Sind schwere Plattenspieler besser?

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ecureuil
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 16. Feb 2024, 14:04
Nehmen wir den Pro-Ject X2 und den Rega Planar 6, beide in derselben Preislage.

Der Pro-Ject hat einen 2kg schweren Teller und ein Gesamtgewicht von 10kg. Der Rega wiegt ziemlich genau die Hälfte. Rega preist auf deren Website auch das leichte Gewicht an.

Ich dachte immer, dass schwere Plattenspieler besser sind. Rega scheint das Gegenteil anzustreben und baut möglichst leicht? Was ist besser?
Haiopai
Inventar
#2 erstellt: 16. Feb 2024, 14:35
Kann man so pauschal absolut nicht beurteilen .

Ein schwerer Plattenteller wird meist mit dem Argument eingesetzt , den Gleichlauf zu fördern .
Schaut man aber auf die angegebenen Werte schaffen die ebenso gut auch Dreher mit leichteren Tellern .

Ebenso siehts beim Gesamtgewicht aus , pauschal sagt das erstmal nicht viel aus , ein schwererer Dreher ist nicht automatisch der Bessere , ein so genanntes Masse Laufwerk , wobei dieser Ausdruck meist für Dreher oberhalb 10 Kilo ohne Subchassis benutzt wird ist eine mögliche Konstruktion , aber längst nicht die Einzige .

Nimm als Beispiel Modelle innerhalb eines Herstellers und vergleiche einen Technics SL-Q2 mit einem Technics SL1210 MKII , Antriebe und Tonarme der Dreher sind sich sehr ähnlich , auch die Teller bewegen sich trotz optischen Unterschiedes in vergleichbaren Regionen .
Trotzdem liegt der SL-Q2 bei knapp unter 8 Kg , der SL1210 MKII bei über 12 Kg .

Klingt der SL1210 deswegen automatisch besser , nö tut er nicht , vergleichst du beide Modelle mit identischen Systemen werden die Wenigsten unter normalen Bedingungen einen Unterschied hören .
Das Mehrgewicht versteckt sich beim SL1210 in der mehrlagigen Zargenkonstruktion , die spielt ihre Vorteile aber nur unter extremen Bedingungen aus , eben in Discos und Clubs mit starker Beeinflussung durch Trittschall , im Hifi Bereich wenn nichts stört bewirkt diese Zarge allein aber keinen Vorteil.

Von daher hat Masse allein im Hifi Bereich nicht automatisch Vorteile .
Black_Cat_85
Inventar
#3 erstellt: 16. Feb 2024, 18:04
Das Gewicht ist nicht allein entscheidend. Die dyn. Masse sollte hoch sein, zum Antrieb passend, dass ergibt sich dann aus der Gewichtsverteilung.
Entscheidend für die richtige Masse ist auch das Antriebkonzept. DC- oder AC-Motor, Gummiriemen, String oder Gewebe, gummiert.
Direct Drive ist wieder anders, hier spielt die Regelschleife eine sehr entscheidende Rolle.

Bei klassisch Riemenantrieb ist die vorherrschende Meinung, dass ab ca.10kg aufwärts die Einflüsse des Antiebs zunehmend in den Hintergrund geraten.

BG
BC
hpkreipe
Inventar
#4 erstellt: 16. Feb 2024, 20:12
Hm,

das mit den 10kg Plattenteller bei Riemenantrieb schließt einige sehr gute Dreher aus, LP12, diverse Thorens, …

Das Ganze ist auch nicht so einfach, denn je schwerer der Teller, um so diffiziler ist es eine leichtgängige, leise Lagerung auf die Beine zu stellen. Materialien für das Lager zu finden, die dem Druck insbesondere in der Lagermitte/ -spitze standhalten.

Es wird da für eine bestimmte Konstruktion immer einen Sweet-Spot geben. Beim Gleichlauf ist es ja auch nicht mit der reinen Messung getan, die Schwankungsbreite ist da wichtig, und die muss eben ganz gering sein und auch keine Nebenmaxima haben.

Wenn dann die Solldrehzahl dafür ganz leicht abweicht ist das nicht hörbar.

