Klaus Schulze verstorben

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DJ_Bummbumm
Inventar
#1 erstellt: 28. Apr 2022, 19:13
Klaus Schulze hat die Ausdrucksmöglichkeiten des Synthesizers bereits ausgelotet, als elektronische Klänge in weiten Kreisen noch verpönt waren.
Seine Musik hat polarisiert, seine Person ist stets hinter das Werk zurückgetreten.
Noch der abweisenste Kritiker musste ihm zugestehen, dass er seinen eigenen musikalischen Weg ging.
Obwohl er mit der Ankunft des Synthie-Pops etwas ins Hintertreffen geraten ist, hat er bis zu seinem Lebensende immer weiter gemacht.
Nun ist er im Alter von 74 Jahren gestorben.
f_native
Ist häufiger hier
#2 erstellt: 01. Mai 2022, 22:04
Wieder ist eine Legende von uns gegangen.
Schulze war zu Beginn seiner Karriere mit seinen Klängen seiner Zeit voraus. Er war für mich immer eine der wichtigsten Persönlichkeiten im Bereich elektronischer Musik.
Ruhe in Frieden, Klaus.

Im Gedenken lausche ich gerade dieser Komposition:

20220501_214321

Grüße,
Frank.
Michael_KR
Stammgast
#3 erstellt: 18. Jun 2022, 01:43
Wow, einer der ganz, ganz großen Musiker in Deutschland stirbt und keinen juckt es hier im Forum?
Man kann zur Musik von Klaus Schulze stehen, wie man will, aaaber, dass er wirklich einen, nein, eher mehrere Meilensteine setzte und damit Paradigmenwechsel vornahm, eine wirklich Revolution statt „nur“ Evolution betrieb, sollte wirklich JEDEM Musikinteressenten klar sein.

Das häufig angebrachte und m.E. zu simple „Klaus Schulze ist der Vater des Techno“ trifft zwar einerseits voll den Kern, reduziert andererseits das gigantische Schaffen eines Klaus Schulze allerdings viel zu sehr. Auch die Etiketten wie (Zitat eines K.S.-Nachrufes): „Er hat Strömungen wie Ambient, Industrial, Techno, Drum’n‘Bass vorweggenommen, und sein Einfluss ist bei Künstlern von Pink Floyd, Jean Michel Jarre, Air bis zu Schiller und Paul Kalkbrenner zu spüren.“ sind sicherlich nicht ganz falsch, beschreiben sein Werk allerdings auch eher rudimentär. Es sind eben Etiketten, nicht mehr, nicht weniger, die einfach aufgeklebt werden.

Von allen Nachruf-Zitaten beeindruckte mich die eines einfachen Lesers am meisten, weil es so schlicht, aber doch so grundsätzlich menschlich und sehr treffend ist: Möge er in Frieden ruhen, musikalisch muss er sich dort, wo er jetzt ist, sicher nicht umstellen..

Das hat schon etwas wie vom „Der Münchner im Himmel“ mit dem Engel Alois …

Ich will hier keine Analyse der elektronischen Musik anbringen – interessiert hier wohl eh keinen, aber, dass ein Klaus Schulze neben Theoretikern wie Pierre Henry, vor allem aber Pierre Schaeffer sowie dem deutschen Karlheinz Stockhausen und eher den Musikschaffenden wie Jean-Michel Jarre (übrigens, der Sohn vom gigantischen Filmkomponisten Maurice Jarre !!!), CAN-Mitgründer Holger Czukay sowie CAN-Schlagzeuger Jaki Liebezeit, Kraftwerk – vor allem in Form der Gründer Ralf Hütter und Florian Schneider (das spätere Kraftwerk-Gedudel war ja nur noch peinlicher Kommerz), oder auch einem Edgar Froese, Gründer der Gruppe Tangerine Dream, nicht nur gleichberechtigt daneben steht, sondern m.E. sogar über allen schwebt.

Es ist absolut müßig die Fragen zu beantworten, wer denn nun als erstes einen Sequenzer im Studio bei Aufnahmen benutzt hatte, wer als erstes einen Synthesizer (Mono- oder Polyphon !?) einsetzte – war es ein Klaus Schulze oder doch nicht eher Pink Floyd unter Regie ihres damaligen genialen Toningenieurs und späteren Musikers Alan Parson (war übrigens im Mai 2022 in München auf der dortigen HiFi-Messe und hielt ne Rede)? Oder war es eventuell sogar Eberhard Schoener? Oder Dieter Moebius (gestorben: 2015)? Oder noch früher Oskar Sala oder gar Max Brand – ein eher unbekannter österreichisch-amerikanischer Komponist und Pionier der Synthesizer- und elektronischen Musik; lebte von April 1896 bis April 1980 – ein eher verkanntes Genie, der in den USA oft mit dem Synthesizer-Pionier Robert Moog zusammen saß und zusammen arbeitete. Brand war einer der ersten, der einen speziell für ihn entwickelten Moog-Synthesizer erhielt und umfassend benutzte. Weit vor dem genialen Synthesizer Modular Moog III, den Klaus Schulze Jahrzehnte besaß und den er dann in der „Bucht“ vertickerte. Der Modular Moog IIIp von Eberhard Schoener steht seit Mai 2019 im Deutschen Technikmuseum in München. Der Modular Moog auch als Big Moog bezeichnet, war ein etwa 100 Kilogramm schweres, schrankhohes Ungetüm – Klaus Schulzes Arbeitsgerät bis … (Zitat) „Das System war noch Anfang März 2005 für das Album „The Dark Side of the Moog X“ in vollem Einsatz. Übrigens: Eins der genialsten Alben von ihm sowie seinem Mitstreiter Pete Namlook – bürgerliche Name Peter Kuhlmann aus Frankfurt am Main; auch schon tot seit November 2012 – RIP.

