Paßt E-Musik und Hi-Fi von der Philosophie her eigentlich zusammen?

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Gelscht
Gelöscht
#1 erstellt: 12. Dez 2010, 14:17
Hi (und Fi)!

Über das Thema habe ich privat gelegentlich mit meinem Schiegersohn diskutiert, der ein begeisterter Rockmusiker ist. Habe den Eindruck, daß es bei E-Musik doch eher um Power als um Hi-Fi geht. Im Prinzip beißt es sich geradezu.
Schon der Guitarrensound ist doch von der Elektronik bereits (vor-) verfälscht. Oder irre ich mich als Hi-Fi-Fan?

Gruß

Blacky
MacPhantom
Inventar
#2 erstellt: 12. Dez 2010, 14:26
Grundidee von Hifi ist, den vom Interpreten gewünschten/verfolgten Klang so exakt wie möglich* wiederzugeben.

*eben so gut, wie es die Technik zulässt. Anzumerken ist, dass die Hifi-Norm uralt und schon damals sehr einfach zu erfüllen ist/war.


E-Musik setzt absichtlich Verzerrungseffekte ein, um die Musik so zu modulieren, dass dabei ein gewünscht anderer Klang herauskommt.
Wenn man nun solche Musik über eine Hifi-Anlage hören will, dann geht das natürlich technisch (ist ja klar), aber meiner Meinung nach auch von den Ideen dahinter. Dann lässt man die Anlage eben die E-Musik so wiedergeben, wie sie "geplant" war, inklusive aller Effekte. Ist zwar bedeutend einfacher, einen Synthesizer-Ton zu reproduzieren wie einen "natürlichen" Klang mit allen Variationen über die Zeit, Obertönen und was es sonst noch so gibt, aber das macht ja nichts.


Ich persönlich sehe da keinen Widerspruch.
Hüb'
Moderator
#3 erstellt: 12. Dez 2010, 14:45
Hi Blacky,

rein von der Begrifflichkeit her ist mit E-Musik sog. "ernste Musik" = klassische Musik und Jazz gemeint: http://de.wikipedia.org/wiki/E-,_U-_und_F-Musik

Grüße
Frank
Hörbert
Inventar
#4 erstellt: 12. Dez 2010, 15:10
Hallo!

Auch ich sehe da eigentlich keinen Konflikt, HiFi (= High Fidelity) ist ein Qualitätsstandard für Wiedergabegeräte, es ist egal was auf den Tonträgern gespeichert ist, wichtig ist daß dieses gespeicherte Material so Originalgetreu wie möglich wiedergegeben wird. Im Grunde ist das -zumindestens bei der Verwendung von Digitalen Quellgeräten- heutzutage auch bloß noch eine Fage der Lautsprechergüte und der jeweiligen Raumakustik.

MFG Günther
Boettgenstone
Inventar
#5 erstellt: 12. Dez 2010, 15:20
Hallo,
Hifi beschreibt eigentlich nur die Technik zur Wiedergabe also ist es in meinen Augen egal was auf dem wiedergegebenen Tonträger zu finden ist.

Vorverfälscht ist der Klang "natürlicher"* Instrumente sowieso sobald es auf dem Tonträger landet. Man sollte das nicht so negativ sehen, diese "Verfälschung" ist ja je nach Aufnahmebedingungen nötig um wieder einen Klang zu bekommen der dem Original näher kommt.


Hüb' schrieb:
Hi Blacky,

rein von der Begrifflichkeit her ist mit E-Musik sog. "ernste Musik" = klassische Musik und Jazz gemeint: http://de.wikipedia.org/wiki/E-,_U-_und_F-Musik

Grüße
Frank
:prost

Das das immer so verkürzt wiedergegeben wird...
Das sehe ich nämlich ein wenig anders, wenn auch die meiste Unterhaltungsmusik die Vorgaben für den Stempel E-Musik nicht erfüllt.
Wiki sieht das auch so und besser kann ich es auch nicht ausdrücken:

Der Tendenz nach wird dies so ausgelegt, dass es sich um Musik handelt, die sich wirtschaftlich nicht selbst trägt, aber im Urteil vieler Hörer interessant und erhaltenswert ist. So rechnet man heute auch Anspruchsvolles aus den Bereichen Pop, Chanson, Elektronische Musik, Jazz, Welt- und Filmmusik dazu. Man kann sogar einige Rapper sowie Gruppen aus dem Bereich Progressive Rock und Metal diesem Genre zuordnen. Der Mut zum Experiment, das „Schwimmen gegen den Strom“ ohne den Seitenblick auf die wirtschaftliche Machbarkeit werden oft mit dem Begriff der E-Musik in Zusammenhang gebracht.