Meint es gibt viele Dinge abzuwägen und mal ist dann der Plattenteller leicht und mal schwer, oder einfach als Teil vorhanden und wird eben dann auch genommen.
einstein-2
Inventar
#5 erstellt: 17. Feb 2024, 03:18
Hallo
Ein schwerer Plattenteller macht meiner
Meinung nach nur mit einem invertierten
Tellerlager Sinn. Alles Andere ist kontraproduktiv.
Und da ist dann trotzdem das Stützlager, Kugel
mit Lagerspiegel stark beansprucht. Ein Hersteller,
Name weiß ich nicht mehr, bietet zur Nachrüstung
Magnetstützlager an, welche man stufenlos
einstellen kann um diese Stützkugel zu entlasten.
Transrotor ist es jedenfalls nicht. Die haben so was
ähnliches in Angebot zur Nachrüstung. Das dient
aber nur dazu, den Antrieb vom Teller mechanisch
zu entkoppeln.
analognerd
Stammgast
#6 erstellt: 17. Feb 2024, 09:30
Ich frage mich bisher immer, wo muss ich leben das ich enormen Trittschall habe bzw. erzeuge?
Gegen eine Baustelle, die auch mal fertig wird, kann ich vielleicht temporär mit Filzgleitern etwas machen.
Irgendwann hört das Gepolter auch mal auf.
Habe ich einen Boden der derart schlecht verlegt ist das er Trittschall erzeugt, nun, ich denke da sollte man eher ansetzen.
Aber gut, stimmig ist das ich einen schweren Plattenteller schwerer und langsamer in störende Schwingungen bringen kann.
Black_Cat_85
Inventar
#7 erstellt: 17. Feb 2024, 09:47
[quote]das mit den 10kg Plattenteller bei Riemenantrieb schließt einige sehr gute Dreher aus, LP12, diverse Thorens, …[/quote]

Kann man pauschal nicht sagen.
[quoteEntscheidend für die richtige Masse ist auch das Antriebskonzept. DC- oder AC-Motor, Gummiriemen, String oder Gewebe, gummiert.][/quote]

[quote]Ein schwerer Plattenteller macht meiner
Meinung nach nur mit einem invertierten
Tellerlager Sinn. Alles Andere ist kontraproduktiv.
Und da ist dann trotzdem das Stützlager, Kugel
mit Lagerspiegel stark beansprucht. [/quote]
Das ist nur deine Meinung, die fachlich keinesfalls haltbar ist. Das es Vorteile hat ist unbestritten, ebenso hat man aber die größte Geräuschquelle direkt in der Nähe der Abtastung. Es muß immer die Gesamtkonstruktion inkl. verwendeter Materialien von Teller, Tellerlager und Antrieb betrachtet werden. Dazu zählt auch der Wirkbereich des Riemens.

BG
BC
Haiopai
Inventar
#8 erstellt: 17. Feb 2024, 10:51

analognerd (Beitrag #6) schrieb:
Ich frage mich bisher immer, wo muss ich leben das ich enormen Trittschall habe bzw. erzeuge?
.


Häuser , Wohnungen Bj. vor 1980 mit Massivholz Böden reicht aus , bei mir hier ist es auch ein Holzdielenboden auf Holzbalken und der federt regelrecht .

Einzige Möglichkeit sowas auf dem Boden zu unterbinden ist eben , den Schrank , das Board oder Standregal mit den Wänden zu verschrauben .
Hab ich beispielsweise bei meinen CD/DVD/BD Regalen im Heimkino Zimmer so gemacht , ansonsten besteht Gefahr, das dir die Ganze Nummer entgegen kippt , wenn du davor stehst .

Die Anlage im Wohnzimmer steht auf rollbaren , selbst gebauten Racks und da tut ein Technics SL-1200 der ersten Generation hervorragend seinen Dienst , der steckt diese Bewegungen ohne großartige Hilfsmittel weg . Ein Thorens mit dem weichen Subchassis geht dagegen beispielsweise gar nicht , da darf dann keiner durch den Raum laufen , das Subchassis von Thorens ist gegen seitliche Bewegungen extrem empfindlich , kommt sofort ins taumeln und die Nadel tanzt Tango . Alles schon ausprobiert

Hier wäre ein Wandregal oder eben ein mit der Wand verschraubtes Regal Pflicht , damit diese Bewegungen unterbunden werden .

Lautsprecher egal welcher Art und Größe MÜSSEN bei mir auf Absorberplatten stehen , ansonsten wird der Bassbereich eindeutig hörbar unpräziser , weil der Boden mitschwingt und das passiert vollkommen unabhängig von der Masse auch bei 47 Kg schweren Lautsprechern .
Packt man mit Sand gefüllte Basen drunter ist Ruhe , weil Gehäuseschwingungen durch die Lautsprecher in den Boden unterbunden werden , selbst bei Subwoofern funktioniert das einwandfrei .