Aber, darum geht es in der Darstellung seines großen Werkes UND vor allem seiner genialen Taten von Klaus Schulze doch gar nicht. Es geht eher um die Wege und Richtungen, die K.S. sehr konsequent nach seiner (nur sehr kurzen) Drummer-Karriere bei Tangerine Dream unbeirrt und völlig konsequent ging. Überhaupt Tangerine Dream mit dem Gründer Edgar Froese UND eben einem Klaus Schulze ….

Weiß denn heute noch jemand, was für Meilensteine gerade diese Deutsche Gruppe setzte? Krautrock? Diesen Ausdruck / Bezeichnung finde ich eher peinlich und primitiv (kommt auch - eher abwertend gemeint - aus der britischen Musikszene !!!) Ja, es gab und gibt noch Krautrock – aber wie damals zur „Neuen Deutschen Welle“ (NDW) war nicht alles NDW, was Deutsch sang !!! Oft ganz im Gegenteil.

Bei Edgar Froese, dem Gründer der Gruppe Tangerine Dream (auch schon tot seit 2015) wohnten im Jahr 1976 David Bowie und Iggy Pop kurze Zeit bei ihm und seiner Familie, bevor beide in die Hauptstraße 155 nach Schöneberg zogen. Bowie bezeichnete Froeses Album "Epsilon in Malaysian Pale" (je nach Sprache auch als "Ypsilon ...") als „ein unglaublich schönes, verzauberndes, treffendes Werk… „Das war der Soundtrack zu meinem Leben, als ich in Berlin wohnte“, meinte Bowie einmal. Froese war nicht nur mit David Bowie und Iggy Pop, sondern ebenso mit Brian Eno, George Moorse, Friedrich Gulda (genialer Klassik-Pianist), Salvador Dalí und vielen anderen Weltstars befreundet.

Apropos Brian Eno – da sollten wir jetzt unbedingt auch an das legendäre Studio von Conny Plank tief im Lande aufm Bauernhof erinnern (Rhein-Sieg-Kreis; südwestlich von Köln). Dort, wo u.a. Kraftwerk, Neu!, Michael Rother, Eurythmics, Gianna Nannini uvam sich damals die Türklinke in die Hand gaben - nur David Bowie, den mochte der Conny nicht Den guten Bowie ließ er einfach vor der Tür stehen. Übrigens, der Name "Kraftwerk" kam ebenso vom Studio Conny Plank, denn nicht allzuweit stand dort ein richtiges Kraftwerk und diese eine Szene verhalf Ralf und Florian zur Idee des Bandnamens.

Zurück zu Klaus Schulze. Es gibt das legendäre Foto und Video von ihm in jungen Jahren, wo und wie er im Schneidersitz auf einem Flokatiteppich hockt, an drei Seiten umgeben von Synthesizern, Mischpulten, Sequenzern und Tonbandgeräten. Vorsichtig dreht er an Reglern, spielt ein paar Töne auf einem der Keyboards etc..

Dieses Video stellt für viele Fans weltweit quasi der heilige Gral der elektronischen Musik dar. Übrigens wird dieses Video gerne mit Kommentaren versehen und wie so oft – gilt ein Musiker wie z.B. Klaus Schulze im Ausland tausend Mal mehr als in der dummen, vermieften sowie immer noch überaus spießigen Bundesrepublik aka Deutschland, wo eher Gartenzwerge der ultimative Kick sind (also, nix gegen Gartenzwerge, wir haben in unserem Garten auch welche – vor allem der Sensenmann-Gartenzwerg ist der Knüller ! Oder der aufm Klo sitzt …).

