Umfrage
Inwieweit seid ihr an Biographien, Interv. interessiert?
1. Ich bin ausschließlich nur an der Musik interessiert (0 %, 0 Stimmen)
2. Ich lese selten eine Biographie und ist für mich eher nebensächlich (36.8 %, 7 Stimmen)
3. Ich interessiere mich sehr für Bios und Interv. (vorwiegend bis ausschl. in Form von Schfriftlichem) (10.5 %, 2 Stimmen)
4. Ich interessiere mich sehr für Bios und Interv. (sowohl in Form von Schfriftlichem als auch Audio wie zB Podcasts) (36.8 %, 7 Stimmen)
5. Ich interessiere mich sehr für Bios und Interv. (vorwiegend bis ausschl. in Form von Radiosendungen, Podcasts,...) (15.8 %, 3 Stimmen)
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Inwieweit seid ihr an Biographien, Interv. interessiert?

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Beitrag
Thomas133
Hat sich gelöscht
#1 erstellt: 17. Okt 2010, 17:25
Hallo,

Durch den Thread mit der Schumann-Hörreihe bin ich auf die Idee gekommen eine Umfrage zu starten inwieweit sich die Klassikhörer dieses Forums eigentlich auch für (Komponisten,...-)Biographien und Interviews mit Interpreten interessieren. Und wenn ja in welcher Form.

Mehrheitlich liest man hier eher CD-Empfehlungen, Interpretationsvergleiche, Fragen über zB das generelle Konsumverhalten, Vorlieben,... der Mitglieder.
Seltener werden mal biographische Aspekte eines gewissen Komponisten bzw. Ansichten eines Künstlers diskutiert.

Täuscht das vielleicht und es lassen sich vielleicht schwerer interessante Themen in diesem Bereich finden über die man diskutieren könnte oder ist hier wirklich bei den Meisten nicht so das Interesse daran gegeben?

Ich bin gespannt was Andere zu diesem Thema meinen. Hoffe ich habe die Auswahlmöglichkeiten breit genug gefächert (?)

lg
Thomas
Martin2
Inventar
#2 erstellt: 17. Okt 2010, 18:06
Ich habe für Punkt 2 gestimmt. Ich habe zwar ein paar Musikerbiographien im Schrank stehen, auch einige gelesen, habe auch sicher sonst noch so ein paar Sachen wie "Welt der Musik" und Reklam Führer, ich bin aber insgesamt nicht so wahnsinnig an den Persönlichkeiten von Komponisten interessiert und jemand wie Wagner stößt mich sogar geradezu ab.

Mir scheint das auch eine Sache der Neuzeit zu sein, dieses wie ich finde auch fragwürdige Interesse an der Persönlichkeit "großer Künstler". Ich finde es sehr angenehm, daß man zum Beispiel über Händel fast gar nichts weiß und dies gilt denke ich für viele ältere Komponisten. In den Intima von Komponisten herumzuschnüffeln kommt mir manchmal geradezu als "Leichenfledderei" vor und ich will vielleicht vieles auch gar nicht wissen.

Gruß Martin
Hüb'
Moderator
#3 erstellt: 18. Okt 2010, 09:28
Hi,

ich habe für 2. gestimmt.
Ich lese zumeist Belletristik und nur gelegentlich eine Bio.
Wenn diese gut geschrieben sind, dann jedoch mit großem Vergnügen.

Grüße
Frank
op111
Moderator
#4 erstellt: 18. Okt 2010, 17:56
Hallo Thomas,

ich habe Punkt 2 gewählt, da mir der Sprung zum nächsten Punkt (ich interessiere mich sehr) zu weit erscheint. Es gibt durchaus Komponisten deren Biografie weitere Aufschlüsse über das Werk geben kann, auch gut recherchierte Musikerbiografien abseits des Fankultes.
Thomas133
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 20. Okt 2010, 00:52

op111 schrieb:

ich habe Punkt 2 gewählt, da mir der Sprung zum nächsten Punkt (ich interessiere mich sehr) zu weit erscheint. Es gibt durchaus Komponisten deren Biografie weitere Aufschlüsse über das Werk geben kann, auch gut recherchierte Musikerbiografien abseits des Fankultes.


