Ortofon Concorde Pro - welche Nadel für Klassik?

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Helge_W
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 18. Okt 2004, 12:08
Hallo,

habe mir zum Hören und Digitalisieren einiger alter (geerbter) Klassikplatten einen Technics PS mit Ortofon Concorde Pro Aufnehmer geliehen. Nun ist die Nadel da drin schon ein bisschen älter und hat auch schon einige Zeit im DJ Betrieb verbracht, so dass sie wohl nicht mehr optimal ist. Mich würde also interessieren, ob es für das Ding was Spezielles für klassische Musik gibt (das System ist ja eher ein Diskosystem, wenn ich das richtig verstanden habe) bzw. mit welcher Nadel ich die besten Ergebnisse erziehlen könnte ...

Schon mal Danke für die Hilfe!

Helge
RealHendrik
Inventar
#2 erstellt: 18. Okt 2004, 16:28
Wie Du schon richtig erkannt hast, ist das Concorde Pro ein Discosystem. Unabhängig vom Erhaltungszustand der Nadel ist die Hauptaufgabe eines Discosystems: absolut sicheres Abtasten, auch bei extremen Bedingungen (Scratchen). Das wird in erster Linie dadurch erreicht, dass die Auflagekraft deutlich höher ist als bei einem normalen Hifi-System... leider unter Aufopferung guten Klanges.

Kurz: Für Klassikschallplatten ist dieses System nur bedingt bis gar nicht geeignet...

Gruss,

Hendrik
Helge_W
Ist häufiger hier
#3 erstellt: 19. Okt 2004, 08:58
Hmm. Habe nun 36 Euro in eine neue Nadel investiert - gleich einen neuen Aufnehmer zu kaufen, erschien mir dann doch übertrieben. Um ehrlich zu sein, ich bin maßlos enttäuscht: Keine Höhen, keine Bässe ... es ging so weit, dass ich am Ende der letzten Nacht noch mal ne CD eingelegt hab, um mich zu vergewissern, dass mit der Anlage alles in Ordnung ist. Ich mein, dass sich mit Schallplatten nicht die Präzision einer guten CD erreichen läßt, war mir ja klar. Aber dass es so schwach ist ...
Deshalb möcht ich doch noch mal nachfragen: Ist das normal? Der PS sollte doch eigentlich nicht soo schlecht sein (Technics 1210), und von dem Rotel RC 972 (mit dem optionalen, integrierten Plattenmodul) dachte ich eigentlich bisher auch, er sei ganz brauchbar. Als Endstufe hab ich ne Radford 25er Renaissance Series, die LS sind von Klipsch (RF 35).
Liegts nur am Aufnehmer? Oder kann ich von einer Schallplatte nicht mehr erwarten?

Grüße

Helge
directdrive
Inventar
#4 erstellt: 19. Okt 2004, 09:42
Moin Helge,

tja, das klingt nicht so gut - hier kommen wohl mehrere Dinge zusammen:
Die Concordes gehören nach meinem Empfinden nicht gerade zu den Präzisionswundern, etwas "mumpfig" bei sehr beschränktem Auflösungsvermögen. Den RC-972 kenne ich nicht, aber über Rotels Phonoeingänge hört man wenig Gutes. Bei einigen älteren Rotels aus den 90ern (RA-840 BX2, BX3 und eine Vorstufe, deren Name mir entfallen ist) grenzten sie an Unverwendbarkeit: Extrem hohe Kapazitäten, die einen Betrieb der meisten MMs praktisch unmöglich machte - dumpf, matschig und verhangen.

Abhilfe bringen eine externe zusätzliche Phonovorstufe oder der Einsatz eines Highoutput Moving Coil Systems, dem die zu hohe Kapazität eher egal ist.

Drei Fragen: Was für eine Nadel hast Du für das Ortofon gekauft? Stimmt die Auflagekraft? Dein Rotel hat ganz sicher den MM-Einschub, nicht zufällig die MC-Version?

Und: Grundsätzlich kannst Du von einer Schallplatte eigentlich nahezu das Gleiche erwarten wie von einer CD - von Rauschen und Knistern 'mal abgesehen - Du mußt für diese Qualität jedoch einen erheblich höheren Betrag anlegen.