Aber es zeigt mal wieder eindeutig, dass wir Deutsche uns um die eigene Kultur und ihren Schaffenden einen Sch...dreck kümmern und eher den Müll aus den USA oder gar den aus GB anhimmeln, egal wie schlecht und primitiv es ist (Oasis !!?). Dabei hatten und haben sich die dortigen Musikschaffenden oftmals eher an geniale Deutsche Musiker und Künstler wie eben einem Klaus Schulze – oder auch an einem genialen Deutschen Gitarristen wie Michael Schenker orientiert (auch hier himmeln Deutsche eher solche (sicherlich tollen) Gitarristen wie Jimi Hendrix oder gar einen Eddie Van Halen an – und vergessen darüber hinaus einen genialen Deutschen Typen wie Michael Schenker – aber, ein anderes Thema). Nach wie vor bin ich völlig verblüfft, wie sehr ein Ludwig van Beethoven oder gar der Deutsche (ja, er ist zu 100 % ein Deutscher !!! - aber, auch ein anderes Thema) Wolfgang Amadeus Mozart in Asien vor allem in China und Japan heute noch – vor allem auch von der dortigen Jugend – quasi angebetet werden. Fragt man dagegen heute Deutsche Jugendliche auf der Straße, wissen die eher wer oder was Pink! oder Shakira ist, aber diese klassischen Namen kennen sie leider meistens nicht. Und wer, um Himmels willen ist eigentlich Adele? Mit DR = 0,1 oder so !?

Zurück zu Klaus Schulze: Er ist einer der ganz, ganz großen Deutschen Musiker und sein Tod ist wirklich tragisch; auch wenn er schon seit Jahren hin und wieder stark kränkelte. Unvergessen sein „Comeback“ (nach 5 Jahren krankheitsbedingter Pause) auf der Loreley (ja, ja, der Deutsche Schicksals-Felsen !!!), wo er zusammen mit Lisa Gerrard am 18. Juli 2008 ein unsterblich schönes und eindrucksvolles Konzert gab. Die DVD dazu kann ich jedem, der an elektronische Musik und vor allem an Klaus Schulze interessiert ist, ans Herz legen. Irre Musik mit tollen schönen Farben / Videoaufnahmen. Es gibt das Konzert auch auf CD („Rheingold“). Genial ist auch, wie Klaus in seiner ruhigen, fast stoischen Art den elektronischen Musikinstrumenten / -Computern die wunderschönsten Klänge entlockt. Einfach wirklich genial anzusehen !

So viel wollte ich eigentlich gar nicht schreiben, sorry. Hier nun eine kleine Liste von (persönlichen) CD-Empfehlungen, für den, wen es eventuell interessieren sollte. Klaus Schulze war ja im Schaffen überaus fleißig (etwa 50 Alben), deshalb kenne und habe auch ich bei weitem nicht alles - wie z.B. die Doppel-CD „The Dresden Performance“ - soll gut sein.

Wer etwas Grundsätzliches von Klaus Schulze hören möchte, dem empfehle ich selbstverständlich als erstes sein geniales Album: Moondawn – die dort gewebten „Klangteppiche“ und Sequenzer-Abläufe sind so etwas von typisch für ihn. Stets klasse anzuhören; selbst heute noch.

Weiterhin sehr empfehlenswert, vor allem deshalb, weil ein paar seltene Musikstücke (extrem lange, aber gaanz tolle „Klangteppiche“) wie „Schrittmacher“, „Ion / Andromeda - The Ion Perspective“, oder das episch lange „Andromeda – The Grand Trance“ (mit immerhin rund 41 Minuten Länge) kostenfrei dabei sind: Sein Geburtstagsalbum ,Eternal - The 70th Birthday Edition, (2 CDs) für nur 20,- Piepen – ein Kracher. Super sind auch die „Big In Japan“ (Live In Tokyo 2010) (2CD + DVD) ebenso für nur 20,- Piepen zu haben. Weniger interessant – eher ein bissl langweilig, aber schön ruhig (Rubrik: Chill-Out): „In Blue“ (3 CDs). Darüber hinaus fand ich die „Linzer Stahlsinfonie“ in der Voest-Alpine ja ganz witzig, aber, es ist nicht so die typische K.S.-Musik – mir fehlen dort die perlenden Sequenzer-Klangteppiche – könnte man eher als „Hardrock“ von K.S. bezeichnen – aber schon lange nicht mehr gehört.

Sehr empfehlenswert dürfte auch die CD „The Crime Of Suspense“ sein. Die bietet ebenso wie „Rheingold“ mit Lisa Gerrard ein bissl mehr als seine herkömmlichen „Klangteppiche“ - aber nix gegen diese wunderschönen „Klangteppiche“ vom Klaus S., gelle !!!

Ach ja, K.S. war auch Plattenproduzent und förderte junge Gruppen wie Alphaville. Annette Humpe, DIN A Testbild uam.

Und was mich persönlich auch noch sehr beeindruckte, war seine stets bescheidene und eher introvertierte Art. Klaus Schulze wollte immer, das sein Werk, sein Schaffen im Vordergrund stand und niemals seine Person. RIP – ein ganz, ganz Großer der Musikschaffenden ist von uns gegangen.

Rheingold (Klaus Schulze album)

allein die Namen der Musiktitel sind genial:

"Alberich"
"Loreley"
"Wotan"
"Wellgunde"
"Nothung"
"Nibelungen"

Mehr Geschichte geht wohl nicht mehr ...


[Beitrag von Michael_KR am 18. Jun 2022, 11:39 bearbeitet]
childofman
Stammgast
#4 erstellt: 15. Jul 2022, 09:54
Für mich ein zeitloses Meisterwerk und seit 40 Jahren auf meinen Plattenspielern: Mirage. R.I.P.
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