Mit schlecht verlegt hat sowas nichts zu tun , frei hängende Dielenböden schwingen nun einmal , aber damit kommt man klar


[Beitrag von Haiopai am 17. Feb 2024, 12:28 bearbeitet]
DerHilt
Stammgast
#9 erstellt: 17. Feb 2024, 10:53

analognerd (Beitrag #6) schrieb:
Ich frage mich bisher immer, wo muss ich leben das ich enormen Trittschall habe bzw. erzeuge?

Z.B. In einem Altbau von ca. 1908 mit Holzbalkendecken. Je nach Konstruktion der Decke (also der Balkenlage), löst das einfache Laufen auf der einen Seite Vibrationen an der 12m entfernten anderen Seite aus. Wunder der Bautechnik!
einstein-2
Inventar
#10 erstellt: 17. Feb 2024, 12:26
https://www.analog-f...ndex.php?download/1/
Hallo
Hier dürften die Vorteile eines invertierten Tellerlager
beschrieben sein.
13mart
Inventar
#11 erstellt: 17. Feb 2024, 13:23
Der link führt zu einem Text eines Herstellers von Plattenspielern,
der mit ein paar Skizzen behauptet, dass er es richtig und andere
es falsch machen. Leider fehlt jeder messtechnische Nachweis.
Eine Argumentation pro domo.

Gruß Mart
Holger
Inventar
#12 erstellt: 17. Feb 2024, 13:30
Letztendlich bedeutet "invertiert" nur "andersrum"... und was dann besser ist, hängt von recht vielen Einzelfaktoren ab, denke ich.

Wer es richtig macht, der kriegt es bestimmt invertiert oder eben auch andersrum sehr gut hin.

Der Rest ist Glaube.
einstein-2
Inventar
#13 erstellt: 17. Feb 2024, 13:33

13mart (Beitrag #11) schrieb:
Der link führt zu einem Text eines Herstellers von Plattenspielern,
der mit ein paar Skizzen behauptet, dass er es richtig und andere
es falsch machen. Leider fehlt jeder messtechnische Nachweis.
Eine Argumentation pro domo.

Gruß Mart

Hallo
So gerns mir leid tut, ich sehe da keinen Hersteller.
Haiopai
Inventar
#14 erstellt: 17. Feb 2024, 13:42

einstein-2 (Beitrag #13) schrieb:

Hallo
So gerns mir leid tut, ich sehe da keinen Hersteller.


Der Text ist von Pierre Lurne , seinerseits Besitzer der Fa. Audiomeca
Black_Cat_85
Inventar
#15 erstellt: 17. Feb 2024, 13:46
Wie gesagt: Nur ein Detail zu betrachten ist zu kurz gegriffen.

BG
BC
Haiopai
Inventar
#16 erstellt: 17. Feb 2024, 13:50
Das betrifft die Eingangsfrage des TE ob denn ein schwererer Plattenspieler nun grundsätzlich der Bessere ist , auch gar nicht .

Allein am Gewicht kann man so gut wie gar nichts festmachen .
Black_Cat_85
Inventar
#17 erstellt: 17. Feb 2024, 14:04
So ist es

BG
BC
ecureuil
Ist häufiger hier
#18 erstellt: 17. Feb 2024, 14:16
Danke an alle für die Antworten!

Hintergrund der Frage ist, dass mein Pro-Ject X1 nach nicht mal einem Jahr Probleme macht: Laute Startgeräusche und der Tonarm quietscht wie ein altes Sofa, wenn er bewegt wird. Ich habe noch Garantie und denke, dass ich das Gerät nach der Reparatur verkaufen und ersetzen werde.
8erberg
Inventar
#19 erstellt: 19. Feb 2024, 01:26
Hallo,

Project schreibt in der Dokumentation zu dem Dreher eh merkwürdige Dinge...

https://www.project-audio.com/de/produkt/x1/

Peter
einstein-2
Inventar
#20 erstellt: 19. Feb 2024, 02:44
Hallo
Was ist da merkwürdig, machen es andere Hersteller besser?
net-explorer
Inventar
#21 erstellt: 19. Feb 2024, 07:04

Haiopai (Beitrag #2) schrieb:
Kann man so pauschal absolut nicht beurteilen ...