Hallo Franz,

Ich wollte ursprünglich sogar eine weitere Auswahloption einbauen, denkbar wäre zB "ab und zu". Aber mir ist dann doch zwischen "selten" und "ab und zu" nicht genug Abstand und könnte letztendlich eine subjektive Auslegungssache werden. Für Manche ist "ab und zu" jährlich einmal eine Biographie zu lesen, für Manche bedeutet eventuell 2-3 x mal im Jahr "selten" und eine genaue Definition davon wollte ich quantitativ auch nicht vorgeben.

Ich habe übrigens für Punkt 4 gestimmt - immerhin gibt es hier im Forum also noch so 2 andere Freaks wie ich.
Ist aber klar das ich auch nicht alles für gut heisse und nur gewisse Sachen interessant finde. Bücher die sich mehr mit Spekulationen als mit Tatsachen, oder mit den immer Gleichen wiederholten und längst widerlegten Klischees beschäftigen, versuche ich zB prinzipiell zu vermeiden.
Ebenso wie mir auch nicht jeder Schreibstil liegt.

Aber wenn es zB um so Sachen geht wie die Schumann-Podcasts von BR-Klassik dann ist das eine tolle Sache weil hier Niemand Geringerer Author war wie Schumann selbst da es seine damaligen Publikationen abhandelt und man nicht nur seine fachkundige Kritik darin heraushören kann sondern wie so manche heute bekannten Werke damals schon vom Publikum aufgenommen wurden.

Und so manches Hintergrundwissen wie zB zum Requiem Mozarts ist für ein besseres Verständnis und Annäherung an das Werk positiv zuträglich - aber natürlich nicht Voraussetzung, man kann es auch so hören und für gut oder weniger gut befinden. Aber mir ergeht es jedenfalls so das ich ein Werk noch interessanter finde und sich andere Aspekte, Betrachtungsweisen erschliessen wenn ich etwas von der jeweiligen Entstehungsgeschichte weiß.

lg
Thomas
Kreisler_jun.
Inventar
#6 erstellt: 20. Okt 2010, 09:11
Ich hätte mich zwischen 2 und 3 eingeordnet. Für die modernen Medien bin ich nicht zu blöd, aber irgendwie zu vergesslich. Ich gehe dann einmal auf die Seite, aber vergesse, in der nächsten Woche wieder nachzusehen. Oder ich lade was runter und vergesse, dass es auf der Festplatte ist.
Aber prinzipiell finde ich das auch interessant und praktisch und in den 1990ern als ich mehr Radio gehört habe, habe ich auch häufiger solche Sendungen gehört.

Insgesamt habe ich wohl überdurchschnittliches Interesse an Kommentaren/Hintergrund zur Musik, jedoch nicht hauptsächlich an Biographien. Ich habe etwa 2 Regalmeter Bücher zur klassischen Musik, darunter natürlich auch eine Reihe Biographien (wobei ich gestehen muss, etliches davon noch nicht gelesen zu haben), meist jedoch eher Konzertführer, allgemeine Handbücher, Übersichten "Leben und Werk", detailliertere Analysen und Kommentare zu Werken.
Das letzt, was ich diesbezüglich gekauft habe, war im Frühjahr das "Schumann-Handbuch" (auch schon darin gelesen, aber natürlich nicht komplett.

Als Teenager kannte ich zu vielen Werken die Konzertführer (u.ä.) Kommentare früher als die Werke selbst. Ein Buch ist schnell gekauft und gelesen, aber CDs waren teuer... Das kann allerdings auch zu Enttäuschungen führen, wenn man sich ein Stück ganz anders vorgestellt hatte...