*Eigentlich ein saublöder Begriff, das gilt so richtig päpstlich gesehen nur für Bauchtrommel, Schuhplatteln, Fürze und Gesang und sobald man eine E-Gitarre/Bass zusammen mit dem vom Musiker benutzten Equipment begutachtet hat man eigentlich auch ein Instrument mit eigenem "natürlichem" Klang.
Man ist dort nur noch mehr von einer linearen Wiedergabe und dem Können der Tonmenschen abhängig um sagen zu können das eine Anlage "natürlich" klingt.

Angesichts der heterogenen Menge "natürlich klingender" Anlagen bezweifel ich sehr stark das diese "Natürlichkeit" als Bewertungskriterium auch nur einen einzigen Pfifferling wert ist, ohne dabei jegliche Aussagekraft für andere Menschen zu verlieren.
TFJS
Inventar
#6 erstellt: 12. Dez 2010, 15:20
Hi,

grundsätzlich gibt es in jeder Spielart von Musik gut produzierte und schlecht produzierte Tonträger.
Die Frage, wo sich "HiFi" lohnt, entscheidet sich meiner Ansicht daher ausschließlich an der Aufnahmequalität des Ausgangsmaterials.
LineArray
Hat sich gelöscht
#7 erstellt: 12. Dez 2010, 15:23
Einfacher und besser kann man es wohl kaum ausdrücken ...
es entspricht jedenfalls genau meiner Erfahrung.


Viele Grüße

Oliver
TFJS
Inventar
#8 erstellt: 12. Dez 2010, 15:25
Hüb'
Moderator
#9 erstellt: 12. Dez 2010, 15:35

Das das immer so verkürzt wiedergegeben wird...
Das sehe ich nämlich ein wenig anders, wenn auch die meiste Unterhaltungsmusik die Vorgaben für den Stempel E-Musik nicht erfüllt.
Wiki sieht das auch so und besser kann ich es auch nicht ausdrücken:

Daher habe ich den Eintrag verlinkt und mich lediglich auf einen knappen Hinweis beschränkt, dass mit "E-Musik" gemeinhin eben nicht "elektrische Musik", wie vom Themenersteller fälschlicher Weise angenommen, gemeint ist.
LineArray
Hat sich gelöscht
#10 erstellt: 12. Dez 2010, 15:45
Du hast ja recht, trotzdem ist der Themenersteller
mit dem was er gemeint hat wohl verstanden worden ...
zwaps
Stammgast
#11 erstellt: 12. Dez 2010, 16:27
Au weia, E und U Musik das hab ich ja schon ne Weile nicht mehr gehört.

Wiedergabestandards sind aber für E als auch U Musik gleich.



U-Musik Aufnahmen gehören im allgemeinen zu den besten Aufnahmen aller Zeiten, ob jetzt Beatles, Zeppelin oder Porcupine Tree.
Naja wie dem auch sei, alles in Allem ist's quatsch.


Warum sollen Power und Hifi nicht zusammen passen? Eigentlich ist "mehr Power" c.p. auch besser. Und mehr Membranfläche sowieso.
Hüb'
Moderator
#12 erstellt: 12. Dez 2010, 16:33
Hi,

falls jemand das Thema in den falschen Hals bekommen haben sollte: ich halte diese Trennung weder für richtig, noch sinnvoll. Es ging mir lediglich um eine begriffliche Klarstellung mit Blick auf den allgemein üblichen Sprachgebrauch.

Grüße
Frank


[Beitrag von Hüb' am 12. Dez 2010, 16:34 bearbeitet]
Fhtagn!
Inventar
#13 erstellt: 14. Dez 2010, 11:31

Werner_Schwarz schrieb:
Hi (und Fi)!