Black_Cat_85 (Beitrag #3) schrieb:
Das Gewicht ist nicht allein entscheidend. ...



"Das Gewicht" bei Plattenspielern ist ein konstruktiver Faktor wohl bis zu einem bestimmten Punkt.
Allerdings bringen eben konstruktiv Plattenspieler mehr Gewicht in den Haushalt, als CD-Player!

Für sich allein gesehen ist es nicht mehr als ein Argument, das eine engagierte Marketingabteilung ausschlachten muss, wenn andere Argumente anderweitig bereits besetzt wurden.
Dann mutiert das Gewicht zu einem esoterisch verklärten Wert, und verkommt zu Räucherstäbchen für den Geist der Vinyl-Gemeinde!
Die feinmechanischen Eigenschaften im Detail, Abstimmung von System auf den Arm und die richtigen Verhältnisse beim elektrischen Signalanschluss zum Verstärker sind um Welten bedeutender. Und sie sind wesentlich komplizierter, als eine Gewichtsangabe.
8erberg
Inventar
#22 erstellt: 19. Feb 2024, 08:24
Hallo,

das beste Beispiel sind die Direkt-Drive von EMT 950 mit Kunststoffteller (Epoxy-Harz) wo die Plattenteller gerade mal ein paar Gramm wiegen...

Es stimmt, bei "modernen" Prospekten von Plattenspielern fehlen fast alle wirklich nützliche Angaben
Nur ist in dem Fall von dem Project es doch besonders auffällig.

Peter
einstein-2
Inventar
#23 erstellt: 19. Feb 2024, 08:40
Hallo Peter
Die Marketingleute von ProJect sind eben Österreicher.
😂😂😂😂😂
8erberg
Inventar
#24 erstellt: 19. Feb 2024, 10:02
Hallo,

ich glaube das fast alle Plattenspielerhersteller inzwischen unter die Schwurbler gegangen sind.

Positiv aufgefallen ist mir fast nur die Site von Dual, aber da macht auch Alfred Langer ( https://www.langer-audio.de/ ) die Entwicklung.

Selbst Technics geht ins Lager der Plauderer.


Peter
Haiopai
Inventar
#25 erstellt: 19. Feb 2024, 10:04
@ Peter

Wie kommst du denn auch dazu ein Arbeitsgerät für grobmotorisch veranlagte Radiomoderatoren mit einer so edlen Konstruktion zum abspielen des High End Mediums Schallplatte zu vergleichen .
In den klanglichen Sphären , in denen die Besitzer dieser Geräte sich ergötzen, wären banale, technische Angaben nutzlos und dem Genuss nicht förderlich, muss also nicht sein .


[Beitrag von Haiopai am 19. Feb 2024, 10:05 bearbeitet]
8erberg
Inventar
#26 erstellt: 19. Feb 2024, 10:52


Peter
ParrotHH
Inventar
#27 erstellt: 19. Feb 2024, 11:47

einstein-2 (Beitrag #10) schrieb:
https://www.analog-f...ndex.php?download/1/
Hallo
Hier dürften die Vorteile eines invertierten Tellerlager
beschrieben sein.

Das ist alles nur Prosa. Man müsste die aufgestellten Behauptungen schon durch irgendetwas Handfestes belegen, insbesondere die praktische Relevanz der beschriebenen Effekte.

Pierre Lurné schrieb:
Bei ansonsten gleichen Parametern zeigt ein einfacher Vergleich der Nachlaufzeit zweier Laufwerke, welche Teller/Lagerkombination besser konstruiert oder gefertigt ist - unter der Voraussetzung, dass beide eingespielt sind und sorgfältig gereinigt und geölt wurden. Die Nadel des Tonabnehmers nimmt zwangsläufig all diese Geräusche, Reibungen, mechanischen Beanspruchungen, Mikrobewegungen und Resonanzen auf.


Ja, genau!

Und wenn die Nadel des Tonabnehmers das alles zwangsläufig aufnimmt, dann kann man es zwangsläufig: messen.
Dafür gibt es etablierte Verfahren, und es gibt dementsprechend Werte, die bei Laufwerken angegeben werden, wie die Gleichlaufschwankungen oder der Störspannungsabstand.

