HIFI-FORUM » Stereo » Elektronik » Analogtechnik/Plattenspieler » Welchen Sinn haben Entmagnetisier-Kassetten? | |
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Welchen Sinn haben Entmagnetisier-Kassetten?+A -A |
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Autor |
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ORWOCrEII
Ist häufiger hier |
#1 erstellt: 08. Sep 2019, 14:18 | |
Mir fallen gelegentlich Angebote von sog. Demagnetisierern in Kassettenform oder auch als Art Stift auf, welche es in vielfältiger Art zu geben scheint; sowohl von Kassettenherstellern z.B. TDK als auch in Form von Selbstbausätzen (ELV) oder auch von NoName-Herstellern XYZ. Machen solche Dinger Sinn? Wie groß ist denn der Effekt eines magnetisierten Tonkopfes (resp. Köpfe Mz.) und wann tritt dies auf? Ist es ein grundsätzliches Problem der Magnetbandtechnik und falls ja, weshalb haben die Hersteller der Tape-Decks diese elektronische Komponente/Funktion nicht bereits ab Werk in ihre Geräte eingeplant/verbaut, so dass z.B. in regelmäßigen Abständen ein automatisches Demagnetisieren erfolgt? Was bewirkt die in einer solchen Kassette untergebrachte Schaltung bzw. wie funktioniert sie? Hat sie auch Auswirkungen auf den Recordkopf? Wer hat konkrete Erfahrungen mit solchen Entmagnetisierkassetten? Ist es ein Muss oder eine Option? Kann dabei auch etwas schiefgehen? |
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Compu-Doc
Inventar |
#2 erstellt: 08. Sep 2019, 15:31 | |
Aktiviere doch mal die interne Forensuche; "Demagnetisierungscassette" & "Entmagnetisierer für Tonköpfe" |
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Hmeck
Inventar |
#3 erstellt: 08. Sep 2019, 15:41 | |
"Demagnetisierer" in Kassettenform halte ich für Blödsinn. Die Tonköpfe selber, jedenfalls die aktiven Teile, müssen sehr "weichmagnetisch", damit sie ihren Job tun können, und nehmen somit keine bleibende Magnetisierung auf. ("Remanenz") Band-Umlenkstifte sind sinnvollerweise aus nicht magnetisierbaren Materialien, wenn sie das nicht wären (vielleicht billigst-Konstruktionen aus gestanztem Blech) wäre allerdings eine Entmagnetisierung sinnvoll. Außerdem wäre ist die Frage, wie die Teile, die mit dem Band in Berührung kommen, Magnetismus "einfangen" sollten. Vermutlich beim Rumfummeln mit einem stark magnetischen Schraubenzieher? Entmagnetisier-Stifte oder ähnliches müssen mit Wechselstrom gespeist werden, entmagnetisiert wird durch ein schwächer werdendes Wechselfeld. Wenn man damit also etwas falsch macht, kann man mit etwas Pech erst irgendwelche Teile im Bandlauf dauermagnetisch machen. |
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ORWOCrEII
Ist häufiger hier |
#4 erstellt: 10. Sep 2019, 20:45 | |
Leider funktioniert die Forensuche bei mir irgendwie nicht so richtig. Er sagt mir zwar x Ergebnisse, doch bekomme ich die nur mit Handstand geöffnet ... keine Ahnung weshalb . Hat jemand Erfahrungen mit der Entmagnetisierungskassette von Maxell (HE-44)? Woher bekomme ich eine Anleitung dafür? Habe den Head Demagnetizer am Wochenende auf dem hiesigen Flohmarkt entdeckt in einem Kassettenkonvolut, nur eben leider ohne orig. Anleitungseinleger bzw. nur mit einem Restschnipsel davon (1. Faltseite). ... und für 5 Euro gesichert Kann mir gfs. jemand den kompletten Scan des mehrseitigen (6) Falt-Manuals zur Verfügung stellen? Gerne gegen einen Obolus. LG |
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lini
Inventar |
#5 erstellt: 10. Sep 2019, 22:56 | |