JK jr.
Schneewitchen
Inventar
#7 erstellt: 20. Okt 2010, 17:05
Ich interessiere mich für alles,was hinter dem Musikwerk liegt.Wenn ich ein neues Werk von einem mir unbekannten Komponisten höre,sehe ich immer auf Wikipedia nach,um mehr über Komponist oder Interpret zu erfahren.
Ich will es wissen,
wieviel Kinder Bach von wieviel Frauen hatte,
ob Händel schwul war,
ob Wagner judenfeindlich war,
wie depressiv Schumann war,
warum Bernstein einsam war,wenn er mit Menschen zusammen war und nicht einsam war,wenn er allein war,
warum der Stiefvater von Sviatoslav Richter auch Richter hieß,
warum Jessye Norman mehrere Jahre in Köln lebte
und Abravanel einige Jahre in meiner Geburtstadt dirigierte,ehe er sich in Utah niederließ.
enkidu2
Inventar
#8 erstellt: 20. Okt 2010, 22:43
Ich habe Punkt 3 gewählt. Ich lese gerne Biographien von historischen Persönlichkeiten. Sind mir stets lieber als irgendwelche fiktiven Romane. Schon als Schüler habe ich die Rowohlt Monographien verschlungen. Geschichte wurde mein Lieblingsfach.

Mit der klassischen Musik begann ich mich auch für die Lebensläufe meiner Lieblingskomponisten zu interessieren. Ich staune doch, wie vernetzt die "Szene" manchmal war, obwohl doch das Überbrücken der Entfernungen früher aufwendiger denn heute war. Etwas weniger interessiere ich mich für die Lebensläufe von Interpreten der Klassikszene. Eigentlich sind es hier eher die Interviews, die mich interessiert haben: ob nun mit Leonard Bernstein, Georg Solti oder Cecilia Bartoli.

Ach ja, und auch die Biografien, äh die Entstehungs- und Aufführungsgeschichte von klassischen Kompositionen interessiert mich, weniger dagegen die formalen Strukturen.

In diesen Dingen berühren sich zwei Interessensschwerpunkte: Musik und Geschichte. Ach, wenn man doch nur ausreichend Zeit dafür hätte.

Gruß enkidu2
Deukalion
Inventar
#9 erstellt: 23. Okt 2010, 21:08
Ich bin einer der (wenigen?) "für 4. -Stimmer"
Gruß
Hartmut
Maastricht
Inventar
#10 erstellt: 24. Okt 2010, 11:21
Ich weiss nicht so recht ob ich eine Vorliebe habe für geschrieben oder verfilmte Biographien. Ich kann von beiden gleich geniessen.
Bei verfilmten Biographien denke ich z.B. an die über Sviatoslav Richter, von Monsaingeon, oder die über die Berliner Philharmoniker während der Nazizeit (Das Reichsorchester).
Ich habe schon geschrieben über die grosse Mahler-Biografie die ich angefangen bin zu lesen. Davor gab's es noch Daniel Hope's Familiestücke (das in Aufbau und Stil mir nicht ganz zusagte).

Also. Wenn es im Fernsehen biographisches über Musik gibt, schaue ich es mir an / nehme ich es auf; wenn ich preiswert DVD's oder Bücher über Musik/Musiker sehe, kaufe ich sie.

Dabei bezorge ich eine kritisch, verständnisvolle Annäherung eines Themas. Was ich damit meine zeigt z.B. der Film Das Reichsorchester.

Gruss, Jürgen
Thomas133
Hat sich gelöscht
#11 erstellt: 25. Okt 2010, 18:23
Ich finde die Entwicklung dieser Umfrage ziemlich interessant.
Ziemlich schnell entwickelte sich eine deutliche Mehrheit für die 2.Kategorie, ich glaube 6:1 oder 6:2 und jetzt ist sogar momentan mit 7:8 eine knappe Mehrheit für Diejenigen die sich lt. Selbsteinschätzung relativ viel und gerne mit Biographien auseinandersetzen. Und ich dachte schon am Anfang man könnte schon einen gewissen Trend erkennen.
Ausschließliche Musikhörer gibt es wohl scheinbar Keine - irgendwo will dann doch Jeder mehr oder weniger wissen wie so das Leben dieses und jenen (Lieblings-)Komponisten war oder welche Geschichte hinter gewissen geschätzten Werken steckt.
Aber gesamt gesehn ein durchaus positives Ergebnis für gute Diskussiongrundlagen hier im Forum. (sofern hier beim großen Gebiet Klassik dann nicht jeder etwas völlig anderes gelesen bzw. gehört hat )
lg
Thomas
Deukalion
Inventar
#12 erstellt: 25. Okt 2010, 22:56
Ich finde fokussierte Threads sowieso mit am interessantesten hier im Forum. Damit meine ich Threads a la: "Wir hören gemeinsam ein Werk der Klassik in einer Interpretation, auf die man sich vorher geeinigt hat" oder der Fono- Forum- Thread, bei dem ja auch sichergestellt ist, dass alle denselben Artikel gelesen haben und dadurch eine gemeinsame Diskussionsgrundlage gegeben ist! Das ist ergiebiger als die zahlosen Threads mit dem Tenor "A findet die Interpretation eines Werkes von Künstler K1 gut, die B gar nicht gehört hat, wobei B auf K2 schwört usw..."
In Zukunft wären doch Diskussionen über allen zugängliche Podcasts ganz einfach möglich. Oder ein paar Forianer lesen alle die Gould- Biografie von Stegemann und diskutieren darüber... Nur mal so als Beispiel!
Schönen gruß
Hartmut
Martin2
Inventar
#13 erstellt: 29. Okt 2010, 00:14
Hallo Hartmut,

