Tonabnehmer mit sieben Siegeln /o\

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oXSiggiXo
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 16. Jul 2016, 19:34
Hallo

ich stöber natürlich jetzt wo ich einen Plattenspieler gucke, auch gerne in den angebotenen Tonabnehmern rum. Nun muss dieser ja zum Plattenspieler oder Tonarm passen. Also könnte ich das umschauen auch gleich sein lassen. Ich verstehe nämlich nur Bahnhof

Tonabnehmer Gewicht, effektive Tonarmmasse, schwere und leichte Tonarme, Auflagekraft, Compliance, Kapazität, Resonanzfreqzenz und was weiss ich, was man alles beachten muss.

Wie hängt das alles zusammen? Woher bekomme ich die Werte? Kann ich Werte auch errechnen? Wie geht man bei der Tonabnehmerauswahl vor?

Ich bräuchte mal einen Kurs überTonabnehmer :-D

Gruss
Siggi
akem
Inventar
#2 erstellt: 16. Jul 2016, 20:27
Zur Mechanik:
Die Nadelnachgiebigkeit des Tonabnehmers geht eine Wechselwirkung mit der effektiv bewegten Masse des Tonarms plus Eigengewicht des Tonabnehmers und Schrauben ein. Das ganze ergibt ein schwingfähiges Feder-Masse-System, das z.B. durch verwellte Platten angeregt werden kann. Die Resonanz sollte zwischen 8 und 12 Hertz liegen. Was paßt zusammen? Das kannst Du hier ausrechnen lassen: http://www.vinylengi...ass=12&submit=Submit
Manchmal wird die effektive Masse des Arms ohne Headshell angegeben (z.B. bei Ortofon) und manchmal auch inklusive Tonabnehmer (z.B. früher bei manchen Technics-Drehern).

Zur Elektrik:
Ein Tonabnehmer beinhaltet eine Spule, in die die Signalspannung induziert wird. Je nach Tonabnehmertyp ist diese Spule sehr klein (MC - Moving Coil) oder auch sehr groß (MM - Moving Magnet und MI - Moving Iron). Elektrisch gesehen hat ein Tonabnehmer neben dem Wert der Spule (Einheit Induktivität) auch einen Innenwiderstand (des hauchdünnen Spulendrahtes). Letzterer tritt in Wechselwirkung mit dem Eingangswiderstand der Phonostufe, welcher bei MM de facto genormt ist (47kOhm), bei MC aber nicht und da kann eine Einstellbarkeit nicht schaden. Die Induktivität tritt in Wechselwirkung mit der Eingangskapazität - es entsteht ein Schwingkreis mit einer Resonanzfrequenz, der zu einer Frequenzgangsüberhöhung führt wenn es nicht paßt. Bei MC-Systemen ist die Induktivität so klein, daß die Schwingkreisresonanz weit außerhalb des Hörbereichs liegt, bei MM und MI Systemen jedoch ist das relevant und die Hersteller geben eine Empfehlung ab. Ist die Kapazität zu hoch entsteht eine Überhöhung im unteren Hochton verbunden mit einem steilen Abfall im Super-Hochton (~10...15kHz). Ist sie zu niedrig ist der Hochton etwas unterbelichtet.

Gruß
Andreas
oXSiggiXo
Ist häufiger hier
#3 erstellt: 16. Jul 2016, 21:46
Und woher bekomme ich die effektive Masse? Also den Wert den ich nehmen muss in der Tabelle^^

Gruss
Siggi


[Beitrag von oXSiggiXo am 16. Jul 2016, 21:46 bearbeitet]
volvo740tius
Inventar
#4 erstellt: 16. Jul 2016, 23:56
Hallo,

steht bei manchen Modellen in der Bedienungsanleitung, wenn nicht -> wiegen. Den Tonarm ohne Tonabnehmer und ohne Kontergewicht mit dem Systemträger auf einer geeigneten Waage (der Wert liegt im unteren zweistelligen Grammbereich) ablegen. Das abgelesene Ergebnis entspricht annähernd genau der effektiven Masse.

Gruß Thomas


[Beitrag von volvo740tius am 16. Jul 2016, 23:57 bearbeitet]
oXSiggiXo
Ist häufiger hier
#5 erstellt: 17. Jul 2016, 10:19
Danke :-)
akem
Inventar
#6 erstellt: 17. Jul 2016, 10:30
Die Wiegemethode entspricht der effektiven Masse erfahrungsgemäß auf plusminus 1g genau. Im Analog-Forum gab's mal nen Fred dazu, in dem eine ganze Reihe von Usern ihre Tonarme auf diese Art gewogen haben und mit den angegebenen Werten verglichen haben.
Manchmal findet sich der Wert auch im Netz. Aber wie gesagt: vor dem Einsetzen in die Tabelle noch das Eigengewicht des Tonabnehmers dazu addieren sowie das Gewicht der Schrauben (kann man in den meisten Fällen mit einer Pauschale von 1g ansetzen).

Gruß
Andreas
Goldenes_Ohr
Stammgast
#7 erstellt: 17. Jul 2016, 15:34

akem (Beitrag #6) schrieb:
Die Wiegemethode entspricht der effektiven Masse erfahrungsgemäß auf plusminus 1g genau. Im Analog-Forum gab's mal nen Fred dazu,..

Hallo,
Andreas, ich kenne den Thread auch, und wenn ich mich recht erinnere, dann lagen die gewogenen Werte und die angeblichen offiziellen Werte doch insgesamt deutlich weiter auseinander, manchmal gar erheblich, was aber da wohl eher an fehlerhaften Angaben in den BDAs oder sonst wo im Netz lagen .. jedenfalls, +/- 1Gramm Genauigkeit, dass ist Wunschdenken!