Orwo: Geht im Grunde ganz einfach. Cassette einlegen, Gerät auf Play stellen und kucken, ob's Lichtlein angeht. Geht's an, sollte der eigentliche Entmagnetisiervorgang in einer Sekunde erledigt sein - also kannst Du nach zwei Sekunden wieder auf Stop gehen, damit der Tonkopf wieder runtergeht und der im Drosselkopf der Cassette integrierte Schalter wieder abschalten kann. Fertig. Wichtig dabei: Diese Art von Entmagnetisier-Cassetten induziert typischerweise ein recht kräftiges Signal. Hast Du also ein Gerät mit einem Laufwerk mit rein mechanischer Kopfbetätigung, wär die Cassette vorzugsweise im abgeschalteten Zustand zu nutzen. Hast Du hingegen Gerät mit einem Laufwerk mit elektromechanischer Kopfbetätigung, bleibt Dir nichts anderes übrig, als die Cassette im eingeschalteten Zustand zu nutzen, damit der Tonkopf den Drosselkopf-Schalter betätigen kann. Dann also am besten den Ausgang abnabeln - oder, falls das nicht möglich sein sollte (etwa bei einem Mini-System mit integriertem Cassetten-Deck), wenigstens alle Pegel- bzw. Gain-Regler in Minimalstellung bringen. Und im Falle eines reinen Cassetten-Decks natürlich auch die für die Wiedergabe relevanten Regler am Gerät selbst (etwa einen für den Kopfhörerausgang), nicht vergessen. Und sollte es sich zufällig um ein Gerät handeln, bei dem das Cassetten-Fach nicht einsehbar ist, sodass die in der Entmagnetisier-Cassette integrierte Funzel nicht sichtbar ist, kannst Du ja zum Testen der Funktion einfach mal den Drosselkopf per Finger betätigen. Und noch ein Tipp am Rande: Bei solch sporadisch genutzen Gerätschaften, die man auch gerne mal über längere Zeit "vergisst", ist der Einsatz von Silberoxid-Knopfzellen (Präfix SR) weiser als er von Alkali-Knopfzellen (Präfix LR), denn erstere neigen erfährungsgemäß deutlich seltener zum Auslaufen. Ich mein, in dem Fall sollte es sich um 'ne 44er handeln, also besser 'ne SR44 als 'ne LR44 erwerben. Grüße aus München! Manfred / lini |
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ORWOCrEII
Ist häufiger hier |
#6 erstellt: 11. Sep 2019, 06:59 | |
@lini Danke für deine ausführliche Erklärung. Ich hatte gestern noch einen etwas unklaren Scan im Netz gefunden, der allerdings kaum brauchbar war. Einige Eckdaten waren erlesbar, der Rest war aber nicht zu entschlüsseln. Werde mich dann mal an einen Test wagen. Leider sind Silberoxidzellen auch nicht mehr so qualitativ gut wie früher - hatte erst letztens eine neue (frische von r......t) ein eine Uhr eingesetzt, die nur 3 Monate hielt ... früher hingegen über 1 Jahr. Aber ist ja jetzt auch egal. Auf jeden Fall ist eine 44er mit 1.55 V drin ... das war deutlich zu erlesen. Sollte sich dennoch ein gut leserlicher Scan irgendwo finden, werde ich mir kurzerhand einen entsprechenden Einleger nachfertigen ... zum vielleicht mal Nachschauen wegen Vergesslichkeit (Spaß!) Bleibt eben nur die Frage, warum diese Entmagnetisierfunktion nicht gleich ab Werk in die Geräte integriert wurde? Hat man den Magnetisiereffekt schlichtweg unterschätzt |
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Passat
Inventar |
#7 erstellt: 11. Sep 2019, 08:36 | |
Das haben schon ein paar Hersteller ab Werk eingebaut. Beispielsweise Aiwa, nennt sich da "ADMS". Bei den ersten Geräten musste man es noch auf Knopfdruck starten, bei den späteren Geräten passierte das automatisch bei jedem Einschalten des Geräts. Auch z.B. Luxman (K-04 und K-05) hat so etwas verbaut. Grüße Roman |
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Burkie
Inventar |
#8 erstellt: 11. Sep 2019, 18:47 | |
