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Best of Jan Garbarek

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HansFehr
Inventar
#101 erstellt: 26. Feb 2010, 15:23

arnaoutchot schrieb:
Das zweite Stück ist die einzige Eigenkomposition von Garbarek auf dem Album und ist schlichtweg grauenvoll.

Das ist das Stück Saga glaube ich. Die CD habe ich in irgendeinem Regal. Seit Jahren nicht mehr angefasst. Ich werde Saga heute Abend aufmerksam anhören.
Micha_L
Stammgast
#102 erstellt: 26. Feb 2010, 18:22

arnaoutchot schrieb:
oje, jetzt willst Du aber wirklich provozieren, Mr. Lovegrove. Ich spüre förmlich schon, wie zwei eingefleischte Miles-Davis-Fans wie Hans und Micha L gerade ihre Geschütze laden.


Nee, bezüglich "You're under arrest" oder "The man with the horn" bin ich auch der Meinung von M. Lovegrove - was die Platten betrifft.
Nur daß Miles m. E. live dann doch nicht so nahe der Studioaufnahme spielte. "We want Miles" ist doch wohl auf der Tournee entstanden, die auf "The man with the horn" folgte. Aber "We want..." finde sicherlich nicht nur ich viel besser.
Auf Garbarecks "Dresden" finde ich aber die Titel weniger ansprechend, als bei den Studioversionen. Das kommt daher, daß mich die Improvisationen auf "Dresden" langweilen.

Gruß

Micha
trompet
Ist häufiger hier
#103 erstellt: 28. Feb 2010, 14:30
Hallo,

es ist schlechtes Wetter, da befeuere ich die Diskussion noch mal :

- eigentlich hat Michael (arnaoutchot) schon mehrmals das Wichtigste gesagt: Garbarek wiederholt sich ständig, d.h. er reproduziert immer wieder seine eigenen Klischees, statt etwas Neues zu schaffen - seine Musik befriedigt eine ganz bestimmte Erwartungshaltung seiner HörerInnen.

- Garbareks Musik ist pathetisch, d.h. er überhöht eigentlich ganz banale musikalische Ideen. (Dazu gehört übrigens auch sein Auftreten, er muss seine Musik zwangläufig wíe eine Messe zelebrieren, um sie "bedeutsam" zu machen).

- Garbarek schwelgt in Sound (das macht ihn wohl auch bei Audiophilen so beliebt), der unabhängig von seinem musikalischen Ansatz immer gleich bleibt, d. h. Selbstzweck ist.

Jede/r, der/die sich ein wenig in ästhetischen Theorien auskennt, merkt sofort, was hier definiert ist: so etwas ist schlicht und einfach Kitsch.

Das ist an sich nichts Schlimmes, man kennt Kitsch nicht nur in der U-Musik, sondern auch in der Klassik, denkt man z.B. an die Symphonie No. 3 von Gorecki, oder im Jazz an Vollenweider oder Norah Jones. Jeder schwelgt schon mal ganz gerne darin, mal sollte bei der Bewertung solcher Musik eben nur die Kirche im Dorf lassen. Und das gilt auch für Garbarek.

Gruß

Peter
Micha_L
Stammgast
#104 erstellt: 28. Feb 2010, 16:27
Fairer finde ich statt Kitsch einfach Pop zu sagen und festzustellen, daß er ein anspruchsvoller Popkünstler ist, der auch mit dem Jazzidiom arbeitet.
Er ist vom Jazz gekommen und paßt deswegen noch in diese Schublade.
Sting z. B. macht auch sowas, wird wegen seiner künstlerischen Herkunft aber immer als Popkünstler gelten.

Ich persönlich finde Garbareck besser als Sting. So gesehen wäre er ein hervorragender Popkünstler. Und das ist überhaupt nicht ehrenrührig.