Der Technics ist ein sehr guter Start - mit einem passenden Tonabnehmer an einem qualitativ guten Phonoeingang, kann er schon eine optimale Lösung darstellen.

Viele Grüße sendet

Brent
RealHendrik
Inventar
#5 erstellt: 19. Okt 2004, 09:49
Hmm, für eine Kleinigkeit mehr als 36 Euro hättest Du ein sehr brauchbares HiFi-System samt Headshell bekommen können. Der Concorde Pro macht nun wirklich keinen HiFi-Klang - der ist nunmal mehr ein schweres Werkzeug, und kein Uhrmacherschraubendreher (wie eigentlich erforderlich).

Am Plattenspieler liegt es m.E. nicht. Der SL-1210 ist - aus HiFiSicht - eine sehr achtbare, gehobene Mittelklasse, sozusagen der Golf TDI unter den Plattenspielern. Zu Deinem sonstigen Equipment kann ich aus Unkenntnis nichts sagen, aber ich vermute mal, die Hardware ist o.k.

Probleme mit der Höhenwiedergabe kann auch an der Eingangsimpedanz des Verstärkers liegen, allerdings nicht das Problem mit den Bässen. Hier tippe ich eher auf eine mangelhafte Justage des gesamten Plattenspielers (Auflagekraft, Skatingkompensation usw.

Nicht zuletzt kann es natürlich auch an mangelhafter Qualität der Schallplatte liegen! Insbesondere seit den 70ern gibt es immer wieder miserable Pressungen, quer durch alle Genres, die klingen selbst auf feinstem Equipment wie vom Anrufbeantworter.

Gruss,

Hendrik
Helge_W
Ist häufiger hier
#6 erstellt: 19. Okt 2004, 11:14
Ich habe eine Nightclub gekauft, auf Anraten des Verkäufers (bin mir nat. dessen bewußt, dass er möglicherweise einfach nur das teuerste empfohlen hat). Was die Einstellung des PS betrifft, so habe ich mich da auf den Besitzer verlassen, der eigentlich wissen sollte, was er tut - er hat den Technics bereits zu seinen DJ-Zeiten eingesetzt.
Welcher Phonochip sich im Rotel befindet, kann ich so nicht sagen, das müsste ich heute abend mal nachsehn. Es bestünde schon die Möglichkeit, mal einen "echten" Phonoverstärker zu testen, allerdings ist das mit etwas Aufwand verbunden; ich hatte wirklich gehofft, auch so zu vernünftigem Klang zu kommen.
An welches System dachtest du denn konkret, Hendrik? Sind diese Systeme üblicherweise übertragbar? Ich frage weil ich, wenn ich einen PS kaufen werde (würde), vermutlich nicht den SL-1210 anschaffen würde.
Was die Platten betrifft, die stammen aus einer Klassik-Kollektion und sind mindestens 20 Jahre alt, aber so gut wie unbespielt. Über ihre Qualität kann ich keine Aussage machen - die Schuber sind jedenfalls toll *g*.
Riker
Inventar
#7 erstellt: 19. Okt 2004, 19:12
Das billigste System mit einem unschlagbaren Preis-/Leistungsverhältnis ist das Audio-Technica AT-95. Sonst hört man auch Empfehlungen für das Shure M35x, das auch nicht extrem teuer ist. Aber auf jeden Fall würde ich das System von einem Fachmann ordentlich einbauen lassen, wenn du das Händchen dafür nicht hast. Es sind nicht alle so simpel wie ein Concorde.

Das einzige, was mich am 1210 stören würde, ist der Disco-Look - und der Tonarm Sonst ist es aber ein sehr vernünftiger Dreher

Riker
Riker
Inventar
#8 erstellt: 19. Okt 2004, 19:15
Ach ja,
glaubst du wirklich, falls sich die LP generell so anhören würde, wie von dir beschrieben (und der CD klar unterlegen wäre) - dass dann so viele Leute sie noch hören würden? Nur der Exklusivität willen? Wohl kaum

Riker
RealHendrik
Inventar
#9 erstellt: 19. Okt 2004, 22:35

Ich habe eine Nightclub gekauft, auf Anraten des Verkäufers (bin mir nat. dessen bewußt, dass er möglicherweise einfach nur das teuerste empfohlen hat).


