HIFI-FORUM » Musik » Klassik » Anfängerfrage "Billiglabel" | |
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Anfängerfrage "Billiglabel"+A -A |
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Autor |
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Dr._Funkenstein
Gesperrt |
#1 erstellt: 01. Sep 2008, 11:18 | ||
Immer wieder werden hier die Label CPO, Naxos und Brilliant als, sagen wir, günsige Label genannt. Nach meinem Eindruck werden sie in der Regel positiv bewertet. Mir ist aber nicht klar, worin sich diese Label von anderen unterscheiden - als Label, meine ich. Was ist das Spezifikum dieser Label. Gruß |
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Kreisler_jun.
Inventar |
#2 erstellt: 01. Sep 2008, 12:56 | ||
Die drei haben genau genommen nicht viel gemeinsam. Naxos startete als Außenseiter, hat sich inzwischen aber solide etabliert (und ist mit 7-8 EUR/CD auch nicht mehr so extrem billig). cpo ist das Label des Versandanbieters jpc (classic production osnabrück) und überhaupt kein Billiglabel. Die CDs starten ungefähr zum Normalpreis im Programm, werden aber dann nach einigen Jahren meist deutlich günstiger (z.B. 14,99 - 12,99, - 7,99). Einige Boxen sind allerdings von vornherein günstiger. Schwerpunkt und Stärke von cpo (und teils auch Naxos) ist das Programm, das eine Menge ziemlich unbekannter, bisher selten oder gar nicht eingespielter Musik bietet. Brilliant hat zwei Standbeine: Eins ist die (oft zeitlich bzw. auf eine Auflage befristetete) Übernahme von Aufnahmen anderer (hochpreisiger) Labels. In der Vergangenheit oft Denon, EMI, Vanguard und etliche kleinere Labels jetzt auch Chandos und BIS u.v.a. Und natürlich die russischen Aufnahmen, woher auch immer die genau stammen (fast immer live). In ihren Sammelboxen (meist sehr schlicht ausgestattet) findet man daher manchmal Aufnahmen ganz unterschiedlicher Provenienz. Dazu verfolgen sie seit einigen Jahren aber auch eigene Projekte, oft mit niederländischen Künstlern. Den Anfang machte wohl eine Einspielung aller geistlichen Bach-Kantaten. Inzwischen sind z.B. Klavierwerke und Trios von Haydn, Corellis Konzerte und Sonaten, Telemann, Couperin, Händels Cembalosuiten u.a. von Brilliant selbst produziert worden. Wie "normale" Hochpreislabel kann man hier schon lange nicht mehr alles über einen Kamm scheren. Die Bachkantaten sind eher durchwachsen, aber Haydns Trios oder die Corelli-Box brauchen sich nicht hinter teureren Alternativen zu verstecken. viele Grüße JK jr. |
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Martin2
Inventar |
#3 erstellt: 01. Sep 2008, 17:35 | ||
Frage: Gibt es eigentlich überhaupt irgendein Label, das in irgendeiner Weise negativ bewertet wird? Kann mich gar nicht erinnern. Alle Label haben irgendwo auch Schwächen. Billiglabel sind halt billig, bieten trotzdem gelegentlich hervorragendes, häufig allerdings auch zweitklassiges wie Naxos. Naxos hat allerdings einen gigantischen Katalog bei bezahlbaren Preisen, schon allein daher ist es positiv zu bewerten. Brilliant ist eben konkurenzlos billig, und schon von daher sehr oft seinen Preis wert. Wie sieht es aus mit Arte Nova, noch so ein Billiglabel? Die haben nicht so viel eingespielt wie Naxos, aber doch einiges, an Empfehlungen für Arte Nova Produkte kann ich mich aber gar nicht erinnern. Eine pauschale Empfehlung für irgendein Label würde hier mit Sicherheit niemand aussprechen. Man kann aber davon ausgehen, daß sich bei dem Konkurenzdruck wirklich alle Label um gute Interpreten zu konkurenzfähigen Preisen bemühn, wobei ein Billiglabel nicht immer die besten bieten kann, aber häufig doch sehr gut. Es gibt aber mit Sicherheit so manches, was zu einem verlangten Preis eigentlich nicht konkurenzfähig ist. Bei Naxos ist es halt so, daß die alles zu einem Standardpreis anbieten und der ist nicht immer gerechtfertigt. Also Pauschalempfehlungen wird hier niemand aussprechen. Eine CD zu kaufen, so nach dem Motto: ist ein gutes Label, also kaufe ich sie, hielte ich für naiv. Man wird dann zwar trotzdem selten "enttäuscht" sein, ganz grottenschlechtes ist sowieso kaum noch auf dem Markt, aber es gibt dann doch häufig besseres. Aber all das schreibe ich als jemand, der zwar viele CDs hat, aber auch nicht alles kauft und wahnsinnig vergleichen kann. Aber man kann sich ja informieren, was andere zu einer bestimmten Sache zu sagen haben. Das habe ich vor Kaufentscheidungen jedenfalls meistens gemacht. Gruß Martin |