Schon der Guitarrensound ist doch von der Elektronik bereits (vor-) verfälscht. Oder irre ich mich als Hi-Fi-Fan?



Gigantischer Irrtum. Das ist wirklich das Krudeste, was mir je zur Musik zu Ohren gekommen ist.

Wenn ich einen Röhrenamp übersteuere, einen Flanger oder sonst einen Effekt verwende, dann will ich, dass mein Instrument genau so klingt. Weil meine Musik genau so klingen soll.

Transponiere ich mit einem Kapodaster, dann würde ich nach deiner Auffassung auch den "Gittarensound" verfälschen. Klingt ja doch ein wenig anders als mit Barré.
Und Narciso Yepes dürfte nicht seine 10-saitige spielen, war ja nicht vorgesehen.

Wirklich, diese Logik geht mir nun völlig ab.....
zwaps
Stammgast
#14 erstellt: 16. Dez 2010, 23:36
Also ich persönlich höre ausschließlich Musik von einer unverstärkten Telecaster, mit DPA Kugel an der Brücke aufgenommen.
Verfälschter E-Gitarrenklang kommt mir nicht ins Haus!
talarion
Ist häufiger hier
#15 erstellt: 17. Dez 2010, 10:49

zwaps schrieb:
Porcupine Tree.




BTT: Es gibt sehr viele Elektronische Instrumente die es Wert sind, dass man sie möglichst neutral und unverfälscht wiedergibt. Z.B. eine gute Stratocaster, ein Moog der von einem könner gespielt wird, eine Hammondorgel oder was weiss ich was. Hier entstehn, genau wie in der klassischen Musik, Klänge die einfach unter die Haut gehn. Man höre sich nur mal Pink Floyd oder sowas an. Sowas muss man einfach auf einer guten Hifianlage hören!
DJ_Bummbumm
Inventar
#16 erstellt: 17. Dez 2010, 11:01

talarion schrieb:
Man höre sich nur mal Pink Floyd oder sowas an. Sowas muss man einfach auf einer guten Hifianlage hören!

Auch Pink Floyd macht bereits auf einer Konsumenten-Anlage Spaß.

Sicher gibt es dann noch erhebliche Steigerungen, aber die Attitüde "da muss man erst einmal ganz tief in die Tasche greifen" ist verfehlt.

BB
talarion
Ist häufiger hier
#17 erstellt: 17. Dez 2010, 11:17
Ja stimmt natürlich, is von mir vielleicht auch bissl falsch rübergekommen. Gute Musik macht generell auch auf kleineren Anlagen Spass, keine Frage. Aber schlechte Musik (oder schlecht klingende Musik) macht auf ner großen Anlage vielleicht keinen Spass mehr. Aber eben auch in der elektronsichen Abteilung gibt es viele Sachen, die auf einer guten Anlage erst so richtig aufblühen und ein echtes klangerlebnis bescheren. Das ist sicherlich nicht nur der Klassik vorenthalten. So meinte ich das.
Fhtagn!
Inventar
#18 erstellt: 17. Dez 2010, 12:14

talarion schrieb:

zwaps schrieb:
Porcupine Tree.

BTT: Es gibt sehr viele Elektronische Instrumente die es Wert sind, dass man sie möglichst neutral und unverfälscht wiedergibt. Z.B. eine gute Stratocaster, ein Moog der von einem könner gespielt wird, eine Hammondorgel oder was weiss ich was. Hier entstehn, genau wie in der klassischen Musik, Klänge die einfach unter die Haut gehn. Man höre sich nur mal Pink Floyd oder sowas an.


Was wäre denn bitte ein "unverfälschter Klang" einer Strat?
Dazu müsste erstmal klargestellt werden, wie eine Strat klingen müsste.
9er, 10er, 11er oder gar 12er Saiten?
Rundkernsaite (müsste ja sein, von wegen originalgetreu) oder eckiger Kern? Roundwounds oder Flatwounds?
Welche Tonabnehmer dürfen montiert werden?
Beim Verstärker wirds ganz haarig. Darf zum unverfälschten Klang nur ein Fender Twin oder ein Vox AC30 benutzt werden?

Sag an, wie klingt eine unverfälschte Fender?
talarion
Ist häufiger hier
#19 erstellt: 17. Dez 2010, 13:00
Na so wie sie der Musiker spielt Dass du das Gefühl hast, dass er neben dir im Raum spielt. Aber toll dass du dich so gut mit den Fachbegriffen auskennst, sehr beeindruckend
Fhtagn!
Inventar
#20 erstellt: 17. Dez 2010, 13:47
Die Begriffe kennt jeder, der Gitarre spielt.

Was ich sagen will: Es gibt keinen originären Sound bei Instrumenten. Auch ein und derselbe Typ (so wie die Strat) klingt immer so, wie der jeweilige Musiker sie haben will.
Darum kann man nicht von unverfälschtem Klang sprechen.
talarion
Ist häufiger hier
#21 erstellt: 17. Dez 2010, 14:08
Ja das weiss ich. Aber wenn wir mal die Kette druchgehn: Ein Musiker spielt ein Instrument, dieses wird im Studio aufgenommen und auf CD gebrannt. Diese CD wird an einer Anlage abgespielt. Ich möchte nun einen Sound haben, der dem im Studio möglichst nahe kommt. Dabei können die Daten die auf CD kommen schon durch schlechte Aufnahme verfälscht werden, wie auch beim Abspielen der CD an der Anlage. Verstehst du was ich jetzt mit verfälschen meine? Ich bin am ganz anderen Ende der Kette als du. Ich möchte nämlich auch raushören können, welche Saiten verwendet wurden, welche Tonabnehmen und Verstärker und was weiss ich noch. Wenn der Sound auf dem Weg vom Studio zu meinen Ohren irgendwo verfälscht wird, dann kann ich das nicht mehr.
Aber das ist jetzt auch nur ein ganz exemplarischer Beispiel! Bitte nicht auf irgendwelchen Kleinigkeiten rumreiten wie, die Stärke der Saiten hört man auf der Aufnahem eh nicht, oder sowas
donnerkatz
Stammgast
#22 erstellt: 17. Dez 2010, 19:34
@talarion
Aber da du nicht weist wie es im Studio geklungen hat, weist du auch nicht, ob es orginal oder verfälscht klingt.
Boettgenstone
Inventar
#23 erstellt: 17. Dez 2010, 19:43
Hi,
aus diesem "Dilemma" entkommt man wenn man die Wiedergabebedingungen an technische Vorgaben knüpft, zumal dein Original der Tonträger ist, weil man eben nicht weiß was davor kam.


Fhtagn! schrieb:


Sag an, wie klingt eine unverfälschte Fender?

90% Kommt eh ausn Fingern.
internist
Ist häufiger hier
#24 erstellt: 18. Dez 2010, 13:15
Ich glaube dass gute die Seele des Hörers ansprechende Musik aus sich heraus so eine Macht ausübt, dass Fragen über HiFi mehr oder weniger in den Hintergrund treten.
Wenn das nicht so wäre, müssten ja alle HiFi-Fans sobald sie original Glenn Miller, oder Armstrong, oder Callas usw. hören, schreiend davon laufen und damit auf die Kunst der großen Musiker des letzen Jahrhundert verzichten müssen, weil diese alten Aufnahmen nun mal mehr oder weniger heutigen HiFi-Ansprüchen nicht genügen.

Die „Motown“ Musik z.B. ist ein gutes Beispiel dafür, dass HiFi-Authentizität und Klangqualität nicht unbedingt der Maßstab sein müssen. Das „Markenzeichen“ vieler 60er Motown-Musiken war ein ziemlich „verwaschener“ Klang mit dumpfem Schlagzeug, Beckenklänge waren kaum wahrnehmbar.

Die Frage, ob das zwecks Sound so gewollt war, oder das Motown-Label unzulängliche Studiotechnik verwendete, ist dabei aber zweitrangig, weil die Musik so mächtig war, dass der dumpfe Klang ignoriert, sogar als Sound akzeptiert wurde.

Nun brachten die Labels wie so oft, auch von Motown-Musik „digital remasterte“ Neuauflagen heraus, mit dem Ergebnis, dass nun das Schlagzeug klarer, naturgetreuer, also HiFi-konformer rüberkommt.
Das gefällt mir aber überhaupt nicht, weil es nicht authentisch ist bezogen auf den damaligen Motown-Klangeindruck. Nicht nur bei Motown klingen für mich alle remasterten Sachen, sobald versucht wird, ihnen den heutigen “HiFi-Zeitgeist“ überzustülpen, fremd. Deshalb ziehe ich immer unveränderte, höchstens gemäßigt restaurierte Originale vor, weil es mir hier nicht um HiFi-Autentizität sondern um eine sozusagen historische Authentizität geht.

Gewiss möchte ich heute eine gute HiFi-Technik nicht mehr missen, aber HiFi ist nicht alles, es gibt wie beschrieben auch andere Aspekte, wobei die Musik immer im Vordergrund steht, stehen sollte. Sonst geht es nämlich dem HiFi-Fan oder -Freak ähnlich wie dem Foto-Freak, der vor lauter Beschäftigung mit Körnung, Farbstich und Tiefenschärfe das was auf dem Foto drauf ist, das wesendliche eben, gar nicht mehr wahrnimmt, ja es ihm sogar gleichgültig geworden ist.

Zur Beantwortung der Frage ob (E-) Musik und HiFi von der Philosophie zusammenpassen, sage ich, sie kann, muss aber nicht zusammenpassen, zum Musikgenuss ist HiFi nicht Bedingung.
internist
Ist häufiger hier
#25 erstellt: 18. Dez 2010, 15:13

Boettgenstone schrieb:

Fhtagn! schrieb:


Sag an, wie klingt eine unverfälschte Fender?

90% Kommt eh ausn Fingern. :L


Ich glaube nicht, dass sich z.B. ein J. Hendrix oder andere seiner Künstlerzeitgenossen so intensiv und z.T. fast schon fanatisiert über Instrumenten-Technik und – Hersteller geredet und philosophiert haben, wie es heute üblich ist.
Weil das Angebot an Instrumenten und Zubehör wesendlich geringer war als heute, war auch vergleichsweise wenig zum diskutieren da.
Wie soll es auch sonst sein, denn die damaligen Künstler haben ja mit vergleichsweise bescheidenen Mitteln erst durch ihre epochale Kunst Fans und Nachahmer generiert und damit der Musikinstrumentenindustrie zu einem gigantischen Boom verholfen.

Der Wettbewerb führte zu schier unübersehbaren Angeboten und Varianten an Instrumenten, Zubehör, Saiten, Effektgeräten usw. wobei den ihren Idolen nacheifernden Nachwuchsmusikern nichts anders mehr übrig blieb, sich bei der Qual der Wahl mit andern auszutauschen. Dabei herrscht oft der Irrglauben vor, mit diesem oder jenen Instrumenten oder Gitarrensaiten in Machart und Fabrikat eigenes unzulängliches künstlerisch/handwerkliches Können kompensieren zu können, was fast schon an Aberglauben grenzt.

Dagegen haben Hendrix und Co. lieber geübt, gespielt, geübt und noch mal gespielt, hatten ein fast krankhaftes Bedürfnis danach, eine Vorraussetzung außergewöhnliches zu leisten, anstatt ziemlich sinnlos über irgendwelche Plektrums, Saiten oder Effekte zu „fachsimpeln“.

Selbst ein heutiger China-Nachbau für 50 Euro klingt, wenn man entsprechend spielen kann, wie ne original Strat. Eventuelle Klangabweichungen zum Original sind dabei eigentlich irrelevant, bzw. ändern nichts an dem, was man mit dem Instrument „sagen“ will...wenn man es denn kann.
Hieraus ergibt sich, dass die Original Strat völlig überteuert ist (Kult-Bonus) und es kleiner Klangnuancen wegen sich kaum lohnt, soviel Geld auszulegen.

Hier ist es ähnlich wie bei HiFi, vor lauter Beschäftigung mit der Technik wird die Musik fast zweitrangig.
So wie so manchen HiFi-Fans vor lauter Beschäftigung mit der Technik die Fähigkeit abhanden gekommen zu sein scheint, Musik ihrer selbst willen unbefangen zu genießen, was auch ohne HiFi, sogar mit einem alten Dampfradio möglich ist, sind viele heutige Nachwuchsbands zum Scheitern verurteilt, weil sie zu viel wertvolle Zeit und Gedanken mit dem “fachsimpeln“ über irgendwelche querversteppten und längsverzahnten Gitarrensaiten verplempern, statt die Zeit lieber mit üben, spielen, üben, spielen zu nutzen.

Das Ergebnis hört man dann. Mittelmäßigkeit und Nachahmen bewährter Schemen und Klänge bestimmen den Markt. Nur ein paar seltene Lichtblicke sind erkennbar.

Wir habe heute die absurde Situation, dass zwar die Aufnahme- und Widergabetechnik auf höchstem Niveau steht, aber die Musik unterm Strich im Niveau runter geht (Masse statt Klasse). Vor Jahren war es umgekehrt , da konnten die Künstler von solcher Studiotechnik noch nicht einmal träumen, haben dennoch große Kunst abgeliefert.
zwaps
Stammgast
#26 erstellt: 18. Dez 2010, 16:17

talarion schrieb:
Ja das weiss ich. Aber wenn wir mal die Kette druchgehn: Ein Musiker spielt ein Instrument, dieses wird im Studio aufgenommen und auf CD gebrannt. Diese CD wird an einer Anlage abgespielt. Ich möchte nun einen Sound haben, der dem im Studio möglichst nahe kommt. Dabei können die Daten die auf CD kommen schon durch schlechte Aufnahme verfälscht werden, wie auch beim Abspielen der CD an der Anlage. Verstehst du was ich jetzt mit verfälschen meine? Ich bin am ganz anderen Ende der Kette als du. Ich möchte nämlich auch raushören können, welche Saiten verwendet wurden, welche Tonabnehmen und Verstärker und was weiss ich noch. Wenn der Sound auf dem Weg vom Studio zu meinen Ohren irgendwo verfälscht wird, dann kann ich das nicht mehr.
Aber das ist jetzt auch nur ein ganz exemplarischer Beispiel! Bitte nicht auf irgendwelchen Kleinigkeiten rumreiten wie, die Stärke der Saiten hört man auf der Aufnahem eh nicht, oder sowas :prost



Zuerst einmal hörst du wie der Verstärker abgenommen wurde, wie gemischt und editiert wurde etc. Allein der Winkel des Mikrofons ist eine künstlerische Entscheidung.

Es ist überhaupt nicht Ziel einer Aufnahme, es 1:1 vom Studio auf die CD zu bringen, sondern es künstlerisch so aufzunehmen, dass später auf der CD gut klingt. Und damit entfernt man sich natürlich weit von der authentischen Wiedergabe.
Gelscht
Gelöscht
#27 erstellt: 20. Dez 2010, 17:43
AU WEIA, da habe ich ja was losgetreten und das als Newcomer! Vergleichbar mit einem Schneebrett in den Alpen nach viel Neuschnee...

Der Unterschied dazu ist jedoch, daß es bei einer (ineressanten mein ich) Diskussion gar micht genug Meinungen schneien kann!

Ich bedanke mich jedenfalls herzlich bei Euch und hoffe auch wieder etwas dazuzulernen

Gruß Blacky

P.S.
Gibt es eigentlich schon einen Thread Thema "Klirrfaktor"?
Detektordeibel
Inventar
#28 erstellt: 21. Dez 2010, 03:30

Werner_Schwarz schrieb:
Hi (und Fi)!
Habe den Eindruck, daß es bei E-Musik doch eher um Power als um Hi-Fi geht. Im Prinzip beißt es sich geradezu.
Schon der Guitarrensound ist doch von der Elektronik bereits (vor-) verfälscht. Oder irre ich mich als Hi-Fi-Fan?


In dem Fall würde ich sagen, DA bist du auf dem Holzweg.

Eine E-Gitarre ist zwar elektrisch verstärkt (und das muss sie auch sein um gegen Blechbläser und Schlagzeug anzukommen), aber sie bleibt im grunde genommen immernoch ein akustische Instrument worauf auch das gewählte Holz einen Einfluss hat, natürlich auch der Tonabnehmer die ja verschiedene Klänge erzeugen


Selbst ein heutiger China-Nachbau für 50 Euro klingt, wenn man entsprechend spielen kann, wie ne original Strat.


