Sounds and silence - in Stille eingeschlafen

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Mr._Lovegrove
Inventar

#1 erstellt: 24. Sep 2011, 06:41

Habe mir gestern mit höchster Vorfreude und als großer Freund des ECM Labels diesen Film gekauft.
Doch schon nach einer Viertelstunde umgabsich mir das ungute Gefühl, hier nichts, aber auch nichts wirklich eminentes zu erfahren.
Und so war es dann auch. Ich habe leider nichts eminentes oder wirklich interessantes über ECM und Manfred Eicher erfahren. Dieser Film ist eine echte Einschlafhilfe. Mir wurde auch nicht ersichtlich, welche Art von Konzept der Film verfolgt, da zwischen den einzelnen Stationen relativ antidramturgisch hin-und her geschnitten wurde.
Auch wenn der Untertitel des Filmes "Unterwegs mit Manfred Eicher" ist, so erwartete ich zumindest eine Art Spannung und einen tieferen Einblick in seinen Kosmos. Aber die Musiker haben sich zum Thema ECM und Eicher wenig bis gar nicht geäußerst.
Der beste Moment war noch die kurze Einblick in das Mixing von Nik Bärtsch's "Holon" Album. Obwohl der selber eigentlich nix gesagt hat.
Das Konzept des Filmes ist in meinen Augen leider nicht aufgegangen. Zumindest nicht für jemanden wie mich, der mehr über die Wirkungsweise und den Erfolg von Eicher und ECM erfahren möchte.
Zudem ich die Auswahl der Musiker nicht wirklich repräsentativ für ECM fand. Es ist zwar nicht so, das Trovesi und Brahem im ECM Kosmos wenig bedeuten, aber stilbildend für die Geschichte des Labels sind sie nicht.
Eine Retrospektive wäre mir lieber gewesen. Aber zu zeigen, wie Eicher mit Arvo Pärt tanzt, war zum gähnen.

[Beitrag von Mr._Lovegrove am 25. Sep 2011, 21:12 bearbeitet]

op111
Moderator

#2 erstellt: 21. Okt 2011, 12:18

Mr._Lovegrove schrieb:

Doch schon nach einer Viertelstunde umgabsich mir das ungute Gefühl, hier nichts, aber auch nichts wirklich eminentes zu erfahren.

Ich habe jetzt ebenfalls einen Versuch gewagt, mit dem gleichen einschläfernden Ergebnis - quälende Langeweile.

Ein überflüssiges Machwerk.

Olzhohr
Ist häufiger hier

#3 erstellt: 02. Dez 2011, 15:29

Auch wenn die Diskussion schon ein paar Wochen alt ist, möchte ich das Fazit hier nicht so stehen lassen! Sicherlich ist der Film (wie viele andere auch) Geschmacksache, und ob die Auswahl der "Stationen" wirklich repräsentativ für das Label und dessen Veröffentlichungen ist, braucht man gar nicht zu diskutieren: sie ist es nicht, und sie kann es auch gar nicht sein.

Indes habe ich das Gefühl, der Film möchte etwas anderes Zeigen: er möchte "nur" den Blick hinter die Kulissen (bzw. Mikrophone) ermöglichen, einen Eindruck von der Arbeitsatmosphäre geben, darstellen, wie man sich die Entstehung eines ECM-Albums vorstellen muss. Und davon abgesehen empfinde ich jedes Mal, wenn ich den Film wieder einlege (er gehört zu meinen aktuellen Favoriten), eine Art filmischen Fluss, der in seiner Ästhetik an die Alben, deren Entstehung der Film dokumentieren will, erinnert: der Film als eine Art ECM-Album in Bild- und Tonform. Nein, es gibt hier keine Pointen, keine Spannung oder Dramaturgie. Man könnte das langweilig nennen - ich empfinde es als musevoll. Aber das ist sicherlich - und da wären wir wieder bei der Eingangsbemerkung - Geschmacksache!

Wenn man wirklich Informatives über das Label ECM, dessen Musiker und die Hintergründe erfahren will, empfiehlt sich die Lektüre des (recht umfangreichen) Bandes "Horizons Touched - The Music of ECM". Hier dürfte man die wenigsten ECM-Musiker vermissen, fast jeder kommt zu Wort.

Gruß Holger

Sal
Inventar

#4 erstellt: 04. Jan 2013, 23:06

Anfangs hätte ich Lovegrove und Op111 mehr recht gegeben, gestern aber den Film zum dritten Mal mit einem Kumpel angesehen, und Oizhor hat es auf den Punkt gebracht. Inzwischen empfinde ich den Film als extrem gut.
Ausserdem ist es bekannt, dass Eicher und manche Künstler bei Medien jenseits des gedruckten Wortes sehr schnell dichtmachen, da ihnen der mögliche Kontrollverlust zu groß ist. Unter dem Gesichtspunkt haben Peter Guyer und Norbert Wiedmer einiges herausgekitzelt. Leute, die für ihre Kunst brennen, sind zumeist nicht sehr gut darin, über ihr Tun zu reflektieren oder sich in Anekdoten zu verlieren.
Das hätte im schlimmsten Fall einen gesprochenen Kommentar erzwungen, der zum Glück ausgeblieben ist.
Und das Tänzchen? Kenn ich gut, die Erleichterung, dass der Take sitzt.

Übrigens gab es 1990 einen Schweizer Musik-Dokumentarfilm, "Step Across the Border", (über Fred Frith) von Nicolaus Humbert und Werner Penzel. Er nannte sich "A ninety minute celluloid improvisation" und ist extrem Stilprägend geworden, auch für diesen Film. Sehr zu empfehlen, ich hatte ihn seinerzeit auf der Berlinale gesehen und die standing ovations dauerten 5 - 7 Minuten. Leider ist die DVD-Ausgabe Tontechnisch nicht so gut wie die VHS, aber des Soundtrack gibt es auch auf CD

Kurzer Ausschnitt mit Iva Bittova: