Ausgangsleistung vs. Netzteil

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MrGiorgio77
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 12. Dez 2012, 03:05
Hallo liebe HiFi-Freunde!

Ich habe eine technische Frage zu den Audio-Verstärkern / -Receivern.

Sehr oft haben Geräte deutlich höhere Ausgangsleistung als die Netzteile an Leistung verbrauchen.

So ist z.B. mein Stereoverstärker Yamaha AX550 mit 2x140W (0,7% THD) angegeben, obwohl er „nur“ 230W starken Netzteil hat. Physikalisch gerechnet, verstehe ich nicht, wo die übrigen 50W her kommen, wenn insgesamt 280W als Dauerleistung angegeben werden. Bei den dynamischen Leistungsangaben lässt sich das mMn durch kapazitätsstarke Kondensatoren erklären, da diese für den kurzen Zeitraum auch höhere Kicks ermöglichen.

Noch verwirrender ist der Unterschied bei den Audioreceivern. Mein Marantz SR5500 hat einen 450W Netzteil und sollte angeblich 7x 90W (bei noch geringerer Verzehrung: 0,08% THD) erzielen, das ist stolzer 180W Unterschied.

Für eine Aufklärung wäre ich sehr dankbar!

Euer Georg


[Beitrag von MrGiorgio77 am 12. Dez 2012, 06:52 bearbeitet]
Stuhlfänger
Stammgast
#2 erstellt: 12. Dez 2012, 10:06

Sehr oft haben Geräte deutlich höhere Ausgangsleistung als die Netzteile an Leistung verbrauchen.


Das ist eine Interpretation der ANGABEN, von denen man nicht weiss, wie sie zustande gekommen sind. Allerdings ergibt sich bereits aus dem Energieerhaltungssatz, daß nicht mehr Leistung rauskommen kann, als zugeführt wurde.

Wenn man z.B. einen AVR nimmt, kann es durchaus sein, daß ein Kanal 140 Watt ausspuckt, wenn alle anderen stumm sind. Die Rechnung der Hersteller ist dann 7*140 Watt, denn der AVR verfügt über 7 Endstufen, die einzeln 140 Watt leisten. Wenn die maximale Leistungsaufnahme dann nur mit 500 Watt angegeben ist, klafft da eine Lücke, wobei man berücksichtigen sollte, daß ein Wirkungsgrad von 80% bei vielen Geräten bereits eine optimistische Angabe ist.
bapp
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 12. Dez 2012, 14:17
Ich meine auch, dass das eine größzügige Auslegung der Dauerleistung ist.

Es ist ähnlich wie mit den Arbeitslosen: Jeder, der will, kann ja angeblich einen Arbeitsplatz finden - nur eben nicht alle gleichzeitig...
Passat
Inventar
#4 erstellt: 12. Dez 2012, 14:31

MrGiorgio77 schrieb:

Für eine Aufklärung wäre ich sehr dankbar!


Die Aufklärung ist ganz einfach:
Das, was hinten drauf steht, ist NICHT die max. Leistungsaufnahme, sondern die Leistungsaufnahme nach Normvorschrift.

Das das so ist, siehst du z.B. in den technischen Daten, die in der Anleitung stehen.
Die Leistungsaufname unterscheidet sich da je nach Land, obwohl die Ausgangsleistung in allen Ländern gleich ist.
Skandinavien = 170 Watt
USA = 200 Watt
Restliche Welt ohne USA, Skandinavien und Kanada = 230 Watt
Kanada = 430 Watt

Ursache dafür sind unterschiedliche Normen zur Bestimmung der Leistungsaufnahme in den jeweiligen Ländern.

Manchmal steht auch die max. Leistungsaufnahme in der Anleitung drin.
Beispielsweise bei meinem Yamaha RX-V3067:
Lt. Norm und Typenschild = 490 Watt.
Max. lt. Anleitung = 1210 Watt.

Grüße
Roman
Stuhlfänger
Stammgast
#5 erstellt: 12. Dez 2012, 14:42

Beispielsweise bei meinem Yamaha RX-V3067:
Lt. Norm und Typenschild = 490 Watt.
Max. lt. Anleitung = 1210 Watt.


Was bedeutet hier Norm?
Passat
Inventar
#6 erstellt: 12. Dez 2012, 15:11
Tja, nach welcher Norm (IEC, DIN, AES etc.) steht leider nicht dabei.

Ich gehe mal von IEC aus.
Die Normen sind leider nicht frei verfügbar.
Man muß die entsprechenden Normschriften für viel Geld kaufen.

Grüße
Roman
Stuhlfänger
Stammgast
#7 erstellt: 12. Dez 2012, 15:25

Passat schrieb:
Tja, nach welcher Norm (IEC, DIN, AES etc.) steht leider nicht dabei.


Genau das meine ich mit

Das ist eine Interpretation der ANGABEN, von denen man nicht weiss, wie sie zustande gekommen sind.