Selbst für einen Profi ist das schwer bis unmöglich. Liegt weniger an den Materialien als an der Verarbeitung.
Ne Chinastrat für 50€ vom Aldi kommt fast immer mit verzogenem Hals an und nem gruseligen Griffbrett, meistens scheitert es schon daran sie Bundrein zu stimmen, d.h. die Töne oben auf dem Griffbrett sind und bleiben alle verstimmt. Und ja, Tonabnehmer und Saiten haben auch einen Einfluss auf den Klang.
Natürlich gibt es auch exzellente Nachbauten aus Asiatischer Fertigung, die sind zwar günstiger als ne Ami-Fender oder ne Mexen-Fender aber da biste eher mit 500€ als mit 50€ dabei, als Fender noch in Japan gebaut hat waren am Ende die japanischen Instrumente von höherer Qualität als die "Made in USA".
Natürlich macht eine bessere Gitarre keinen besseren Spieler, einen Porsche zu kaufen macht einen auch nicht zum Rennfahrer, aber das ist ne andere Geschichte.


Was ich sagen will: Es gibt keinen originären Sound bei Instrumenten. Auch ein und derselbe Typ (so wie die Strat) klingt immer so, wie der jeweilige Musiker sie haben will.


Zumal genug Musiker ich sag mal ziemlich "vertuntete" Instrumente gespielt haben und mit diesem speziellen Klang verbunden werden. Eine Standardstrat klingt ganz anders als die Strat von Stevie Ray Vaughn mit ihren extrem dicken Saiten, oder die Eigenbau-Gitarre des Queen-Gitarristen.
Eine gewisse Bastelwut ist so alt wie der Musikinstrumentenbau.


Um zum Thread zurückzukommen, man sollte IMHO nicht fragen ob Elektrisch verstärke Instrumente (auch der Sänger benutzt ein Mikrofon) zu Hifi-passen sondern eher wie "Audiophil" Elektronische Musik ist, vor allem die Musik die nicht mehr eingespielt wurde sondern gleich aus dem Computer kommt.
Ist vielleicht etwas speziell aber reden wir mal von Jamaika-Dub, Musik die in den 70ern durch das Mixverfahren mit analogen Reggae platten entstanden ist und wo am Anfang mit grade mal 4 Spuren relativ primitiv gemixt wurde. - Musik dieses Genres ist heute zumeist vollelektronisch und klingt auf einer Hifi-Anlage genauso "seelenlos" wie eine Techno-CD dank der Auswahl an Samples und Effekten.

Natürlich kann man jetzt auch sagen, bei gewissen Sorten "Heavy-Metall" wo die Klangqualität in Dezibel und BPM definiert wird ist es auch scheissegal ob die Gitarren nun in möglichst guter Klangqualität rüberkommen wenn damit nur "lärm" gemacht wird.


Die „Motown“ Musik z.B. ist ein gutes Beispiel dafür, dass HiFi-Authentizität und Klangqualität nicht unbedingt der Maßstab sein müssen. Das „Markenzeichen“ vieler 60er Motown-Musiken war ein ziemlich „verwaschener“ Klang mit dumpfem Schlagzeug, Beckenklänge waren kaum wahrnehmbar.


Motown war zu seiner Zeit auch keine "Hifi-Musik" sondern wurde über das Radio verbreitet und fand so damals seine Fans. Und in den USA bedeutete das damals über die Mittelwelle, und mit einem guten Mittelwellenradio und dieser Musik hört sich die Mittelwelle auch gar nicht schlecht an.
Wenn man versucht moderne Musik auf der Mittelwelle zu hören (aktuell in Süddeutschland On3 Radio vom BR auf 801) scheitert es natürlich am Medium das Zeug wiederzugeben.
Das die moderne Musik durch den Loudness-war schon ohne Dynamik her kommt stört da noch am wenigsten.

Bei der Frage "elektronische musik" und Hifi-audiophil stellen sich mir mehr Fragen als bei Musik mit E-Gitarre und E-Bass die sowohl in Blues, Jazz-Fusion, (Prog)Rock, Pop usw usw. durchaus vernünftig wiedergegeben sein wollen für den optimalen Hörgenuss.
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