Um es noch mal klar zu machen, bei der Methode des Wiegens des Tonarms bleibt der Arm im Plattenspieler montiert, und wird nur vorne, da wo normalerweise der TA montiert ist, auf der Höhe der Nadel (!), gewogen (etwa mit einer Federwaage), die Gegengewichte (GG) müssen dabei vorher entfernt werden. [Edit: man kann natürlich auch mit montierten TA wiegen, aber ohne GG, und dann das Gewicht des TA wieder vom Ergebnis abziehen ..]

Alleine aus der mathematischen Tatsache, dass unterschiedlich schwere GG und die dabei variierende Position hinten am Tonarm unterschiedlich in die Berechnung der eff. Tonarmmasse einfließen - dabei gilt i.ü. das „Paradox“: umso schwerer (GG) desto leichter (eff. Tonarm Masse) -, ergibt sich schon, dass die Methode so ihre Mängel hat, aber zur groben Abschätzung ist sie allerdings zu gebrauchen, daher auch für eine grobe Auswahl eines TA durchaus geeignet (ganz entgegen dem Spott, den manche, die dies vertreten, gelegentlich im Netz zu ertragen haben)
MfG Tom


[Beitrag von Goldenes_Ohr am 17. Jul 2016, 19:37 bearbeitet]
Hörbert
Inventar
#8 erstellt: 18. Jul 2016, 08:01
Hallo!


....... +/- 1Gramm Genauigkeit, dass ist Wunschdenken!..........


Nö, kommt ziemlich genau hin, ich habe das seinerzeit mit geeichter Digitalwaage und allen meinen gut dokumentierten Tonarmen ausprobiert.


.......Alleine aus der mathematischen Tatsache, dass unterschiedlich schwere GG und die dabei variierende Position hinten am Tonarm unterschiedlich in die Berechnung der eff. Tonarmmasse einfließen ......


Ja, als Werte hinter dem Komma, der kurze Kraftarm geht in die eff. bewegte Masse des Lastarmes nur mit vernachlässigbaren Werten ein.


........ zur groben Abschätzung ist sie allerdings zu gebrauchen,.........


Nun, du kannst natürlich auch den gesamten Tonarm auseinandermontieren und das Tonarmrohr mit Headshell und Verdrahtung wiegen, danach solltest du dann noch die virtuelle Masse die durch die mechanische Trägheit des Tonarmlagers entsteht messen, dann hast du einen genauen Wert der sich zwar von dem einfachen mit der obigen Methode ermittelten Wert marginal unterscheidet gewonnen aber man kann es auch übertreiben, schließlich ist der gesamte mechanische Abtastprozess ohnehin eine eher grobe Angelegenheit.

MFG Günther
Goldenes_Ohr
Stammgast
#9 erstellt: 18. Jul 2016, 15:39

Hörbert (Beitrag #8) schrieb:
.. dann hast du einen genauen Wert der sich zwar von dem einfachen mit der obigen Methode ermittelten Wert marginal unterscheidet gewonnen aber man kann es auch übertreiben, ...

Hallo,
was „Übertreibung“ ist, sieht mE jeder anders ..
Wir sind uns einig, dass die besagte Methode zur Einschätzung brauchbare Ergebnisse liefert, uneins sind wir uns über evtl. Abweichungen von den tatsächlichen Werten … nur kurz, in dem Thread geht es hier ja um was anderes!
Ich würde eher eine Genauigkeit im Bereich von ca. +/-20% ansetzten, das reicht zur Einteilung in leichte, mittelschwere und schwere Arme!
Ich hatte das alles mal nachgerechnet, nur soviel, hier ein konkretes Beispiel dazu:

http://www.hifi-foru...d=21154&postID=41#41

Zitat:

"Vertikal: (Bsp. Yamaha MC-9): 25,8g – (Bsp. AT-150 MLX): 27,1g
..
insofern man das GG um etwa 27g auf insg. 80g erhöhen würde, so würde im Falle des AT150 die Werte wie folgt lauten: .. V= 21,9g ..“

Da sieht man, dass ein Unterschied von 27g bei dem GG einen Unterschied von ca. 5g in der effektiven Tonarmmasse ausmacht, diese 27g werden aber bei der oben beschriebenen Methode des Tonaarmwiegens nicht erfasst, bzw. völlig ignoriert! Daher ist alleine schon mit diesem Fall der Gegenbeweis zu der +/- 1g Aussage erbracht! (zur Mathematik werde ich mich hier nicht äußern)
Das sieht man auch schon daran, dass alleine die Verwendung unterschiedlich schwerer TA die eff. Tonarmmasse (ohne TA) bis zu 1,3g verändert ..

Allerdings macht dieses 27g schwerere GG in diesem Fall nur einen Unterschied von ca. 0,5Hz bei der Resonanz aus, ist da also für sich genommen völlig nebensächlich, …

Jetzt kann man wieder sagen, spielt bei der eh schon miserablen LP Qualität keine Rolle, aber das war und ist hier nicht das Thema, mE dürfte klar sein, dass die +/- 1g These so nicht stimmt, .. Hörbert, dass deine Messungen da gepasst haben, kann ja sein, Verallgemeinern lässt sich dies nicht, rein Mathematisch gesehen! (und die Physik lässt sich ja nicht einfach außer Kraft setzen, da kann man schreiben was man will ..)
MfG Tom


[Beitrag von Goldenes_Ohr am 18. Jul 2016, 16:54 bearbeitet]
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