raums mit REW (ist kostenlos).
Für die Beurteilung des Bass reicht dafür eig das Audyssey-Mikro, das du schon hast.
NickCH
Ist häufiger hier
#7 erstellt: 13. Dez 2020, 14:01
kann ich das Audissey-Mikro direkt an den PC anschließen, oder braucht das auch ein Interface für eine 48V-Phantomspeisung?
GAREA
Inventar
#8 erstellt: 13. Dez 2020, 14:16
Kann ich dir nicht sagen, weil ich kein Audyssey-Mikro habe. Lt. diversen Beiträgen hier im Forum soll‘s wohl klappen. Probier‘s einfach mal ohne Interface aus.

Falls nicht schon bekannt, halte dich dabei an diese Anleitung:
https://recording.de/threads/rew-workshop.147164/.


[Beitrag von GAREA am 13. Dez 2020, 14:20 bearbeitet]
NickCH
Ist häufiger hier
#9 erstellt: 13. Dez 2020, 15:24
Danke schon mal; dann versuche ich mich erstmal mit einer Messung, bevor ich die versammelte Gemeinde weiter mit Fragen quäle...
Suche:
Das könnte Dich auch interessieren:
Bedämpfung
pstark am 24.06.2005  –  Letzte Antwort am 24.06.2005  –  4 Beiträge
Gestaltung eines Hörraums
gurkitier29 am 09.02.2010  –  Letzte Antwort am 11.02.2010  –  12 Beiträge
unsichtbare bedämpfung gesucht
cantoner1973 am 11.07.2013  –  Letzte Antwort am 13.07.2013  –  3 Beiträge
Bass wummert
Gerero am 27.08.2011  –  Letzte Antwort am 05.09.2011  –  16 Beiträge
Bedämpfung mit Basotect
am 07.08.2004  –  Letzte Antwort am 02.09.2004  –  7 Beiträge
Grundsätze zur akustischen Gestaltung eines Hörraums
Poison_Nuke am 23.01.2007  –  Letzte Antwort am 06.04.2023  –  144 Beiträge
Umbau unseres Hörraums
HiFi-Selbstbau am 01.02.2008  –  Letzte Antwort am 21.02.2008  –  3 Beiträge
Akustik meines Hörraums - mit Zeichnung
P3lle am 26.11.2012  –  Letzte Antwort am 27.11.2012  –  6 Beiträge
Bass-Bedämpfung in Räumen mit Schaumstoff?
bukowsky am 13.07.2004  –  Letzte Antwort am 27.07.2004  –  24 Beiträge
Helmholtz-Resonator in der Wand, Bedämpfung?
andi76.5 am 30.08.2022  –  Letzte Antwort am 02.09.2022  –  9 Beiträge
Foren Archiv
2020

Anzeige

Aktuelle Aktion

Partner Widget schließen

  • beyerdynamic Logo
  • DALI Logo
  • SAMSUNG Logo
  • TCL Logo

Forumsstatistik Widget schließen

  • Registrierte Mitglieder927.672 ( Heute: 13 )
  • Neuestes MitgliedTlttAvact
  • Gesamtzahl an Themen1.556.165
  • Gesamtzahl an Beiträgen21.653.439