Leider ist es gerade bei HiFi-Geräten fast durchgehend Usus, daß man im Unklaren gelassen wird, unter welchen Bedingungen die Angaben zustande gekommen sind. Lediglich auf die angegebene Netzspannung kann man sich verlassen.
MrGiorgio77
Ist häufiger hier
#8 erstellt: 12. Dez 2012, 15:55

Passat schrieb:
...Das, was hinten drauf steht, ist NICHT die max. Leistungsaufnahme, sondern die Leistungsaufnahme nach Normvorschrift...
Roman


Super! Vielen herzlichen Dank, das wußte ich nicht!
bapp
Hat sich gelöscht
#9 erstellt: 12. Dez 2012, 16:12
Auch die Leistungsangaben bei Geithains MO-2 sind nicht konsistent:


MEG-MO2_P


Was das mit der Norm zu tun hat, verstehe ich eigentlich immer noch nicht.
Passat
Inventar
#10 erstellt: 12. Dez 2012, 16:36
Da sollte man einma Geithain anschreiben, wie es sein kann, das man da 2x 80 Watt (=160 Watt) herausbekommt, wenn man nur max. 100 Wat rein steckt.

Ist da ein kleines Kraftwerk verbaut?
Nutzt der Lautsprecher freie Energie und braucht deshalb nicht so viel aus der Steckdose?

Da MOSfet-Endstufen verbaut sind, liegt der Wirkungsgrad bei max. 65%.
D.H., bei 80 Watt Ausgangsleistung zieht eine Endstufe schon ca. 125 Watt.
Bei 2 Endstufen sind es dann 250 Watt.

Das ist 2,5 mal so viel, wie Geithain verspricht.

Und dabei ist noch gar nicht berücksichtigt, das auch die eingebaute aktive Frequenzweiche ein paar Watt haben will.

Oder muß man aus den Angaben von Geithein schließen, das zwar die Endstufen 80 Watt könnten, aber da das Netzteil so viel nicht hergibt, die Endstufen dadurch massiv eingebremst werden?

Mal kurz die Umkehrrechnung machen:
100 Watt max. abzgl. 10 Watt für die aktive Weiche = 90 Watt.
90 Watt, davon 65%, sind 58,5 Watt.
Das durch zwei, bleiben 29,25 Watt pro Endstufe anstatt 80 Watt.

Grüße
Roman
bapp
Hat sich gelöscht
#11 erstellt: 12. Dez 2012, 16:43
Klingen tun die MO-2 jedenfalls einwandfrei - deshalb war mir das eigentlich immer ziemlich wurscht.
Vielleicht sollte ich aber doch mal nachfragen, wie diese Angaben zu verstehen sind.
Passat
Inventar
#12 erstellt: 12. Dez 2012, 16:46
Das die gut klingen glaube ich.
Was IMHO falsch ist, ist die Angabe der Leistungsaufnahme.

Grüße
Roman
Stuhlfänger
Stammgast
#13 erstellt: 12. Dez 2012, 16:58
Das hat schon seine Richtigkeit, wenn das Norm-Watt sind.
bapp
Hat sich gelöscht
#14 erstellt: 12. Dez 2012, 17:00
Dass es auch besser geht, zeigt K+H (O410):

O410-Pout

O410-Pin

Haben die andere "Norm-Watt"?


[Beitrag von bapp am 12. Dez 2012, 17:01 bearbeitet]
Passat
Inventar
#15 erstellt: 12. Dez 2012, 17:04
Ja, das kommt rechnerisch auch hin.
680 Watt Ausgangsleistung bei 1300 VA Leistungsaufnahme macht einen Wirkungsgrad von ca. 52%.
Und das ist ein normaler Wert für Class A/B-Endstufen.

Grüße
Roman
Stuhlfänger
Stammgast
#16 erstellt: 12. Dez 2012, 17:49
Wobei ich jetzt angenommen hätte, daß sich die maximale Leistungsaufnahme auf die Peak-Leistung von dann 800 Watt bezieht, wobei das eher ein theoretischer Wert ist.
Passat
Inventar
#17 erstellt: 12. Dez 2012, 17:53
Naja, die Peakleistung kann schon über der Aufnahmeleistung liegen, da der Verstärker sich ja für sehr kurze Zeit die zusätzliche Leistung aus den Netzteilkondensatoren holen kann.
Das sind aber nur wenige Millisekunden, dann sind die Elkos leer.

Grüße
Roman
Stuhlfänger
Stammgast
#18 erstellt: 12. Dez 2012, 20:27
Viel interessanter ist eigentlich die Leistungsaufnahme im Leerlauf/bei 'normaler' Lautstärke. Im Gegensatz zur Leistungsaufnahme im Standby und bei Vollausstattung findet man diese Angabe bei Verstärkern/AVR fast nie.
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