Uh... völlig daneben. Damit bleibt es ein DJ-System mit allen seinen Vorzügen und - in Deinem Fall leider: vor allem - Nachteilen.


Was die Einstellung des PS betrifft, so habe ich mich da auf den Besitzer verlassen, der eigentlich wissen sollte, was er tut - er hat den Technics bereits zu seinen DJ-Zeiten eingesetzt.


Vorsicht: DJs stellen an ihre Dreher ganz andere Ansprüche als HiFi-Liebhaber. Insofern ist das nicht unbedingt massstabgebend.


An welches System dachtest du denn konkret, Hendrik?


Kein Bestimmtes. Aber von Shure, Audio Technica und Ortofon gibt es in der genannten Preisklasse schon sehr ordentliche Einsteigersysteme. (Wobei hier mehr als anderswo gilt: Je mehr man dafür investiert, desto besser ist auch das Ergebnis.)


Sind diese Systeme üblicherweise übertragbar? Ich frage weil ich, wenn ich einen PS kaufen werde (würde), vermutlich nicht den SL-1210 anschaffen würde.


Tja... die meisten TA sind auf den üblichen Halbzoll-Tonköpfen (oder neudeutsch: Headshell) montierbar. Daneben gibt es noch den späten Versuch, ein vereinfachtes System namens T4P auf den Markt zu bringen. Und gelegentlich findet man noch Systeme, die direkt auf den SME-Anschluss, wie ihn z.B. der 1210 auch hat, montiert werden können.

Rein physisch sind TA ohne weiteres übertragbar. Halbzollsysteme lassen sich praktisch in jeder Headshell montieren, T4P-Systeme gibt es kaum noch, und SME-Systeme sind eher selten.

Elektrisch und mechanisch mag es gewisse Inkompatibilitäten geben. Hier sind vor allem die erforderliche Abschlusskapazität und die sog. Nadelnachgiebigkeit genannt. In Grenzen sind Abweichungen da gut tolerierbar.


Was die Platten betrifft, die stammen aus einer Klassik-Kollektion und sind mindestens 20 Jahre alt, aber so gut wie unbespielt. Über ihre Qualität kann ich keine Aussage machen - die Schuber sind jedenfalls toll *g*.


Wenn die Schuber "toll" sind und die Platten ansonsten so gut wie unbespielt, solltest Du eigentlich ein ordentliches Ergebnis bekommen. (Schuber sind meist etwas "angestoßen", aber die darin befindlichen Platten sind oft noch erstklassisch (albernes Wortspiel, hähä). Wie toll müssen die dann erst bei Dir sein!?)

Gruss,

Hendrik
Helge_W
Ist häufiger hier
#10 erstellt: 20. Okt 2004, 06:28
Den Audio-Technica AT-95 hab ich für 39,- gesehn. Das wäre mir einen Versuch wert. Aber ihr würdet eher dazu raten, das System beim Händler zu kaufen und gleich dort einbauen zu lassen? Dann müsst ich mich mal umsehn, wo's hier noch sojemand gibt ...
Ich habe gestern noch mal direkt verglichen, mit der 1041 von Bach. Allerdings ist die CD eine ziemlich gute Aufnahme (irgendwo muss ich das auch noch in ner 5-Euro Weihnachtsausgabe haben - mit der vergleich' ich auch noch mal). Jedenfalls: Insgesamt löst die Platte deutlich schlechter auf, die einzelnen Instrumente heben sich lange nicht so schön voneinander ab. Tiefe Passagen (Pauken und Kontrabass) gehen ziemlich unter, Flöten neigen fast ein wenig zum quietschen. Insgesamt ist das Bild viel weicher. Als besonders unangenehm empfinde ich allerdings ein Knistern im rechten Lautsprecher, dass sich bei lauten, hohen Passagen - Violinen und Flöten - einstellt. Man bekommt richtig Angst um die LS ....
Natürlich denk ich nicht, dass sich LP generell so anhört. Sonst hätte ich das auch garnicht ausprobiert - und würde jetzt nicht nachfragen. Ich habe nicht erwartet, dass es mit meinen guten CDs mithalten kann (zumal ja auch die Aufnahmetechnik damals möglicherweise noch nicht so weit war), aber ich hätte gedacht (und denke das immernoch), dass man es zumindest genießen könne ...
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