Hallo, normalerweise fangen sich weder Tonkopf noch Umlenkstifte nennenswerte Magnetisierung ein. Manchmal passiert es aber doch, wenn man z.B. dummerweise zur Azimutjustage ungeeignete (magnetisierte) Schraubendreher verwendet. Um die Teile zu entmagnetisieren, wird ein magnetisches Wechselfeld benötigt. Die stiftförmigen Entmagnetisierungsdrosseln z.B. bekommen ihr Wechselfeld dadurch, dass sie an das Wechselstromnetz der Steckdose angeschlossen sind; sie sind praktisch ein Elektromagnet. Der Tonkopf wird also einem sich ständig periodisch in der Richtung (Nordpol-Südpol) ändernden Magnetfeld ausgesetzt. Dabei wird die Remanenzkurve durchfahren. Zur Entmagnetisierung nun, muss dieses magnetische Wechselfeld langsam in seiner Stärke bis auf Null reduziert werden. Dabei wird die durchlaufene Remanenzkurve immer kleiner, bis sie auf einen einzigen Punkt bei Null magntischem Fluß und Null Feldstärke zusammenschrumpft: Der Tonkopf hat nun keine permanente Magnetisierung mehr. Bei den Entmagnetisierungsdrosseln passiert das, indem der Benutzer die eingeschaltete Drossel langsam vom Tonkopf entfernt, und erst in großer Entfernung zum Tonkopf abschaltet. Bei den Entmagnetisierungskassetten muss durch einen eingebauten elektrischen Oszillator (Schwinger) der Wechselstrom erzeugt werden, der einen Elektromagneten in Kontakt zum Tonkopf antreibt. Die Schwingungsamplitude des Oszillators muss dann automatisch durch die Entmagnetisierungskassette auf Null zurück gefahren werden. Wenn eine solche Entmagnetisierungskassette defekt ist, und der Oszillator nicht richtig schwingt, oder nicht mehr richtig langsam auf Null zurück regelt, sondern "plötzlich" ausschaltet, ist der Tonkopf nun erst recht magnetisiert. Dasselbe passiert, wenn man eine Drossel an den Tonkopf hält, und sie dann, noch im Kontakt zum Tonkopf, abschaltet. Ist der Tonkopf magnetisiert, so wird er jedes Band (jede Kassette), die abgespielt wird, stets etwas anlöschen und damit die Aufnahme langsam, aber sicher auslöschen. Außerdem wird die Aufnahmequalität vermindert, weil sich durch permanente Magnetisierung der magnetische Arbeitspunkt verschoben hat. Wie gesagt, "normalerweise" magnetisiert sich ein Tonkopf nicht einfach so... Wenn man aber Kassettendecks restauriert oder justiert, ist eine Entmagnetisierungsdrossel sicher nicht verkehrt im Werkzeugkasten. Testen kann man die Wirkung einer solchen Drossel mit Kompass, Eisennagel (oder Schraubendreher) und Kühlschrankmagnet. Den Eisennagel mit Kühlschrankmagnet magnetisieren, und am Kompass testen. Sodann mit der Drossel entmagnetisieren, und wieder am Kompass testen. Grüße |
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WBC
Gesperrt |
#9 erstellt: 11. Sep 2019, 18:51 | |
das war verständlich, Danke Dir... |
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ORWOCrEII
Ist häufiger hier |
#10 erstellt: 16. Sep 2019, 21:54 | |
@Burkie Vielen Dank für die sehr ausführliche Erklärung zur Problematik. Den Test mit dem Nagel werde ich bei nächster Gelegenheit mal durchführen. Klingt plausibel und simpel. Die Funzel der Kassette leuchtete bei manueller Betätigung des kleinen Schalters auf, nur ob alles korrekt funktioniert sieht man eben nicht. Da ist dieser beschriebene Test eine gute Überprüfungslösung. Bin noch immer am Suchen wegen einer vollständigen Bedienungsanleitung. Vielleicht werde ich ja noch irgendwo fündig. Wenn nicht, ist es aber auch kein Beinbruch. Grundsätzlich ist die Funktionsweise jetzt schon klar. |
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