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Maastricht
Inventar |
#4 erstellt: 01. Sep 2008, 17:51 | ||
Mein Eindruck ist, dat in Gramophone und BBC MusicMagazine stets mehr Naxos CD's positiv besprochen werden. Ich zögere immer noch um Naxos CD's zu kaufen, das sitzt bei mir noch drin von den frühen Aufnahmen. Muss noch umlernen. Gruss, Jürgen |
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Hüb'
Moderator |
#5 erstellt: 01. Sep 2008, 18:43 | ||
Hi! CPO kann man IMHO uneingeschränkt empfehlen. Es gibt nur ganz wenige Ausreißer. Allerdings ist das Programm eher was für Hörer, die mit den "Klassikern der Klassiker" "durch" sind bzw. diese schon kennen. Warum mit Ries anfangen, wenn man Beethoven nicht einmal kennt? [Beitrag von Hüb' am 01. Sep 2008, 18:43 bearbeitet] |
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Hüb'
Moderator |
#6 erstellt: 01. Sep 2008, 18:48 | ||
Da passiert nicht mehr viel, nachdem der Macher dahinter, Dieter Oehms, sein eigenes unabhängiges Label gegründet hat. Die vollständige Machtübernahme bei BMG/Sony durch Sony wird ein Übriges tun, um aus dem BMG-Kind "Arte Nova" ein Auslaufmodell zu machen. |
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Kreisler_jun.
Inventar |
#7 erstellt: 01. Sep 2008, 20:23 | ||
Arte Nova war, wie schon gesagt, ein "Billig-Label" von BMG. Der Verantwortliche machte sich nach Uneinigkeiten selbständig und leitet jetzt Oehms, wo einige der ArteNova-Aufnahmen wieder erschienen sind. Arte Nova war von recht unterschiedlicher Qualität, dabei auch eine Plattform für jüngere Künstler wie Alfredo Perl. Die Klangqualität war meist ziemlich gut, da Zusammenarbeit mit deutschen Rundfunkanstalten. Sehr ordentlich und jedenfalls hörenswert sind die Haydn-Sonaten mit Piazzini und die Bruckner-Sinfonien unter Skrowaczewskis. Zinmans Einspielungen wurden sicher auch schon diskutiert. Sehr gut waren auch einige Kammermusikaufnahmen mit Perl und anderen jungen Musikern wie Schiefen (Cello) oder Ralph Manno (Klarinette) oder dem "Trio op.8". Und natürlich die Berg/Zemlinsky und die Elliott-Carter-CD mit Gielen/SWF. Eine ziemlich gute Faustregel für Anfänger ist heute: 1. Bei Standardrepertoire erstmal die günstigen Serien und Boxen (und da gehört wg. der Lizensierung sogar einiges von Brilliant eigentlich dazu) der "großen Labels" in Erwägung ziehen (Wobei z.B. "eloquence" von einigen klangliche Verschlimmbesserung vorgeworfen wurde.) 2. Bei Randrepertoire durchaus zu Naxos & Co greifen (und natürlich auch bei einigen anderen positiv rezensierten Aufnahmen) viele Grüße JK jr. [Beitrag von Kreisler_jun. am 01. Sep 2008, 20:29 bearbeitet] |
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Dr._Funkenstein
Gesperrt |
#8 erstellt: 02. Sep 2008, 22:10 | ||
Ähm, gut ich gestehe naiv gedacht zu haben. Eigentlich ging es mir um das Stöbern. Ich stöbere gerne und hatte natürlich gehofft, so vorgehen zu können. Die Strategie von Kreisler jun scheint mir aber recht praxisorientiert und praktikabel. Danke für eure Antworten und Grüße |
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Martin2
Inventar |
#9 erstellt: 10. Sep 2008, 19:20 | ||
Also das Stöbern lasse Dir nicht nehmen! Das ist doch ein Hauptspaß! Ich bin eigentlich ganz froh, in früheren Jahren nicht so kritisch mit meinen Kaufentscheidungen umgegangen zu sein. Wenn man "zu vorsichtig" an eine Sache ran geht, hat man am Kaufen selber auch keinen Spaß mehr. Also insofern: Stöbere weiter! Und je geringer der preisliche Einsatz, desto weniger sollte Dich die Frage der objektiven Berechtigung dieses Einsatzes bekümmern. Ich gehe auch in einen Supermarkt und kaufe ein, ich mache mir gelegentlich Gedanken darüber, aber wenn ich mir nur Gedanken darüber machen würde, dann wäre es ja mit dem Spaß des Einkaufens vorbei! Und es wäre schon etwas absurd, wenn man bei etwas, was Freude machen sollte, nämlich das Hören von Musik, vorsichtiger wäre als bei anderen Dingen. Gruß Martin |
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