das Reden über Interpretationen finde ich auch wichtig. Das Reden über Komponisten und Kompositionen allerdings auch. Man kann sich auch mal wieder ein Werk vorknöpfen, wie wir das mit der Lyrischen Suite von Berg gemacht haben.

Die Gouldbiographie interessiert mich allerdings weniger. Ich hätte damals sehr gerne das Buch "Der klassische Stil" von Charles Rosen gemeinsam im Forum gelesen. Am besten auch mit Menschen, die mehr von der Materie verstehen als ich. Obwohl ich für diese Aktion damals eifrig getrommelt habe, ist daraus aber nichts geworden. Insofern bin ich skeptisch, ob wir wirklich ein gemeinsames Projekt finden, aus dem Charles Rosen ist damals nichts geworden. Und das hätte mich wirklich interessiert. Anderes sicher weniger - Gould zum Beispiel interessiert mich nicht einmal als Pianist sonderlich, wieso sollte er mich als Mensch interessieren?

Wie ich weiter oben schon schrieb, interessieren mich Biographien überhaupt sehr wenig. Das ist alles nur Herumgekrame im Privatleben "großer Leute", die man zwar groß sein läßt, aber nur um den Preis, sich im Gegenzug für ihr Privatleben interessieren zu dürfen. Wie angenehm da, daß Clara Schumann und Johannes Brahms ihre privaten Briefe vernichtet haben ( wenn ich recht informiert bin). Und die Welt wäre auch nicht wirklich ärmer, wenn sie von den peinlichen Briefen Gustav Mahlers an sein "Almschi", die längst auf erotisch anderen Wegen wandelte, nichts wüßte.

Gruß Martin
Szellfan
Hat sich gelöscht
#14 erstellt: 29. Okt 2010, 09:19
Hallo Thomas,
ich bin eine Leseratte. Also Punkt vier, da ich auch Rundfunk etc. dazu verfolge.
Für mich ist da nicht nur die Biographie interessant, viel mehr oft noch soziale und kulturelle Hintergründe, die mich dann verstehen lassen, daß noch nie ein Meister, auch kein Bach, vom Himmel gefallen ist.
Was mir dabei bisher noch nie den Weg versperrt hätte, die Musik dennoch auch losgelöst vom "Wissenswust" einfach als solche zu hören.
Dabei empfinde ich das nicht als Leichenfledderei, ein prominenter Mensch weiß darum und kann sich schützen wie Händel oder das akzeptieren wie viele andere.
Dabei aber lege ich Wert auf Fakten, weniger auf Deutungen und da begegnen einem schon köstliche (?) Dinge wie der Versuch, Zelenkas Triosonaten ein Zahlenalphabet zu unterstellen, aus dem man herauslesen könne, daß das quasi Liebesbriefe seien an einen Prager Jesuiten und diese Sonaten also die Auseinandersetzung mit der eigenen Homosexualität.
Das trägt für mich eher satirische Züge.
Musik und Interpretation entstehen aber für mich durchaus aus Konstellationen und Beziehungen innerhalb eines Oeuvres und Zeitgenossen und Kontexten.
Wer lesen kann, ist klar im Vorteil, warum sollte ich diesen Vorteil nicht auch nutzen?!
Herzliche Grüße, Mike
Deukalion
Inventar
#15 erstellt: 30. Okt 2010, 14:03
Hallo Martin!
Danke für deine Antwort!
Stegemanns Gouldbiogrfie war ein willkürliches Beispiel, kein Vorschlag!