Parrot
net-explorer
Inventar
#28 erstellt: 19. Feb 2024, 13:22
Ja, man kann sich schon sehr wundern, wie das Marketing der letzten Dreherhersteller sich bemüht, den Schallplattenspieler völlig neu zu erfinden.
So, als hätte man mit den aktuellen Modellen endlich die Spitze des Himalaya erreicht.
Dabei ist das Meiste eher deutlich hinter den Geräten der 70er/80er Jahre zu sehen.
Andererseits ist es auch nichts Neues, dass gerade vom Marketing aus den Führungsetagen die ewigen Neuerfindungen gefordert werden, weil die sich nicht vorstellen können, dass einem Verbraucher "nur" durch ausgezeichnete überzeugende und nachhaltige Qualität beizukommen ist.
Passte auch nicht zum Zweck, alle paar Jahre mit dem gleichen Müll Umsatz zu machen, es wäre ein zu offensichtlicher Widerspruch.
flexiJazzfan
Inventar
#29 erstellt: 19. Feb 2024, 18:34
Es ist schon eigenartig, wie einfache Mechanik, wenn sie in den Bannkreis von Hifi gerät, zu einem weitläufig erklärungsbedürftigen Thema wird. Der einzige (!) Vorteil, den ein sehr schwerer Teller bringt, ist das Trägheitsmoment. Dieses kann man veranschaulichen indem man die Nachlaufzeit bewundert, in der sich der Teller nach einem definierten Anstoß noch weiterdreht. Entscheidend für die Größe des Trägheitsmoments ist allerdings nicht das Gesamtgewicht, sondern die Größe der Masse am Außenrand, da das Trägheitsmoment einer sich drehenden Masse proportional dem Quadrat des Radius ist.
Indem man ein hohes Trägheitsmoment als notwendig ansieht, unterstellt man gleichzeitig, dass der Antriebsmotor schlecht geregelt ist, also quasi „ruckelt“. Zur Entkopplung dieses „ruckelnden“ und „mahlenden“ Motors von dem Teller hält man dann noch einen Gummiriemen für geeignet. (Wo gibt es sonst noch Antriebsriemen aus Gummi?)
Was folgt daraus? Wenn man einen leise laufenden und gut geregelten Motor hat, braucht man weder einen sehr schweren Teller, noch einen schlabbernden Antriebsriemen.
Wenn man wissen will, welche Kräfte an welchen Stellen der Tellerachse auftreten, dann kann man sich einen Querschnitt durch den Teller und den TA aufmalen (den Andruckpunkt des Riemens nicht vergessen) und mit den Hebelgesetzen ausrechnen, was wo passiert. Danach weiß man, warum die Lager so aussehen, wie sie aussehen. (und warum ein leichter Teller da nicht schlechter sein muss)
Gruß
Rainer
net-explorer
Inventar
#30 erstellt: 19. Feb 2024, 19:16

flexiJazzfan (Beitrag #29) schrieb:
... Indem man ein hohes Trägheitsmoment als notwendig ansieht, unterstellt man gleichzeitig, dass der Antriebsmotor schlecht geregelt ist, also quasi „ruckelt“. ... Gruß Rainer

O.K., E-Motor ist nicht gleich E-Motor, in dem Fall Motörchen.
Das ältere Prinzip wird der Riemenantrieb sein, wie er aus der Wasserkraftumsetzung lange bekannt ist.
Der Direktantrieb ist mir persönlich nur als "quarzstabilisiert" bekannt, keine Ahnung, ob es das auch "einfach direkt" gegeben hat.
Ich habe beides im Haus, kann aber keinen hörbaren Vor- oder Nachteil feststellen, scheint beides gut genug zu funktionieren.

Gerade nochmal nachgesehen:
Gleichlaufschwankungen
Thorens TD 280: 0,045% (Riemenantrieb)
ITT HIFI 8015: 0,030% WRMS (Quarz-Direktantrieb; OEM Sanyo)

Welchen Abweichungswert hört man durchschnittlich tatsächlich?


[Beitrag von net-explorer am 19. Feb 2024, 19:23 bearbeitet]
8erberg
Inventar
#31 erstellt: 19. Feb 2024, 19:46
Hallo,

Gleichlaufstörung: erst einmal muss man sich auf eine Mess- und Bewertungsnorm einigen...

DIN war streng, WRMS war als Messnorm "gnädiger", dazu einfach ein Werbeblättchen
https://www.hifi-arc...eler/dual81CS-20.jpg

Da sieht man die Werte direkt vergleichbar

Peter
Haiopai
Inventar
#32 erstellt: 19. Feb 2024, 20:10

net-explorer (Beitrag #30) schrieb:

Der Direktantrieb ist mir persönlich nur als "quarzstabilisiert" bekannt, keine Ahnung, ob es das auch "einfach direkt" gegeben hat.


Sicher gabs das , mein Technics SL 1200 ohne MK ist ein solcher Dreher , was in der Hauptsache daran lag , das Pitch bis zum SL1200MKII nur ohne Quarz Regulierung ging , der MKII war der erste , der Pitch mit Quarz Regulierung konnte .

Bei meinem Universum und einigen fast baugleichen Modellen wie dem Micro DQ44 und anderen konnte man wählen , entweder manuelle Pitch Regelung oder auf Knopfdruck Quarzregelung ohne Einstellmöglichkeit .

Hörbar werden Glechlaufschwankungen ab ca. 0,2 -0,3 % , sprich alles was im Bereich 0,0...... liegt , ist bereits weit unterhalb der Hörschwelle ob es nun 0,04 oder 0,07 % sind , ist also ziemlich latte und nur theoretisch besser oder schlechter .



[Beitrag von Haiopai am 19. Feb 2024, 20:11 bearbeitet]
net-explorer
Inventar
#33 erstellt: 19. Feb 2024, 20:12

Haiopai (Beitrag #32) schrieb:
... ob es nun 0,04 oder 0,07 % sind , ist also ziemlich latte und nur theoretisch besser oder schlechter ...


Danke für die Aufklärung!
Holger
Inventar
#34 erstellt: 19. Feb 2024, 20:31

Haiopai (Beitrag #32) schrieb:

Hörbar werden Glechlaufschwankungen ab ca. 0,2 -0,3 %


Und selbst das bei einer ganzen Menge an Musik nicht... es bedarf schon gewisser Töne bzw. Tonfolgen, um geringe Gleichlaufschwankungen erhören zu können.

Ich sehe - bzw. höre nicht - das sehr gut an meinen ollen Laufwerken mit Stroboskop aber ohne Quarzregulierung (Thorens, Braun).
Da sieht man das Stroboskop regelmäßig langsam 2 Millimeter nach rechts und dann wieder 2 Millimeter nach links wandern... es bleiben also immer die gleichen 5 oder 7 Striche/Punkte im Display sichtbar, aber sie bewegen sich hin und her.

HÖREN tut man aber nichts davon, selbst bei kritischen Pianokonzerten nicht.
raindancer
Inventar
#35 erstellt: 19. Feb 2024, 22:51

ParrotHH (Beitrag #27) schrieb:
Das ist alles nur Prosa. Man müsste die aufgestellten Behauptungen schon durch irgendetwas Handfestes belegen, insbesondere die praktische Relevanz der beschriebenen Effekte.

Prosa? Eigentlich nicht, das ist schon korrekt erläutert. Relevanz? Nein, sonst gäbs nix Anderes mehr bei allen Herstellern. Der Hinweis von Herrn Lune auf die Nachlaufzeiten ist ein Fehlschluß, die in seinem Aufsatz beschriebenen Dinge beziehen sich auf die Festkörperschwingungen (rigid body vibration) von Teller gegen die Basis, das Lager ist sozusagen die Feder. Außer acht gelassen werden die Partialschwingungen des Plattentellers, weshalb dieser idR bei Metalltellern mit einer Gummimatte bedämpft wird.
.JC.
Inventar
#36 erstellt: 20. Feb 2024, 08:34
Moin,


ecureuil (Beitrag #18) schrieb:
.. und der Tonarm quietscht wie ein altes Sofa, wenn er bewegt wird.


das ist eben die Qualität von heute.

Wenn man Platten hören will, kommt man nicht drumrum: ein bisschen Ahnung von der Sache sollte man haben.
Und das kannst du hier problemlos lernen, so schwer ist das ja nicht.

Ich verlinke dir mal als Bsp. einen guten, alten Dreher von 1976: Technics SL 1700
Damit kann man dann schon was anfangen.
8erberg
Inventar
#37 erstellt: 20. Feb 2024, 09:03
Hallo

es gibt genügend Hersteller die auch heute Qualität liefern...

Nur werden komischerweise immer windschiefe Konstruktionen gehypt.

Peter
Haiopai
Inventar
#38 erstellt: 20. Feb 2024, 09:14
@ Peter

Hast du mal ein Beispiel , ich muss ganz ehrlich sagen , mir fällt da derzeit kaum ein Gerät ein , quer durch alle Preisklassen halte ich das heutige Preis/Leistungs Verhältnis von neuen Plattenspielern einfach für schlecht .