Gruß

Micha


[Beitrag von Micha_L am 28. Feb 2010, 16:28 bearbeitet]
trompet
Ist häufiger hier
#105 erstellt: 28. Feb 2010, 18:40
Hallo Micha,

so habe ich es noch gar nicht gesehen. Deine Argumentation hat was.

Schöne Woche

Peter
Mr._Lovegrove
Inventar
#106 erstellt: 01. Mrz 2010, 09:39
Tja, ich als Garbarek Fanatiker (ich übertreibe mal bewußt) sehe es höxhstens so, daß er seit er seine angestammte Group gegründet hat, immer wieder seinem selbstauferlegtem Klangidiom verfallen ist, dies aber bewußt tut, weil er weiß, daß das die kaufkräftige Kundschaft wünscht.
Viele Kunden, die Garbarek kennen und mit denen ich spreche, wissen gar nicht, daß er so geniale Scheiben, wie "Dansere" oder "Eventyr" oder "Witchi-Tai-To" gemacht hat. Und wenn sie sich das anhären, dann, können sie damit nicht so viel anfangen. Das scheint daran zu liegen, daß Garbarek der breiten (weniger Jazz hörenden) Masse erst mit seinem "Kitsch" bekannt wurde.
Da wundert es auch nicht, daß sich bei mir am besten "I took up the runes" verkauft. Und ich habe auch die alten Scheiben im Programm.
Außerdem würde ich niemals den Begriff "Pop" in Bezug auf Garbarek in den Mund nehmen. Es mag sein, daß Garbarek sich vom klassischen Jazzidiom entfernt hat und übermäßig pathetisch geworden ist (was seine Platten seit "Visible world" unerträglich gemacht hat), aber wer seine Gastspiele kennt, weiß das er im Rahmen seines begrenzten Tones auch ganz anders kann. ALs Beispiele nenne ich mal "Unviversal syncopations" von Miroslav Vitous und "Neighbourhood" von Manu Katché.
Und selbst wenn Garbarek mit Pop in Verbindung gebarcht werden muß, was ist daran so schlimm? Wes Montgomery hat auch "California dreaming" gespielt. Durfte er auch. War ein Hit für ihn und eine seiner erfolgreichsten Platten.

Ich sage allgemein immer: Ein kommerziell sehr erfolgreicher Musiker verhält sich irgendwann wie ein Schnellimbißbetreiber. Wer einmal merkt, daß Fritten und Wurst gut laufen, variiert höchstens die Saucen oder wechselt den Metzger, aber er wird nie Boeuf Stroganoff oder Schweinelendchen anbieten. Das will seine Kundschaft nicht. Und so funktioniert leider auch das Musikbusiness. Wem es schmeckt, der kommt wieder, wem nicht, der geht halt zum Chinesen oder Italiener. Wer Garbarek mag, der geht hin, wer nicht, hört halt Ornette Coleman
martin-r
Ist häufiger hier
#107 erstellt: 01. Mrz 2010, 17:16
Mr. Lovegrove hat Einiges auf den Punkt gebracht, dem ich nur zustimmen kann!

Ergänzend noch zum Thema "begrenzter Ton (vor variierendem Hintergrund)": Davon lebt der Jazz doch, dass Musiker mit einem ausgeformten, klar erkennbaren Stil in die unterschiedlichsten Kontexte gestellt werden. Und gerade Garbarek hat in seiner Vor-JGG-Zeit immer wieder in völlig verschiedenen Situationen, mit den unterschiedlichsten Musikern gespielt. Insbesondere von den CDs aus den 1970ern/frühen 1980ern gleicht keine einer anderen. Oder die (europäische) frei improvisierte Musik im Allgemeinen: Hier fallen die Abwechslung ermöglichenden Parameter Melodie, Harmonie und klar definierter Rhythmus weitestgehend weg, und Musikern aus diesem Umfeld (etwa Brötzmann, Parker, Bailey) kann man auch eingeschränkte Ausdrucksmöglichkeiten vorwerfen. Aber auch hier sind es die verschiedenen personellen Konstellationen, die dafür sorgen, dass verschiedene Aufnahmen mit Beteiligung eines bestimmten Musikers unterschiedlich und spannend klingen (können) - bei gleichzeitig begrenztem stilistischen Spektrum, gegen das erst einmal gar nichts spricht.

