Das Lächeln der Musiker auf der Straße ( Roy Haynes )

Eines Abends in Boston wurde der Bandleader James Reece Europe von seinem Schlagzeuger mit einem Messer niedergestochen und verblutete. Durch Ken Burns' Jazzfilmserie erfuhr Roy Haynes, dass dieser Schlagzeuger der Mann war, der ihm den ersten Schlagzeugunterricht gegeben hatte. Er war ein Bekannter seines Vaters gewesen und hieß Herman Wright. In drei Wochen wird Roy Haynes 82, er hat mit den größten Solisten zusammen gespielt, ob Charlie Parker, Thelonious Monk oder John Coltrane, in seiner Diskografie tauchen sie alle auf. Als Bandleader ist Roy Haynes hingegen eher sparsam und zurückhaltend geblieben.

Heute vermisse er die Atmosphäre, die Wärme und Liebe unter den Musikern, sagt er im Gespräch vor seinem Konzert am 1. März in der Berliner Philharmonie. Er habe Typen gekannt, die mit einem einzigen Blick alles sagen konnten, jenes freundliche Lächeln der Musiker auch, wenn man sie nur auf der Straße traf - heute hingegen wolle jeder ein Superstar sein.

Viele Dinge in seinem Leben seien einfach passiert. So war es mit Coltrane, mit Rahsaan Roland Kirk, mit Pat Metheny, das ergab sich. Doch wenn man ihn heute fragt, mit wem er unbedingt noch auftreten möchte, winkt er ab - alles sei getan.

Haynes kommt aus der Zeit des Swing, bezeichnet sich als Spieler der alten Schule. Er hält nichts vom ständigen Analysieren und Zerreden der Musik. Wenn man sich gut um sein Publikum und die Geschäfte kümmere, wenn man Talent habe und etwas daraus mache, dann wird es auch laufen.

Als er mit Charlie Parker zusammen spielte, sei es nicht wichtig gewesen, was Louis Armstrong gerade machte. Zu der Zeit hörte er Dizzy Gillespie und Miles Davis und Bird gegenüber habe er auch nie erwähnt, dass er früher in der Big Band von Armstrong gespielt habe. Das wurde erst wichtig, als die Neo-Traditionalisten New York eroberten - Mitte der Achtzigerjahre. Jetzt fühlte sich selbst Roy Haynes in die Ecke gedrängt, auf einmal schien es existenziell, etwas über Armstrong sagen zu können.

Doch Haynes war nicht nur sein Leben lang auf Tour und bei unzähligen Schallplattenaufnahmen dabei, er war auch als Lehrer tätig. Ende der Siebzigerjahre richtete die Boston Jazz Society am Berklee College of Music sogar ein Roy Haynes Stipendium ein. Heute kritisiert Haynes, dass viele nur noch die Hand aufhalten und nichts zurückgeben würden. Zu den Ausnahmen zählt er seinen Sohn, den Kornettisten Graham Haynes, der für seine eigene CD "The Griot Footsteps" auch eine Hommage für seinen Vater aufnahm, und seinen Enkel, den Schlagzeuger Marcus Gilmore. Er gebe ihnen keine Ratschläge mehr, das was sie aber immer gebrauchen könnten, sei Ermutigung. Er selbst spiele Rough Jazz, und das sei einfach gut für die Seele.

Das Roy Haynes Quartett und das McCoy Tyner Trio treten am 1. 3. im großen Saal der Philharmonie auf.

quelle http://www.jazzinstitut.de/de.htm