Konzert: Dave Holland Quintet in Mannheim 26.10.05

Hallo,

aus gegebenem Anlass will ich hier auf ein schon einige Zeit zurückliegendes Konzert eingehen.

Ich habe heute eine ausgesprochen positive Besprechung des Auftritts von Dave Holland und seinem Quintet in Mannheim beim Enjoy Jazz Festival gelesen, die mich zweifeln ließ, ob der Rezensent und ich im gleichen Konzert waren. Daher möchte ich auch hier im Hifi-Forum einen Beitrag einstellen, den ich auch auf eine andere Site gepostet habe, wo ich allerdings wenig Resonanz erwarte.
Vielleicht hat ja auch jemand von Euch das Konzert besucht und kann seine Eindrücke schildern.

Das Konzert konnte für mich den Erwartungen, die man an eine Legende wie Holland stellt, leider nicht gerecht werden.

Meine Begleiterin und ich haben den Ort einigermaßen enttäuscht bis verärgert verlassen, was Gründe nicht nur, aber überwiegend in der Musik hat.

Schon die kurze Erklärung von Dave Holland vor Beginn des Konzertes, wo er auf den stressigen Terminkalender hinwies, und dass die Gruppe erst am Morgen aus Osteuropa angereist war etc. sorgte ein wenig für hochgezogene Augenbrauen. Das sind doch Profis, oder? Das klang ein wenig nach Vorab-Entschuldigung, und im Verlauf des Konzertes bestätigte sich der Eindruck.

Robin Eubanks (tb) war sichtlich missgestimmt wegen der Beleuchtung oder Sonstwas, aber auch die anderen Musiker, Dave Holland vielleicht ausgenommen, verströmten keine Spiellaune. Meines Erachtens wurde da ein Auftritt möglichst schnell und schmerzlos abgewickelt. Auch dass keine Pause eingelegt wurde spricht für diese Ansicht. Die Veranstalter jedenfalls scheinen vom Wegfall der Pause nichts gewusst zu haben, waren doch vor der Aula Tresen und Getränke dafür vorbereitet. Hm.

Die Musik war dann auch entsprechend. Eubanks immerhin, obwohl permanent deutlich genervt, konnte ab und zu in seinen Soli noch ein kleines Highlight setzen, bei allen anderen in meinen Augen aber Fehlanzeige: Holland bestenfalls routiniert, Nelson am Vibraphon praktisch nicht vorhanden, und wenn, dann farblos, Potter (sax) spielte immer das gleiche Solo, und Nate Smith war schlichtweg ärgerlich. Ich habe schon lange keinen Schlagzeuger mehr gehört, der seine Aufgabe so als Lärmerzeuger missverstanden hat.
Der Gruppe gelang es nicht, den Funken überspringen zu lassen. Bei mir zumindest kam zu keinem Zeitpunkt das Gefühl auf, hier ein homogenes, aufeinander eingespieltes Ensemble vor mir zu haben.

Die Musik selbst sorgte für Verblüffung. Die letzte Platte, die ich von Dave Holland habe, datiert von 1983, danach habe ich ihn noch einigemale live gehört, zuletzt allerdings schon vor 8-10 Jahren. Und was wird gespielt? Genau die gleiche Musik wie vor 20 Jahren! Es zeigt sich nicht die kleinste Entwicklung! Von einem führenden Musiker, tut mir leid, erwarte ich deutlich mehr.

Das war für mich die enttäuschendste Erkenntnis des Abends: der Avantgardist hat sich zu den Epigonen verabschiedet. Er pflegt offenbar nur noch seine eigene Legende.

Schade eigentlich.

Grüße,
Peter