Und noch zum Thema "Jan Garbarek = Pop". Einerseits trifft dies nur zu, wenn man Pop mit populärer Musik gleichsetzt, andererseits findet man Garbarek in den Pop-Charts aber ebensowenig wie das typische MTV-/VIVA-Publikum mit seiner Musik etwas anfangen könnte. Nebenbei gesagt: Ich persönlich habe Jahrzehnte lang Pop/Rock für eine dem Jazz in jeder Hinsicht unterlegene Musik gehalten. Diese Sichtweise erscheint mir aber inzwischen zu engstirnig, zu "Jazzpolizei-mäßig" (So etwas scheint es doch zu geben, was ich nie glauben wollte). Ich bin kein Popfan und werde auch keiner mehr werden, aber kreative Musik darf alle Einflüsse aufgreifen und verarbeiten, auch Popmusik. Norwegischer Jazz im Speziellen (was weniger auf Garbarek als auf viele jüngere Musiker zutrifft) bezieht Volksmusik in einer Weise ein, wie ich es in diesem Umfang UND in dieser gelungenen Weise von keinem anderen Land der Welt kenne.


[Beitrag von martin-r am 01. Mrz 2010, 17:18 bearbeitet]
Micha_L
Stammgast
#108 erstellt: 01. Mrz 2010, 17:53
Es kommt darauf an, wie man Pop definiert. Ich meinte das oben im weitesten Sinn und bei Garbareck selbstverständlich nicht auf Disko und Hitparade bezogen.
Im Plattenteil von HiFi-Zeitschriften findet man Jazzmusiker auch unter der Rubrik Pop. Ich wunderte mich erst, fand das aber dann folgerichtig.

Gruß

Micha


[Beitrag von Micha_L am 01. Mrz 2010, 17:54 bearbeitet]
arnaoutchot
Moderator
#109 erstellt: 14. Mai 2010, 16:26
Ich habe heute - zusammen mit einigen anderen neuen ECM-Platten - auch die "Dresden" mal in die Tüte gepackt. Ich verspreche, dass ich mir die Platte am Wochenende mal in Ruhe und völlig unvoreingenommen anhören werde und dann - auch vor dem Hintergrund dieses Threads hier - mein Hörurteil abgeben werde. Das Quartett auf der "Dresden" ist ja frei von "exotischen Hintergründen", die ich Garbarek immer vorgeworfen habe, insofern müsste sich feststellen lassen, ob Garbarek ein zwei Stunden Konzert ausfüllen kann. Ich bin gespannt !!!

Grüße Michael
Mr._Lovegrove
Inventar
#110 erstellt: 15. Mai 2010, 05:01
Ich war auch etwas skeptisch, als ich "Dresden" gekauft habe, aber gerade der neue Bassist bringt enormn frischen Wind in die Sache.
christof01
Neuling
#111 erstellt: 28. Okt 2010, 22:00
Im November er auf hier auf Tour und ich kann ihn wieder mal Live erleben.

Das erste Mal ging ich ja nur ans Konzert wegen ein paar aufgeschnappten MP3s (ausgerechnet Rites - naja, kill the birds in den ersten 3:25 Minuten, die letzten 3 Minuten sind sensationell)....

Seither verpasse ich keinen Auftritt oder CD. Sensationell.
Arrogant? Nein, habe ich nicht das Gefühl. Er ist bei der Musik und nicht beim Geschichten erzählen.

Aber Musik ist halt Geschmackssache und man soll hier nicht dozieren.

Sonst gefallen mir Alpstein (mit Paul Giger), Dresden, Twelve Moons, Cycles, Red Lantra.
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