Am ehesten kämen mir noch Konstruktionen wie ein Pioneer PLX-500 in den Sinn , wo das was man für sein Geld bekommt akzeptabel wäre .

Ansonsten sehe ich in der Mehrzahl billigste, technische Lösungen die optisch ein wenig aufgehübscht werden und dann für vergleichsweise heftige Preise an den Kunden gebracht werden . Schlechte Folge davon , auch die Gebrauchtpreise gehen durch die Decke , weil alle auf den Zug aufspringen wollen und ihr 30-50 Jahre altes Geraffel für horrende Preise verhöckern wollen .

ParrotHH
Inventar
#39 erstellt: 20. Feb 2024, 09:16

raindancer (Beitrag #35) schrieb:
Prosa? Eigentlich nicht, das ist schon korrekt erläutert.

Doch doch, das ist reine Prosa.

Die beschriebenen Effekte will ich gar nicht in Abrede stellen. Aber da steht ja ausschließlich eine umgangssprachliche Beschreibung in reiner Textform. Die einzige Zahl, die genannt wird, ist der eine Millimeter +/-0,1mm Differenz von "Schwerpunkt und Lagerpunkt".

Aber was für Auswirkungen hat die Pendelei, die da beschrieben wird? Es müsste doch möglich sein, daraus eine mögliche Spanne des Höhenschlags und der Gleichlaufschwankungen abzuleiten, ganz konkret. Dann könnte man den Effekt nämlich einordnen.

Ehrlich gesagt fürchte ich, genau deswegen fehlen diese Werte...

Ich habe im übrigen Plattenspieler hier, da sind die Lagertoleranzen so dermaßen niedrig, dass es über eine Stunde dauert, bis sich der gar nicht so leichte Plattenteller (1,5kg) nach Ausbau wieder gesenkt hat (JVC QL-Y5F und QL-Y55F).

Parrot
8erberg
Inventar
#40 erstellt: 20. Feb 2024, 10:51

Haiopai (Beitrag #38) schrieb:
@ Peter

Hast du mal ein Beispiel , ich muss ganz ehrlich sagen , mir fällt da derzeit kaum ein Gerät ein , quer durch alle Preisklassen halte ich das heutige Preis/Leistungs Verhältnis von neuen Plattenspielern einfach für schlecht .

Am ehesten kämen mir noch Konstruktionen wie ein Pioneer PLX-500 in den Sinn , wo das was man für sein Geld bekommt akzeptabel wäre .



Hallo,

ja, die Hanpin-Geräte von verschiedenen Marken angeboten (ob Dual, Sony, AT, Denon) erfüllen es am Besten.

Die Vertriebe haben von günstigen Geräten bis zu guten DD-Laufwerken im Angebot. So sind bei AT der LP5 X schon nicht einmal übel, bei Dual gibt es mit dem CS 529 einen guten Riemen-Automaten mit Bluetooth-Anbindung als "Fernsteuerung" und "Empfänger", für Leute die nix mehr mit Kabel haben.

Diese Angebote sind recht nonsens-arm.

Peter
flexiJazzfan
Inventar
#41 erstellt: 20. Feb 2024, 14:53
Da möchte ich noch einmal eine Bemerkung zu den Lagertoleranzen und dem Leichtlaufproblem machen. Alle diese Lager sind einfachste Gleitlager aus einer Achse mit Spitze und einer Laufbuchse. Bei allen riemengetriebenen Plattenspielern tritt ein Kippmoment durch den Riemenzug auf, das, zusätzlich zu dem Kippmoment durch den Tonarm, bewirkt, dass die Achse immer einseitig an die Buchse anläuft. Unglücklicherweise wird der Drehteller dauernd durch den TA „abgehört“, so dass man jedes „Mahlgeräusch“ vermeiden muss. Dies wird dadurch erreicht, dass bei der „nicht invertierten“ Lagerkonstruktion die Achse einfach im Ölbad laufen kann. Mit einer geeigneten Viskosität und einem nicht zu großen Lagerspiel wird während der Drehung (nicht im Stand !) ein gleichmäßiger (zentrierender) Ölfilm zwischen Achse und Buchse aufgebaut.
Die Dämpfungswirkung dieses Gleitfilms zusammen mit der Reibung der Nadel sind eigentlich die einzigen Dämpfungsglieder die das System aus Motor, Riemen und Drehteller an Schwingungen hindern.
Nicht der Leichtlauf eines Tellers ist so das wichtige Qualitätsmerkmal sondern der geräuschlose Lauf.
Insofern macht ein leichter Teller diese Lagerprobleme einfacher und ein gut geregelter Direktantrieb hat diesen dann auch beliebig präzise im Griff.