Wenn Biografien mit Wertschätzung dem Biografierten gegenüber geschrieben sind und dem Biografen klar ist (und er dies deutlich macht), dass seine Biografie eine höchst subjektive (Re-)Konstruktion des Lebens des Biografierten ist, erlebe ich sie auch nicht als "Herumgekrame".

Gruß
Hartmut


[Beitrag von Deukalion am 30. Okt 2010, 14:09 bearbeitet]
Thomas133
Hat sich gelöscht
#16 erstellt: 31. Okt 2010, 02:18
Hallo

Zum einen bin ich wie Martin auch nicht an Dinge wie Mahlers Liebesbriefe interessiert. Die Bäsle-Briefe Mozarts halte ich auch für entbehrlich und zudem nur ein gefundenes Fressen für diejenigen die das letztendlich zweckentfremden um ein gewisses (für die Masse konstruiertes) Klischee zu entwerfen das ein völlig falsches Bild über die tatsächliche Realität entwirft. Ein Grund auch warum ich zwar Biographien interessant finde, mit Filmen über Komponisten meist garnichts anfangen kann (ich denke nur an dieses realitätsentfernte Amadeus oder das überzogene, großteils zu einseitig gefärbte Notturno über Franz Schubert)

Zum Anderen seh ich es auch ähnlich wie Mike - manchmal ist es nahezu offensichtlich das ein Komponist wohl aus irgendeinem kalkül heraus etwas zunächst nur für sich niedergeschrieben hat, aber wohl auch entweder bewußt mit einer früher oder späteren Veröffentlichung rechnete oder es zum. nicht ausschloß.
So ein Gefühl habe ich z.B. beim Beethoven Tagebuch aus mehreren Gründen. Beethoven schrieb es wo er schon anerkannt, berühmt war, schon um seine Stellung wußte und in manchen Aussagen auch andeutete das er auch über seine Lebenszeit hinaus noch mit seiner Kunst wirken möchte.
Interessanterweise finden sich darin auch kaum Alltagserlebnisse und persönliche Gedanken wie meist in Tagebüchern üblich, sondern großteils eine Sammlung seiner liebsten Gedichte und Aphorismen die er so in diversen Bibliotheken aufgefunden hat (eventuell wollte er für die Nachwelt einen belesenen, intelektuellen Eindruck hinterlassen?) Das er diese Blätter auch bis zu seinem Tod aufhob und testamentarisch vermachtete spricht ebenso für diese Theorie.
Bei den wenigen Einträgen bei denen es um Personen ging, schrieb er interessanterweise immer nur das Anfangsinitial, manches schrieb er garnicht aus.
Entweder fürchtete Beethoven schon zu Lebzeiten fremde Blicke oder er hatte bewußt schon mit einer späteren Veröffentlichung nach seinem Tod spekuliert (und schon mal vorsorglich "vorzensuriert")

Aber so oder so, ganz ehrlich muß man das nicht gelesen haben um ein besseres Bild von Beethoven zu bekommen, auch wenn Salomon hervorragend recherchiert hatte und Kommentare zu den jeweiligen Stellen schrieb.

Wenn man "Leichenfledderei" schon hernimmt so müßte man es zum. stark eingrenzen. Selbstpublikationen zu Lebzeiten des Komponisten, Meinungen anderer Kritiker, biographische Tatsachen und Fakten die zB auf diverse Aufführungen, Aussagen von Zeitzeugen beruhn, persönliche Dinge die man schon damals zu Lebzeiten des Komponisten wußte (also kein oder zum. offenes Geheimnis waren) gehören da sicher nicht dazu. Deswegen finde ich macht es sehr wohl einen Unterschied aus ob man eine sachlich, fundierte Biographie oder sowas in der Art wie "Mozart bzw. Beethoven und die Frauen" (oder noch ärger, wie manche Spekulationen ob Mozart ein Tourett-Syndrom hatte und Beethoven schwul war ) und dergleichen liest. Ich denke man muß da je nach Literatur immer differenzieren.

lg
Thomas
Maastricht
Inventar
#17 erstellt: 31. Okt 2010, 13:43

Deukalion schrieb:

Wenn Biografien mit Wertschätzung dem Biografierten gegenüber geschrieben sind und dem Biografen klar ist (und er dies deutlich macht), dass seine Biografie eine höchst subjektive (Re-)Konstruktion des Lebens des Biografierten ist, erlebe ich sie auch nicht als "Herumgekrame".


