Gibt es eigentlich noch Direktschnittschallplatten?

Wenn man "Direct-to-Disc" bei Amazon eingibt, erscheinen etliche LPs neu und einige gebraucht.

In Deinem Link wird man zu den Emil Berliner Studios und zu Berliner Meister Schallplatten geführt, die beide Direktschnitte anbieten, u. a. bei Amazon und Sieveking erhältlich.

Habe keine Schallplatten von den o. g. - war früher mal quasi verrückt danach und versucht, möglichst viele davon zu ergattern (sofern nicht exorbitant teuer). Habe wohl um die 30 Stück Verschiedene.

Charly Antolini – Knock Out habe ich gerade nicht, weil (Kenntnisstand damals) für viel Geld keine echten Direktschnitte angeboten wurden und ich verunsichert war. Bekanntermaßen ist die Anzahl der gepressten Schallplatten per Definition "Direct-to-Disc" begrenzt! Wenn von einer Bandaufnahme neu gemastert oder gar mehrere Matrizengenerationen gezogen wurden, ist es kein Direktschnitt mehr. Bei Antolini in jedem Fall massenhaft unseriöse Angebote.

Wo es sich lohnt, danach zu suchen, ist Charlie Byrd Crystal Clear Records ‎CCS 8002 - ich habe die 1977er Pressung auf weißem Vinyl ... unglaubliche Aufnahme! Habe noch 3 LPs von M & K Realtime Records einschließlich der berühmten Felipe De La Rosa - Flamenco Fever.

Als Anfang der 1990er Jahre Schallplatten verramscht wurden, konnte ich eine ganze Kiste Direktschitte zu 1,-DM pro Platte mitnehmen - allerdings keine stark Gesuchten, u. a. Lorin Maazel, Cleveland Orchestra - Direct From Cleveland (Telarc Direktschnitt), eine weitere LP mehrfach in Alulolie Zimbalist Father & Son - Sonatas Umbrella UMB-DD3 (fortlaufend nummeriert).

Auf jeden Fall ein Thema, wo es sich lohnt, sich damit zu beschäftigen!


eBill

Ja, wenn man bei wom oder jpc DMM oder Direct Metal Mastering eingibt, bekommt man sehr merkwürdige Ergebnisse, z.B. CDs mit der Erklärung „Beim analogen Direktschnitt wird der aufgenommene Ton in Echtzeit auf eine Lackplatte graviert. Für die digitale Aufnahme wird der Ton in DSD 11,2 MHz aufgezeichnet. Beide Aufnahmen werden ohne die Schritte Editing, Mixing und Mastering realisiert.“ Und wenn ein Direktschnitt von einer Tonbandaufnahme stammt, ist es ja eigentlich auch kein Direktschnitt mehr.
Von Telarc soll es mal einen Direktschnitt von Tschaikowskis „1812“ gegeben haben, der als Anlagenkiller bezeichnet wurde weil die Nadel immer raussprang.

Morgen
Ich habe keine Plandrehmaschine mehr, aber ein Bekannter von mir hat wegen der 1812 seinen Thorens umbauen lassen (müssen).
Und alles nur wegen der Kanonenschläge.
Und eine mit der Filmmusik von Star Wars (Teil 1). War Anfang 80 oder so.
Gruß

Telarc Tchaikovsky 1812 ist kein Direktschnitt, eine "normale" Pressung mit den wohl extremsten Pegelsprüngen aller Zeiten, die je in Rillen gepresst wurden. Es gibt mehrere Detailfotos im Netz, wenn man "Telarc 1812" bei Bildersuche eingibt. Sieht schon mit bloßem Auge beeindruckend aus!

Wenn man einen Abtaster mit weich aufgehängter Nadel hat, kann man die Telarc 1812 wohl meistens ohne Probleme abspielen - bei mir bewältigt das ein Yamaha Abtaster. Edit: Der Tonarm sollte auch eine gewisse Masse haben (bei mir ein Thorens 521 mit Originaltonarm).

Ich kann bereits am Rillenbild erkennen, ob eine Platte Tiefbass und Dynamik hat - habe viele Platten auf Flohmärkten/Börsen nur aufgrund des Rillenbildes gekauft bzw. hat meine Kaufentscheidung mit beeinflusst! Ich lag diesbezüglich praktisch nie falsch!

Eine andere Platte mit extremen Lautstärkesprüngen ist Gregorio Paniagua - La Folia De La Spagna, 1982 zuerst auf Harmonia Mundi France erschienen - etliche Male von verschiedenen Firmen nachgepresst worden, ich selbst habe die ATR-Pressung von 1985. Die ganze Aufnahme ist extrem räumlich und dynamisch mit einigen sehr lauten Stellen - insgesamt eine sehr schöne Platte!


eBill

Als es Atr noch in Duisburg in der Koloniestraße gab, habe ich mir oft die Nase am Schaufenster platt gedrückt und dann meine erste Anlage da gekauft. Heute betreiben die ursprünglichen Inhaber von Atr am gleichen Ort Acapella.
Die Anlage (mit Atr Monitor Lautsprecher) habe ich schon lange nicht mehr aber immer noch die Platte Arne Domnérus – Jazz at the Pawnshop (klick). Die nennen das heute noch „ Mastercut Recording“. Die Musik ist beeindruckend gut aufgenommen, aber es ist kein Direktschnitt.