Jetzt benötigt man nur noch die Schallplatten, die auf parallelgeregelten Pressen hergestellt, präzisionszentriert und dynamisch ausgewuchtet sind.
Dann … fehlen nur noch Magnetlager, Magnetantrieb, Tangentialführung, optische Abtastung, ein pneumatisch gedämpfter Wägetisch … schon winkt CD Qualität am Horizont !

Gruß
Rainer
Holger
Inventar
#42 erstellt: 20. Feb 2024, 15:27
Also ich warte ja noch immer darauf, dass mal jemand mit 'ner CD bei mir vorbeikommt und ich danach sagen kann: menno... das sind ja Welten!
Ist bisher halt nicht passiert.

Sollte sich übrigens jemand bemüßigt fühlen, mich dahingehend zu besuchen... bitte auch einen CD-Player mitbringen, ich habe keinen.
.JC.
Inventar
#43 erstellt: 20. Feb 2024, 18:13

.JC. (Beitrag #36) schrieb:
.. als Bsp. einen guten, alten Dreher von 1976: Technics SL 1700


Lustig ich bin immer noch Höchstbietender mit 61 €
(für den Preis nehme ich den locker, obwohl drüben noch 4 auf Halde stehen)

Von wegen schwer. Ich denke der Plattenteller sollte min 10 mal so schwer sein wie eine LP
ganz einfach wg. den Massekräften, die Nadel in Rille bremst den Teller durchaus

Nur schwer bringt aber was Körperschall angeht gar nichts.
(das gilt auch für Wandregal)
Al1969
Stammgast
#44 erstellt: 20. Feb 2024, 18:38

.JC. (Beitrag #43) schrieb:
Von wegen schwer. Ich denke der Plattenteller sollte min 10 mal so schwer sein wie eine LP
ganz einfach wg. den Massekräften, die Nadel in Rille bremst den Teller durchaus


Viele Wege führen nach Rom - der Plattenteller im EMT 950/948 hat gerade einmal 200g und so schlecht sind die Werte und Ergebnisse der beiden Geräte jetzt auch wieder nicht.
8erberg
Inventar
#45 erstellt: 20. Feb 2024, 19:16
Hallo

wer nicht verstehen will kann es auch nicht...

Peter
flexiJazzfan
Inventar
#46 erstellt: 21. Feb 2024, 00:26
Ich finde es durchaus amüsant, wenn die Liebhaber und Nutzer von Lanz Bulldogs über die Auswirkungen von schwereren Schwungrädern diskutieren. Da gibt es auch manches Tuningpotential.
Nur wenn es dann heißt: „Da komm mir keiner mit den neumodischen Dieseltraktoren! Was Besseres als meinen Lanz muss mir mal einer erst vorführen!“ … ja dann … wird es schon schwierig … weil … das geht schon irgendwie über das Oldtimerhobby hinaus.

Gruß
Rainer
Holger
Inventar
#47 erstellt: 21. Feb 2024, 00:36
Entscheidend ist nur, was beim Hörer ankommt.
net-explorer
Inventar
#48 erstellt: 21. Feb 2024, 06:33

8erberg (Beitrag #45) schrieb:
wer nicht verstehen will kann es auch nicht


Holger (Beitrag #47) schrieb:
Entscheidend ist nur, was beim Hörer ankommt.

Jetzt wird es philosophisch!
8erberg
Inventar
#49 erstellt: 21. Feb 2024, 07:36
Hallo

wie das ganze Hobby...

Peter
flexiJazzfan
Inventar
#50 erstellt: 21. Feb 2024, 10:22
Der Leiter eines Produktionswerks hat einmal gesagt: "Qualität ist, was der Kunde nicht zurückschickt."

Gruß
Rainer
8erberg
Inventar
#51 erstellt: 22. Feb 2024, 06:03
Hallo,

naja, im Zeitalter von QM wird vorher die Qualität definiert und danach die Prozesse ausgelegt.

Aber wer weiß wie das in Asien ist außerhalb von Japan und Südkorea.

Peter
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