So erfahre ich das auch. Ich schrieb hieroben von einer kritischen, verständnisvollen Annäherung eines Themas (eines Lebens) und verwies als positives Beispiel auf den Film Das Reichsorchester.

Andere Beispiele sind für mich: De La Grande's Mahler Biografie und: 'Chopin - Prince of the Romantics' von Adam Zamoyski, das ich gerade gelesen habe (sieh übrigens für eine positive Besprechung dieses Buches BBC Music Magazine vom November 2010, mit zurechter Kritik: aber zu wenig über die Musik).

Eine gute Biografie bringt mir auch die Welt in der der Biografierte lebte, näher und kann dadurch auch beitragen an einem grösseren Verständnis (der Musik) des Biografierten.

Meiner Meinung nach dürfen dabei auch Briefe und andere persönliche Dokumente gebraucht werden. Das kann z.B. sinnvoll sein um Misverständnisse zu beseitigen. Zum Beispiel das Bild das man von Mahler erhält via Alma Mahler's Buch und das seinen Eingang in unsere Kultur gefunden hat, kann einige Korrektur gebrauchen.

Gruss, Jürgen
Pilotcutter
Administrator
#18 erstellt: 03. Nov 2010, 18:21
Die Musiker/Komponisten Biografien, die ich gelesen habe, kann ich an einer Hand abzählen. An den List Roman von Harsanyi kann ich mich noch gut erinnern. Die große Bernstein Biografie habe ich imho mal angefangen... bißchen Beethoven Mozart und eine kritische über Wagner...

Mitunter ist es ja vonnöten sich mit - zumindest Teilen der - Biografien auseinanderzusetzen, siehe Mahler, Tschaikovsky, Berg et al.


Man kann sich auch mal wieder ein Werk vorknöpfen, wie wir das mit der Lyrischen Suite von Berg gemacht haben.


Gerne Martin, können wir das. Am besten wieder ein "gehaltvolles" Werk, wie die Lyrische Suite. Gerne auch wieder Neue Musik.

Gruß. Olaf
op111
Moderator
#19 erstellt: 03. Nov 2010, 21:00

Pilotcutter schrieb:

Man kann sich auch mal wieder ein Werk vorknöpfen, wie wir das mit der Lyrischen Suite von Berg gemacht haben.

...Am besten wieder ein "gehaltvolles" Werk, wie die Lyrische Suite. Gerne auch wieder Neue Musik.

Ein Vorschlag, den ich gern unterstütze, sobald mein derzeitiger Freizeitmangel behoben ist.
op111
Moderator
#20 erstellt: 03. Nov 2010, 21:05
Einen Thread zu einem eher klassischen Werk, dem Pierrot Lunaire hatten wir bereits begonnen.

Meine Erwartung geht aber eher in Richtung Neue Musik, wobei das Werk schon jünger als 20 Jahre, und der/die Komponist(in) eher deutlich unter dem Vorruhestandsalter sein sollte.
Martin2
Inventar
#21 erstellt: 06. Nov 2010, 00:39

Pilotcutter schrieb:


Man kann sich auch mal wieder ein Werk vorknöpfen, wie wir das mit der Lyrischen Suite von Berg gemacht haben.


Gerne Martin, können wir das. Am besten wieder ein "gehaltvolles" Werk, wie die Lyrische Suite. Gerne auch wieder Neue Musik.

Gruß. Olaf



Hallo Olaf,

die lyrische Suite war ja ein Werk der "klassischen" Moderne. Also wäre diesmal vermutlich mal ein Werk nach dem zweiten Weltkrieg dran. Nono, Boulez - irgendwie so etwas. Es sollte ein Werk sein, an das nicht allzu teuer heran zu kommen ist. Dann kann uns ja mal Hörbert die "neue Musik" erklären . ich bin für Vorschläge offen.

Gruß Martin
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